Seitengangsalat (Teil 2)

Ein Porträt von Pfridolin Pferd

Nachdem wir uns letztens an Schulterherein und Renvers versucht haben, stellt die Frau nun – unbedacht, wie nun mal ihre Art ist – die Frage, ob es denn noch mehr Seitengänge gäbe? Und wann endlich die Traversale dran wäre. Oder die Piaffe, ergänzt sie begehrlich.

Ich finde das verwegen. Wir können ja noch nicht mal vernünftig geradeaus und sie will beinekreuzend über die Diagonale! Und wer muss sie dabei schleppen? Richtig, euer Lieblings-Pfridolin. Falls er noch dazu kommt, vor lauter Knoten in den Beinen.

Aber Frau Reitlehrerin ist auf meiner Seite -sie lacht lächelt. Die Traversale wäre ganz zum Schluss dran. Die wäre nämlich der Prüfstein, ob die Frau beim seitwärts alles richtig machen würde. Also heute nicht? Nein, heute nicht.

Die Frau hatte das insgeheim vermutet, vor allem jetzt, wo Frau Reitlehrerin die letzte Reitstunde noch einmal Revue passieren lässt und die Frau fragt, was ihr denn davon besonders im Gedächtnis geblieben ist. (Meiner Meinung nach gar nix.) Die Frau räuspert sich besorgt und pariert erstmal durch. Das mag ich ja so an ihr – wenn sie nachdenken muss, kann sie nicht weiterreiten. Dann wird durchpariert und ich kann ein Nickerchen machen, bis ihre Gehirnwindungen wieder funktionieren.

Wir stehen im Reitunterricht ziemlich viel rum, die Frau und ich 🙂

Während die Frau fieberhaft nachdenkt, meckert sie sicherheitshalber erstmal ein bisschen. Das wäre ja wie in der Schule – aus dem Alter wäre sie ja wohl mittlerweile raus. Schon rein optisch, denke ich, aber unsereiner ist ja nett und behält das für sich.

Frau Reitlehrerin grinst und sagt erstmal nichts. Die Frau kriegt Angst. Sie weiß, dass Frau Reitlehrerin im Zweifel am längeren Hebel sitzt und fabuliert beklommen drauflos. Das Schulterherein fällt ihr wieder ein und mit ein bisschen mehr Bedenkzeit sogar auch das Renvers. Und die äußeren Hilfen. Die wären ganz wichtig. Und das Zusammenspiel der inneren und äußeren Hilfen. Zu guter Letzt kommt sie sogar noch darauf, dass weniger Abstellung mehr ist – will sagen, dass richtiges Schulterherein beziehungsweise Renvers mit wenig Abstellung geritten werden sollte, damit es mehr korrekte Biegung im Pferdekörper gibt. Als ob ich eine Banane wäre. Faxe sagt übrigens, Pferde könnten sich gar nicht in der Rippe biegen, da wär nur ein bisschen Rotation möglich, was sich wie Biegung anfühlt.

Frau Reitlehrerin ist überrascht zufrieden, dass sich die Frau an soviel erinnert. Ich bin stolz auf meine Besitzerin 🙂 Die giert nach mehr Input. Was denn jetzt endlich mit diesem Travers wäre, will sie wissen.

Frau Reitlehrerin lässt die Frau erstmal Schulterherein reiten. Das klappt erstaunlich gut. Ich glaube, sie hat heimlich mit diesen inneren Bildern geübt. Frau Reitlehrerin muss nur ein wenig eingreifen. Beim Renvers hilft sie wieder von unten mit, weil die Frau, das kleine Steifftier, ihre Hüften nicht richtig sortiert kriegt. Dabei ist es so einfach: Innere Hüfte vor, äußere leicht zurück. So, wie ich halt auch im Renvers laufen soll. Aber die Frau hat anscheinend nicht nur eine Rechts-Links-Schwäche, sondern auch eine Vorne-Hinten-Schwäche. Jedes Mal, wenn Frau Reitlehrerin etwas sagt, muss sie anhalten und nachdenken, wohin meine Vorder- und Hinterbeine gehen sollen. Erwähnte ich bereits, dass ich im Unterricht viel rumstehe? 🙂

