Lächeln und so tun, als wäre es Absicht gewesen

Wir haben ein neues Hobby. Ich sage wir, denn ausnahmsweise macht es mir auch Spaß. Und zwar das Halsringreiten. Das betreibt die Frau neuerdings mit großer Begeisterung.

Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Ein wunderschönes Pferd (ich) läuft gesattelt mit einer quietschenden Reiterin umher. Um den Hals liegt ein Seil mit einem Drahtkern, aus dem ein großes Oval geformt wurde. Ansonsten trägt das athletische Ross ein breites Grinsen und einen Hauch von Nichts.

Halsringreiten kommt anscheinend aus dem Westernreiten und ist irgendwie nützlich, wenn man ohne Kopfstück reiten will. Gelenkt wird mit dem Sitz und dem impulsartigen Anlegen des Halsrings an den Pferdehals. So kann man prima vorwärts, rückwärts und sogar reitwärts reiten. Wenn man’s kann.

Frau Reitlehrerin sagt, man könnte sogar ohne Zügel und nur über das Bein Stellung und Biegung abfragen. Das glaubt die Frau natürlich nicht und ist erstmal vollkommen damit ausgelastet, auf mir rumzusitzen und Beifahrer zu sein. An den Zügeln festhalten geht ja nicht, weil keine mehr da sind.

OK, Frau Reitlehrerin hat ihr zwar erlaubt, mir für den Anfang eine Trense anzuziehen, die Zügel wurden aber verknotet und sie darf sie nicht anfassen. Außer natürlich, wenn ich ganz, ganz wild werde, was aber sehr unwahrscheinlich ist. Ich bin ja nicht nur schön und klug, sondern auch sehr nett. Und davon abgesehen ein bescheidenes kleines Kerlchen.

Weil ich so nett bin, laufe ich wie ein Kirmespony auf dem Hufschlag außenrum. So muss die Frau nicht lenken und kann sich heimlich am Sattel festhalten. Außer Frau Reitlehrerin ist kein anderer auf dem Platz, was die Frau sehr zu beruhigen scheint. Als sie zu Anfang festgestellt hat, dass ich wirklich brav auf das vereinbarte Signal durchpariere und sogar rückwärts gehe, wenn sie es möchte, hat sie beschlossen, dass Halsringreiten genial ist. Sie kommt sich dann so cool westernmäßig vor und ist total stolz auf uns. Und wenn eine Parade gut klappt, glaubt sie sogar, wie könnte reiten 😉

Gemeinerweise hat Frau Reitlehrerin jetzt damit angefangen, uns irgendwelche Hütchen hinzustellen, damit sie sehen kann, wie (und ob) die Frau mich lenkt. Manchmal muss ich durch ein ganz breites Hütchentor durch, das kriegen wir meistens gut hin. Spannender wird es, wenn einzelne Hütchen aufgestellt werden und die Frau nach Ansage rechts oder links daran vorbei reiten muss. Da muss ich oft raten.

Die Frau hat beschlossen, dass das alles sehr schwierig ist, sie aber keine Möglichkeit hat, mir die Schuld für misslungene Lenkmanöver in die Schuhe beziehungsweise Hufe zu schieben. Von daher übt sie nicht nur lenken, sondern auch souverän lächeln und vor allem so zu tun, als wäre der körmelige Zick-Zack-Kurs gewollt gewesen. Sie lächelt neuerdings sehr viel. Notgedrungen. So kenne ich sie gar nicht 😉

Es kommt ja nicht oft vor, dass die Frau und ich etwas zusammen tun, das uns beiden so richtig, richtig viel Spaß macht. Außer essen, massieren (beziehungsweise massiert werden) und Reitunterricht fällt mir da auf die Schnelle nix ein. Reitunterricht auch nur deshalb, weil Frau Reitlehrerin total nett ist (sogar zu der Frau!) und noch dazu auf meiner Seite – ihr kennt sie ja. Natürlich war das mit dem Halsring ihre Idee. Frau Reitlehrerin ist toll, oder?

Zudem ist mein neues Lieblingszubehör in dezenten Brauntönen gehalten, was wohltuend fürs Auge ist. Böse Menschen haben der Frau zwar erzählt, dass es Halsringe in allen Farben gibt – auch in Pink –, aber sie hat soviel Spaß mit dem vorhandenen Exemplar, dass mir das hoffentlich bestimmt erspart bleibt 🙂

Die Seele baumeln lassen

Gestern wurde ich geimpft und habe deshalb heute und morgen frei. Die Frau sagte, es wäre eine Impfung gegen meine Rosa-Allergie gewesen und sie könnte deshalb jetzt alles für mich in Pink kaufen. Ich glaube aber, sie hat mich angelogen. Faxe hat gesagt Das weiß doch jeder, dass man gegen eine Allergie nicht geimpft wird kann, sondern desensibilisiert werden muss. Und damit gibt sie sich bekanntlich große Mühe.

