Traversälchen

Der Mann auf Faxe. Beide gucken entspannt.

Die Frau fragt den Mann ja nicht mehr, was er im Reitunterricht so alles macht. Zu groß war die Schmach, als sie beim letzten Mal herausgefunden hat, dass er Renvers und dergleichen reitet, ohne überhaupt zu ahnen, was das für eine Kunst ist und wie lang die Frau schon versucht, ähnlich vorzeigbare Seitengänge zustande zu bringen und wie glühend sie ihn darum beneidet.

Nein, fragen tut sie nicht mehr. Zugucken beim Unterricht auch nicht. Die Blöße gibt sie sie sich nicht. Das wäre ja auch peinlich, wenn man einerseits so cool tut und sich dann beim Hinterherspionieren erwischen lässt. Aber die Neugier bringt sie um. Alle machen geheimnisvolle Andeutungen darüber, wie toll der Mann doch reiten würde und was er in der kurzen Zeit schon alles gelernt hätte, sogar Frau Reitlehrerin.

Das sähe richtig gut aus, freut die sich.

Die Frau macht ein ganz spitzes Mündchen. So?

Ob denn die Frau bei der letzten Reitstunde zugeguckt hätte, fragt Frau Reitlehrerin. Nicht? Der Mann wäre ein echtes Naturtalent. Sooo ein langes Bein! Und wie locker er sitzen würde.

Die Frau guckt sparsam.

Ja, macht Frau Reitlehrerin weiter. Und die Seitengänge erst! Er würde zwar immer Schulterherein mit Travers verwechseln, aber das, was er sich vorstellen würde, könnte er sehr korrekt reiten. Jetzt wäre man sogar schon bei den Traversälchen angekommen.

Traversälchen? fragt die Frau entgeistert.

Jaja, Traversälchen. Der Mann würde das so locker und spielerisch reiten, das wäre wirklich hübsch anzuschauen.

Und das aus dem Mund der überaus kritischen Frau Reitlehrerin, die für gewöhnlich mit gar nix zufrieden ist, was die Frau reitet. Die Frau holt empört Luft.

*

Frau Reitlehrerin redet unbeirrt weiter: Und Faxe erst! Wer hätte gedacht, dass aus Faxe mal ein Dressur-Tinker würde! Zuerst hätte sie sich ja schon gefreut, als sich das Energiesparpony überhaupt erstmal wie ein Reitpferd bewegt hätte, und jetzt wäre er sogar ein richtiger Dressur-Tinker.

An dieser Stelle des Gesprächs bekommt Faxe, der gemeinsam mit mir das Gespräch belauscht, einen eigenartigen Gesichtsausdruck. Ich auch. Mein bester Kumpel mutiert zur Ballett-Elfe! Ehrlich gesagt fand ich Faxes Benehmen in letzter Zeit schon ziemlich streberhaft, aber andererseits macht es auch Spaß, mit dem Mann unterwegs zu sein. Ich weiß das, denn er begleitet mich ins Gelände, wenn die Frau mal wieder die Hosen voll hat, also oft, und unsere Ausritte sind legendär 😉 Aber trotzdem. Ich hätte nie damit gerechnet, dass mein flauschiger Freund mal ein Traversalenturner wird. Wo doch jeder weiß, wie anstrengend das ist!

Die Frau hat sicher auch nicht gedacht, dass aus Faxe mal ein Dressurcrack wird, denn sonst hätte sie sich das viele Geld für den Lutschi sparen können und einfach Faxe mitreiten können, der ja jetzt anscheinend ganz nebenbei vom Mann ausgebildet wird. Das ist übrigens derselbe Mann, der eigentlich nur ausreiten wollte, bis er auf mysteriöse Weise Gefallen am Dressurreiten gefunden hat. Er selbst meinte mal zur Frau, das wäre wie beim Autofahren – mit Servolenkung würde es einfach mehr Spaß machen.

Aber nicht nur Faxe guckt komisch, wenn Frau Reitlehrerin über die Reitstunden mit dem Mann spricht. Auch die Frau kriegt so ein merkwürdiges Zucken, und bei ihr liegt es ganz sicher nicht an den Fliegen.

Traversälchen, fragt sie noch mal. Nur um sicherzugehen, dass sie sich nicht verhört hat.

Wahrscheinlich erinnert sie sich gerade an das letzte Mal, als sie sowas versucht hat und mich übereilt und mit krumm gezogenem Hals quer über den Reitplatz getriezt hat. Das war übrigens die Reitstunde, in der Frau Reitlehrerin ihr erklärt hat, dass die äußere Hüfte keineswegs dadurch nach hinten – unten kommt, indem man das innere Bein steif nach vorne wegstreckt.

Jaja, Traversälchen. Und dabei reitet er noch gar nicht lange, fügt Frau Reitlehrerin versonnen hinzu. Vielleicht bildet er dir ja den Lutschi aus, wenn du ihn lieb fragst.

