Für euch gelesen: Nina – Das Flüstern der Pferde

Das spanische Mähnenwunder liest "Nina - Das Flüstern der Pferde"

Die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, hat ein echtes Problem. Und zwar hat sie eine Freundin. Das allein ist zwar erstaunlich, aber noch nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr die Tochter der Freundin. Weil die Geburtstag hat und die Frau ihr was schenken will. Aber nicht irgendwas, nein, es soll ein vernünftiges Geschenk sein. Nun ist guter Rat teuer. Aber zum Glück gibt es das Internet und die liebe Carina Warnstädt, die praktischerweise gerade ein Buch geschrieben hat und es uns zum Probelesen überlassen hat. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich lesen und schreiben kann! Der Lutschi, was unser spanisches Mähnenwunder ist, darf auch mittesten. Sein Anteil beschränkt sich darauf, das Umschlagfoto anzugucken und seinen Kopf in die Kamera zu halten, damit man denkt, er wäre intelligent oder zumindest Influencer. „Für euch gelesen: Nina – Das Flüstern der Pferde“ weiterlesen

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Wozu Bodenarbeit, wenn man doch reiten kann?

Das spanische Mähnenwunder spielt mit dem Schlauch.

Ich weiß nicht, ob euch das schon aufgefallen ist, aber es ist furchtbar, furchtbar warm. Das spanische Mähnenwunder und ich wollen schon gar nicht mehr auf die Weide, weil wir die a) schon leergefressen haben und es da b) weder Springbrunnen noch c) eine Klima-Anlage gibt. Und die paar Bäumchen am Rand kann man nicht so wirklich ernstnehmen. Vor allem, weil wir die unteren Äste schon gegessen haben und die sogenannten Bäumchen jetzt aussehen wie Zahnstocher.

Tolerant, wie wir sind, gehen wir aber trotzdem jeden Tag raus und erkunden alternative Nahrungsquellen (Spaziergänger anbetteln, Nachbarwiese untersuchen). Und die restliche Zeit ist uns warm. „Wozu Bodenarbeit, wenn man doch reiten kann?“ weiterlesen

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Die Frau hat Hallenkoller

Es ist mal wieder soweit – die Frau hat die Krise. Sie musste nämlich ein paar Tage hintereinander in der Halle reiten, weil es kalt und glatt und frostig geworden ist. Sowas macht die Frau immer fertig. Vor allem ist es ihrer Meinung nach unerhört, dass es im Winter kalt wird, einfach so. Ich glaube, die meisten anderen bei uns im Stall waren nicht ganz so überrascht. Ein guter Hinweis waren auch die meterdicken Steppdecken, die man uns Pferden umgehängt hat. Aber das ist mal wieder typisch für die Frau: erst dem Lutschi und mir antarktistaugliche Winterdecken anziehen, sich dann aber über eine klitzekleine Schneeflocke erschrecken und den Weltuntergang ausrufen.
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Ohne Keks kein Hopp

Longe. Nicht im Bild: die praktische Longierhilfe. Ein Glück.

Die Frau will abnehmen und sich mehr bewegen. Ich hingegen habe vor, das bei unserem nächsten gemeinsamen Projekt zu vermeiden. Wir machen nämlich wieder Leckerli essen am Führseil Bodenarbeit, aber dieses Mal mit Frau Reitlehrerin. Ich bin gespannt. Von der Frau weiß ich, dass sie so sinistre und diffuse Ziele verfolgt wie: mindestens Piaffe, wenn nicht gar Levade, Arbeit in den Pilaren, Passage und Schulparade. Frau Reitlehrerin hat sie dann runtergehandelt auf Erhöhung der Motivation, Förderung des Gehorsams und gewichtslose Gymnastizierung. Das hört sich immer noch ambitioniert und anstrengend genug an, aber keine Sorge, ich kenne die Frau ja schon länger 😉

