Das ist falsch, blöd, schlecht und überhaupt

Ein schwarzes Pferd lächelt hoffnungsvoll in die Kamera

„Film das bloß nicht, das ist furchtbar“, blökt die sogenannte Besitzerin den Mann an, der den Auftrag hat, ihre reiterlichen Glanzleistungen auf dem Smartphone festzuhalten. Weil sie mir gerade nicht im Maul hängt, sondern herauszufinden versucht, ob sie auf dem richtigen Fuß leichttrabt und ich dabei die Nase dezent vor der Senkrechten habe.

„Der Sattel sieht aber echt schäbig aus“, meint sie, als eine Miteinstallerin das gebraucht gekaufte Schätzchen, das aber zur Abwechslung endlich mal passt, auf ihrem großen Fuchs platziert.

„Ekelhaft ist das hier, so viele Fliegen“ ist ihr Kommentar, als wir bei einem Ausritt gesittet durch den Wald galoppieren. Bei sowas ist sie früher tausend Tode gestorben. Wegen Galopp und in der Wildnis und huiuiui. Dann hat sie die Beruhigungskräuter in der Sattelkammer entdeckt und anscheinend eine Überdosis erwischt. „Das ist falsch, blöd, schlecht und überhaupt“ weiterlesen

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Wo ist nochmal der Knopf für die rechte Schulter?

Ein Pferd mit Reiterin. Sie bemüht sich, gerade zu sitzen.

„Und jetzt dreh dich in die Wendung“, fordert Frau Reitlehrerin. Wir sind im Reitunterricht, auf einem unserer legendären eckigen Zirkel. Wo man nach außen eiert, feststellt, dass man den Zirkelpunkt nicht trifft, nach innen taumelt, feststellt, dass man auch den nächsten Zirkelpunkt verfehlt undsoweiter. Ich glaube, ihr wisst, was ich meine. „Wo ist nochmal der Knopf für die rechte Schulter?“ weiterlesen

Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe

„Du knickst links in der Hüfte ein“, teilt Frau Reitlehrerin sehr entspannt mit, denn das ist keine neue Korrektur und wird von der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, auch nicht sonderlich ernst genommen. Obwohl die Frau den Mann letztens noch genötigt hatte, ihr Klebepunkte aufs Kreuz zu drücken, damit man besser sieht, dass sie ihren Rücken seitlich wie ein Croissant verbiegen kann. Und das Ganze auch noch zu filmen! Offensichtlich fand sie das Resultat nicht dramatisch genug, vielleicht hat sie das Video auch gar nicht angeguckt, vielleicht ist sie aber auch wieder ein Naturtalent und kann alles allein mit der Kraft ihrer Gedanken regeln. Man weiß es einfach nicht. „Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe“ weiterlesen

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Die Frau sitzt nach (und knickt in der Hüfte ein)

Wenn der Körper nicht das tut, was er soll. Schief sitzende Reiterin, die der Schwerkraft trotzt

„Auf den Zirkel geritten!“, ruft Frau Reitlehrerin fröhlich und meine Reiterin (nicht fröhlich, wir kennen sie) wendet mich ab, auf eine eierige Umlaufbahn, deren Mittelpunkt Frau Reitlehrerin bildet. Die beobachtet uns kurz und stellt fest: „Du knickst in der Hüfte ein.“

„Wer, iiiiiich?“ Die sogenannte Besitzerin fühlt sich nicht angesprochen. Sonst ist aber keiner in der Halle. „Die Frau sitzt nach (und knickt in der Hüfte ein)“ weiterlesen

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Störende Körperteile einfach abschneiden

„Das Bein ist lang und locker“, sagt Frau Reitlehrerin und guckt auffordernd. Die sogenannte Besitzerin zieht sich davon aber nix an und wackelt weiter enthemmt mit ihren Stampferchen, während sie so tut, als würde sie meinen Trab aussitzen.

„Denk ans rückwärts Radfahren“, schlägt Frau Reitlehrerin als Alternative vor, aber auch das fruchtet nicht. Erstens ist die Frau heute körperlich eh nicht in Höchstform – wann ist sie das überhaupt, fragt man sich – und zweitens mental auch nicht. Wie so oft. Aber nicht verzagen, Frau Reitlehrerin fragen, die hat nämlich noch das ein oder andere As im Ärmel.

Die Frau währenddessen so: Wackel Wackel Wackel. Mir wird schon ganz schlecht von diesem dauernden Geschwanke. Frau Reitlehrerin lässt uns durchparieren zum Schritt und fordert: „Stell dir vor, du hättest gar keine Beine.“

Boah, jetzt geht das wieder los mit diesen bescheuerten inneren Bildern, denkt die Frau und erwidert: „Kann ich nicht.“ „Störende Körperteile einfach abschneiden“ weiterlesen

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Hoppi Galoppi

„Und an der langen Seite zulegen!“, kommandiert Frau Reitlehrerin.