Und das war der Punkt, an dem die Frau mal wieder darüber nachgedacht hat, ob Minigolf nicht doch eine Alternative zum Reiten sein könnte. Ich wusste übrigens gar nicht, dass Frau Reitlehrerin so einen großartigen Sinn für Humor hat.

Lesetipp zum Thema verbissener Ehrgeiz: Perfektionierst du noch oder lebst du schon?
Und der hier: Typisch Frau? Warum du nicht zu viel denken solltest mit Pferden

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Lucero beim Tierarzt

Der Lutschi war beim Tierarzt. Nein, eigentlich war es genau umgekehrt: der Tierarzt war beim Lutschi. Tierärzte machen das so, damit ihre Patienten keine Möglichkeit haben, sich zu verstecken. Sie kommen zu einem nach Hause und finden einen auf jeder Weide und in jeder Box. Meist hilft ihnen ein zweiter Mensch dabei. Ich weiß gar nicht, warum? Faxe meint, die Pferdebesitzer würden dem Tierarzt sogar noch Geld dafür geben, dass er Löcher in die Pferde piekst und andere Dinge mit ihnen tut. Das glaub ich aber nicht. Die Frau gibt ja bekanntlich ihr ganzes Geld für albern buntes Pferdezubehör aus, da bleibt nix mehr für den Tierarzt übrig 😉

Na ja, mit einem Mal steht also der Tierarzt da. Ich kenne ja sein Auto und bin sicherheitshalber mal eben um die Ecke verschwunden, wie kluge Pferde das halt so machen. Der Lutschi nicht. Der steht da und staunt den Mann mit dem großen Auto an wie einen Sack Möhren. Die Frau wieselt diensteifrig herum, begrüßt den Herrn Doktor unterwürfig, merkt dann, dass sie sich uncool verhält, haut noch ein paar flache Witze raus, um das wieder auszugleichen und fängt schließlich den Lutschi ein. Was nicht sonderlich schwer ist, weil der ihr vor lauter Neugier und Aufdringlichkeit fast auf den Arm geklettert wäre.

Nun ist es ja nicht so, als ob das spanische Mähnenwunder noch nie Besuch vom Tierarzt gehabt hätte. Auch geimpft wurde es schon. Und trotzdem strahlt der kleine Kerl den Doc an wie Faxe die Futterkarre. So langsam bin ich davon überzeugt, dass der Lutschi geistig in einer ganz anderen Liga spielt als ich. Möglicherweise sogar auf einem anderen Planeten. Ich hatte ja immer schon den Verdacht, dass er mir intellektuell nicht so ganz folgen kann, aber seit heute bin ich mir sicher.

Ich halte mich vorsichtshalber in sicherer Entfernung auf und beobachte, was weiter geschieht. Schließlich bin ich schadenfroh neugierig interessiert. Außerdem hab ich ihn gewarnt und er wollte nicht hören. Da muss er jetzt schon selbst gucken, wie er klarkommt.

Der Tierdoc und der Lutschi begrüßen sich herzlich. Manchmal ist mir der Lutschi mit seiner Naivität echt peinlich. Er selbst findet sich ja kommunikativ und entgegenkommend, was am Ergebnis aber nix ändert 😉

Jetzt hat die Frau den Equidenpass in der Hand. Das kenne ich – gleich kommt die Spritze und man kriegt ein Loch ins Fell gemacht. Das Mähnenwunder kennt das eigentlich auch. Nichtsdestotrotz setzt der Lutschi seinen Schlafzimmerblick auf und knabbert am Tierarzt herum. Der kichert und streichelt den aufdringlichen Spanier.

Moment mal. Irgendwas läuft hier falsch. Bei mir geht Impfen nämlich immer ganz anders. Da flucht der Herr Tierarzt (natürlich auf akademisch zurückhaltende Art, was wohl daran liegt, dass er die Spritze zwischen den Zähnen festhält), die Frau schimpft und zerrt am Strick und ich tanze hysterisch in der Gegend herum und suche einen Fluchtweg in ein Land, in dem sich unsere Wege nicht mehr kreuzen werden. Ich tröste mich damit, dass sich die Frau gleich einmischen und den Doc daran erinnern wird, weshalb er hier ist.

Endlich bereitet der Doc die Impfung vor. Jetzt wird der Lutschi ganz weinerlich. Der Doc tröstet ihn lieb und entschuldigt sich dafür, dass er ihn pieksen muss. Der Lutschi hat währenddessen das Maul in seine Jackentasche gesteckt und macht einen gar jämmerlichen Eindruck. Der Tierarzt guckt auch traurig und verspricht, ihm nächstes Mal eine Banane mitzubringen. Die Frau mischt sich ein und findet das „ganz, ganz lieb“. Dabei guckt sie den Tierdoc so komisch an. Mit Sternchenaugen. So ähnlich wie Else, als die das letzte Mal rossig war. Ich glaube nicht, dass das dem Mann gefallen würde.