Im Moment hab ich aber frei und kann die Seele baumeln lassen, und die Frau darf auch mitmachen. Diese ganze Reiterei wird ohnehin überschätzt. Die Frau gibt sich immer so doll Mühe, das kann doch keinen Spaß machen, oder? Einfach mal entspannen und den ganzen Druck rausnehmen, dann kriegt man auch keine hektischen Pickel, finde ich. Natürlich ganz uneigennützig. Ihr kennt mich ja 😉

Es gibt viele Dinge, die wir zusammen tun können und die Spass machen. Was ihr bestimmt sehr gut tun würde, ist Zirzensik. Sie müsste mich nicht erst aufwendig satteln, sondern braucht nur einen großen Beutel mit Leckerli. Bei Zirzensik ist es nämlich so, dass man niemanden schleppen muss und Leckerchen kriegt qualifiziert bespaßt wird. Für so Sachen wie Vorderbein heben oder Kopfschütteln. Oder Handtuch aufheben oder was einem sonst so einfällt. Auch toll: Spazierengehen – ich sage nur Gras to go! Irgendwann muss doch auch der Frau auffallen, dass das eine total chillige Sache sein kann. Mit der richtigen, tiefenentspannten Begleitung findet man auch in aller Seelenruhe zum Stall zurück.

Und dann meinetwegen Doppellonge, um meinen attraktiven, muskulösen Body zu trainieren. Da kann die Frau auch wunderbar und unverkrampft die Sache mit der Anlehnung vom Boden aus üben. Wenn sie sich nicht grade in der Longe verwickelt.

Was wir auch gut und entspannt zu zweit können: Massieren (das tut die Frau) und Massiertwerden (das ist mein Job). Leider meint Faxe, man soll das nicht direkt nach einer Impfung machen. Aber so in ein, zwei Wochen könnte ich mir das ganz prima vorstellen. Die Frau hat nämlich fleißig an nichtsahnenden Opfern geübt und weiß inzwischen tatsächlich, wie das geht. Wenn sie so an mir rumknetet, schnauft sie auch nicht so hektisch wie sonst. Es scheint also auch gut für sie zu sein. Und wenn sie mit den Fingernägeln an meinem Widerrist rumkrabbelt, ist das fast so gut wie mit den Zähnen beknabbert zu werden. Nur schade, dass sie danach immer so schmutzig ist. Da mag man sich gar nicht das Maul an ihr abputzen 😉

Angst vor der Anlehnung

Es gibt ja wirklich tolle Wörter – Möhre zum Beispiel, oder Feierabend. Auch Leckerchen oder Braaav hört sich (in meinen Ohren zumindest) sehr gut an.

Anlehnung klingt erstmal auch schön – nach Kuscheln und Vertrauen und so. Tatsächlich ist es ja auch so, dass man sich irgendwo anlehnt und darauf vertraut, dass die Wand nicht umfällt. Oder das andere Pferd, mit dem man gerade Fellpflege betreibt. Zum Beispiel 😉

Beim Reiten hat das Wort Anlehnung eine zusätzliche Bedeutung – es bezeichnet die Verbindung zwischen meinem Maul und der kleinen krampfigen Hand der Frau. Ich finde das total unlogisch. Tatsächlich lehnt sich ja keiner von uns beiden irgendwo an, sondern die Frau hält sich schlicht und ergreifend an den Zügeln fest. So. Das musste jetzt mal gesagt werden.

Was die Frau kann, kann ich aber auch. Ich stütze einfach meinen Kopf und Hals auf dem Gebiss ab. Solange sie ungefähr 100 kg in der Hand hat, kommt sie wenigstens nicht auf irgendwelche dummen Ideen in Richtung zierliche Dressurlektionen. Außerdem bekommt sie so einen strammen Bizeps und kann sich auf dem Bau was dazuverdienen.

Frau Reitlehrerin kriegt dann immer die Krise. Nein, die Frau darf sich nicht an den Zügeln festhalten. Kein Stück. Gar nie nicht. Auch kein Itzi-Bitzi-Bisschen. Das macht die Frau ganz traurig, weil sie anscheinend weder Bauch- noch Rückenmuskeln, geschweige denn Körperspannung, hat und ohne Haltegriff oder Lehne nicht aufrecht sitzen kann. Zumindest nicht, wenn ich mich bewege.

Ich selbst darf mich im Übrigen nicht auf dem Zügel abstützen, sondern muss in anmutiger Selbsthaltung daherschweben. Ich bin dann auch immer traurig, weil diese Art der Fortbewegung natürlich anstrengender ist als wenn die Frau meinen Kopf für mich trägt.