Ganz neu dazugekommen ist die Innen-Außen-Schwäche. Innen ist da, wohin das Pferd gestellt ist. „Also da, wo der Pfridolin hinguckt“, erklärt es Frau Reitlehrerin so, dass es auch die Frau versteht. Jetzt gibt es aber bösartigerweise Seitengänge, bei denen das Pferd auf der linken Hand unterwegs ist, aber nach rechts gestellt und gebogen ist. Beziehungsweise auf der rechten Hand nach links. Renvers zum Beispiel. Und Konter-Schulterherein. Da wird dann die innere Hand zur äußeren und umgekehrt. Sehr verwirrend, findet die Frau. Frau Reitlehrerin stimmt zu und meint, dass es Sinn macht, dann vom führenden Zügel (dem äußeren) und dem stellenden Zügel (dem inneren) zu sprechen. Das hat den Vorteil, dass die Frau nicht noch zusätzlich über rechts und links nachdenken muss, weshalb sie ausnahmsweise keine Widerworte gibt.

Frau Reitlehrerin ist aber noch nicht fertig: Jetzt erklärt sie, dass es auch Seitengänge gibt, bei denen der Pferdekopf tendenziell zur Bande zeigt und die Hinterhand in Richtung Bahnmitte. Travers zum Beispiel, auch Kruppeherein genannt. Ist ja irgendwie logisch: wenn beim Schulterherein die innere Schulter Richtung Bahnmitte verschoben wird, wird beim Kruppeherein die Kruppe Richtung Bahnmitte hereingenommen. Das versteht sogar die Frau.

Und die Hilfengebung?, will sie wissen. Moment, sagt Frau Reitlehrerin. Wie sieht es denn mit Stellung und Biegung aus? Ja, wie eigentlich, fragt die Frau. Frau Reitlehrerin erklärt, dass das Pferd im Travers in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen wäre. Wie beim Renvers, erinnert sich die Frau und freut sich, dass sie sich was gemerkt hat. Frau Reitlehrerin freut sich auch. Das kommt nämlich nicht so vor 😉

Nachdem das nun geklärt ist, geht es zurück zur Hilfengebung. Wir stehen übrigens wieder mal rum, damit die Frau besser denken kann. Meine Augen werden schwerer und schwerer.

Welche Hüfte der Pfridolin denn beim Travers hereinnehmen sollte, fragt Frau Reitlehrerin. Ich bin gerade in der ersten Tiefschlafphase und werde unsanft geweckt, als die Frau trompetet: „Die äußere!“ Bingo – Frau Reitlehrerin strahlt. Was denn das innere Bein in dieser Zeit täte, fragt sie. Die Frau denkt und denkt. Irgendwann kommt sie drauf. Das bleibe am Gurt und sei für die Biegung zuständig.
Frau Reitlehrerin signalisiert Zustimmung. Der Frau fällt noch was ein: Überhaupt wäre Travers wie Renvers, nur andersrum. Frau Reitlehrerin ist beeindruckt. Ich auch.

Also jetzt Travers. Wie bereits erwähnt, ist dabei meine Vorhand auf dem ersten Hufschlag. Ich bin zwar theoretisch in Bewegungsrichtung gestellt, aber da ich um die Rechts-Links-Schwäche der Frau und ihre allgemeine Ungeschicklichkeit weiss, habe ich schon ein bisschen Angst, mir dabei mein hübsches Köpfchen anzuhauen. Aber mit ein wenig Hilfe von Frau Reitlehrerin können wir das sogar in die Praxis umsetzen, auch wenn die Frau zuerst nach dem Grundsatz „Viel hilft viel“ vorgeht und mich ganz grauslige Verrenkungen ausführen lässt. Frau Reitlehrerin schlägt vor, sie sollte doch mal über das Konzept des „Weniger ist mehr“ nachdenken. Die Frau grummelt leise, ist aber insgesamt erstaunlich friedfertig. Sonst will sie immer mehr diskutieren. Ich glaube, sie war wieder heimlich an Stutis Beruhigungskräutern.