Der Lutschi hat währenddessen heimlich seinen Strick aufgeknotet und lässt sich loben, weil er nicht weggelaufen ist. Der Tierarzt zückt die Spritze. Der Lutschi versucht, sie ihm zu klauen. Der Tierarzt lacht und lobt ihn dafür. Für mich der klare Beweis dafür, dass Menschen einen an der Waffel haben. Neuer Versuch – jetzt schüttelt der Lutschi apart seine zauselige meterlange Mähne, so dass der Doc nicht richtig zielen kann. Kurze Beratung. Der Lutschi knotet währenddessen seinen Strick wieder auf. Die Frau hält ihn jetzt direkt am Kopf fest, so dass der Lutschi mit dem Maul ihre Armbanduhr untersuchen kann. Weil er dabei nicht herumwackelt, kann der Tierdoc tatsächlich impfen.

Zur Belohnung gibt die Frau dem Doc einen Apfel. So hungrig sah der aber gar nicht aus, weshalb er den Apfel an den Lutschi weitergibt. Der muss dafür den Impfpass, den er dem Doc zwischenzeitlich aus der Hand gerupft hatte, wieder loslassen. Jetzt lachen wieder alle. Verrückt, oder?

Als der Lutschi wenig später auf die Weide zurückkommt, meint er, Impfen wäre gar nicht schlimm, sondern im Gegenteil ziemlich unterhaltsam. Beim nächsten Mal wollte er dem Tierarzt auch noch das Stethoskop klauen. Diesmal hätte er es nur fast geschafft, aber nächstes Mal würde es ganz sicher klappen. Und eine Banane gäbe es außerdem. Nur schade, dass er jetzt zwei Tage Pause hätte und keine lustigen Dinge mit der Frau machen könnte. Aber die Zeit könnte er ja nutzen und sich überlegen, wie sich sein neu entdecktes Interesse an der Tiermedizin mit seinem bisherigen Berufswunsch Taschendieb kombinieren lässt.

Und dazu fällt mir dann auch nix mehr ein.

Love is in the Air

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Else und ich eine dynamische On-Off-Beziehung haben, mit mehr Off als On. Ihr erinnert euch – meine Boxennachbarin Else. Die mit den langen Zähnen und dem schnellen Hinterbein. Die ständig über meine Plautze unsportliche Figur gelästert hat und mich zum Abnehmen vergattern wollte. Genau die Else, die mir immer den total verpeilten Konrad als leuchtendes Vorbild vorgestellt hat. Ja genau, Konrad. Das Sportpferd muskelbepackte Spatzenhirn. Als ob der mir in irgendeiner Weise das Wasser reichen könnte!

Was wesentlich geheimer ist, ist, dass sogar Else eine romantische Ader hat. Die tritt zwar nur selten zutage, dann aber richtig.

Es fing damit an, dass sie meine Nähe gesucht hat, und zwar nicht, um mich zu beißen. Das fand ich schon ungewöhnlich. Elses Dauerdiät ist nämlich beendet und sie darf ohne Fressbremse auf die Weide, weshalb ich ihr aus Sicherheitsgründen erstmal aus dem Weg gegangen bin. Ich hatte vorher noch übel über sie gelästert ihr nämlich vorher noch allerlei Informationen über ihre Figur gegeben, von der auch nach der Diät noch ganz viel da ist, und fürchtete nun ihre Rache.

Da stand ich nun – hinter mir der Zaun, vor mir Else, und schnaufte einmal tief durch. Das muss sie so beeindruckt haben, dass sie mit einem Mal Herzchen in der Pupille bekam und mich vor lauter Zudringlichkeit fast noch in den Zaun geschubst hätte.

So ist das eben, wenn man eine unwiderstehlich männliche Ausstrahlung hat. Ich bin quasi der George Clooney der Pferdewelt. Da wird sogar so jemand wie Else weich 😉

Leider hielt die traute Zweisamkeit nicht lange an, weil Else sich auf peinlichste Art und Weise an andere Pferde rangemacht hat. Dass sie mit Stuti und Rosa herumgeturtelt hat, kann ich ja noch verstehen – ich MAG Stuten! Aber als sie dann noch Faxe und Konrad angeflirtet hat und noch nicht einmal vor dem Lutschi, der ja noch sehr unreif ist, zurückgeschreckt ist, war sogar für mich eine Grenze überschritten. Meine Else im wahllosen Liebestaumel! Und das, wo sie doch mich haben kann! Wenn ich mich getraut hätte, hätte ich sie zur Rede gestellt. Aber sie ist halt schon sehr groß und stark^^

Anscheinend muss ich damit leben, dass wir eine offene Beziehung haben. Ich mit ihr und sie mit allen anderen Pferden.

Ich hab da mal ne Frage

Spricht auch mit Menschen: das spanische Mähnenwunder

Der Lutschi, der eigentlich Lucero heißt und ein spanisches Mähnenwunder ist, wohnt jetzt schon länger bei uns und hat auch schon viel gelernt. Zum Beispiel sieht er die Frau mittlerweile nicht mehr als das gottgleiche Wesen, als dass sie ihm anfangs vorgekommen ist.