Die Frau bereut es in solchen Momenten sehr, dass sie überhaupt mit dem Reiten angefangen und dann auch noch den Ehrgeiz entwickelt hat, es richtig zu machen, so in biomechanischer Hinsicht und überhaupt. Minigolf wäre doch auch ein schöner Sport, findet sie. Frau Reitlehrerin erwidert, beim Minigolf gäbe es so gut wie keine Pferde und praktisch keine pinken Satteldecken. Die Frau macht ein langes Gesicht und will doch weitermachen mit Reiten.

In der nächsten Reitstunde verfällt sie dann ins andere Extrem. Ich bekomme eine Westerntrense an und sie reitet mit komplett durchhängenden Zügeln, damit sie mich nicht im Maul stört. Das ist erstmal sehr pferdefreundlich gedacht, aber leider nicht hilfreich. Ich laufe nämlich wie ein rückenkranker Hirsch daher, da kann auch die inzwischen dezent braune Schabracke nix mehr retten. Die Frau will im Übrigen jetzt nur noch Schritt gehen und galoppieren, weil mein Trab sagenhaft unbequem ist, wenn ich den Rücken so wegdrücke 😉

Frau Reitlehrerin meckert sehr (auf konstruktive Art natürlich) und spricht davon, dem Pferd – also mir – mit dieser sagenumwobenen Anlehnung, unter der sich die Frau beim besten Willen nix vorstellen kann, einen Rahmen zu geben, damit ich den Rücken aufwölben kann. Was total gut für mich wäre und auch bequemer für die Frau. Die Frau merkt auf. Bequem ist gut. Gesund erst recht.

Frau Reitlehrerin erklärt weiter, das Ganze hätte mit Balance zu tun und Körperspannung. Schon wieder Körperspannung! Die Frau fühlt sich verfolgt. Es wäre auch wichtig, dass die Frau und ich beide im Becken abkippen, damit die Hinterbeine sich dorthin begeben, wo sie hin müssen, nämlich in Richtung unseres gemeinsamen Schwerpunkts. Guck an, da hat die Frau aber gestaunt, was sie alles mit ihrem Körper tun muss 😉 Und tatsächlich sollte sie bei diesem Unterfangen nicht mehr als das Gewicht der Zügel in der Hand halten. An dieser Stelle hätte sie beinahe wieder gemeutert und wäre um ein Haar doch zum Minigolf gefahren.

Frau Reitlehrerin hat sie beruhigt und dann mal kurz in die Zügel gegriffen und der Frau so demonstriert, wie sich das mit der Anlehnung anfühlen soll. Nämlich wie eine ganz nette, ganz leichte, gleichmäßige Verbindung, die aber (wichtige Info!) vom Pferd ausgeht.

Aha. Großes Staunen.

Frau Reitlehrerin erklärt weiter: Ein bißchen wie ein Vertrauen einflößender Händedruck, wobei „Druck“ schon zuviel ist. Man fühlt sich einfach. Und – ganz wichtig – die Anlehnung darf nie erzwungen werden. Die Hand ist einfach da und hält freundlichen, gleichmäßigen Kontakt. Wenn man sich die Hand gibt, gäbe es Menschen, die dem anderen die Hand zusammenquetschen. So nicht. Und dann gäbe es die, bei denen sich die Hand wie ein labberiger toter Fisch anfühlt und wo es ganz eklig ist. So auch nicht. Das Mittelding, das sich gut anfühlt, das wäre es. Aha, staunte die Frau. Ich glaube, sie kennt nicht viele Menschen, die ihr die Hand geben wollen 😉 Ist ja auch schwierig mit zwei linken Händen.

Die Frau guckt jetzt jedenfalls sehr nachdenklich und macht Trockenübungen mit einem Paar Zügeln, das der Mann am anderen Ende in der Hand hält. Ich glaube, er hat sie sehr lieb 😉

Lesetipp: Herzenspferd über die Anlehnung – wie sie sich anfühlt und wie man sie sich erarbeitet

Drachen, Drachen!

Ein schwarzes Pferd mit offenem Maul. Es sieht aus, als würde es lachen.

Seit ich meine kleine Kollektion an Fliegendecken habe, gehe ich wegen meiner coolen Ausstrahlung und meines lässigen Schlendergangs problemlos als cooles Ritterpferd durch. Ritterpferde kennt ihr doch, oder? Die haben auch so Gardinen an.

