Winterzeit, wunderbare Winterzeit

Reithalle ohne Reiter.

Winterzeit ist Hallenzeit. Entweder es regnet, schneit, der Boden ist gefroren oder alles zusammen. Wer kennt es nicht: Lilly will freispringen, Anna longieren und Chrissie Bodenarbeit machen, und zwar gleichzeitig. Mirja möchte Reitkunst treiben. Fehlt nur noch die sogenannte Besitzerin, die mit Halsring reiten will, also in unserem Fall ohne Lenkung. „Winterzeit, wunderbare Winterzeit“ weiterlesen

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Die praktische Longierhilfe

Longe. Nicht im Bild: die praktische Longierhilfe. Ein Glück.

„Guck mal, ich war einkaufen. Und da hab ich dieses tooootal praktische Teil gekauft“ strahlt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Für wenn’s mal schnell gehen muss.“ Natürlich spricht sie nicht mit mir, sondern mit Hansis Besitzerin, deren Pferd ein paar Boxen weiter wohnt. Ich ahne Schlimmes und versuche, in die mitgebrachte Tüte zu linsen.

„Zeig mal her“, interessiert sich Frau Hansi, die Western reitet und von der sogenannten Besitzerin glühend darum beneidet wird, dass ihr Pferd gehirntot gehorsemanshipped wurde und alles mit sich machen lässt. So brav! Und dieses Western-Zubehör sieht so wunderschön und cool aus! Aber egal, wir wollen jetzt wissen, was in der Tüte ist, die die Frau so geheimnisvoll mit sich herumschleppt. „Die praktische Longierhilfe“ weiterlesen

Für euch gelesen: Longieren als Dialog mit dem Pferd – vielseitiges Longentraining am Kappzaum

Longieren als Dialog

Ich weiß nicht wie, aber unsere one and only Frau Reitlehrerin hat es tatsächlich geschafft, der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, zwei Dinge in den Kopf zu setzen. Das eine: Sie will sich mehr bewegen, das andere: und dabei am Feintuning arbeiten. Es ist möglicherweise das feine Reiten, was sie da anstrebt, wir wollen es jedenfalls stark hoffen, vor allem für mich 😛

Außerdem findet sie es rasend spannend, wenn Frau Reitlehrerin ihren Dieter am Kappzaum longiert und der in schöner Selbsthaltung läuft, ganz ohne Ausbinder. Das würde sie zu gern auch können. Weil sie sich aber vor Frau Reitlehrerin nicht die Blöße geben und ihren Neid zeigen will, hat sie sich – überraschend listig, wie ich finde – einfach ein kluges Buch übers Longieren zugelegt. „Für euch gelesen: Longieren als Dialog mit dem Pferd – vielseitiges Longentraining am Kappzaum“ weiterlesen

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Wir treiben Wassersport

Das spanische Mähnenwunder spielt mit dem Schlauch.

Auf dem Longierplatz sind Pfützen. Da waren schon lange keine Pfützen mehr und mit einem Mal sind welche da. Solche plötzliche Veränderungen bedeuten normalerweise Gefahr.

Und wenn es nur Gefahr für die Frisur ist. Ich meine, wer hat schon gern nasse Füße oder einen nassen Bauch? Die Frau nicht, sonst würde die nicht so komisch um die Wasserlachen herumstaksen. Überhaupt ist das mal wieder typisch: Mir erzählt sie, es wäre doch „nur Wasser“ und ich sollte da durchmarschieren und mich nicht so anstellen, und selber vermummt sie sich mit Regenhose und Gummistiefeln und tut so, als wäre es Salzsäure. So nach dem Motto: Bloß nicht reintreten.

Glücklicherweise habe ich an unserer Longiertechnik gefeilt und kann mittlerweile nicht nur einschätzen, wie lang die Longierpeitsche ist, sondern auch, wohin die Frau als nächstes treten wird. Und da kann man an Zufall glauben, man muss es aber nicht: Meistens liegt dieser Punkt genau in einer Pfütze 🙂

Natürlich bewegen wir uns beim Longieren auch nicht auf einem gleichmäßigen Kreisbogen, das habe ich ihr gleich zu Anfang abgewöhnt. Was ich stattdessen eingeführt habe: Den gefütterten Handwechsel.