In der ersten Zeit hat er sie noch begeistert angestaunt, vielleicht auch, weil er bisher keine Menschen kannte, die sich auf die ihr eigene, unnachahmliche Art fortbewegen und die körpersprachlich so wirr kommunizieren. Mittlerweile hat aber sogar der Lutschi, an dessen Geistesgaben ich bekanntlich starke Zweifel hege, gemerkt, dass die Frau harmlos ist und die meiste Zeit gar nicht weiß, was sie so tut. Gestern war zum Beispiel so ein Tag.

Es fing damit an, dass die Frau das minderjährige Mähnenwunder auf den Reitplatz zerrte, wo sie ihn laufen lassen wollte. Sie nennt das übrigens Freiarbeit, weil sich das cooler anhört. Dort waren noch ein paar Sprünge aufgebaut, die sie „mal eben“ wegräumen wollte. In der Zeit sollte sich der Lutschi schon mal alleine im Schritt warmlaufen. Manchmal frage ich mich schon, was in ihrem Kopf so vorgeht ^^

Die Frau räumte also planlos hin und her, während ihr der Lutschi über die Schulter schaute und sich partout nicht von ihr trennen wollte. Jaaa, aufdringlich sein kann er 🙂 Ihre weiteren Versuche, ihn wegzuscheuchen, hätten leider auch nicht geklappt, weshalb sie ihn dann einfangen und führen wollte.

Das wollte der Lutschi aber nicht. Der hatte nämlich inzwischen herausgefunden, dass auf der anderen Seite der Umzäunung Gras wächst und es fast gar nicht anstrengend ist, sich so zu verrenken, dass man drankommt. So bewegten sich beide von Grasbüschel zu Grasbüschel, bis auch die Frau ausreichend aufgewärmt war. Der Lutschi hatte währenddessen noch verschiedene andere Fragen, zum Beispiel, ob er wirklich von den Grasbüscheln weg müsste und wieso er schneller laufen sollte. Und warum ausgerechnet außen rum? In der Mitte wäre doch auch Platz.

Die Frau sah das anders. Der Lutschi hätte sich bitteschön von ihr zu entfernen, wenn sie böse guckt. Trab und Galopp auf puren Gedankenimpuls hin wär auch nicht schlecht, alternativ würde halt ziellos mit der Longierpeitsche herumgefuchtelt. Aha. Der Lutschi war davon nicht im gleichem Maße überzeugt. Erstens, so seine Argumentation, wäre es lustiger bei der Frau als alleine draußen auf dem Hufschlag. Mit der Frau könnte man nämlich toll spielen. Zweitens wäre die Peitsche zu kurz. Da könnte sie ruhig wedeln, was das Zeug hält, sie würde ihm nicht gefährlich werden. Und drittens wollte er wissen, ob die Frau denn ganz sicher wäre, dass er das tun müsste? Ja, das war die Frau und wedelte noch etwas entschlossener mit der Peitsche.

Der Lutschi meinte, er hätte da noch ne Frage. Ja?, meinte die Frau, nun schon mit einem bösen Glitzern in den Augen. Ob er denn wirklich rechtsrum laufen müsste, linksrum wäre nämlich seine neue Lieblingsrichtung. Schwupps, weg war er. Gefolgt von der Frau, die sich ja bekanntlich mehr bewegen will.

Der Lutschi. Wer hätte das gedacht, dass er einmal bei mir in die Lehre geht und mir dabei hilft, die Frau zu gymnastizieren? Also ich nicht. Als er mir das erste Mal schläfrig in die Augen blickte, war ich noch sehr, sehr skeptisch, was unsere gemeinsame Zukunft angeht. Die Frau hat bestimmt auch nicht damit gerechnet, dass er sich so gut entwickelt. Sicher ist sie insgeheim sehr stolz auf uns beide.

Aber Haken schlagen muss sie wirklich noch üben, das geht geschmeidiger 😉

P.S.: Wer wissen will, wie man das mit der Freiarbeit besser hinkriegt, kann zum Beispiel bei Fühlend Reiten oder bei der Pferdeflüsterei nachlesen. Oder man holt sich bei Tash Horse Experience Grundlagenwissen über Seilchenschwinger und Wattebauschwerfer 🙂

Urlaub

Die Frau hat Urlaub und ist jetzt jeden Tag von früh bis spät im Stall. Leider trägt sie dabei meist kurze Hosen und streckt einem bei jeder Gelegenheit ihre kalkweißen Beine entgegen. Zuerst hab ich ja gedacht, sie hätte eine weiße Reithose an, aber dann hab ich gemerkt, dass es ihre Beine sind. Schwächere Charaktere als ich wären weggelaufen, aber der Lutschi in seiner grenzenlosen Naivität hat sie an der Stimme erkannt und ist neugierig hingestiefelt. Manchmal denke ich mir ja, ich müsste besser auf ihn aufpassen, aber so ist es lustiger 🙂