Konter-Schulterherein
Banane im Konter-Schulterherein. Links ist das Bahninnere und rechts die Bande.

Einen letzten Seitengang gäbe es noch, erklärt Frau Reitlehrerin, und zwar Konter-Schulterherein. Und das wäre die Gegenlektion zu …? Schulterherein, ruft die Frau, die zufällig richtig geraten hat. Genau, nickt Frau Reitlehrerin. Auch hier würde mein Popo ins Bahninnere zeigen, ich wäre aber – genau wie im Schulterherein – entgegen der Bewegungsrichtung gestellt und gebogen.

Ich höre im Halbschlaf zu und schrecke hoch, als wir uns in Bewegung setzen. Ausgangspunkt wäre diesmal der zweite Hufschlag, höre ich. Damit ich mir nämlich nicht die Nase stoße, wenn die Frau in ihrer ungeschickten Art meine äußere Schulter Richtung Bande führt. Dadurch, dass ich jetzt nach außen gestellt und gebogen bin, wäre übrigens meine äußere Schulter zur inneren geworden, erklärt Frau Reitlehrerin, während sie von unten hilft.

Der Frau raucht der Kopf. Ich dagegen habe super geschlafen und freue mich aufs Paddock, wo ich den Mädels erzählen werde, dass ich der neue Dressurstar bin. Muskulös und mit dem gewissen Etwas. Und dem Grundsatz „In der Ruhe liegt die Kraft“. 🙂

Mehr zum Thema Hilfengebung bei Travers und Renvers findet ihr übrigens bei Franziska in ihrem sehr lesenswerten Blog Pferdialog.

Seitengangsalat

Schulterherein

Je seitwärts, desto besser – so oder so ähnlich stellt sich die Frau die Seitengänge vor. Wir haben nämlich wieder Reitunterricht gehabt und Seitengänge geübt. Also nur die Frau, ich kann die ja schon alle: Mit dem Kopf zur Bande über die eigenen Beine stolpern, mit dem Hintern zur Bande über die eigenen Beine stolpern und dabei jeweils in unterschiedliche Richtungen gucken und Kuddelmuddel auf der Diagonalen.

Das ist aber eigentlich nur was für Fortgeschrittene – ich frage mich, wieso Frau Reitlehrerin die Frau da ins Spiel bringt. Aber egal – für mich ist es sehr entspannend, weil Frau Reitlehrerin viel erklärt, die Frau wenig versteht und ich demzufolge rumstehen und schlafen kann.

Die Frau strebt ja für gewöhnlich nach Höherem, und das Wort Piaffe kommt oft in ihren Wunschvorstellungen vor. Fast ebenso häufig ist allerdings das Wort Traversale. Dann hat sie noch von Travers und Renvers gehört. Manchmal frage ich mich, wo sie sowas herhat und wann sie endlich anfängt, dieses „Fühlen“ zu lernen, von dem Frau Reitlehrerin so oft spricht. Jedenfalls möchte sie mehr über Schulterherein und Renvers erfahren.

Wir stapfen also in die Reithalle, ich mit weißen Bandagen, die Frau mit frisch geputzten Stiefeln. Bandagiert werden ist eigentlich ganz lustig, weil die Frau so ungeschickt ist. Man hat viel zu lachen dabei. Ist aber letztlich egal, weil Frau Reitlehrerin not amused ist. Erstmal, weil die Bandagen so schlampig angebracht sind, und dann, weil die Dinger wohl gar nicht gut für meine Beine sind – Stichwort Hitzestau. Gut, dass die Frau noch nicht auf mir drauf sitzt, da geht das Abwickeln gleich viel schneller.