Für die Weide habe ich zwei, damit ich jeweils eine zerstören kann und jederzeit eine
Ersatzdecke habe. Diese Einstellung würde mich zum Raubritter qualifizieren, meint die Frau immer, während sie mit leidendem Blick davoneilt, um eine neue Ersatzdecke für die
Ersatzdecke zu kaufen, die leider auch schon ein bisschen kaputt ist. Das ist übrigens das erste Mal, dass sie sich darüber beklagt, dass sie schon wieder im Reitsportgeschäft shoppen gehen muss. Ich glaube, der Mann zieht ihr das vom Futter ab. Sie sieht tatsächlich schon etwas schlanker aus als im Frühling 😉

Fürs Reiten hab ich auch Gardinen. In mehreren Farben. Klar, oder? 😉 Weil die Insekten in diesem Jahr ganz schön lästig sind, hat auch Faxe eine Fliegenreitdecke bekommen. Was die Frau und den Mann auf die Idee gebracht hat, Ritterspiele zu veranstalten. So mit Drachen töten und Kampf Mann gegen Mann.

Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber wenn ich Drachen höre, denke ich sofort an meine Ex-Freundin Else 😉 Faxe ist da anders gestrickt – ihm fallen zuerst die Dinger ein, die im Herbst über den Feldern fliegen und unsereinen manchmal zu Tode erschrecken. Anscheinend sind Drachen aber was ganz anderes, nämlich so eine Art Eidechse. Was daran so besonders sein soll, weiß ich auch nicht, aber nach allem, was man so hört, ist Drachentöten der Hauptjob von Rittern.

Wenn das so ist – ich bin zu allen erforderlichen Heldentaten bereit 🙂 Hinterher bekommt man dann das halbe Königreich und die Prinzessin, aber die nehm ich nur, wenn sie nicht so dick ist wie die Frau 😉

Wie so oft, wenn die Frau ihre Finger im Spiel hat, kam alles ganz anders. Faxe und ich waren schon quasi im Blutrausch und freuten uns auf den spektakulären Schaukampf, den wir uns gleich liefern würden, aber als die Frau und der Mann dann mit Schwimmnudeln (!) auftauchten, waren wir doch ein wenig ernüchtert. Schlussendlich sind wir die Mittellinie rauf- und runtergelaufen, während die Frau und der Mann sehr unelegant auf uns herumschwankten, mit den Schwimmnudeln rumfuchtelten und sich alle Mühe gaben, trotzdem oben zu bleiben. Ziemlich uncool, oder?

Obwohl das also alles in allem eine eher peinliche Veranstaltung war und die ganze Arbeit natürlich mal wieder an Faxe und mir hängengeblieben ist, hat es sogar ein bisschen Spaß gemacht. Weil mich Stuti und Rosa wegen meiner männlichen Ausstrahlung angebetet bewundert haben. Ich hatte nämlich irgendwann eine Bremse hintern unterm Bauch, die mir zu einem besonders feurigen Gesichtsausdruck verholfen hat 😉

Schon cool, wenn man Fans hat, die einem auflauern und den Widerrist beknabbern wollen 🙂

Moppelalarm

Wir sind jetzt alle bei den Weight Watchers 🙁 Unfreiwillig, versteht sich 🙁

Alles fing damit an, dass sich unsere Besitzerinnen und Besitzer auf irgendsoeine Info-Veranstaltung begaben und um 180 Grad gedreht komplett gehirngewaschen vollkommen geläutert zurückgekehrt sind. Zu unserem nicht geringen Entsetzen wurden wir allesamt zum Abnehmen und Sport treiben vergattert.

Vor allem bei den adipösen Bewegungsallergikern Haflingern (außer Rosa natürlich, der Streberin) und Tinkern wurde das Projekt “Moppelalarm“ mit großem Unmut aufgenommen, und es wurden sogar Stimmen laut, die unsere Reiterinnen und Reiter zu gleichem Tun aufforderten. Ich habe ja bisher immer nur die kleine dicke Frau rumgeschleppt und einmal den Mann. Ui, war der schwer. Noch schwerer als die Frau, was ich mir bis dato gar nicht vorstellen konnte. Aber ich schweife ab. Was ich sagen will, ist, dass mir der Vergleich fehlt. Ich denke aber, dass es ihr sicherlich nicht schaden kann, wenn sie auch ein paar Kilo abnimmt. Vielleicht hätte sie dann auch mehr Körperspannung als ein sehr krankes, nasses Handtuch, wer weiß? 😉

Zum Thema Bewegung (oder vielmehr „Bewegung, Bewegung, Bewegung“, wie die Frau das nennt) muss sie sich keine Vorwürfe machen. Nö, wirklich nicht. Ich armer Schatz muss ja jeden Tag turnen, es könnte aber für meinen Geschmack öfter ins Gelände und weniger auf den Platz gehen. In der Halle sind wir nicht so oft, weil da ein Spiegel ist, in dem die Frau sehen kann, wie schlecht sie reitet es an der frischen Luft gesünder ist.