Überhaupt, Urlaub. Wart ihr schon mal mit der Frau in Urlaub? Nein? Da habt ihr auch nix verpasst. Faxe und ich mussten mal mit ihr wegfahren. Die Frau ist ja im Großen und Ganzen niedlich und angenehm charakterschwach, aber sie hat leider auch einige gravierende Persönlichkeitsmängel. Zum einen ist das ihre Schwäche für bunte Pferdeaccessoires, zum anderen ihr unseliger Drang, meine Mähne zu verhunzen. Und dann fährt sie auch noch gern Auto 🙁

Und zwar sogar dann, wenn Pferde hinten dranhängen. Ich habe ja geraume Zeit die Theorie vertreten, dass Faxe und ich nur deshalb hinten im Anhänger mitfahren müssen, damit wir nicht sehen können, wie grauslig sie fährt. Als ob wir das im Pferdehänger nicht genauso mitbekommen würden ^^

Zuerst reißt sie sich ja noch zusammen, aber dann gehen sozusagen die Pferde mit ihr durch. Sie behauptet dann immer, sie habe so fahren müssen, wegen der Kurven und der ganzen Ampeln, aber wenn der Mann fährt, gibt es komischerweise nicht ganz so viele Ampeln und Kurven, durch die man mit Vollgas scherbeln muss. Anscheinend hat der Mann auch herausgefunden, dass so ein Auto nicht nur ein Gaspedal, sondern auch eine Bremse hat, die man vorsichtig und dosiert bedienen kann, so dass Faxe und ich nicht das Gefühl haben, bei jeder Vollbremsung auf der Rückbank des Zugfahrzeugs zu sitzen.

Trotz aller gegenteiligen Bemühungen sind wir aber doch da angekommen, wo wir hinwollten. Es gab nette Boxen und eine tolle Weide nur für Faxe und mich. Da war es dann auch gar nicht schlimm, dass die Frau zwar an meine pastellfarbenen Deckchen gedacht, aber den Sattel vergessen hatte.

Der Mann meinte dann in einem Anflug von Leichtsinn, so einen Urlaub müsste man schon vorbereiten. Also nicht wie bei uns – hopplahopp Quartier klar machen, Sachen in den Koffer schmeißen und am Ziel feststellen, dass man die Hälfte vergessen hat. Das gab erstmal böses Blut und humorloses Verhalten seitens der Frau, aber letztlich ist es dann doch noch ein schöner Wanderurlaub geworden, bei dem Faxe abwechselnd die Frau und den Mann schleppen musste. Ohne Sattel und Reitkappe traut sie sich nämlich nicht auf mich drauf 😉

Die Rückfahrt hat übrigens der Mann übernommen. Er war es auch, dem aufgefallen ist, dass die Frau meine pastellfarbenen Pferdedeckchen und Halfter vergessen hat. Nach einigem Ringen mit sich selbst hat er es ihr dann erzählt. Ich glaube, er hat sie sehr lieb. Auf meiner zarten Seele kann man ja ungestraft herumtrampeln ^^

Wir treiben Wassersport

Das spanische Mähnenwunder spielt mit dem Schlauch.

Auf dem Longierplatz sind Pfützen. Da waren schon lange keine Pfützen mehr und mit einem Mal sind welche da. Solche plötzliche Veränderungen bedeuten normalerweise Gefahr.

Und wenn es nur Gefahr für die Frisur ist. Ich meine, wer hat schon gern nasse Füße oder einen nassen Bauch? Die Frau nicht, sonst würde die nicht so komisch um die Wasserlachen herumstaksen. Überhaupt ist das mal wieder typisch: Mir erzählt sie, es wäre doch „nur Wasser“ und ich sollte da durchmarschieren und mich nicht so anstellen, und selber vermummt sie sich mit Regenhose und Gummistiefeln und tut so, als wäre es Salzsäure. So nach dem Motto: Bloß nicht reintreten.

Glücklicherweise habe ich an unserer Longiertechnik gefeilt und kann mittlerweile nicht nur einschätzen, wie lang die Longierpeitsche ist, sondern auch, wohin die Frau als nächstes treten wird. Und da kann man an Zufall glauben, man muss es aber nicht: Meistens liegt dieser Punkt genau in einer Pfütze 🙂

Natürlich bewegen wir uns beim Longieren auch nicht auf einem gleichmäßigen Kreisbogen, das habe ich ihr gleich zu Anfang abgewöhnt. Was ich stattdessen eingeführt habe: Den gefütterten Handwechsel.

