Die Frau will gewaltfrei reiten und dabei schön aussehen

Ein Pferd hält seine Nase direkt vor das Objektiv.

Die Frau hat ein neues Projekt: Der Lutschi, das minderjährige spanische Mähnenwunder, soll antiautoritär erzogen werden. Gottseidank bin ich raus aus der Nummer. Von antiautoritär halte ich nämlich nichts. Die Frau soll schon tun, was ich will. Der Lutschi übrigens auch.

„Und wie soll das stattfinden?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin interessiert.

„Harmonisch und gewaltfrei. Und mit der Kraft meiner Gedanken. Das gibt dann voll die schöne Ausstrahlung“, schwärmt die Frau. Weiterlesen

Love is in the Air

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Else und ich eine dynamische On-Off-Beziehung haben, mit mehr Off als On. Ihr erinnert euch – meine Boxennachbarin Else. Die mit den langen Zähnen und dem schnellen Hinterbein. Die ständig über meine Plautze unsportliche Figur gelästert hat und mich zum Abnehmen vergattern wollte. Genau die Else, die mir immer den total verpeilten Konrad als leuchtendes Vorbild vorgestellt hat. Ja genau, Konrad. Das Sportpferd muskelbepackte Spatzenhirn. Als ob der mir in irgendeiner Weise das Wasser reichen könnte!

Was wesentlich geheimer ist, ist, dass sogar Else eine romantische Ader hat. Die tritt zwar nur selten zutage, dann aber richtig.

Es fing damit an, dass sie meine Nähe gesucht hat, und zwar nicht, um mich zu beißen. Das fand ich schon ungewöhnlich. Elses Dauerdiät ist nämlich beendet und sie darf ohne Fressbremse auf die Weide, weshalb ich ihr aus Sicherheitsgründen erstmal aus dem Weg gegangen bin. Ich hatte vorher noch übel über sie gelästert ihr nämlich vorher noch allerlei Informationen über ihre Figur gegeben, von der auch nach der Diät noch ganz viel da ist, und fürchtete nun ihre Rache.

Da stand ich nun – hinter mir der Zaun, vor mir Else, und schnaufte einmal tief durch. Das muss sie so beeindruckt haben, dass sie mit einem Mal Herzchen in der Pupille bekam und mich vor lauter Zudringlichkeit fast noch in den Zaun geschubst hätte.

So ist das eben, wenn man eine unwiderstehlich männliche Ausstrahlung hat. Ich bin quasi der George Clooney der Pferdewelt. Da wird sogar so jemand wie Else weich 😉

Leider hielt die traute Zweisamkeit nicht lange an, weil Else sich auf peinlichste Art und Weise an andere Pferde rangemacht hat. Dass sie mit Stuti und Rosa herumgeturtelt hat, kann ich ja noch verstehen – ich MAG Stuten! Aber als sie dann noch Faxe und Konrad angeflirtet hat und noch nicht einmal vor dem Lutschi, der ja noch sehr unreif ist, zurückgeschreckt ist, war sogar für mich eine Grenze überschritten. Meine Else im wahllosen Liebestaumel! Und das, wo sie doch mich haben kann! Wenn ich mich getraut hätte, hätte ich sie zur Rede gestellt. Aber sie ist halt schon sehr groß und stark^^

Anscheinend muss ich damit leben, dass wir eine offene Beziehung haben. Ich mit ihr und sie mit allen anderen Pferden.

Ein Herz und eine Seele oder: Mein Weg zu Else

Pferde auf der Weide

Die Pferdeflüsterei hat eine ganz tolle Aktion gestartet, und ich darf mitmachen, weil mich Dani von Fair Riding Corp nominiert hat. Und zwar geht es darum, dass man seinen Weg zum Pferd beschreibt, und wer könnte das besser als ich. Schließlich mach ich den jeden Tag mehrmals in verschiedene Richtungen, oft auch sehr schnell 😉

Also eigentlich heißt es „Wie werde ich mit meinem Pferd ein Herz und eine Seele“, aber ich hab ja leider kein eigenes. Zuerst dachte ich noch, ich würde ein eigenes Pony kriegen, aber dann hat die Frau stattdessen den Lutschi gekauft. Der ist zwar auch ganz unterhaltsam, weil er nicht so schlau aus der Wäsche guckt, aber er ist halt nicht mein eigenes Pferd. Das ist Else zwar auch nicht, aber immerhin haben wir eine On-Off-Beziehung, und das geht ja schon mal in die richtige Richtung.

