Dertutnix und Derwillnurspielen und die Pferdeweide

Pferde auf der Weide

„Dertutnix! Derwillnurspielen!“, ruft die fremde Frau, die bei uns am Weidezaun steht. Dertutnix und Derwillnurspielen tummeln sich derweil bei uns auf der Weide, schnuppern hier, gucken da und steuern schließlich auf uns Pferde zu. Dertutnix ist gelb und flauschig, Derwillnurspielen schwarz und schnell. Gerade umkreist er den Lutschi, was unser spanisches Mähnenwunder ist und für gewöhnlich tiefenentspannt. Ganz anders als die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, die in diesem Moment wie ein Pilz aus dem Boden wächst und sich nicht entscheiden kann, wen sie als erstes auffrisst: Die Hunde oder die fremde Frau. Ihre Wahl fällt auf die fremde Frau. „Dertutnix und Derwillnurspielen und die Pferdeweide“ weiterlesen

Gras to go

Pferde auf der Weide

Ich bin ganz aufgeregt, gleich geht’s nämlich los. Die sogenannte Besitzerin und ich gehen essen. Es ist Zeit zum Angrasen, hurra!

Nun gibt es da ja mehrere Sorten: Die Pingeligen Systematischen, die täglich und bei Wind und Wetter mit der Stoppuhr losziehen und minütlich steigern. Stichwort: „Heute hat er gar nicht gefressen und nur in der Gegend rumgeguckt, so können wir den Plan NIE einhalten!“ „Gras to go“ weiterlesen

Teilen mit:

Ausritt mit Barockpferd

Das spanische Mähnenwunder guckt hungrig in die Ferne.

Ich habe einen neuen Job! Obwohl ich ja als Freizeitpferd eigentlich gar nicht arbeiten darf. Aber weil ich versprochen habe, mich a) dabei nicht unnötig zu verausgaben, b) gleichzeitig aber das spanische Mähnenwunder ordentlich in Wallung zu bringen, hat die Gewerkschaft der Freizeitpferde schließlich doch zugestimmt. Und seitdem bin ich Personal Trainer und überwache den spanischen Pummel. Der muss nämlich Bauch, Beine, Po machen und ich passe auf, dass er sich auch tüchtig anstrengt.

Meistens finden die Übungseinheiten auf dem Paddock oder der Weide statt, aber manchmal geht’s auch raus, ins Gelände. Dann nascht die Frau vorher von den Beruhigungskräutern aus der Futterkammer und tut ganz souverän, aber das wisst ihr ja. Der Mann und ich kommen mit, um die Frau auf Gefahren (ich) oder landschaftliche Besonderheiten (der Mann) hinzuweisen. Und natürlich ist auch Frau Reitlehrerin auf Faxe dabei, um dem ganzen einen pädagogischen Anstrich zu verleihen. „Ausritt mit Barockpferd“ weiterlesen

Teilen mit:

Slow Riding

Der Lutschi lächelt in die Kamera

Slow Food kennt ihr, oder? Halt das Gegenteil von Fast Food. Aber kennt ihr auch Slow Riding? Nein? Dachte ich mir. Das ist nämlich eine Erfindung der Frau, die mit der Behauptung, der Lutschi wäre nicht langsam, sondern versammelt, nicht durchgekommen ist.

Der Lutschi, der eigentlich Lucero heißt und unser spanisches Mähnenwunder ist, wird so genannt, weil er seine Umgebung vornehmlich mit dem Maul erkundet – er isst alles, was er findet, und was er nicht essen kann, wird zumindest angeknabbert, die Frau eingeschlossen. Sie ärgert sich dann zwar immer, aber wenn er sie mit seinem grenzdebilen Dackelblick anschmachtet, ist alles vergeben und vergessen.
Weiterlesen

Der Leichtmatrose und das Paddock

Das spanische Mähnenwunder

Vom Leichtmatrosen hab ich euch schon erzählt, oder? Das ist dieser nichtsnutzige Spanier namens Capitàn, der neu zu uns gekommen ist. Man hat uns nämlich aus irgendwelchen finsteren Gründen von der Weide genommen und zusammen aufs Paddock gepfercht. Mit der fadenscheinigen Begründung, jetzt wäre Herbst und da wäre das nun mal so.