Und der geht so: Man muss es schaffen, in die Zirkelmitte zu kommen (das geht bei der Frau leicht, weil sie sich freut, wenn ich brummelnd auf sie zukomme). Wenn man dann seinen Platz in der Mitte eingenommen hat, kann man sich nach Belieben umdrehen und die Frau lieb angucken. Die kann dann versuchen, mit einem beherzten Sprung hinter mich zu kommen und mich auf die Zirkellinie zurückzuschicken, es wird aber in den allermeisten Fällen beim Versuch bleiben 😉

*

Also haben wir uns auf folgendes Prozedere geeinigt: Ich halte außen auf der Zirkellinie an und bleibe dort kurz stehen. Wenn sie schnell genug ist, schafft sie es zu mir hin und stopft mich mit Leckerchen voll (die sind lecker und stecken voller Kalorien, geben also Kraft fürs weitere Longieren). Ich brummele ihr auch schon entgegen, damit sie sich nicht ausgenutzt fühlt. Bin ja einfühlsam und romantisch 😉 Während sie Herzchen in der Pupille und ich die Backen voll Leckerlis habe, lasse ich mich anstandslos wenden und marschiere andersherum weiter. Eine klassische Win-Win-Situation.

Der einzige, der mit dem gefütterten Handwechsel nix anfangen kann, ist unser spanischer Neuzugang, der Lutschi. Der will es der Frau immer so recht machen, dass es fast schon unheimlich ist. Also sofern er die Aufgabe verstanden hat und sie mit seiner minimalistischen Siesta-Einstellung umsetzen kann. Wenn das zusammen passt, ist er ganz unanständig dienstbeflissen. Unter uns: Ich führe das auf seinen geringen IQ zurück.

Der Lutschi hat das Prinzip des Anhaltens und Herumstehens so verinnerlicht, dass es sogar die Frau schafft, an der Longe ordentliche Handwechsel hinzubekommen. Wären da nicht seit neuestem die Pfützen, von denen sich der Lutschi magisch angezogen fühlt. Er hat schon herausgefunden, dass er beim Traben daraus trinken kann. Und wenn man ordentlich darin herumplantscht, kriegt auch die Frau ihren Anteil Wasser ab. Der Lutschi denkt sich bei sowas nix, außer vielleicht, dass sie Wasser genau so gern mag wie er, und wundert sich dann, wenn sie schimpft. (Typisch Frau. Da geht mal einer für sie durchs Wasser und dann ist es auch wieder nicht richtig.) Tja, und beim Handwechsel kann er einfach nicht stehen bleiben, wenn Wasser in der Nähe ist. Er muss dann da rein. Das setzt bei der Frau ungeahnte Kräfte und große Schnelligkeit frei, so dass sie meistens bei ihm ist, bevor er sich gewälzt hat 🙂

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Die Frau atmet

Ein Pferd hält seine Nase direkt vor das Objektiv.

Die Frau atmet. Oder auch nicht – je nach Stimmung, Wetterlage oder Aktivität. Sofern man bei der Frau von zielgerichteten Tätigkeiten sprechen kann 😉 Ich finde sie wirklich niedlich, aber manchmal ist sie ganz schön konfus.

Bei vielen Dingen kann sie locker durchatmen, zum Beispiel beim Ausmisten ohne Fluchen, beim Ausmisten mit Fluchen, beim Abäppeln ohne Schubkarre umschubsen, beim Abäppeln mit Schubkarre umschubsen – um nur ein paar zu nennen. Stallgasse fegen und Pferde putzen scheint auch unproblematisch zu sein, aber sobald es ans Reiten geht und sich Frau Reitlehrerin in ihrem Blickfeld manifestiert (Merke: Frau Reitlehrerin ist überall und sieht ALLES!), hört‘s auf und sie fängt an, hektisch zu schnaufen. Lustig, nicht? Als ob das beim Reiten helfen würde.

Tut es natürlich nicht. Das einzige, was passiert, ist, dass ich mich ebenfalls verspanne und an ihren merkwürdigen Atemrhythmus anpasse. Der Lutschi hat das mit dem Luftanhalten auch schon erlebt, aber weil der so ein Unschuldslamm ist, hat er sich nix dabei gedacht. Er denkt ja generell nicht ganz so viel wie ich.

Meistens hört sie ja auf zu atmen, wenn was nicht klappt (also oft), aber letztens haben wir aus Versehen ein richtig tolles Schulterherein hinbekommen. Als die Frau das gemerkt hat, hat sie vor lauter Begeisterung die Luft angehalten – ich glaube, um zu demonstrieren, dass sie unabhängig und flexibel ist und in jeder Situation falsch atmen kann 😉

Frau Reitlehrerin weiß natürlich auch, dass die Frau ein flexibler Minimal-Atmer ist. Neben „Locker bleiben!“ ist „Atmen!“ das häufigste Kommando im Reitunterricht. Als der Mann das das erste Mal mitbekommen hat, dachte er, er müsste Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Fand die Frau nicht lustig. Ich hab aber trotzdem gelacht.

*

Frau Reitlehrerin und ich machen ja auch immer diese bewusstseinserweiternden Übungen, bei denen ich im Schritt außenrum herumschlurfe und ein kleines Nickerchen mache, während die Frau ihre diversen Körperteile entspannt wahrnehmen soll. Die will bekanntlich Piaffe reiten und hält nichts von Entspannungs- und Wahrnehmungsübungen, weil das total doof und uncool ausieht. Frau Reitlehrerin findet das nicht. Sie meint, das sähe gut aus, nach Entspannung nämlich. Die Frau säße viel lockerer auf mir drauf als sonst. Ob es sich denn auch lockerer anfühle? Ja schon. Aber trotzdem. Sie wolle doch Piaffe reiten und nicht auf dem Pferd meditieren. Frau Reitlehrerin erklärt, dass gleichmäßiges Atmen auch zu den Basics gehört, ohne die nix funktioniert. Die Frau schnauft traurig. Siehst du, jubelt Frau Reitlehrerin. Durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen!