Ja und dann geht’s los. Die Frau hievt sich auf meinen Rücken. Bei meinem Gardemaß von 1,65 m nimmt sie dafür eine Aufsteighilfe, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Es gibt ja immer noch Leute, die so aufs Pferd hüpfen und es sportlich finden, dabei ihrem Reitkumpel den Sattel einmal quer über die Wirbelsäule zu ziehen.

Endlich oben angekommen, ist erstmal Schritt angesagt – ihr kennt das. Frau Reitlehrerin fragt währenddessen, was die Frau so alles über das Schulterherein weiß. Nicht viel, aber das will sie nicht zugeben.

*

Stattdessen murmelt sie etwas vom „Aspirin der Reitkunst“. Frau Reitlehrerin kennt aber ihre Pappenheimer und zeigt sicherheitshalber, wohin mein Kopf zeigen soll (ins Bahninnere), wo meine Vorderbeine langlaufen sollen (die Vorhand wird einen Schritt hereingeführt und geht quasi auf dem eineinhalbten Hufschlag geradeaus. Nicht auf dem zweiten – das wäre zuviel Abstellung) und wo meine Hinterbeine sind (die gehen auf dem ersten Hufschlag geradeaus). Die Banane auf dem Foto demonstriert es sehr schön, wenn auch ohne Beine. Bei den Pferdebeinen ist es nämlich so, dass man von vorn gesehen im Schulterherein nur drei Beine sieht, weil das äußere Vorderbein das innere Hinterbein verdeckt. Die Frau nickt und tut so, als wäre ihr das natürlich alles klar gewesen.

Jetzt setzt Frau Reitlehrerin noch einen drauf und erklärt der Frau, dass sie selbst für das Schulterherein ihre Schultern nach innen nehmen müsste, weil vom Grundsatz her das Pferd (= ich) der Bewegung des Reiters (= die Frau) folgen würde. Also erstmal in Innenstellung einen Schritt vom Hufschlag abwenden und dann geradeaus die lange Seite runter. Und mir nicht mir den Hals krumm ziehen und geradeaus weiterreiten wie sonst.

Die Frau und ich machen dann mal das, was sich die Frau vorstellt. Frau Reitlehrerin merkt an, dass der Pfridolin nicht auf den dritten, vierten und fünften Hufschlag abwandern sollte, sondern mit der Hinterhand auf dem ersten Hufschlag bleiben. Weniger innerer Zügel, mehr äußerer Zügel! Die Frau giftet leise, man könnte es Frau Reitlehrerin ja nie recht machen und fällt ins andere Extrem – noch etwas mehr seitliche Abstellung und ich würde umfallen. Frau Reitlehrerin erklärt, die richtige Lösung läge möglicherweise irgendwo dazwischen. Ich finde sie ganz schön diplomatisch 🙂

*

Mittlerweile hängt die Frau wieder wie eine Trauerweide auf mir. Ich lasse entsprechend auch alles hängen. Weil ich etwas größer bin als sie, fällt das auf und führt zur vorübergehenden Sitzkorrektur. Die Frau mag jetzt nicht mehr und behauptet, ich wäre einfach zu störrisch für so komplizierte Lektionen. Das findet Frau Reitlehrerin gar nicht, übernimmt von unten die Zügel und lässt mich an der nächsten langen Seite schulterhereinen, was das Zeug hält, während die Frau obendrauf sitzt und staunt, wie sich das anfühlt.

Frau Reitlehrerin lobt mich und erklärt, es wären eigentlich nur kleine Hilfen, aber die müssten halt zueinander passen. Ganz wichtig wäre der äußere Zügel, der die Bewegung weich abfängt, damit ich der Frau nicht über die Schulter weglaufe. Ach, staunt die. Sie hätte immer gedacht, das müsste so sein. Viel seitwärts = viel gut. Frau Reitlehrerin verneint. Es bräuchte gar nicht viel seitliche Abstellung. Dann wäre auch der gymnastische Wert höher.

Da hat sie allerdings Recht – ich finde das Ganze ziemlich anstrengend und mache nur mit, weil ich nachher Else und Stuti sehe und sie mit meiner sportlichen Figur beeindrucken will.