Der große Tag bricht an und wir marschieren zum Reitplatz. Ich, bekleidet mit Knotenhalfter und Longe, sie mit diversen Zubehörteilen und außer Atem, als hätte sie mich nicht nur eben warm geführt, sondern wäre von blutrünstigen Bestien 20 km durch dichtes Unterholz gejagt worden. Frau Reitlehrerin ist schon da und lächelt fein. Nachdem ich – wie es die Höflichkeit verlangt – ausgiebig begrüßt und getätschelt wurde, fragt Frau Reitlehrerin, weshalb die Frau denn die Longierpeitsche mitgebracht hätte. Das weiß die Frau auch nicht so recht. Und die Bogenpeitsche? Die Frau druckst rum. Sie hätte das schon mal auf einem Foto gesehen. Für die Piaffe wäre die doch sicherlich vonnöten. Ah ja, die Piaffe. Frau Reitlehrerin behält die Nerven und erklärt erst mal ganz nett, dass wir mit den Basics anfangen würden. Dafür würden ein schlichtes Knotenhalfter und eine normale Reitgerte völlig ausreichen. Die Frau guckt skeptisch und meckert leise, aber so, dass nur ich sie hören kann. Von wegen Basics, Piaffe wolle sie. Schließlich hätte sie ja schon lange Pferdeerfahrung, und wie man ein Pferd führt, wüsste sie mittlerweile.

Es geht los. Erste Übung: Die Frau soll mich führen und ich soll motiviert mitmarschieren. Wir machen das wie immer: Die Frau latscht mit hängenden Schultern los, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Kurz, bevor ich am Knotenhalfter einen unangenehm starken Zug verspüre, setze ich mich lustlos in Bewegung. Frau Reitlehrerin guckt komisch und lässt uns anhalten. Die Frau bleibt folgsam stehen, ich als Vierbeiner beschließe, einen längeren Bremsweg als sie zu haben und komme ein Stück vor ihr zum Halten. Sie lobt mich. Na also, klappt doch, denke ich zufrieden.

Frau Reitlehrerin sieht es leider anders. Ich dürfte nämlich die Frau nicht überholen und müsste hinter ihrer Schulter bleiben. Wie lästig. Jetzt soll mich die Frau rückwärts auf „meine Position“ dirigieren, ohne sich selbst von der Stelle zu bewegen. Eigentlich hatten wir uns ja intern darauf geeinigt, dass da, wo ich bin, vorne ist.

Die Frau fuchtelt wild mit der Gerte herum und bleibt dabei in dem Knäuel hängen, das sie heimlich aus der einst wohlgeordneten Longe gemacht hat. Ich kenne sie ja und bin deshalb nur mäßig beeindruckt. Frau Reitlehrerin lächelt tapfer und bittet sie, erstmal die Longe zu entknoten und geordnet aufzunehmen. Nein, nicht von der Schlaufe ausgehend, sondern von dem Ende aus, an dem das Pferd hängt. Die Frau hätte es ja vielleicht auch mal mit Pferden zu tun, die nicht ganz so brav wären wie ich. Ich wusste zwar schon immer, dass ich brav bin, aber eine kleine zusätzliche Bestätigung hier und da höre ich ganz gern. Die Frau kämpft mit gefühlten 20 Metern Longe und murmelt unverständlich vor sich hin. Mir fallen die Augen zu.

So, kann weitergehen. Es geht immer noch darum, mich zu bewegen, ohne die eigene Position zu verlassen. Jetzt piaffiert trippelt die Frau auf der Stelle, um mich zum Rückwärtsgehen zu animieren. Ich finde das niedlich und könnte ihr stundenlang dabei zusehen. Frau Reitlehrerin erinnert sie daran, dass sie stehen bleiben sollte und ich mich bewegen. Frau = stehen, Pfridolin = rückwärts. Die Frau behauptet, das wäre ihr von Anfang an klar gewesen und sie hätte sich nicht gerührt. Kein Stück. Frau Reitlehrerin nickt freundlich.

Nächster Versuch: Diesmal nur zwei Schritte auf der Stelle. Fast hätte sie mich auch mit der Gerte getroffen. Ich erwache kurz aus meinem Halbschlaf.