Das ist nämlich die aktuelle Lieblingsübung von Frau Reitlehrerin: Durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Hört sich nach nix an, bringt aber total viel. Der Unterkiefer entspannt sich (meiner auch), man wird total locker (ich auch) und kann prima aussitzen (nur die Frau). Das gefällt der Frau. Was ihr nicht gefällt, ist, dass sie jetzt ständig Fliegen im Mund hat.

Ich glaube aber nicht, dass das vom Atmen kommt, sondern vom ständigen Rumstehen und Diskutieren mit Frau Reitlehrerin 😉

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Der Blog zieht um!

Faxe und ich packen Umzugskisten, weil der Blog umzieht. Der Lutschi darf auch mithelfen. Ab dem 18.06.2015 findet ihr uns unter

https://www.pfridolinpferd.com

Natürlich ziehen Else und Stuti mit um. Die Frau und der Mann auch. Sogar Companero und Konrad kommen mit, obwohl die ja manchmal echt nervig sein können 😉

Es kann sein, dass in der ersten Zeit noch nicht alles so richtig rund läuft, weil Faxe für die IT zuständig ist und er sich nicht so damit auskennt, aber er würde das natürlich nie zugeben. Ich weiß auch noch nicht, ob ihr noch mal eure Email angeben müsst, um dem Blog weiterhin zu folgen, aber das finden wir gemeinsam heraus. Ich freu mich schon aufs neue Zuhause – seid ihr dabei? 🙂  ❤

Der Lutschi geht baden

Faxe und Lutschi waren zusammen im Gelände. Ich finde es ja unverantwortlich, das minderjährige spanische Mähnenwunder allein mit dem übergewichtigen Tinker draußen rumtoben zu lassen, aber wie so oft hat man mich nicht nach meiner Meinung gefragt. Faxe und Lutschi meinten, es wären ja Menschen dabei, da würde das schon passen. Nur war einer dieser Menschen die Frau, und über deren mangelndes Urteilsvermögen habe ich keine Zweifel. Aber sei’s drum. Sie wollten sich partout ins Abenteuer stürzen und genau das haben sie auch getan.

Es fängt damit an, dass sich der Lutschi draußen grundsätzlich nur in Zeitlupe bewegt, vor allem beim Bergaufgehen. Mit der Erklärung, solche Höhenunterschiede habe er in Spanien nicht überwinden müssen und sein Körper sei nicht zum Bergsteigen gemacht. Unter uns: Wir sprechen von maximal 50 Höhenmetern pro Stunde. Sogar der dicke Tinker Faxe schafft das in zügigem Tempo, ohne dabei schneller schnaufen zu müssen. Faxe meint, bestimmt läge es daran, dass die Frau so schwer ist und der Lutschi sich daran erst gewöhnen muss. Damit hat er zwar Recht, das erklärt aber nicht, wieso der Lutschi beim Spazierengehen genau so schleicht.

Ich habe da ja eine andere Theorie. Meiner Meinung nach denkt das spanische Mähnenwunder bei jedem Schritt darüber nach, wie es heimlich Gras essen kann. Nun ist der Lutschi aber nicht der Allerschlaueste, weshalb das Denken einfach länger dauert.

Bergab (unglaubliche 50 Höhenmeter pro Stunde, ihr erinnert euch) kommt die Schwerkraft dazu, weshalb zum Nachdenken auch noch das Ausbalancieren kommt. Auch das braucht seine Zeit. Faxe sagt, einmal wäre er tief und fest eingeschlafen, als er auf den Lutschi gewartet hat.

Manchmal befällt den Lutschi aber auch ein Geschwindigkeitsrausch und er hält mit Faxe mit. (Mit Rücksicht auf Lutschis Ausbildungsstand und die schwachen Nerven der Frau finden die Ausritte grundsätzlich im Schritt statt.) Das ist oft der Fall, wenn das Ziel eine besonders grüne Wiese ist.

Beim letzten Ausritt ging es aber nicht zu einer Wiese, sondern in den Wald. Wenn man da ein Stückchen hineinreitet, kommt man zu einem See. Die Böschung ist sehr flach, so dass man gut ins Wasser kann. Hier wollte die Frau herausfinden, ob der Lutschi wasserdicht ist. Um es vorwegzunehmen: Ja, ist er. Während Faxe sich damit begnügte, mit dem Bein im Wasser herumzuplantschen, hat sich der Lutschi hingelegt. Mit Frau und Sattel und allem Zipp und Zapp. Er sagt, es wäre so warm gewesen und das Wasser hätte richtig gut getan. In Spanien wäre er auch oft baden gegangen und die Frau hätte da mal eine wirklich großartige Idee gehabt.