Und der geht so: Man muss es schaffen, in die Zirkelmitte zu kommen (das geht bei der Frau leicht, weil sie sich freut, wenn ich brummelnd auf sie zukomme). Wenn man dann seinen Platz in der Mitte eingenommen hat, kann man sich nach Belieben umdrehen und die Frau lieb angucken. Die kann dann versuchen, mit einem beherzten Sprung hinter mich zu kommen und mich auf die Zirkellinie zurückzuschicken, es wird aber in den allermeisten Fällen beim Versuch bleiben 😉

*

Also haben wir uns auf folgendes Prozedere geeinigt: Ich halte außen auf der Zirkellinie an und bleibe dort kurz stehen. Wenn sie schnell genug ist, schafft sie es zu mir hin und stopft mich mit Leckerchen voll (die sind lecker und stecken voller Kalorien, geben also Kraft fürs weitere Longieren). Ich brummele ihr auch schon entgegen, damit sie sich nicht ausgenutzt fühlt. Bin ja einfühlsam und romantisch 😉 Während sie Herzchen in der Pupille und ich die Backen voll Leckerlis habe, lasse ich mich anstandslos wenden und marschiere andersherum weiter. Eine klassische Win-Win-Situation.

Der einzige, der mit dem gefütterten Handwechsel nix anfangen kann, ist unser spanischer Neuzugang, der Lutschi. Der will es der Frau immer so recht machen, dass es fast schon unheimlich ist. Also sofern er die Aufgabe verstanden hat und sie mit seiner minimalistischen Siesta-Einstellung umsetzen kann. Wenn das zusammen passt, ist er ganz unanständig dienstbeflissen. Unter uns: Ich führe das auf seinen geringen IQ zurück.

Der Lutschi hat das Prinzip des Anhaltens und Herumstehens so verinnerlicht, dass es sogar die Frau schafft, an der Longe ordentliche Handwechsel hinzubekommen. Wären da nicht seit neuestem die Pfützen, von denen sich der Lutschi magisch angezogen fühlt. Er hat schon herausgefunden, dass er beim Traben daraus trinken kann. Und wenn man ordentlich darin herumplantscht, kriegt auch die Frau ihren Anteil Wasser ab. Der Lutschi denkt sich bei sowas nix, außer vielleicht, dass sie Wasser genau so gern mag wie er, und wundert sich dann, wenn sie schimpft. (Typisch Frau. Da geht mal einer für sie durchs Wasser und dann ist es auch wieder nicht richtig.) Tja, und beim Handwechsel kann er einfach nicht stehen bleiben, wenn Wasser in der Nähe ist. Er muss dann da rein. Das setzt bei der Frau ungeahnte Kräfte und große Schnelligkeit frei, so dass sie meistens bei ihm ist, bevor er sich gewälzt hat 🙂

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Lutschi an der Longe (mal wieder)

Unser spanischer Neuzugang Lucero alias Lutschi hat sich schon ganz gut eingelebt. Das Mähnenwunder kann ganz schnell weglaufen, wenn Faxe, Bonito und ich es ärgern. Außerdem ist es wunderbar wendig, weshalb das Nachlaufen nicht so schnell langweilig wird. Was wir tun, ist aber nicht nur gemein, sondern hilft der Frau auch im Umgang. Wenn nämlich wir ihn nicht erziehen würden, müsste sie das selbst machen, und da kann man sich ja leicht vorstellen, dass da nix Vernünftiges bei rauskommt.

Lutschi hat uns erzählt, dass die Frau weiterhin versucht, ihn zu longieren. Anscheinend gibt sie die Hoffnung nicht auf, dass er entweder sehr schnell ihre Sprache lernt oder sie Körpersprache. Eher lernt der Lutschi chinesisch als sie Körpersprache, aber das ist ja nur meine Meinung. Sie schafft es ja noch nicht mal, sich die drei Kommandos zu merken, die der Lutschi kennt.