Bei den anderen Menschen gibt es allerdings welche, die selber auch ein bisschen bequem sind und immer einen guten Grund haben, warum sie ihr Pferd grade nicht bewegen können, wollen oder müssen. „Der steht doch den ganzen Tag draußen und bewegt sich selbst“, zum Beispiel. Ja, aber nur von einem Grashalm zum nächsten. Da muss die Lunge nicht sonderlich bei arbeiten, und die Muskulatur genauso wenig 😉 Oder es ist zu heiß, zu kalt, zu nass oder zu trocken. Da frag ich mich dann schon, wozu man überhaupt ein Pferd hat? Immer wieder gern kommt auch der Spruch: “Ich bin Freizeitreiter!“, was anscheinend als Begründung dafür ausreichen soll, wenn man sein Pferd nur einmal pro Woche bewegt. Ums Feld jückeln ist zwar eine schöne Freizeitbeschäftigung für Mensch und Tier, ersetzt aber keine sinnvolle Gymnastizierung, geschweige denn eine Ausbildung. Ich selber bin ja stinkendfaul und weiß eigentlich gar nicht, warum ich hier sowas an die große Glocke hänge, aber vielleicht will ich auch nur, dass es den anderen nicht besser geht als mir und sie genauso viel tun müssen wie ich 😉

Wasser marsch!

Jetzt bin ich ganz sicher: Die Frau hat es auf mich abgesehen. Sie hatte nämlich die irrwitzige Idee, auf mir im Regen rumreiten zu wollen mich bei Regen reiten zu wollen. Das ist doch bestimmt verboten, oder?

Was sage ich, Regen – eine Sintflut war es. Ein nasser Weltuntergang. Die Niagara-Fälle höchstpersönlich. Faxe sagt, er hätte nur darauf gewartet, dass Noah mit der Arche um die Ecke käme. Noah kenn ich, das ist ein Mini-Shetty bei uns im Stall, aber was ist eine Arche?

Keine Zeit zum Nachdenken, die Frau war nicht zu bremsen in ihrem blinden Aktionismus. Sie sattelte und trenste mich, während der Regen nur so aufs Stalldach prasselte, und meinte mit einem schelmischen Augenzwinkern, wir könnten dann wohl loslegen. Meinen entsetzten Blick quittierte sie mit einem Kichern. Immerhin bekam ich ein klitzekleines Regendeckchen übergezogen. Aber nicht aus Sorge um mein Wohlergehen, nein. Es ging nur darum, dass der Sattel nicht nass wird. Sie selbst hüllte sich in ihren geräumigsten Regenmantel und zerrte mich vor die Tür. Mein Hinweis, ich wäre eigentlich gar nicht wasserfest und auch sehr sensibel, wurde geflissentlich ignoriert.

Wir machten uns also auf den endlosen Weg in die Reithalle. Das sind bestimmt mindestens 500 Meter! Wenn es hart auf hart käme, könnte ich gar nicht so weit schwimmen. Dann müsste die Frau mich retten, so Baywatch-mäßig. Ich will aber nicht von ihr beatmet werden, lieber von jemand, der hübsch und nett ist 😉

Unterwegs kam uns Treibholz entgegen. Kleine Flöße und Boote mit Tieren darauf auch 🙁 Das war ihr aber alles egal, sie kannte kein Erbarmen. So kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben freudig (!) in die Reithalle GETRABT bin. Da seht ihr mal, was eine grausame Besitzerin aus einem machen kann.

So richtig schön war es in der Halle dann auch nicht, weil sie sich zügig auf meinen Rücken (und in den trockenen Sattel) geschwungen hat und partout Kringel reiten wollte. Ich meine natürlich, an Stellung und Biegung arbeiten, auf großen und kleinen gebogenen Linien 😉 Es wurden dann aber doch nur misslungene und insgesamt sehr unschöne Kringel in verschiedenen Größen, wobei sie es sich mit der Lenkung ziemlich einfach gemacht hat.

Frau, Frau, Frau! Am inneren Zügel ziehen ist keine korrekte Hilfengebung! Schon mal was von innerer Schenkel, äußerer Zügel gehört? Und am Zügel ZIEHEN geht ja nun mal gar nicht – die Hand bewegt sich nach vorn, seitwärts oder auch nach oben, aber niemals rückwärts. Wieder nicht aufgepasst, gell? Gottseidank war Frau Reitlehrerin nicht anwesend, sonst hätte sie einen Abriss bekommen, der sich gewaschen hat.