„Waaas, noch schneller?“, fragt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, entsetzt. Wir sind nämlich gerade im Galopp und gehen ganze Bahn. Also ich. In einem sehr entspannten Galopp. Kurz vor dem Schlafwandeln, eigentlich. Die Frau hängt wie ein Mehlsack im Sattel und krallt sich da fest, während sie sich dessen ungeachtet wie Ingrid Klimke fühlt, weil GANZE BAHN und UIUIUI. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich diesen Zeitlupen-Galopp mittlerweile so perfektioniert, dass man fast denken könnte, er wäre versammelt. Ist er aber nicht. Nur langsam. Aber pst, nicht Frau Reitlehrerin erzählen. Die Frau gibt halbherzig treibende Hilfen und ist froh, dass ich sie ignoriere.

„An der langen Seite zulegen!“, wiederholt Frau Reitlehrerin lauter, in der Annahme, die sogenannte Besitzerin hätte sie akustisch nicht verstanden. Aber da kann ich sie beruhigen, die Akustik ist nicht das Problem. „Hoppi Galoppi“ weiterlesen

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Auf der Suche nach dem OMMMM

Die Frau hat Olympia geguckt und „will das jetzt auch“, wie sie dem Mann erklärt. Praktischerweise ist gleich Reitstunde, so dass auch Frau Reitlehrerin über die neue Zielsetzung informiert wird. Frau Reitlehrerin ist eine große Diplomatin und verzieht keine Miene, als die Frau mit wichtigem Gesichtsausdruck, gestiefelt, gespornt und herausgeputzt an ihr vorbeimarschiert, um sich an der Aufsteighilfe auf meinen Rücken und in den vom Mann liebevoll geputzten Sattel zu hieven. Sogar einen neuen Reithelm mit Glitzer hat sie, „weil sowas im Sport alle tragen“. Oben angekommen, setzt sie sich zurecht, was bedeutet, dass sie sich nicht zwischen Stuhl- und Spaltsitz entscheiden kann und permanent zwischen beiden wechselt. Rumms, werden die Zügel aufgenommen. Ähnlich liebevoll gestaltet sich die Hilfengebung zum Anreiten, was Frau Reitlehrerin dazu veranlasst, noch einmal die Hierarchie der Hilfen anzusprechen.

„Weiß ich doch, die Hilfen werden in einer bestimmten Reihenfolge gegeben“, winkt die Frau ab und rät: „Erst das innere Bild, dann die Atmung, das Becken, dann das Bein und zuletzt die Hand?“

„Ganz genau“, lobt Frau Reitlehrerin.

Worauf sich die Frau reckt und laut nach Luft schnappt. Ich habe genug gehört und setze mich in Bewegung. Die sogenannte Besitzerin sitzt währenddessen stocksteif und hyperventilierend auf mir herum und denkt an Piaffen. „Auf der Suche nach dem OMMMM“ weiterlesen

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„Was kann ich denn dafür, dass ich so ein unruhiges Bein habe?!“

Das Bein ist lang und locker. Also theoretisch.

Frau Reitlehrerin hat sich eine kurze Auszeit gegönnt – gegen den erklärten Willen meiner sogenannten Besitzerin. („Wie – du brauchst Urlaub? Hier im Stall verbringen wir unsere Freizeit, wovon musst du dich denn da erholen?!“). Nun ist sie wieder da, um zu begutachten, was sich während ihrer Abwesenheit getan hat. Sehr viel, könnte ich ihr antworten, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde gemobbt. Zum Beispiel von der sogenannten Besitzerin, die sich für die Wiedergeburt von Ingeborg Werth hält. Oder wie die heißt, ich kann mir ja nicht alles merken. Die Frau ist jedenfalls wieder voll im Dressurqueen-Modus und lässt es jeden merken, den Lutschi und mich eingeschlossen. „„Was kann ich denn dafür, dass ich so ein unruhiges Bein habe?!““ weiterlesen

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„Du hast mir ins Atmen gequatscht!“

Kann nur atmen, wenn sie sich konzentriert: Die Frau

Neulich im Reitunterricht: Die sogenannte Besitzerin sitzt auf mir rum. Ihre Beine sind lang und locker, der Rücken gerade (kein Hohlkreuz!), der Unterkiefer ist entspannt (ihrer und meiner). Sogar an das Daumendach auf den weichen Zügelfäusten hat sie gedacht. Außerdem ist ihre Gehirnaktivität ungefähr bei null, was ich sehr angenehm finde. Dann werde ich wach und setze mich in Bewegung, weil ich Frau Reitlehrerin sehe und sie begrüßen will. „„Du hast mir ins Atmen gequatscht!““ weiterlesen

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