Das mit Else hat sich ganz zufällig ergeben, weil sie in die Box neben meiner eingezogen ist, und zwar ohne mich vorher zu fragen. Dann hat sie sich eingebildet, ich wäre ohne sie völlig hilflos und sie müsste alles haarklein mit mir besprechen. So etwa:
„Pfridolin, meinst du wirklich, du solltest das noch essen?“
„Ja, das sollte ich. Es sieht lecker aus.“
„Aber sooooviel Kraftfutter! Wozu ist das gut?“
„Es macht mich kräftig. “
„Und dick.“
„Selber dick.“
Na ja, und dann gab ein Wort das andere. Wie bei so nem alten Ehepaar.

Es gab aber auch schöne Zeiten, zum Beispiel, wenn ich sie in den Hintern gezwickt habe und sie nicht schnell genug war, um sich zu wehren. Das war damals, in unserer romantischen Phase. Mittlerweile ist sie verdammt schnell geworden. Ihr Sinn für Humor hat sich leider nicht in demselben Maß entwickelt ^^

Nun hat Else ja beileibe nicht nur schlechte Seiten. Sie fand meine grausam verhunzte schief geschnittene Mähne abscheulich, mich selbst aber süß. Das ist vielleicht ein zweifelhaftes Kompliment, aber jemand mit meinem Frisurenproblem darf nicht wählerisch sein. Außerdem gibt es ganz schön viel Else, weil sie nicht gerade klein oder schmal ist. Das ist auch gut, weil man sich wahlweise dahinter verstecken in ihrem Windschatten aufhalten oder in ihrem Schatten grasen kann. Unglücklicherweise hat sie mal viel Sport getrieben und weiß also, dass es so etwas wie Muskeln gibt. Die vermisste sie sehr schnell bei mir, was zu unsachlichen und ungerechtfertigten Kommentaren über meine Figur führte. Schließlich bin ich ein barockes Dressurpferd, das muss einen tiefen Schwerpunkt haben.

Dann lernte sie Konrad, den Totilas für Arme das Sportpferd kennen, und ab da war es ganz vorbei. Ständig hat sie an mir und meinem Body rumgemeckert. Und wenn sie nix gesagt hat, hat sie geschnarcht. Oder hungrig mit ihrem Heunetz gekämpft, weil sie selbst nicht die Allerschlankste und die meiste Zeit auf Diät ist. Das kann einem schon die Laune verderben, und meine gleich mit 😉

Aber nun ist ja wieder Frühling und ich fühle mich sehr romantisch, wenn ich an Else denke. Bin ja schließlich ein Fast-Hengst, hehe. Außerdem hat mich Else letztens so verträumt angeguckt. Das kann nur eins bedeuten: Sie liebt mich.

Ich werde mich also ganz unauffällig an sie heranpirschen, ihr tief in die Augen schauen und sie gekonnt um den Finger Huf wickeln. Zweierlei kommt mir dabei zugute: Wir stehen auf derselben Weide und Else trägt tagsüber eine Fressbremse. Mit anderen Worten: Sie kann mich nicht beißen 😉 Das vereinfacht meine Annäherungsversuche kolossal, zumal ich mir vorgenommen habe, sie nicht auf das Ding in ihrem Gesicht anzusprechen. Vielleicht kann ich auch punkten, wenn ich ihr beim Ausziehen und/oder Zerstören helfe? Das ist sicher sehr romantisch und nächstenlieb, weil es eine gute Tat ist. Die Wiese ist groß genug, so dass man uns nicht so schnell findet. Und die zerstörte Fressbremse auch nicht. Sollen auch gar nicht gut für die Zähne sein, die Dinger, hab ich gehört. Das wäre dann schon meine zweite gute Tat. Da kann Else doch gar nicht anders als mit mir ein Herz und eine Seele sein, oder? 😉

Was mich jetzt aber doch mal interessieren würde: Wie war eigentlich dein Weg zum Pferd, liebe Miri von Mein Faible?

P.S. Wer schon alles dabei war:
Christina von Herzenspferd
Dani von Fair Riding Corp
Tanja von Tash Horse Experience
Akki von Fü(h)rpferd

Noch 57 Tage bis zum Frühling!