Zum Glück hält der Arbeitseifer der Frau nie lange an, so dass wir nach nicht allzu langer Zeit wieder durch den Schütteregen in Richtung Box und Abendessen marschierten. Und da hatte die arme Frau doch tatsächlich das Pech, in eine richtig, richtig tiefe Pfütze reinzupatschen, durch die ich nicht gehen wollte. Ich gebe zu, ich hatte darauf spekuliert, dass sie vorgehen würde, um mir zu zeigen, dass ich mich anstelle und dass das Wasser gar nicht tief ist. Jetzt sucht sie nach trockenen Schuhen zum Wechseln 🙂

Die Sache mit dem Sitz

Ein Porträt von Pfridolin Pferd

Wie gern würde die Frau elegant und geschmeidig in graziösen Traversalen durchs Dressurviereck schweben. Oder überhaupt mal elegant und geschmeidig auf dem Pferd sitzen, ganz zu schweigen von irgendwelchen Lektionen (oder gar Schweben) 😉

Aber irgendwie hat sich alles gegen sie verschworen. Kaum erinnert sie sich daran, dass der Stuhlsitz, in dem sie sich so wohlfühlt, nicht das Nonplusultra der klassischen Reitkunst ist (um es mal vornehm auszudrücken, hehe), kippt sie vornüber in einen nicht minder hässlichen Spaltsitz. Das hat zweierlei zur Folge: Zum einen hängt jetzt erheblich mehr Gewicht auf meinen zarten Schultern, so dass ich einen weiteren Grund habe, mich nicht vorschriftsmäßig mit
Bergauf-Tendenz fortzubewegen, zum anderen bestraft sie sich selbst. Sie hat sich nämlich auf der Stallgasse darüber beklagt, dass der Spaltsitz an bestimmten Teilen der weiblichen Anatomie ein Unwohlsein hervorruft. Macht aber nix, denn sie lernt ja nicht daraus. Dann kann es nicht so schlimm sein.

Wir begeben uns also auf die Suche nach der korrekten Position der Sitzbeinhöcker. Faxe meint, die Dinger heißen so. Das sind diese Knochen, die die Frau mir ins Kreuz drückt. Die Frau schwankt wie ein angeschickerter Mehlsack vor und zurück. Dabei gehen natürlich auch die Beine auf Wanderschaft – ihre, nicht meine. Ich schlafe bei sowas grundsätzlich ein.

Die Frau streckt nämlich ihre kurzen Beinchen entweder zu weit nach vorn oder zu weit nach hinten. Entspanntes Hängenlassen, wie von Frau Reitlehrerin gefordert, geht irgendwie nicht. Gottseidank reagiere ich auf so ungeschicktes Beinwackeln nicht mit Fluchttendenzen, sonst käme ich aus dem Rennen ja gar nicht mehr raus. Ich döse also weiter und warte auf die nächste Tiefschlafphase darauf, dass oben endlich mal Ruhe einkehrt. Es gibt ja noch andere spannende Dinge, die sie hinkriegen muss: Ihren Oberkörper aufrichten, ohne sich zu verspannen, zum Beispiel. Wir können da schon zweierlei: Totales Sich-hängen-lassen, passend zu meiner Motivation, und dynamisch-krampfiges Sich-fest-machen. Ich glaube aber, dass das Frau Reitlehrerin noch nicht genügt. Sie will lieber die Quadratur des Kreises irgendwas dazwischen. Na ja, gut für mich. Kann ich weiter schlafen, bis Frau Reitlehrerin der Frau solche ungewohnten Aggregatzustände entlockt hat.

Die Frau versucht zeitgleich, ihre Oberschenkel einzudrehen, so dass sie nicht mehr wie eins der kurzbeinigen Kinder auf diesen lustigen Thelwell-Zeichnungen aussieht. Ihr wisst schon: Die Zehen so nach außen weggestreckt. Faxe und ich finden das schade, denn es sieht im Reithallenspiegel immer sehr lustig aus. Aber sie kriegt es nur für Sekundenbruchteile hin, so dass wir noch länger was zu lachen haben werden. Und schließlich werden ihre Beine immer so kurz bleiben 😉

Das alles ist so aufregend, dass sie komplett zu atmen vergisst. Ohne Frau Reitlehrerin wäre sie bestimmt schon erstickt. Ich fände das doof, denn ohne sie wäre es hier nur halb so lustig. Außerdem tröstet sie mich immer oft, wenn meine Boxennachbarin Else wieder besonders garstig zu mir war.

Die Frau kriegt also wieder Luft, hurra. Sie versucht es ganz doll weiter, und wenn sie es dann endlich so halbwegs hinkriegt und zusätzlich noch ein winziges bisschen Körperspannung aufgebaut hat, bewege ich mich und der ganze schöne Sitz ist wieder kaputt. Frau Reitlehrerin spricht in solchen Momenten gern vom harmonischen Mitgehen mit der Bewegung des Pferdekörpers und davon, dass der Sitz nicht statisch wäre, sondern dynamisch und funktional sein sollte. Nicht schablonenhaft und starr. Dann tut mir die arme, ungeschickte Frau sogar ein bisschen leid. Aber nur ein bisschen, weil ich sie ja schließlich dabei rumschleppen muss! Sie hat bestimmt wieder doppelt Heu gegessen, das kleine Moppelchen.