Das ist mir übrigens schon häufiger passiert. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wird man statt auf die Weide aufs Paddock gebracht. Zuerst bin ich ja noch davon ausgegangen, dass die Menschen ihren Irrtum erkennen, wenn man sie nur nachdrücklich genug darauf aufmerksam macht, aber irgendwie sind die so begriffsstutzig, dass sogar der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, das bekanntlich sämtliche Gehirnzellen fürs Mähnenwachstum aufbraucht, dagegen der reinste Blitzmerker ist.
Weiterlesen

Ich hab da mal ne Frage

Spricht auch mit Menschen: das spanische Mähnenwunder

Der Lutschi, der eigentlich Lucero heißt und ein spanisches Mähnenwunder ist, wohnt jetzt schon länger bei uns und hat auch schon viel gelernt. Zum Beispiel sieht er die Frau mittlerweile nicht mehr als das gottgleiche Wesen, als dass sie ihm anfangs vorgekommen ist.

In der ersten Zeit hat er sie noch begeistert angestaunt, vielleicht auch, weil er bisher keine Menschen kannte, die sich auf die ihr eigene, unnachahmliche Art fortbewegen und die körpersprachlich so wirr kommunizieren. Mittlerweile hat aber sogar der Lutschi, an dessen Geistesgaben ich bekanntlich starke Zweifel hege, gemerkt, dass die Frau harmlos ist und die meiste Zeit gar nicht weiß, was sie so tut. Gestern war zum Beispiel so ein Tag.

Es fing damit an, dass die Frau das minderjährige Mähnenwunder auf den Reitplatz zerrte, wo sie ihn laufen lassen wollte. Sie nennt das übrigens Freiarbeit, weil sich das cooler anhört. Dort waren noch ein paar Sprünge aufgebaut, die sie „mal eben“ wegräumen wollte. In der Zeit sollte sich der Lutschi schon mal alleine im Schritt warmlaufen. Manchmal frage ich mich schon, was in ihrem Kopf so vorgeht ^^

Die Frau räumte also planlos hin und her, während ihr der Lutschi über die Schulter schaute und sich partout nicht von ihr trennen wollte. Jaaa, aufdringlich sein kann er 🙂 Ihre weiteren Versuche, ihn wegzuscheuchen, hätten leider auch nicht geklappt, weshalb sie ihn dann einfangen und führen wollte.

Das wollte der Lutschi aber nicht. Der hatte nämlich inzwischen herausgefunden, dass auf der anderen Seite der Umzäunung Gras wächst und es fast gar nicht anstrengend ist, sich so zu verrenken, dass man drankommt. So bewegten sich beide von Grasbüschel zu Grasbüschel, bis auch die Frau ausreichend aufgewärmt war. Der Lutschi hatte währenddessen noch verschiedene andere Fragen, zum Beispiel, ob er wirklich von den Grasbüscheln weg müsste und wieso er schneller laufen sollte. Und warum ausgerechnet außen rum? In der Mitte wäre doch auch Platz.

Die Frau sah das anders. Der Lutschi hätte sich bitteschön von ihr zu entfernen, wenn sie böse guckt. Trab und Galopp auf puren Gedankenimpuls hin wär auch nicht schlecht, alternativ würde halt ziellos mit der Longierpeitsche herumgefuchtelt. Aha. Der Lutschi war davon nicht im gleichem Maße überzeugt. Erstens, so seine Argumentation, wäre es lustiger bei der Frau als alleine draußen auf dem Hufschlag. Mit der Frau könnte man nämlich toll spielen. Zweitens wäre die Peitsche zu kurz. Da könnte sie ruhig wedeln, was das Zeug hält, sie würde ihm nicht gefährlich werden. Und drittens wollte er wissen, ob die Frau denn ganz sicher wäre, dass er das tun müsste? Ja, das war die Frau und wedelte noch etwas entschlossener mit der Peitsche.

Der Lutschi meinte, er hätte da noch ne Frage. Ja?, meinte die Frau, nun schon mit einem bösen Glitzern in den Augen. Ob er denn wirklich rechtsrum laufen müsste, linksrum wäre nämlich seine neue Lieblingsrichtung. Schwupps, weg war er. Gefolgt von der Frau, die sich ja bekanntlich mehr bewegen will.