So nett es auf dem Paddock auch ist, eins fehlt: Gras! Und Frühling! Und Stuti. Faxe meint, das wären schon drei Dinge, das ist mir aber egal. Und schließlich: Was weiß so ein haariger Tinker, der zugegebenermaßen mein bester Freund ist, schon von Romantik? Eben 😛

Else sehe ich ja mittlerweile und eher unfreiwillig Tag und Nacht, aber Stuti nur noch ganz selten. Ich gebe zu, unser Verhältnis war zuletzt nicht ganz spannungsfrei, was möglicherweise auch daran liegt, dass ich mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit Rosa, der Haflingerin, und meiner Nachbarin Else getroffen habe. Aber als wir neulich zusammen in der Reithalle waren, war es wie am ersten Tag. Sie hatte nur Augen für mich und wäre mit mir überallhin gegangen, wenn ich nicht gerade an der Longe gewesen wäre. Und das lag nicht nur an meinem rosa Glitzer-Stirnband!

Frau Reitlehrerin hat nämlich die Frau und mich zu Sitzübungen an der Longe vergattert. Also eigentlich nur die Frau, aber ich muss halt auch dabei sein. Das Gute daran ist, dass ich mich dabei mit Stuti treffen kann, die oft zur selben Zeit geritten wird.

Man muss sich das so vorstellen: Ich laufe immer im Kreis um Frau Reitlehrerin rum, während die Frau auf meinem Rücken Turnübungen ausführt, die bei dreijährigen Kindern niedlich aussehen. Bei der Frau denkt man eher was in der Art von „Oha, ein Nilpferd lernt reiten.“ Nein, das war nur ein Scherz. Tatsächlich denkt man: „Boah, dieses Reiten scheint aber ganz schön schwer zu sein, wenn sogar diese gestandene Frau da drüben Schwierigkeiten damit hat.“ Das liegt aber nicht nur an mir, sondern daran, dass Reiten halt wirklich schwierig ist. Obwohl ja tatsächlich ich die meiste Arbeit tue, sind hinsichtlich des Bedienpersonals obendrauf Fähigkeiten wie zum Beispiel Ganzkörperkoordination, Geschicklichkeit und Einfühlungsvermögen gefragt. (Also das, was ich meistens manchmal nicht habe).

Nur mal so als Beispiel: Wieviel Menschen sind denn mit beiden Händen auf den Millimeter gleich geschickt? Ja, ne – da muss man schon ein bisschen üben 🙂 Genauso wie wir Pferde, die die Turnübungen Lektionen sowohl auf der rechten wie auf der linken Hand üben müssen, und zwar bitteschön gleich geschmeidig. (Stichwort Gymnastizierung und Geraderichtung)

Na, also wir auf dem einen Zirkel, die Frau schwitzend und nicht ganz losgelassen am Schulter- und Hüftenkreisen, und Stuti auf dem anderen Zirkel. Jedes Mal, wenn wir uns begegneten, leuchteten ihre Augen. Meine natürlich auch, denn bald ist Frühling und da werde ich immer besonders romantisch <3 Außerdem wohnen wir im Frühling wieder alle zusammen auf einer großen Weide- jedenfalls tagsüber. Nachts bin ich nach wie vor in der Box neben Else und kann mir ihr Geschnarche anhören 🙁

Jetzt im Winter ist Stuti tagsüber auf einem Paddock am anderen Ende der Welt des Stalls, zusammen mit Rosa und anderen Mädels, die sich aber nicht für mich interessieren langweilig sind. Anscheinend ist es auf Dauer doch nicht so nett in einer Stutengruppe. Die meinen immer alles so ernst und wenn’s da mal Ärger gibt, ist Schluss mit lustig.

Wir Wallache Fast-Hengste toben zwar auch ziemlich rum, aber bei uns ist es normalerweise nur Spaß. Da geht dann schon mal ein Halfter oder eine Paddockdecke kaputt, aber meistens nicht mehr. Dafür sind wir immer ausgeglichen und schmutzig. Stuten nicht, die sind anders. Also schon auch schmutzig, aber auf komplizierte Art. Man weiß nicht genau, warum.

Aber Faxe und ich Männer haben eh keine Ahnung und machen grundsätzlich alles falsch. Außerdem sind wir unsensibel und grobmotorisch. Sagt jedenfalls die dicke Else. Ich weiß gar nicht, wie sie auf sowas kommt. Und schon gar nicht, wieso sie mich jetzt beißen will. Es gab doch gerade erst Futter.

Aber so, wie mich Stuti angelächelt hat, rechne ich mir schon Chancen für das Frühjahr aus. Und das trotz meiner grausigen Frisur! Stuti ist schon sehr, sehr nett und möglicherweise kurzsichtig und ich bin gerade sehr verliebt.

