Wir treiben Wassersport

Das spanische Mähnenwunder spielt mit dem Schlauch.

Auf dem Longierplatz sind Pfützen. Da waren schon lange keine Pfützen mehr und mit einem Mal sind welche da. Solche plötzliche Veränderungen bedeuten normalerweise Gefahr.

Und wenn es nur Gefahr für die Frisur ist. Ich meine, wer hat schon gern nasse Füße oder einen nassen Bauch? Die Frau nicht, sonst würde die nicht so komisch um die Wasserlachen herumstaksen. Überhaupt ist das mal wieder typisch: Mir erzählt sie, es wäre doch „nur Wasser“ und ich sollte da durchmarschieren und mich nicht so anstellen, und selber vermummt sie sich mit Regenhose und Gummistiefeln und tut so, als wäre es Salzsäure. So nach dem Motto: Bloß nicht reintreten.

Glücklicherweise habe ich an unserer Longiertechnik gefeilt und kann mittlerweile nicht nur einschätzen, wie lang die Longierpeitsche ist, sondern auch, wohin die Frau als nächstes treten wird. Und da kann man an Zufall glauben, man muss es aber nicht: Meistens liegt dieser Punkt genau in einer Pfütze 🙂

Natürlich bewegen wir uns beim Longieren auch nicht auf einem gleichmäßigen Kreisbogen, das habe ich ihr gleich zu Anfang abgewöhnt. Was ich stattdessen eingeführt habe: Den gefütterten Handwechsel.

Und der geht so: Man muss es schaffen, in die Zirkelmitte zu kommen (das geht bei der Frau leicht, weil sie sich freut, wenn ich brummelnd auf sie zukomme). Wenn man dann seinen Platz in der Mitte eingenommen hat, kann man sich nach Belieben umdrehen und die Frau lieb angucken. Die kann dann versuchen, mit einem beherzten Sprung hinter mich zu kommen und mich auf die Zirkellinie zurückzuschicken, es wird aber in den allermeisten Fällen beim Versuch bleiben 😉

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Also haben wir uns auf folgendes Prozedere geeinigt: Ich halte außen auf der Zirkellinie an und bleibe dort kurz stehen. Wenn sie schnell genug ist, schafft sie es zu mir hin und stopft mich mit Leckerchen voll (die sind lecker und stecken voller Kalorien, geben also Kraft fürs weitere Longieren). Ich brummele ihr auch schon entgegen, damit sie sich nicht ausgenutzt fühlt. Bin ja einfühlsam und romantisch 😉 Während sie Herzchen in der Pupille und ich die Backen voll Leckerlis habe, lasse ich mich anstandslos wenden und marschiere andersherum weiter. Eine klassische Win-Win-Situation.

Der einzige, der mit dem gefütterten Handwechsel nix anfangen kann, ist unser spanischer Neuzugang, der Lutschi. Der will es der Frau immer so recht machen, dass es fast schon unheimlich ist. Also sofern er die Aufgabe verstanden hat und sie mit seiner minimalistischen Siesta-Einstellung umsetzen kann. Wenn das zusammen passt, ist er ganz unanständig dienstbeflissen. Unter uns: Ich führe das auf seinen geringen IQ zurück.

Der Lutschi hat das Prinzip des Anhaltens und Herumstehens so verinnerlicht, dass es sogar die Frau schafft, an der Longe ordentliche Handwechsel hinzubekommen. Wären da nicht seit neuestem die Pfützen, von denen sich der Lutschi magisch angezogen fühlt. Er hat schon herausgefunden, dass er beim Traben daraus trinken kann. Und wenn man ordentlich darin herumplantscht, kriegt auch die Frau ihren Anteil Wasser ab. Der Lutschi denkt sich bei sowas nix, außer vielleicht, dass sie Wasser genau so gern mag wie er, und wundert sich dann, wenn sie schimpft. (Typisch Frau. Da geht mal einer für sie durchs Wasser und dann ist es auch wieder nicht richtig.) Tja, und beim Handwechsel kann er einfach nicht stehen bleiben, wenn Wasser in der Nähe ist. Er muss dann da rein. Das setzt bei der Frau ungeahnte Kräfte und große Schnelligkeit frei, so dass sie meistens bei ihm ist, bevor er sich gewälzt hat 🙂

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Neulich auf der Reisplantage