Der Lutschi. Wer hätte das gedacht, dass er einmal bei mir in die Lehre geht und mir dabei hilft, die Frau zu gymnastizieren? Also ich nicht. Als er mir das erste Mal schläfrig in die Augen blickte, war ich noch sehr, sehr skeptisch, was unsere gemeinsame Zukunft angeht. Die Frau hat bestimmt auch nicht damit gerechnet, dass er sich so gut entwickelt. Sicher ist sie insgeheim sehr stolz auf uns beide.

Aber Haken schlagen muss sie wirklich noch üben, das geht geschmeidiger 😉

P.S.: Wer wissen will, wie man das mit der Freiarbeit besser hinkriegt, kann zum Beispiel bei Fühlend Reiten oder bei der Pferdeflüsterei nachlesen. Oder man holt sich bei Tash Horse Experience Grundlagenwissen über Seilchenschwinger und Wattebauschwerfer 🙂

Der Lutschi geht baden

Faxe und Lutschi waren zusammen im Gelände. Ich finde es ja unverantwortlich, das minderjährige spanische Mähnenwunder allein mit dem übergewichtigen Tinker draußen rumtoben zu lassen, aber wie so oft hat man mich nicht nach meiner Meinung gefragt. Faxe und Lutschi meinten, es wären ja Menschen dabei, da würde das schon passen. Nur war einer dieser Menschen die Frau, und über deren mangelndes Urteilsvermögen habe ich keine Zweifel. Aber sei’s drum. Sie wollten sich partout ins Abenteuer stürzen und genau das haben sie auch getan.

Es fängt damit an, dass sich der Lutschi draußen grundsätzlich nur in Zeitlupe bewegt, vor allem beim Bergaufgehen. Mit der Erklärung, solche Höhenunterschiede habe er in Spanien nicht überwinden müssen und sein Körper sei nicht zum Bergsteigen gemacht. Unter uns: Wir sprechen von maximal 50 Höhenmetern pro Stunde. Sogar der dicke Tinker Faxe schafft das in zügigem Tempo, ohne dabei schneller schnaufen zu müssen. Faxe meint, bestimmt läge es daran, dass die Frau so schwer ist und der Lutschi sich daran erst gewöhnen muss. Damit hat er zwar Recht, das erklärt aber nicht, wieso der Lutschi beim Spazierengehen genau so schleicht.

Ich habe da ja eine andere Theorie. Meiner Meinung nach denkt das spanische Mähnenwunder bei jedem Schritt darüber nach, wie es heimlich Gras essen kann. Nun ist der Lutschi aber nicht der Allerschlaueste, weshalb das Denken einfach länger dauert.

Bergab (unglaubliche 50 Höhenmeter pro Stunde, ihr erinnert euch) kommt die Schwerkraft dazu, weshalb zum Nachdenken auch noch das Ausbalancieren kommt. Auch das braucht seine Zeit. Faxe sagt, einmal wäre er tief und fest eingeschlafen, als er auf den Lutschi gewartet hat.

Manchmal befällt den Lutschi aber auch ein Geschwindigkeitsrausch und er hält mit Faxe mit. (Mit Rücksicht auf Lutschis Ausbildungsstand und die schwachen Nerven der Frau finden die Ausritte grundsätzlich im Schritt statt.) Das ist oft der Fall, wenn das Ziel eine besonders grüne Wiese ist.

Beim letzten Ausritt ging es aber nicht zu einer Wiese, sondern in den Wald. Wenn man da ein Stückchen hineinreitet, kommt man zu einem See. Die Böschung ist sehr flach, so dass man gut ins Wasser kann. Hier wollte die Frau herausfinden, ob der Lutschi wasserdicht ist. Um es vorwegzunehmen: Ja, ist er. Während Faxe sich damit begnügte, mit dem Bein im Wasser herumzuplantschen, hat sich der Lutschi hingelegt. Mit Frau und Sattel und allem Zipp und Zapp. Er sagt, es wäre so warm gewesen und das Wasser hätte richtig gut getan. In Spanien wäre er auch oft baden gegangen und die Frau hätte da mal eine wirklich großartige Idee gehabt.