Die Frau hat mir zuletzt vor der Weihnachtsquadrille die Mähne verunstaltet und die Zacken sind schon ein bisschen herausgewachsen. Die Mädels stehen ja so auf Wallemähne – bestimmt hab ich bald auch eine und bekomme ein Liebesleben <3 Eine Frage hab ich aber noch: Wie schnell wächst eigentlich so ne Mähne?

Erst kommt Silvester und dann die Diät

Ein schwarzer Tinker, der aussieht, als würde er lachen

Als der Mann und die Frau sich kennengelernt haben, wäre es um ein Haar auch schon wieder vorbei gewesen. Wegen Silvester. Silvester kennt ihr – da ist es immer furchtbar laut und hell am Himmel. Das ist noch schlimmer als Pferdezahnarzt und ein bißchen so wie Treibjagd, weil es irgendwie gar kein Ende nimmt. Mein bester Freund Faxe sagt allerdings, an so einer Silvesterrakete sterben nicht ganz so viele wie bei einer Treibjagd, und da hat er wahrscheinlich Recht. Die Frau findet vernünftigerweise beides blöd: Treibjagd und Silvesterknallerei.

Als der Mann noch ganz neu bei uns in der Herde war und das erste gemeinsame Silvester anstand, kam er ganz stolz mit einem Bündel Silvesterraketen an, woraufhin ihm die Frau zur Begrüßung fast den Kopf abgerissen hätte. Er dachte anscheinend, Silvesterraketen gehören zum Brunft – und Imponiergehabe bei Menschen. Glücklicherweise hat er gleich verstanden, warum die Frau das doof findet. Laut genug hat sie ja gesprochen 🙂

Ihm war nämlich sofort klar, warum Fluchttiere, die eingesperrt gehalten werden, mit der Knallerei Probleme haben. Faxe sagt, er hätte auch schon von Pferden gehört, die an Silvester in Panik durch Weidezäune gegangen wären und die das nicht überlebt hätten. Ich wollte aber nicht, dass er die Geschichte weitererzählt, weil ich mich da schon gegruselt habe. Na, egal. Der Mann hat also Glück gehabt und durfte bleiben. Eigentlich haben wir ja alle Glück gehabt, weil sich herausgestellt hat, dass er nett ist und schön locker, wenn er auf dem Pferd sitzt. Die Frau ist deshalb ziemlich neidisch auf ihn 😀

Pferdewissen & Lesestoff *

Silvester haben wir also zum Glück weitgehend knallerfrei überstanden, jetzt können die guten Vorsätze kommen. Die Frau nimmt sich nämlich jedes Jahr etwas völlig Utopisches vor, damit sie die restlichen 364 Tage des Jahres ein schlechtes Gewissen haben kann. Ich meine, es ist doch völlig klar, dass sie es nicht schafft, weniger zu essen. Ich kenne sie schließlich 🙂

Erfahrungsgemäß ist sie am 1.1. total motiviert und fühlt sich wie ein Fitness-Guru. Das geht ungefähr bis zum frühen Nachmittag so. Spätestens am Abend ist sie ausgehungert und fällt über mein Kraftfutter her. Ich kriege nämlich seit ihrer Diät-Ankündigung keines mehr. Das kann doch kein Zufall sein!

Andererseits: Wie soll sie abnehmen, wenn sie kein Heunetz bekommt? Faxe und ich haben da leider einschlägige Erfahrungen, weil wir zwischendurch auch schon mal diäten mussten. Aber der Mann macht der Frau einfach kein Heunetz fertig. Ich glaube sogar, er füttert sie heimlich, weil er Angst vor ihr hat. Wenn die Frau Hunger hat, ist sie nämlich genauso humorlos wie meine Boxennachbarin Else. Die quiekt und hüpft auch immer rum, bloß weil man sie einmal ganz kurz in den Hintern zwickt.

Faxe und ich haben daraufhin auch gute Vorsätze gefasst: Wir wollen mehr essen, um für künftige Diätprogramme gewappnet zu sein. Außerdem lassen wir uns die Haare wachsen und lernen Mädchen kennen, weil das romantisch ist. Gut, ne? Und was macht ihr so?

* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll ist 🙂

Kopf hoch!

Wir haben die Weihnachtsquadrille hinter uns und was soll ich sagen – wir leben alle noch! Das liegt zum einen natürlich an Frau Reitlehrerins extrem autoritärer gewissenhafter Vorbereitung, zum anderen daran, dass Elses Reiterin, neben der wir uns die meiste Zeit aufhalten, gut leise schreien vorsagen kann und zum dritten daran, dass die Frau tatsächlich mal ihren Kopf hochgenommen und nach den anderen Pferden geguckt hat.