Leider waren – im Gegensatz zum Lutschi – die Reitstiefel der Frau nicht wasserdicht, so dass die gleich das Zetern angefangen und den ganzen Heimweg lang nicht aufgehört hat, während der Lutschi, seinem Naturell als Siesta-Pferd entsprechend, jeden Schritt mit der gebotenen Muße in Angriff nahm.

Faxe kennt das ja schon, aber für den Lutschi war es eine neuartige Erfahrung. Er sagt, er hätte seinen Wortschatz gewaltig erweitert. Und vielleicht hat ja auch die Frau was gelernt 🙂

Die Frau macht Hula-Hoop

Ein schwarzes Pferd mit offenem Maul. Es sieht aus, als würde es lachen.

Die Frau ist ja eher so’n Steifftier. Damit sie wenigstens ein klein bisschen Gefühl für ihre Kehrseite bekommt (und besser damit denken lernt), macht Frau Reitlehrerin mit ihr Sitzübungen. Ich bin wie immer unersetzlich und muss sie dabei rumschleppen, weil der Lutschi noch zu unreif für so wichtige Aufgaben ist.

Als erstes kommt die Zifferblattübung. Sie soll sich vorstellen, sie würde mitten auf einem Zifferblatt sitzen und soll dann das Becken auf die 12 kippen oder auf die 3 oder die 6. Manchmal wird auch gekreist, immer ringsum. In der Zeit hab ich frei und kann an Stuti denken. Das ist also ziemlich ok.

Natürlich hat die Frau hieran was zu meckern. Wie könnte es auch anders sein ^^. Ihre Beschwerden zielen hauptsächlich darauf ab, dass sie mir meine Freizeit mißgönnt und denkt, die Bewegungsanteile wären ungleich verteilt. Außerdem meint sie (völlig zu Recht), sie sähe blöd aus, wenn sie die Hüften so schwingt. Zitat: Wie eine Samba-Tänzerin mit Bauchschmerzen. Da muss sogar Frau Reitlehrerin lachen. Das hilft der Frau aber nicht, sie muss weiter Tschakka-Lakka mit dem dicken Hintern machen ihr Becken mobilisieren.

Die Frau findet das doof und will mit Frau Reitlehrerin diskutieren. Das tut sie ja oft, wenn irgendwas nicht klappt – also eigentlich ständig. Wozu das denn überhaupt gut wäre. Sie würde reiten wollen und sich nicht hüftenschwingend lächerlich machen. Piaffe, Passage und solche Dinge. Oder Garrocha!

Frau Reitlehrerin erklärt zum fünfundachtzigtausendsten Mal – aber immer noch sehr geduldig, wie ich finde –, dass richtiges Reiten halt nur aus einem korrekten Sitz heraus funktionieren würde. Der Sitz wäre die Basis für alles andere. Die Frau nörgelt, das würde sich aber ganz schön ziehen. Sie würde bestimmt schon seit einem Jahr ganz viel auf mir rumturnen, wann denn nun endlich der korrekte Sitz da wäre? Das wäre ein Dauerprojekt, erwidert Frau Reitlehrerin. Am Sitz müsste man immer arbeiten. Auch die Profis? fragt die Frau bang. Auch die Profis, nickt Frau Reitlehrerin.

Seufzend fügt sich die Frau ins Unvermeidliche und fragt, ob sie denn außer Reiten noch etwas tun könnte, um lockerer zu werden. Klar, meint Frau Reitlehrerin. Wie wäre es denn mit Hula Hoop? Die Frau kichert, Hula Hoop hätte sie als Kind viel gemacht. Das wär ja total einfach! Na dann, lächelt Frau Reitlehrerin und stellt reiterliche Erfolge in Aussicht. Die Frau hat Blut geleckt und kauft sich bei nächster Gelegenheit so ein Gerät.

In der nächsten Reitstunde hat sie sich dann darüber beschwert, dass die heutigen Hula-Hoop-Reifen alle nix taugen würden. Die würden ja dauernd runterfallen. Der Plan wäre eigentlich gewesen, den Reifen gefühlte Ewigkeiten um ihre biegsamen Hüften tanzen zu lassen und nicht, sich dauernd zu bücken. Unverschämtheit, sowas.

Frau Reitlehrerin sagt dazu erstmal nix und wartet ab, ob die Frau vielleicht auch alleine darauf kommt, dass sie als Kind lockerer war als heute, wo sie ein mittelalterliches Steifftier ist. Und ich freu mich schon darauf, dass sie das quietschbunte Ding demnächst in den Stall mitbringt und mit dem Lutschi Halsringreiten macht. Für was anderes würde es ja nach ihrer Ansicht nicht taugen. Ich habe glücklicherweise einen eigenen Halsring, und zwar in dezenter Farbgebung, aber zum Lutschi passt der pinke Plastikreifen perfekt.
Barbie-Pony 😉