Leider waren – im Gegensatz zum Lutschi – die Reitstiefel der Frau nicht wasserdicht, so dass die gleich das Zetern angefangen und den ganzen Heimweg lang nicht aufgehört hat, während der Lutschi, seinem Naturell als Siesta-Pferd entsprechend, jeden Schritt mit der gebotenen Muße in Angriff nahm.

Faxe kennt das ja schon, aber für den Lutschi war es eine neuartige Erfahrung. Er sagt, er hätte seinen Wortschatz gewaltig erweitert. Und vielleicht hat ja auch die Frau was gelernt 🙂

Irgendwas ist immer

Der Lutschi geht jetzt auch regelmäßig mit der Frau spazieren. Das ist ganz praktisch, weil wir sie so abwechselnd gymnastizieren können. Wenn ich in der letzten Zeit mit ihr draußen war und sie hinter mir hergezogen habe, fand ich sie nämlich ungewöhnlich schlapp und lustlos. Sie war immer so schnell außer Atem und hat auch nicht mehr gemeckert, sondern nur so bellende Geräusche von sich gegeben wie Faxe, als er das weiße Pulver essen musste.

Da müssen wir also dringend ran und was für die Kondition tun. Der Lutschi ist zwar noch jung und unerfahren, aber immer noch besser als eine Führmaschine gar nix. Mit anderen Worten: Das kriegt er hin.

Zuerst war er ja auch Feuer und Flamme. Spazierengehen wäre viel toller als dieses Rumschleppen und auch gar nicht anstrengend. Man könnte ganz viel rumstehen und in der Gegend rumgucken und würde dafür auch noch gelobt. Lustig, nicht? Weiß doch jeder, dass das Wichtigste bei so einem Spaziergang der Heimweg ist und dass man den in möglichst hohem Tempo hinter sich bringen muss, weil es umso schneller Abendessen gibt. Da sieht man mal wieder, dass der Lutschi keine Ahnung hat.

Aber nicht nur das spanische Mähnenwunder war begeistert, nein, die Frau auch. Der Lucero wäre ja so brav und würde gar nicht drängeln. Soooo entspannt wäre das. Kein Gerenne auf dem Heimweg, und dabei so cool und unerschrocken. Für mich ganz klar ein weiteres Indiz für seinen mangelnden Verstand. Vielleicht liegt es aber auch an diesen Stirnzotteln? Da kann man doch nicht durchgucken, geschweige denn Gefahren erkennen! Komischerweise geht die Frau da aber nicht mit der Schere ran.

Egal. Faxe und ich sehen es jedenfalls gern, wenn die Frau den Lutschi auf der Weide einfängt und mit ihm zu so einer Wanderung aufbricht. Wie eine Elefantenmutter mit ihrem Jungen. Nur hat die anfängliche Begeisterung inzwischen stark nachgelassen.

Der Lutschi beschwert sich nämlich mittlerweile darüber, dass er unterwegs kein Gras essen darf und hinter der Frau hergehen muss, wenn der Weg zu schmal fürs Nebeneinander wird. Er sagt, er wollte die Welt sehen und nicht den dicken Hintern das elfenhafte Hinterteil der Frau. Die Frau wiederum meckert darüber, dass der Lutschi so langsam wäre und immer hinter ihr herschleichen würde. Wenn ich mit ihr spazieren gehe, bin ich aber angeblich wieder zu schnell, was auch Gemecker gibt, und zwar von der lauten Sorte. Wenn sie dafür nicht schon zu sehr außer Puste ist.

Vielleicht sollten wir das Konditionstraining doch langsam wieder runterfahren? 😉

Die große, weite Welt

Eine Gruppe Reiter bei einem Ausritt

Unser spanisches Mähnenwunder behauptet, es wäre ein Reitpferd. Im Gelände wäre es auch schon gewesen, jawohl. Und zwar mit der Frau. Mit unserer gemeinsamen, überängstlichen Besitzerin? Glaub ich nicht. Doch, sagt Faxe, er wäre auch dabei gewesen.