Als nächstes kommt Renvers, weil man das aus dem Schulterherein entwickeln kann. Behauptet jedenfalls Frau Reitlehrerin. Beim Renvers zeigt mein Kopf immer noch ins Bahninnere und mein Popo zur Bande.

Renvers
Banane im Renvers. Links ist das Bahninnere und rechts die Bande.

Im Gegensatz zum Schulterherein werde ich aber in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Also theoretisch. Wenn die Frau alles richtig macht. Sicherheitshalber hat Frau Reitlehrerin das auch mal eben von unten demonstriert. Die Frau staunt Bauklötze, was ich alles kann. Frau Reitlehrerin erklärt jetzt noch, wozu diese ganzen Seitwärtsbewegungen gut sind. Für mehr Gleichgewicht, Geschmeidigkeit und Körperbeherrschung nämlich. Letzten Endes ginge es immer darum, mich auf beiden Händen gleich geschmeidig zu machen. Pffff, soll die Frau doch mal bei sich selbst anfangen.

Die Lektionen wären halt kein Selbstzweck, sondern letztlich ein Hilfsmittel. Das Pferd wäre nämlich nicht für die Lektionen da, sondern die Lektionen für das Pferd. Die Frau staunt wieder. Eigentlich interessiert sie sich ja für genau zwei Lektionen: Piaffe und Traversale. Den Rest hatte sie bisher als leidige Pflichtübungen angesehen, die man halt beherrschen muss, weil sie in Dressuraufgaben vorkommen. Mitnichten. Frau Reitlehrerin erklärt, dass zwischen den einzelnen Lektionen Zusammenhänge bestehen. Zum Beispiel macht Schulterherein ganz allgemein dicke Muskeln und sexy Bewegungen trainiert das Schulterherein die Tragkraft des inneren Hinterbeins und fördert so die Versammlung. Irgendwie läuft das dann später alles auf Piaffe und so hinaus. Zu dem Zeitpunkt hab ich aber nicht mehr zugehört, weil mir da schon die Augen zugefallen sind. Überhaupt krieg ich nachts zu wenig Schlaf, weil meine Boxennachbarin Else immer noch so doll schnarcht.

Beim Wort Piaffe schrecke ich wieder hoch und ahne Fürchterliches. Hoffentlich wird dieses Seitwärtsturnen nicht zur Gewohnheit – das ist nämlich ganz schön schwierig und ich bin ja eigentlich Freizeitpferd und keine Dressur-Elfe. Die Frau aber auch nicht.

Wenn Stuti und Else sowas allerdings toll finden, wäre ich aber jederzeit bereit, meine Einstellung zu ändern.

Bildunterschrift: Banane im Schulterherein links. Rechts ist die (unsichtbare) Bande.

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Frau Reitlehrerin, die Frau, die Sitzlonge und ich (Teil 2)

Kaum zu glauben, was Menschen mit ihren zwei Beinen so für Probleme haben. Wenn die Frau ein Pferd wäre, wäre sie längst ausgestorben, wetten? Ich wundere mich ja schon, wenn sie es zu Fuß unfallfrei bis zur Futterkammer schafft, aber was sie beim Reiten so alles macht …

Zum Beispiel: Neulich haben wir einen weiteren Versuch mit der Sitzlonge unternommen. „Wir“ sind in dem Fall Frau Reitlehrerin und ich. Wieder ging es los mit dem Einfühlen in meine Bewegung im Schritt. Hab ich euch schon erzählt, dass die Frau ungefähr so einfühlsam wie ein Rübenlaster ist? Doch, wirklich. Sie und meine Boxennachbarin Else haben eigentlich viele Gemeinsamkeiten. Sie schaukelt also wie ein Kartoffelsack auf mir rum und schlingert dabei gefährlich nach rechts und links, was sie Frau Reitlehrerin mit einem strahlenden Lächeln als „schon viel lockerer in der Hüfte“ verkaufen will. Na, denk ich, das legt sich sicher. Wart mal ab, in ein paar Runden ist ihr das zu anstrengend. Aber weit gefehlt. Gutgelaunt eiert sie weiter und lässt sich auch von Frau Reitlehrerins beharrlichen Aufforderungen, „sich einfach mal passiv von der Bewegung mitnehmen zu lassen“, nicht beirren. Frau Reitlehrerin versucht es weiter. „Passiv! Mitnehmen lassen!“ Ja, meine Besitzerin ist nicht so ein Wischi-Waschi-Mädchen – wenn die sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, bleibt sie auch dabei. Sie schaukelt und schwankt.