Der Lutschi meint, Longieren wäre voll anstrengend, weil er immer sehr schnell vor der Frau weglaufen müsste. Die würde immer total aggressiv die Arme bewegen oder mit der Longe herumfuchteln, so dass er mehrfach auf extrem schweißtreibende Art durchgestartet wäre. Da sie ihn leider dabei am Kopf festhalten würde, wäre das sehr unangenehm, was er erst Recht zum Davonlaufen fände. Er nimmt die Frau also allem Anschein nach Ernst. Ich glaube, der Lutschi muss noch viel lernen 😉

Nun ist er ja nicht sehr helle, aber die Frau bekanntlich noch viel weniger. Deshalb haben wir gemeinsam überlegt, was sich da wohl in Wirklichkeit abgespielt haben könnte. Natürlich ist mir als erstem eingefallen, was das zu bedeuten hat – ich bin halt der Schlaueste auf dem Paddock und anderswo.

Ich kenne ja die legendäre Ungeschicklichkeit der Frau und habe durch geschickte Fragetechnik herausgefunden, dass sich die Frau allem Anschein nach wiederholt in der Longe verheddert und versucht hat, das Chaos mit ausladenden Armbewegungen zu entwirren. Sie hat nämlich die einzigartige Fähigkeit, alles, was ihr in die Finger fällt, im selben Moment in ein Knotenknäuel zu verwandeln. Schubkarre fahren liegt ihr eindeutig mehr als Longieren, das ist nämlich ein Sport für Grobmotoriker. Und wenn sie dann gleichzeitig noch atmen und die Schulter, die zum Pferdekopf zeigt, nach hinten nehmen soll und die andere nach vorn (wegen der Körpersprache), ist sie verloren. Von wegen multitaskingfähig. Ich konnte schon mehrfach beobachten, wie sie in eine Schlaufe ihrer ungeordneten Longe getreten ist und auf mich zugestolpert kam, so dass ich mit einem schnellen Schritt nach außen ausweichen musste. Ich bin ja schließlich ein sensibles Fluchttier und will nicht mit fliegenden Elefanten kollidieren 😉 Der Lutschi sagte, sowas hätte sie bei ihm auch gemacht und er wäre sehr beeindruckt gewesen, als sie mit großer Geschwindigkeit auf ihn zugeschossen sei.

Ich habe ihm dann mal erklärt, wie man sich bei sowas verhält. Zunächst einmal gilt unabdingbar der Grundsatz „Ruhe bewahren“. Die Frau kennt nämlich an der Longe nicht wirklich viele Möglichkeiten der Kommunikation. Eigentlich läuft bei ihr alles auf zwei Kommandos hinaus: Schneller oder langsamer. Darauf kann man eingehen, man muss es aber nicht 😉 Sie kann das nämlich auf die Schnelle gar nicht wechseln, wenn man Blödsinn macht oder sich einfach taub stellt, weil sie ja so mit dem Longenknäuel in ihrer Hand beschäftigt ist. Sie guckt einen dann mit einem Auge kritisch an, was den Lutschi anscheinend total beeindruckt hat, mit dem anderen Auge schielt sie aber auf die verfitzelte Longe in ihrer verkrampften kleinen Hand. Wenn man jetzt ein bisschen vom Kurs abweicht (nur mal so als Idee), kriegt sie das normalerweise gar nicht mit. Und ruck-zuck ist man auf dem Hufschlag und kann da rumquengeln. Was die Frau im Übrigen meist noch nicht einmal bemerkt. Faxe hat es sogar schon mal geschafft, sich an der Longe zu wälzen. Die Frau hat währenddessen laut überlegt, welche ihrer Schultern denn jetzt wohin zeigen müssen. Wir haben sehr gelacht.

Ansonsten behauptet der Lutschi, er wäre auch schon im Gelände gewesen. Mit der Frau. Wie so’n richtiges Reitpferd. Aber davon will er erst in ein paar Tagen erzählen. Wahrscheinlich hat er wieder nicht verstanden, was so um ihn rum passiert und will in der Zwischenzeit darüber nachdenken 😉

Lesetipp: Wie Pferde Menschen longieren, erklärt Herr Pony in der Ponyschule.