Auf der anderen Seite muss man das auch positiv sehen: Während sie sitzen übt, stehe ich die meiste Zeit rum (rumstehen kann ich nämlich super) und hole meinen versäumten Nachtschlaf nach. Seit Else wieder auf Diät ist, krieg ich nachts kein Auge mehr zu, weil sie jetzt immer schlechte Laune hat und permanent rumstänkert. Gut, dass es Reitunterricht gibt 😉

Rosa liebt mich

Rosa und Stuti betreiben Fellpflege und beknabbern sich den Widerrist.

Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber seit ein paar Tagen habe ich einen Schatten. Nicht so, wie ihr denkt, nein, viel schlimmer. Ich werde verfolgt. Von einer verliebten Haflingerstute. Wo ich gehe und stehe, lauert sie mir auf und spricht von einer Beziehung.

Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht, als Rosa „zufällig“ überall dort auftauchte, wo ich auch war. Auch als sie anfing, mir auf Schritt und Tritt zu folgen und dauernd mit mir sprechen wollte, habe ich nicht geahnt, dass sie unsterblich in mich verliebt ist. Ich wusste ja, dass die Frau Urlaubsvertretung bei und auf ihr gemacht hat und dachte, Rosa wäre entweder traumatisiert und/oder will über die Frau lästern. Gewöhnlich hat die Frau diese Wirkung auf Leute, die zum ersten Mal mit ihr zu tun haben 😉 Und über die Frau lästern sprechen tu ich ja gern. Ich ließ mich also – stets hilfsbereit – von ihr in ein Gespräch verwickeln. Wenig später fragte sie mich nach dem Weg zur Tränke. Spätestens da hätte ich misstrauisch werden sollen. Sie ist schließlich schon genauso lang auf dieser Weide wie ich ^^ Dann konnte sie mit meiner Wegbeschreibung angeblich nix anfangen (Frauen halt…) und bat mich, ihr den Weg zu zeigen. Und danach war es ganz furchtbar. Überall hat sie herumerzählt, wir hätten ein Date gehabt und ich wäre ja so süß und schüchtern.

Ich meine, Rosa ist sicherlich ganz nett (für einen Haflinger), aber irgendwie prallen da doch zwei Welten aufeinander. Die Liebe ist sehr, sehr einseitig, und daran ist nicht nur ihr Name schuld. Mich hat schließlich vorher keiner gefragt, und wenn, hätte ich darauf hingewiesen, dass ich a) schon eine Freundin habe und b) eine Rosa-Allergie.

Ich weiß auch gar nicht, wie ich das Stuti erklären soll. Irgendwie ist es ja ganz schmeichelhaft, dass es sich in Stutenkreisen allmählich rumspricht, was für ein toller Typ ich bin, aber ich habe ja schon eine Freundin. Die zwar lieb und nett ist, mich aber zwischendurch doch mal fragt, wieso ich seit neuestem ständig eine blonde Wuchtbrumme im Schlepptau habe.

Rosa lässt sich aber durch meinen genervten Gesichtsausdruck meine vornehme Zurückhaltung nicht erschüttern. Mittlerweile hat sie sich mit Stuti angefreundet – damit wir uns öfter sehen können, wie sie mir verschwörerisch zugeflüstert hat. Wenn sie nicht gerade anbiederisch Stutis Widerrist beknabbert – da ist kaum noch Fell dran! – guckt sie mich verträumt an. Ich trau mich schon gar nicht mehr, neben Stuti zu grasen, weil Rosa immer da ist. Nicht, dass ich noch abmagere und genau schlank und sportlich wie der doofe Konrad werde….

Letztens habe ich Stuti und Rosa aus sicherer Entfernung beobachtet. Sie haben die Köpfe zusammen gesteckt und GEKICHERT. Meine Boxennachbarin, die dicke Else, stand auch dabei. Dabei hat die Frau schon lange nicht mehr an meiner Mähne rumgeschnibbelt – weiß gar nicht, was es sonst über mich zu lachen gibt?! Ich bin natürlich total souverän geblieben und nur ein bißchen weggelaufen.

Und das soll Spaß machen?