Ich erinnere mich. Das war der entsetzlich langweilige Nachmittag, den ich allein mit dem langweiligen Bonito auf dem langweiligen Paddock verbracht habe. Weil nämlich der Mann länger arbeiten musste und nicht mit mir ins Gelände gehen konnte. Mit dem Mann macht ausreiten nämlich noch mehr Spaß als mit der Frau. Die Frau gruselt sich ja immer so und ich muss sie dann beschützen. Vor Menschen, Tieren, Autos, Fahrrädern, tückischen Büschen – ihr wisst, was ich meine. Das ist aufregend und manchmal auch anstrengend. Dem Mann ist sowas egal. Der sitzt auf mir rum, ist tiefenentspannt und muss nicht mal vor Lkws gerettet werden. Er stirbt auch nicht vor Angst, wenn ich mal eine flottere Gangart wähle. Wenn also einer prädestiniert ist, dem Lutschi zu erklären, wie das in der großen, weiten Welt funktioniert, dann bin das ja wohl ich. Mit anderen Worten: Ich werde diskriminiert. Alle haben Spaß außer mir. Und natürlich Bonito, an dem ich meine schlechte Laune ausgelassen habe.

So lustig wäre das gar nicht gewesen, meint Faxe. Er hätte nämlich Frau Reitlehrerin tragen müssen, während der Lutschi die angstschlotternde Frau auf dem Rücken hatte. Mit Frau Reitlehrerin wäre das ein völlig anderes Reitgefühl gewesen. Er wollte nicht ins Detail gehen, erwähnte aber, er habe nicht mehr beim Gehen essen dürfen. Das ist für einen vollschlanken Tinker natürlich ein traumatisches Erlebnis.

Von wegen Gras To Go. Nur noch gehen. Nicht lustig 🙁

Lustig wäre aber gewesen, wie sich die Frau mit grünlicher Gesichtsfarbe auf Lutschis Rücken begeben habe. Nun ist der Lutschi aber so ein Unschuldslamm, dass er das nicht ausgenutzt hat, sondern brav mit ihr durch diverse Bauernhöfe durch und sogar an Nordic Walkern vorbeimarschiert ist, ohne sich zu mucksen. Frau Reitlehrerin hat die ganze Zeit beruhigend auf die Frau eingeredet, und die hat sich aus Versehen sogar entspannt. Faxe meint, die beiden hätten gelacht. Sicherlich über den Lutschi, der gar nicht richtig bergauf und bergab laufen kann, weil er noch so unbalanciert ist.

Angeblich hat der feurige Spanier sogar Fahrräder und Autos mit gleichbleibend guter Laune hingenommen. Sicher waren es auch nur ganz kleine Autos und sehr langsame Fahrräder. Für Anfänger halt 😉

Der Lutschi meint, er hätte vor gar nix Angst gehabt, weil er nämlich ne coole Socke wäre und im Gelände sowieso nur langweilige Dinge passieren würden. Nur komisch, dass die furchtlose coole Socke zuhause immer ganz hektisch wird, sobald der Frontlader vorbeifährt. Ich wette, der Lutschi konnte in Wirklichkeit beim Ausritt nicht um Faxes dicken Hintern herumgucken und weiß gar nicht, wo er war und was da so alles passiert ist 😉

Noch 57 Tage bis zum Frühling!

So nett es auf dem Paddock auch ist, eins fehlt: Gras! Und Frühling! Und Stuti. Faxe meint, das wären schon drei Dinge, das ist mir aber egal. Und schließlich: Was weiß so ein haariger Tinker, der zugegebenermaßen mein bester Freund ist, schon von Romantik? Eben 😛

Else sehe ich ja mittlerweile und eher unfreiwillig Tag und Nacht, aber Stuti nur noch ganz selten. Ich gebe zu, unser Verhältnis war zuletzt nicht ganz spannungsfrei, was möglicherweise auch daran liegt, dass ich mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit Rosa, der Haflingerin, und meiner Nachbarin Else getroffen habe. Aber als wir neulich zusammen in der Reithalle waren, war es wie am ersten Tag. Sie hatte nur Augen für mich und wäre mit mir überallhin gegangen, wenn ich nicht gerade an der Longe gewesen wäre. Und das lag nicht nur an meinem rosa Glitzer-Stirnband!