Sonst schaut sie ja immer ganz angestrengt nach unten – vermutlich, um nachzusehen, ob ich noch da bin. Ich finde das ja eigentlich niedlich von ihr. Praktisch ist es auch, weil ich ganz gern auf der Vorhand latsche und sie es mir damit noch einfacher macht.

Aber Frau Reitlehrerin ist aus irgendwelchen Gründen dagegen. Wegen dem Dressurreiten und der Gesundheit und der Lastaufnahme durch die Hinterhand. Von Lastaufnahme kann ich euch was erzählen – die Frau hat ganz schön zugenommen!

Zuerst hat sich die Frau noch damit rausgeredet, dass sie nach Geld sucht. Das wurde aber schnell unglaubwürdig, vor allem, weil sie nie was gefunden hat. Dann hat Frau Reitlehrerin diktatorisch verfügt, dass alles Geld, das während der Reitstunde im Reithallensand gefunden wird, ihr gehört. Das hat die Frau aber immer noch nicht dazu gebracht, ihr Köpfchen zu heben und gerade zu sitzen. Als nächstes hat sie behauptet, sie wäre total konzentriert. Der hängende Kopf wäre Ausdruck der Versunkenheit in das, was sie gerade tue. Alle großen Reitmeister würden so sitzen. Nuno Oliveira zum Beispiel. Wenn er noch leben würde. Frau Reitlehrerin erwidert, die Frau wolle sich doch jetzt nicht ernsthaft mit Herrn Oliveira vergleichen wollen? Neinnein, meint die. Das wäre ihr halt so aufgefallen. Wenn das bei Herrn Oliveira und den anderen Größen der Reiterei funktioniere, dann doch sicherlich auch bei ihr. Frau Reitlehrerin rauft sich innerlich die Haare und erklärt, dass es Künstler gäbe und Handwerker und Lehrlinge. So ein Künstler wäre so unglaublich genial in seiner Reiterei, dass ein Lehrling das gar nicht nachreiten könne. Das liege in der Natur der Sache. Man solle doch vernünftigerweise erst einmal das Reiten lernen und dann Künstler werden. Sprich: Gerade sitzen und gucken, dass man aus dem Sitz heraus reitet. Mit sauberen Gewichtsverlagerungen und ohne Verdrehen oder Einknicken in der Hüfte.

Mein bester Freund Faxe sagt, jeder Reiter hätte seinen Lieblingssitzfehler, aber ich glaube, die Frau ist in der Hinsicht begabt. Die kann nämlich alle kombinieren. Das ist praktisch, weil man sich so nicht entscheiden muss. Da sieht man mal wieder: Jeder kann was, sogar die Frau 😉 Auf jeden Fall guckt sie konsequent nach unten und hat sich bisher durch nichts davon abbringen lassen. Dass das fürs Quadrillereiten nicht unbedingt von Vorteil ist, könnt ihr euch denken.

Dann ist aber etwas passiert, was ihren Sitz radikal verbessert und mich traumatisiert hat. Bitte macht sowas nicht nach! Ich hatte nämlich bis gestern noch eine Frisur. Eigentlich bis genau gestern Mittag. Kurz vor der Quadrille stand die Frau neben mir und verkündete, meine Mähne wäre schandbar lang und sie wollte sich nicht mit so einem ungepflegten Zotteltier blamieren. Hallo, das waren höchstens 15 Zentimeter! Egal. Beherzt schwang sie die Schere und zickzackte drauflos. Ich weiß ja immer schon, was kommt. Nämlich: „Huch, das ist aber schief!“ Schnipp, schnapp. „Huch, das ist aber kurz. Nur noch ein kleines Fitzelchen, dann sieht es nicht mehr so schief aus.“ Schnipp, schnapp. „Huch.“ Kurze Pause. „Na, das wächst ja wieder nach.“

Tja, und seitdem guckt sie beim Reiten nicht mehr nach unten und mein ohnehin nur schwach ausgeprägtes Liebesleben ist mal wieder ruiniert. Else, mit der ich eigentlich schon ganz romantische Gespräche geführt hatte, hat bei der Quadrille die ganze Zeit über gekichert 🙁 und die Frau hat sich zum ersten und einzigen Mal nicht verritten, weil sie nämlich immer schön nach ihrer Quadrillenpartnerin und den anderen Reitern geguckt hat.