Frau Reitlehrerin möchte mal demonstrieren, wie sie sich das vorstellt. Hui, strahlt die eine Energie aus! Sie muss eigentlich nur etwas denken und ich weiß schon, was sie meint. Jede Bewegung ist koordiniert. Dezent schwingt sie die Longe und ich marschiere folgsam auf meine Position hinter ihrer Schulter. Die Frau ist neidisch.

Als nächstes soll ich im Genick nachgeben. Mit Frau Reitlehrerins Hilfe kriegen wir das hin. So, und jetzt dynamisch im Schritt angehen! Die Frau schlurft los, ich schließe mich irgendwann an. Frau Reitlehrerin erläutert, dass die Frau energisch und aufrecht gehen sollte. Wieder diese lästige aufrechte Haltung! Die Frau strafft die Schultern und bemüht sich, Führungscharisma auszudünsten. Ich bin tatsächlich ein bisschen beeindruckt.

Jetzt wird wieder angehalten. Mir fällt ein, dass ich schon lange kein Leckerli mehr hatte, deshalb bleibe ich hinter ihrer Schulter und gucke erwartungsvoll. Es gibt ein Lob von Frau Reitlehrerin, was ziemlich cool ist, aber halt kein Keks.

Die nächste Übung ist Rückwärtsrichten. Ich stelle mich auf ein längeres Nickerchen ein. Erwartungsgemäß tanzt die Frau auf der Stelle herum und verbindet damit den irrigen Glauben, ich würde das als Signal zum Rückwärtsgehen auffassen. Frau Reitlehrerin möchte aber, dass sie selbst entschlossen rückwärts geht und mich durch ihre Energie mitbewegt. Und durch zartes Longen- und im Bedarfsfall Gertenwedeln.

Die Frau nickt und fängt wieder an, auf der Stelle herumzulaufen. Glücklicherweise merkt sie das selbst und macht jetzt zögerliche, etwa hamstergroße Rückwärtsschritte. Ich döse sicherheitshalber weiter. Frau Reitlehrerin merkt an, dass sie gern größere Schritte hätte. Und von mir eine Reaktion.

Ok. Die Frau guckt entschlossen und gibt alles. Sie macht große Schritte rückwärts und schwingt bedrohlich Longe und Gerte. Ich gehe rückwärts und habe alles richtig gemacht. Die Frau nicht, die muss nämlich das Gertenwedeln dezenter einsetzen und meine Reaktion besser beobachten. Nach mehrmaligem Üben gelingt es ihr, in großen, gleichmäßigen Schritten rückwärtszugehen und dabei zart und zielgerichtet so auf mich einzuwirken, dass wir uns weder in der Longe verheddern noch Frau Reitlehrerin sich das Lachen verbeißen muss.

Und jetzt ein Keks! Ich finde, den hab ich mir redlich verdient. Hilfesuchend sehe ich Frau Reitlehrerin an. Die ist aber überzeugte Nicht-mit-Futter-Belohnerin und kann das ab. Ich seufze. Meine innere Uhr zeigt längst Feierabend und kurz vor Abendessen an.

Aber nein, Frau Reitlehrerin hat Großes mit uns vor: Jetzt soll das Vorwärts- und Rückwärtsgehen auch auf Entfernung geübt werden, aus der seitlichen Longierposition heraus. Ich marschiere brav nebenher und halte auf Stimmkommando an. Rumstehen – meine Lieblingsübung! 🙂 Gibt’s jetzt ein Lecker…? Nein, immer noch nicht. Schade. Vielleicht kann ich durch geschmeidiges Rückwärtsgehen punkten? Und siehe da – ich werde mit Lob und Möhrenstückchen überschüttet und Frau Reitlehrerin entlässt mich in den Feierabend. Den wohlverdienten Feierabend, sollte ich vielleicht ergänzen. Ich hab ja mal wieder die ganze Arbeit allein gemacht.

Die Frau hat sich nämlich nur ungeschickt angestellt, was sie eigentlich dauernd tut und deshalb gut kann. Das ist also nicht anstrengend für sie. Ich dagegen habe mitgedacht, den Unterricht mitgestaltet und bin deswegen toll. Dafür braucht mein Körper halt auch spezielles Aufbaufutter in Form von Leckerchen und Möhren. Ohne Keks kein Hopp 😉