Frau Reitlehrerin hat nämlich die Frau und mich zu Sitzübungen an der Longe vergattert. Also eigentlich nur die Frau, aber ich muss halt auch dabei sein. Das Gute daran ist, dass ich mich dabei mit Stuti treffen kann, die oft zur selben Zeit geritten wird.

Man muss sich das so vorstellen: Ich laufe immer im Kreis um Frau Reitlehrerin rum, während die Frau auf meinem Rücken Turnübungen ausführt, die bei dreijährigen Kindern niedlich aussehen. Bei der Frau denkt man eher was in der Art von „Oha, ein Nilpferd lernt reiten.“ Nein, das war nur ein Scherz. Tatsächlich denkt man: „Boah, dieses Reiten scheint aber ganz schön schwer zu sein, wenn sogar diese gestandene Frau da drüben Schwierigkeiten damit hat.“ Das liegt aber nicht nur an mir, sondern daran, dass Reiten halt wirklich schwierig ist. Obwohl ja tatsächlich ich die meiste Arbeit tue, sind hinsichtlich des Bedienpersonals obendrauf Fähigkeiten wie zum Beispiel Ganzkörperkoordination, Geschicklichkeit und Einfühlungsvermögen gefragt. (Also das, was ich meistens manchmal nicht habe).

Nur mal so als Beispiel: Wieviel Menschen sind denn mit beiden Händen auf den Millimeter gleich geschickt? Ja, ne – da muss man schon ein bisschen üben 🙂 Genauso wie wir Pferde, die die Turnübungen Lektionen sowohl auf der rechten wie auf der linken Hand üben müssen, und zwar bitteschön gleich geschmeidig. (Stichwort Gymnastizierung und Geraderichtung)

Na, also wir auf dem einen Zirkel, die Frau schwitzend und nicht ganz losgelassen am Schulter- und Hüftenkreisen, und Stuti auf dem anderen Zirkel. Jedes Mal, wenn wir uns begegneten, leuchteten ihre Augen. Meine natürlich auch, denn bald ist Frühling und da werde ich immer besonders romantisch <3 Außerdem wohnen wir im Frühling wieder alle zusammen auf einer großen Weide- jedenfalls tagsüber. Nachts bin ich nach wie vor in der Box neben Else und kann mir ihr Geschnarche anhören 🙁

Jetzt im Winter ist Stuti tagsüber auf einem Paddock am anderen Ende der Welt des Stalls, zusammen mit Rosa und anderen Mädels, die sich aber nicht für mich interessieren langweilig sind. Anscheinend ist es auf Dauer doch nicht so nett in einer Stutengruppe. Die meinen immer alles so ernst und wenn’s da mal Ärger gibt, ist Schluss mit lustig.

Wir Wallache Fast-Hengste toben zwar auch ziemlich rum, aber bei uns ist es normalerweise nur Spaß. Da geht dann schon mal ein Halfter oder eine Paddockdecke kaputt, aber meistens nicht mehr. Dafür sind wir immer ausgeglichen und schmutzig. Stuten nicht, die sind anders. Also schon auch schmutzig, aber auf komplizierte Art. Man weiß nicht genau, warum.

Aber Faxe und ich Männer haben eh keine Ahnung und machen grundsätzlich alles falsch. Außerdem sind wir unsensibel und grobmotorisch. Sagt jedenfalls die dicke Else. Ich weiß gar nicht, wie sie auf sowas kommt. Und schon gar nicht, wieso sie mich jetzt beißen will. Es gab doch gerade erst Futter.

Aber so, wie mich Stuti angelächelt hat, rechne ich mir schon Chancen für das Frühjahr aus. Und das trotz meiner grausigen Frisur! Stuti ist schon sehr, sehr nett und möglicherweise kurzsichtig und ich bin gerade sehr verliebt.

Die Frau hat mir zuletzt vor der Weihnachtsquadrille die Mähne verunstaltet und die Zacken sind schon ein bisschen herausgewachsen. Die Mädels stehen ja so auf Wallemähne – bestimmt hab ich bald auch eine und bekomme ein Liebesleben <3 Eine Frage hab ich aber noch: Wie schnell wächst eigentlich so ne Mähne?