Möchte vielleicht irgendjemand die Frau adoptieren? Sie isst ziemlich viel und man darf ihr keine Schere in die Hand geben, aber ansonsten ist sie harmlos.

Neues vom Fest der Liebe

Woanders ist ja auch Advent, zum Beispiel bei Claudia Scheler. Claudias Blog steht unter dem Motto „Ein Leben ohne Hund und Pferd geht, ist aber sinnlos“. Ich finde das nachvollziehbar 🙂 Noch dazu heisst ihr Pferd Keks, was ihn mir doppelt sympathisch macht. In ihrem Adventskalender darf ich auch ungestraft über die Frau und ihre Frisierkünste lästern. Claudia ist nett, oder? Und das hier hab ich für sie geschrieben:

Bald ist Weihnachten! Woher ich das weiß? Zum einen hat die Frau überall herumerzählt, wie lang sie in ihrem häuslichen Chaos beziehungsweise in ihrer ganz persönlichen Ordnung nach der rotweißen Schabracke mit den passenden Bandagen gesucht hätte und wie traurig sie wäre, dass sie das Rentiergeweih aus Filz nicht mehr finden würde. Das mit der Unordnung hat sie natürlich anders erzählt, aber ich kenn doch meine Besitzerin. So schusselig und unordentlich wie die ist, wundert es mich ehrlich gesagt jeden Tag, dass sie MICH wiederfindet. Um das Rentiergeweih ist es im Übrigen nicht schade, damit habe ich mich letztes Jahr unsterblich bei den anderen Pferden blamiert. Daher habe ich ihr auch nicht verraten, an wen sie es verliehen hat. Sie traut sich anscheinend auch nicht, ein neues zu kaufen, weil der Mann einen diesbezüglichen Sparkurs angeordnet hat. Anscheinend sitzt er ihr gegenüber manchmal am längeren Hebel, weil er gut kochen kann.

Zum anderen üben wir für die Weihnachtsquadrille. Ein nicht sehr subtiler Hinweis auf die bevorstehenden Festivitäten, oder? Natürlich hat Frau Reitlehrerin wie jedes Jahr alle Pferde und die zugehörigen Reiter zu rot-weißer Bekleidung vergattert.

Nicht, dass ich so wild darauf wäre, rot-weiße Sachen zu tragen, aber es ist doch eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Rosa-, Pink- oder Berry-Tönen, zu denen mich meine Besitzerin sonst nötigt. Immer, wenn ich höre „Der Pfridolin kann doch alles tragen!“, weiß ich genau, dass dem als nächstes ein Farbrausch sondergleichen folgt. Ich weiß gar nicht, was die Frau sich dabei denkt – ich als Regenbogenpony. Dabei bin ich fast ein Hengst! Kein Wunder, dass mein Image in der Herde leidet.

Mein bester Freund Faxe sagt, Weihnachten könnte man sich etwas wünschen, und manchmal würde es auch in Erfüllung gehen. Faxe ist ein Tinker und sehr weise, man kann ihm das also glauben. Ich habe beschlossen, mir zum Fest der Liebe eine Freundin zu wünschen. Oder zumindest den Hauch eines Liebeslebens. Ich habe nämlich keines. Das liegt meiner Meinung nach nur an der weihnachtlichen Zackenfrisur, in die die Frau meine Mähne verwandelt hat.

Getreu dem Motto „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ trage ich das ganze Jahr über ungewöhnliche Frisuren, die kaschieren sollen, dass die Frau nicht geradeaus gucken kann. Gleichzeitig ist sie aber eine unverbesserliche Optimistin und gibt die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal klappen könnte, nicht auf. Faxe meint, Reiter müssen so sein.

Aber muss ich denn unbedingt eine kurze, schief geschnittene Mähne tragen, nur weil das irgendwie sportlich aussieht? Ich weiß ja nicht. Wenn es wenigstens den Mädels gefallen würde. Oder so dermaßen mitleidenderregend aussähe, dass ich mich vor ihrem Mitgefühl nicht retten könnte. Aber es ist halt nur mittelscheußlich bis lächerlich.
Es gab mal eine Zeit, in der mich meine Ex-Freundin Else attraktiv fand. Da war es allerdings dunkel. Und meine bezaubernde andere Ex-Freundin Stuti hatte so ein großes Herz, dass sie noch nicht einmal im Hellen über meinen Stufenschnitt gelacht hat. Dann hat sie leider herausgefunden, dass ich noch eine zweite Freundin habe und ich war wieder Single.