Wie Menschen Pferde richtig longieren, steht dagegen bei Christina von Herzenspferd.

Lucero alias Lutschi

Der Lutschi lächelt in die Kamera

Die Frau hat ja schon länger davon erzählt und nun ist es passiert: Mein kleines Brüderchen ist da. Es heißt Lucero und ist ein Spanier. Das ist mal wieder typisch für die Frau. Sie hätte ja auch eine Stute kaufen können, die dann mit uns zusammenwohnen muss. Aber nein, es muss ein Wallach sein. Im Moment sieht er noch nicht sonderlich spektakulär aus, aber er wird sicher genau so ein Angeber wie mein alter Kumpel Companero. Mit Wallemähne.

Ich selber habe ja ein Mähnentrauma. Ich spreche nicht gern darüber, aber seit mir die Frau mit ihrer planlosen Schnibbelei die Frisur so versaut hat, hab ich gar kein Liebesleben mehr. Vorher war schon nicht viel, aber jetzt ist es ganz vorbei. Die Mädels lachen, wenn sie mich sehen 🙁

Was noch über den Neuen zu sagen ist: er isst gern und ist nicht der Allerschlaueste. Zum Beispiel hat er keine Angst vor Stromlitzen. Hatte, sollte ich besser sagen, denn mittlerweile hat er schon herausgefunden, dass der Zaun rund ums Paddock beißt. Damit hat er anscheinend nicht gerechnet.

Was cool an ihm ist: er mag Halfterziehspiele. Sowas ist Faxe ja immer zu anstrengend. Außerdem schwierig zu machen, wenn der Kopp die ganze Zeit unten im Essen steckt 😉

Und dann kann der Lutschi noch lustige Geschichten über die Frau erzählen. Neulich zum Beispiel hat sie versucht, ihn zu longieren. Das ist jedenfalls das, was Faxe, Bonito und ich vermuten. Lutschi (wir nennen ihn Lutschi, weil er seine orale Phase anscheinend noch nicht überwunden hat und alles ins Maul nimmt) ist jedenfalls nicht schlau aus dem Rumgefuchtel der Frau geworden. Er kann nämlich Körpersprache und sie nicht.

Da standen sie nun auf dem Reitplatz, halbwegs mittig. Lutschi und die Frau. An seinem Kopf war eine Longe befestigt. Am anderen Ende die Frau, die unkoordiniert damit herumwedelte. Während sie ihn mit der Schulter aufforderte, in den Zirkel hereinzukommen, scheuchte sie ihn gleichzeitig mit der Longe wieder weg. Lutschi fand das befremdlich. Bisher hatte er wohl nur mit Leuten zu tun, die wussten, was ihre Körperteile so tun. Aber da konnte ich ihn beruhigen – die Frau hat null Körperbewusstsein und daran wird sich wahrscheinlich auch so bald nichts ändern.

Na ja, und dann die treibende Hilfe. Mal war die Frau zu weit vorne und hat seine Schulter rausgeschickt und dabei gemeckert, mal sein Hinterteil. Und dabei gemeckert. Die Stimmkommandos, die er kennt, bringt sie dabei grundsätzlich durcheinander. Ist ja auch schwierig: Schhhhh für Schritt, 2 x schnalzen für Trab, Küsschen für Galopp ^^

Total simpel, oder? Für jeden außer der Frau. Die ist so gefordert mit sich und der Welt im Allgemeinen, dass sie unkoordiniert schnalzt und ziellos küsst. Und sich dann wundert, wenn pferd genau das tut, was sie sagt 😉

Übrigens ist das Kommando für Schritt – zumindest in Lutschis kleiner Welt – Schhh und nicht Woah oder Brrr oder Easy oder „Scheeeritt, kleines Pony!“ So hat er das gelernt und so ist das also auch. Das meinte zumindest Frau Reitlehrerin, die just in dieser Sekunde aufgetaucht ist.

Jetzt hat die Frau Hausaufgaben und muss Vokabeln lernen: Schhhh, zweimal schnalzen und Küsschen 😉