Ein trabendes Pferd

Die Frau und der Mann waren am letzten Wochenende als Zuschauer auf einem Turnier. Allein, das heißt, zusammen mit zirka 100 anderen Wahnsinnigen, die sich freiwillig in die glühendheiße Sonne stellen, um ein paar schwarz-weiß gekleideten Menschlein und ihren Pferden beim Schwitzen zuzusehen, aber ohne mich. Gottseidank 🙂

Konrad, das nicht ganz so schlaue eingebildete Sportpferd, meint natürlich, sie wären nur wegen ihm da hingefahren. Er hatte wohl einen Auftritt im Belustigungsprogramm Start in irgendeiner Dressurprüfung und kommt sich vor wie Totilas, nur, dass der mit Sicherheit nicht jeden Tag auf die Wiese darf 😉

Fairerweise muss ich auch noch erwähnen, dass sich Konrad – anders als zum Beispiel Totilas – taktrein bewegt. Sprich: Bei ihm passen die Bewegungen der Hinterbeine zu denen der Vorderbeine, was natürlich nicht ganz so spektakulär aussieht wie der Strampeltrab, den man Totilas andressiert hat. Dafür ist das aber der gesündere und letztlich pferdeschonendere Bewegungsablauf. Mit anderen Worten: Konrad redet dummes Zeug 😉

Egal, er kam sich total wichtig vor und hat sich den ganzen Morgen Sorgen um seine Frisur eingeflochtene Mähne gemacht. Ob die Zöpfchen gleichmäßig wären und ob die neuen Mähnengummis mit dem Strass wohl halten würden. Dann hat er noch mit seinen neuen Transportgamaschen und dem farblich passenden Heunetz angegeben und von der tollen Turnierschabracke gefaselt. Von seiner Lieblingsmarke. Mit Glitzi und Silber. Wir waren alle froh, als endlich der Pferdehänger vor der Tür stand und mit Konrad weggefahren ist.

Die Frau und der Mann waren schon früher losgefahren. Die Frau guckt nämlich gern beim Abreiten zu und außerdem gibt es auf Turnieren immer so praktische Verkaufsstände. Das ist toll, wenn man plötzlich sonntags notfallmäßig eine neue rosa Putzkiste braucht. Zum Beispiel. Mann und Frau gingen also einträchtig zum Abreiteplatz. Ab da schieden sich die Geister.

Man war sich wohl noch darüber einig, dass es sehr warm und sonnig war. Ansonsten gingen die Meinungen deutlich auseinander – die Frau war begeistert von den Lacklederreitstiefeln, der Mann fand die gezeigte Reiterei bei vielen Reitern grottig, und zwar geschlechtsunabhängig. Sonst denkt man ja schon mal, Männer wären ruppiger als Frauen, aber seit ich Else kenne, hat der Begriff „Stutenbissigkeit“ eine neue Bedeutung 😉 Die Damen und Herren hantierten zum Teil sehr energisch mit den Zügeln und die meisten Pferde sahen sehr unfroh aus. Auch die zugeschnürten Pferdemäuler fielen ihm unangenehm auf. Die Frau dagegen hatte nur Augen für Lackreitstiefel mit Strassbesatz – „Guck mal, die gibt’s auch in Krokoprägung!“ – oder die hübschen Stirnbänder.

Schlussendlich wollte sie sich aber auch nicht mehr die Prüfung angucken, weil sie das Abreiten auf den zweiten Blick doch furchtbar unharmonisch fand. Besonders an eine Reiterin hat sie sich erinnert, die zwar wunderbar viel Strass an sich und ihrem Pferd angebracht hatte, es aber permanent so dermaßen im Maul störte, dass das arme Tier beim besten Willen nicht wusste, wie es seinen Hals noch einrollen sollte, um den dauernden Attacken zu entgehen. Konrads Reiterin ist glücklicherweise nicht so eine. Sie ritt auf dem Abreiteplatz genauso schön wie Zuhause, und Konrad muss wohl locker-flockig gelaufen sein, mit fleißiger Hinterhand, schön rund und die Nase leicht vor der Senkrechten.

Das wird sie mir jetzt wieder wochenlang erzählen und mich fragen, warum ich nicht auch so schön laufe und es ihr bequem mache. Vielleicht tu ich ihr ja zwischendurch den Gefallen, aber nur, wenn grade keiner guckt 😉

Jetzt aber mal ganz ehrlich: Dieses verbissene Sportreiten, das macht doch keinem so wirklich Spaß, oder? Die ReiterInnen gucken total angespannt, obwohl die ja die Sporen nicht in den Bauch gepiekst kriegen. Warum eigentlich? Es geht doch meistens um nix außer ein Schleifchen und Geld für Möhren. Da muss man seinem Pferd doch das Maul nicht so zuschnüren, dass es noch nicht mal seinen Speichel runterschlucken kann. Auch wenn der Trainer oder die Freundin mal gesagt haben, das müsste so sein. Ich bin jedenfalls ganz froh, dass keiner von meinen Freunden so geritten wird. Auch wenn das bedeutet, dass ich gerade eben den doofen Konrad zu meinem Freund ernannt habe 😉

Lesetipp: Bei Fair Riding Corp gehts auch um Turnierreiter. Es scheint da außer Dressurzicken noch andere Sorten zu geben 🙂