Deshalb wünsch ich mir vom Weihnachtsmann, dass Stuti oder Else wieder Herzchen in den Pupillen haben, sobald sie mich sehen. Faxe ist eher praktisch veranlagt und wünscht sich ein All-you-can-eat-Buffet, aber das haben wir ja eigentlich jeden Tag auf dem Paddock. Trotzdem ein guter Wunsch! Die Frau wünscht sich auch was, und zwar, alles essen zu können, ohne zuzunehmen. Und das am liebsten rückwirkend. Sie versucht nämlich gerade, sich für die Generalprobe der Weihnachtsquadrille in die weiße Reithose reinzuzwängen, die letztes Jahr noch gepasst hat. Das scheint nicht einfach zu sein. Aber wenn bei den Proben alles schief geht (und das ist es!), geht Weihnachten alles gut und Pferde und Menschen haben eine schöne Zeit.

Und genau das wünsche ich euch allen: eine schöne Zeit. Lasst es euch gut gehen, habt euch lieb und helft denen, denen es nicht so gut geht.

Ganz viel Liebe und ein wunderbares Weihnachten wünscht euch
Euer Pfridolin

P.S.: Und schaut mal in Claudias Blog rein, es lohnt sich!

Romantik und Frisur

Else und ich haben miteinander gesprochen. Am Paddockzaun. Sie auf der einen Seite und ich auf der anderen, und sie hat gar nicht über meine Figur gelästert. Ich aber auch nicht über ihre. Wie so’n Liebespaar.

Was man an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen sollte: Wir tragen natürlich beide unsere Paddockdecken, so dass man Elses barocke Formen ohnehin nur erahnen kann. Da reißt auch der angeblich schlankmachende Rallyestreifen nix raus, den Elses Besitzerin ihr geschoren hat. Scheren kennt ihr, ne? Das ist wie Rasieren, nur mit mehr Möglichkeiten, sich zu vertun. Man macht das, weil unsereiner manchmal einen ganz außerordentlichen Winterpelz entwickelt, sich aber trotzdem bewegen muss (wegen Lunge, Stoffwechsel und so). Da ist es ganz praktisch, wenn einem nicht sofort der Schweiß ausbricht.

Die Frau hat mir auch schon mit zitternder Hand die schrecklichsten Muster ins Fell gefräst, ich weiß also, wovon ich spreche. Es fängt normalerweise damit an, dass sie die Kreide vergessen hat und so keine Linien vorzeichnen kann. Dann kriegt sie (natürlich) die Schermaschine nicht in Gang. Ich habe mich durchgesetzt und den Kauf einer akkubetriebenen Maschine angeordnet, weil die Frau und ich beide Angst vor Stromkabeln haben. Da ist es natürlich günstig, wenn man vor dem Scheren den Akku aufgeladen hat 😉

Na ja, und dann ist der Katastrophe Tür und Tor geöffnet. Andere Pferde bekommen gerade Linien und schwungvolle Kurven geschoren, so dass in der Sattellage oder auf dem Rücken oder manchmal zusätzlich noch am Hals das Winterfell stehen bleibt. Ein zusätzlicher Bonus ist es, wenn beide Seiten gleich aussehen. Manche Pferde bekommen sogar ein Sternenmuster auf den Hinterschinken. Oder einen Drachen. Das sieht dann aus wie ein Tattoo. Drachen sind toll, die heben die Laune und man fühlt man sich auch gleich viel männlicher, wenn man einen Drachen auf dem Hintern hat. (Auf dem Rücken hab ich ja ohnehin schon einen sitzen 🙂 )

Und dann gibt’s da noch den Rallyestreifen. Das ist so ein Querstreifen, der seitlich am Pferdekörper geschoren wird. Auch das kann man sehr schön und ordentlich machen. Ich weiß das, weil ich es schon bei anderen gesehen habe. Bei Else zum Beispiel. Gut, der Querstreifen macht nicht unbedingt schlank – aber wenigstens ist er gerade und nicht so eine zittrige, schiefe Schlangenlinie wie bei mir im Plüsch. Das kann einen schon depressiv machen.

Aber genug gejammert. Was Else und mich im Moment vereint, ist unsere gemeinsame Abneigung Skepsis dem Neuen gegenüber. Bonito. Er weigert sich, von Else gemobbt zu werden, was ich grundsätzlich schon mal charakterstark und mutig finde. Andererseits ist Else ja auch meine Boxennachbarin und ich habe mich von daher gezwungenermaßen freiwillig bereit erklärt, ihr mit Bonito zu helfen. Sie hat gedroht, mich sonst die ganze Nacht über zu ärgern, und ich bin bekanntlich jemand, der vernünftigen Argumenten zugänglich ist.