Regen, der aus der Dachrinne herunterläuft

Tagelanger Dauerregen, so wie wir ihn letztens hatten, ist ja irgendwie auch interessant. Wie sich so eine langweilige Durchschnittsweide durch flächige Pfützen verändert! Die Grashalme, die oben rausgucken, erinnern Faxe an eine Reisplantage. Er ist ja gewöhnlich sehr gut informiert, da glaube ich ihm das einfach. Man lernt sich auch gleich viel besser kennen, das ist ein bisschen so wie Dschungelcamp. Ich weiß jetzt genau, wie schnell Konrad rennen kann, wenn ihn jemand sehr geärgert hat und er zusätzlich noch so richtig schlechte Laune hat. Oder dass Faxe maximal wasserdicht ist. Stuti dagegen kann das Wetter nicht gut vertragen. Sie sagt, sie wüsste jetzt, warum sie so wasserscheu ist und dass sie damit absolut recht hätte. Na ja. Ist auch nicht mein Lieblingswetter, aber es gibt Schlimmeres. Else zum Beispiel 🙂 Die ist kein Stück wetterfühlig, sie scheucht Stuti nämlich bei jedem Wetter. Mich auch, aber ich scheuche zurück. Weil Stuti beim Fellchenkraulen ziemlich grobmotorisch ist und ihr aus Versehen immer die frisch sanierten Zähne in die Wirbelsäule haut, nehme ich an. Oder einfach aus Prinzip. Else ist halt ein Mädchen 😛

Bei anhaltendem Regen findet man auch heraus, wie lang es dauert, bis einem das Wasser in die Ohren läuft und dass man das nicht möchte. Außerdem stellt man schnell fest, wie man sich strategisch günstig positioniert, so dass das Hinterteil auf der Wetterseite ist und das alles entscheidende Vorderteil auf einem leckeren Stück Gras. Und nicht etwa in der matschigen Stelle vorn am Eingang!

Eine weitere lehrreiche Erkenntnis für diejenigen unter uns, die mit Regendecke auf die Weide gehen: mit ein bisschen Mühe lässt sich der Schlamm beim Wälzen auch unter die Decke schaufeln. Außerdem kann man mit Lehm wunderbare Dreadlocks in die Mähne zaubern. Der ein oder andere hat vielleicht auch schon mit Deckeausziehen experimentiert. Hierzu kann ich sagen: Bei 10 Grad und Dauerregen meiner Ansicht nach keine gute Idee, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Die Frau ist jetzt übrigens stolze Besitzerin eines Sommerregenhutes, eines Winterregenhutes und diverser Übergangsregenhüte. Im Moment kauft sie für mich eine neue Decke, weil meine beiden Regendecken schon nach 6-7 Stunden Dauerregen aufgeben. Sie sagt, ich bräuchte unbedingt eine dritte, und zwar eine mit Halsteil. Wahrscheinlich, damit meine Schlammzöpfe in der Mähne vor Regen geschützt sind und länger halten 🙂

Wasser ist (vielleicht) zum Waschen da

Ein See. Blauer Himmel. Im Hintergrund Bäume.

Seit neuestem ist Stuti total furchtlos. Jedenfalls, was Wasser betrifft. Das mag vielleicht auch mit den anhaltend hohen Temperaturen zu tun haben 😉

Bei Pfützen ist sie immer noch ein bisschen zurückhaltend. Da waren Faxe und ich wohl zu überzeugend mit unseren Erzählungen von den Wassermonstern 😉 Aber Regen macht ihr fast gar nichts mehr aus. Oder der Wasserschlauch.

Die Frau kann jetzt nämlich mein Heu nassmachen, während Stuti danebensteht, ohne dass sie Schnappatmung kriegt. Also Stuti, nicht die Frau. Die kriegt höchstens Schnappatmung, wenn wir ausreiten. Oder sie die Sattelkammer aufräumen muss.

Und Stutis Besitzerin kann sie sogar jetzt abduschen. Ganz normal, mit dem Schlauch. Nicht mehr mit dem ganz leicht angefeuchteten Schwämmchen wie früher. Stuti beißt dann ganz mutig in den Wasserstrahl. So nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, und wenn ich dich zuerst beiße, kannst du mich nicht mehr beißen, ätsch 😛 Gleichzeitig übt sie Ohren anlegen und böse gucken. Sie ist ja sehr lieb und kann das deshalb noch nicht so richtig.

Im Moment sieht sie ungefähr so bedrohlich aus wie ein Gummibärchen. Davor hat das Wasser aber komischerweise keine Angst und es geht auch nicht weg, und Stuti kommt gar nicht mehr aus dem Nicht-sehr-böse-gucken und Ins- Wasser- beißen raus. Faxe und ich könnten uns das stundenlang angucken 😀

Für den Fall, dass Stuti irgendwann merkt, dass das alles nicht gegen das Abgeduschtwerden hilft, möchte ich aber betonen, dass es ganz allein Faxes Idee war, ihr das mit dem Wasserbeißen zu erzählen und dass das gegen das Abgeduschtwerden hilft. Ich hab damit nix zu tun 😉