Wir passen jetzt also gemeinsam auf ihn auf und ich kann ihn angiften. Aus sicherer Entfernung, versteht sich. Das ist schon fast so wie in einer Beziehung, glaube ich. Ich fühle mich auch ein bisschen romantisch, jetzt, wo sie auf mich angewiesen ist und ihr Freund, das Sportpferd Konrad, woanders auf dem Paddock steht 🙂 Jetzt glauben alle, Else wäre in mich verliebt, weil wir so lange am Zaun nebeneinander stehen. Ich weiss auch gar nicht, wie Konrad das findet. Nicht, dass Else wegen mir Beziehungsstress bekommt 🙂

Ziemlich beste Pferdefreunde

Faxe mit rosa Halfter

Ich glaube, ich bin wieder Single. So ganz sicher kann man sich bei den Mädels ja nie sein, aber es gibt gewisse subtile Anzeichen. Und das, obwohl ich immer noch lange Haare habe und die außerdem auch noch offen trage. Obwohl – was heißt schon lang. 15 Zentimeter und man sieht immer noch die Zacken, die mir die Frau beim letzten Mal Frisieren reingeschnitten hat.

Es ist also ganz klar ihre Schuld, dass Rosa mir Stuti entfremdet. Entfremdet, das hört sich so hart an, so grausam, so endgültig. Aber genauso fühlt es sich an, wenn Rosa und Stuti stundenlang hingebungsvoll Fellpflege betreiben und mich keines Blickes würdigen. Ich fühle mich ausgestoßen und diskriminiert.

Was mich ein wenig aufheitert, ist, dass Faxe jetzt auch ein rosa Halfter hat. Ich weiß nicht, ob er damit seine weibliche Seite betonen möchte oder ob es ein Statement ist, um seine Solidarität mit allen rosa eingekleideten Wallachen dieser Welt zu zeigen. Eine Ein- Mann – Pferd-Demo, sozusagen. Bisher habe ich ihn allerdings als eher unpolitisch erlebt. Vielleicht ist seine Besitzerin aber auch einfach nur den Einflüsterungen der Frau erlegen, die auf rosa schwört.

Wie dem auch sei, Faxe möchte nicht darüber sprechen. Das muss er auch nicht. Unter Männern braucht man nämlich nicht viele Worte. Wir beide sind beste Kumpels und haben eine
1 A – Spitzenklasse- Männerfreundschaft. Seit wir uns kennen, sind wir unzertrennlich und meistens meiner einer Meinung.

Es ist ja leider so: Auf die Mädels kann man sich nicht verlassen, auf ihre Launen umso mehr. Wer weiß, ob ich wieder irgendwas Falsches getan oder gesagt habe. Als Else und ich noch zusammen waren, hab ich sogar schon Ärger gekriegt, wenn ich nur was Falsches GEDACHT habe. Das fand ich ein bisschen unromantisch.

An Else habe ich am meisten ihre angenehm weiblichen Formen geschätzt, aber Frauen wollen ja immer nur reden. Wenn ich keine tiefsinnigen Gespräche mit ihr führen wollte, wurde mir das regelmäßig als Manko angekreidet. Als Konrad, das Sportpferd, mir Else ausgespannt hat, war ich insgeheim ein wenig erleichtert. Auch, weil Else absolut humorlos und gleichzeitig sauschnell ist, weshalb es nicht sooo viel Spaß macht, sie zu ärgern. Davon, dass sie mit meinen geistreichen Wortspielen oft überfordert ist, kündet ganz aktuell eine Macke an meinem Hals.

Bei Menschen scheint es anders zu sein. Die Frau hat ein eher robustes Naturell und versteht klare Worte am besten. Mit Andeutungen kann sie nix anfragen. Das hat Frau Reitlehrerin auch schon herausgefunden 😉 Es ist also ein bisschen wie bei Faxe und mir. Bei uns reicht es, wenn man auf der Wiese alle halbe Stunde mal „Jo“ oder „Hm“ sagt. Warum kann es mit den Stuten nicht genauso sein? Immer dieses Reden und diese komplizierten Gefühlsschwankungen.

Die Frau hat mir aber jetzt ein neues Shampoo gekauft, das total lecker riecht, irgendwie süß und nahrhaft. Rosa guckt schon ziemlich interessiert. Liebe geht halt doch durch den Magen und Pferdeshampoo macht romantisch 🙂