Aber Frau Reitlehrerin weiß Rat und fordert sie sie zu der lustigen Radfahr-Übung vom letzten Mal auf. Ihr erinnert euch: Dabei soll die Frau im Schritt mit den Beinen strampeln, so, als ob sie radfahren würde. Huch. Da muss man sich doch erstmal um ein wenig Stabilität und Gleichgewicht kümmern, wenn man nicht runterrutschen will. Sie macht also irgendwas mit ihrer Körperspannung, und das störende Rumgewackel hört auf. Das ist auch gleich viel angenehmer für mich, weil ich so ganz entspannt ausschreiten kann, ohne dass mir jemand auf der Wirbelsäule rumhampelt oder das Gleichgewicht nimmt. Die Frau strampelt mit Feuereifer und quietscht übermütig, weil das mittlerweile schon ganz gut klappt. Frau Reitlehrerin ist beeindruckt.

Weil die Frau zwischenzeitlich auch die Mysterien des Schulterkreisens für sich gelöst hat, lässt mich Frau Reitlehrerin antraben. Natürlich erst, nachdem sie die Frau schonend darauf vorbereitet hat, dass sie sich eine spannende neue Übung für sie ausgedacht hat. Die Frau teilt mit, sie hätte sich schon längst eine neue Herausforderung gewünscht und lechzt nach Details.

Da lässt sich Frau Reitlehrerin nicht zweimal bitten und erklärt, wie sie sich das vorstellen würde: Zunächst einmal Radfahr-Strampeln im Trab. Wenn das gut klappt, bitte das Schulterkreisen hinzunehmen, und zwar eine Schulter vorwärts und die andere Schulter rückwärts.

Ach, denken die Frau und ich wie aus einem Mund gleichzeitig. Schritt ist doch eigentlich auch eine sehr schöne Gangart. Dieses Traben ist unnötig und wird völlig überbewertet. Das sieht Frau Reitlehrerin aber anders. Sie hatte sich zunächst noch erweichen lassen und ein paar Übungen für die Augen und die Schultern gezeigt, bei denen die Frau irgendwie noch lockerer im Oberkörper geworden ist, aber dann kam der Trab.

Tja, und seitdem versucht die Frau, ihre Arme und Beine zu sortieren, mit den Beinen zu strampeln, den Schultern zu kreisen, nicht aus dem Takt zu kommen und gleichzeitig weiterzuatmen. Wenn ich so unkoordiniert rumwackeln würde, wär aber schon lange der Tierarzt da!

Aber mal ganz ehrlich: Dafür, dass sich die Frau immer so ultra- döspaddelig anstellt, ist sie mittlerweile ganz schön locker. Die Wackelei und Kreiserei macht auch gute Laune. Sie kichert nämlich die ganze Zeit. Frau Reitlehrerin ist ausnahmsweise voll des Lobes, weil die Frau so entspannt und motiviert ist wie selten, und das überträgt sich sogar auf mich.

Dieses ganze Arme und Beine kompliziert über Kreuz bewegen tut wohl nicht nur dem Körper gut. Es macht auch das Gehirn locker und entspannt 😉 Das sollte Else auch mal versuchen, die guckt immer so mürrisch aus der Wäsche. Zuerst hab ich ja gedacht, es hat was mit mir zu tun, aber die guckt genauso, wenn ich sie mal 5 Minuten lang nicht ärgere. Komisch, nicht?

Frau Reitlehrerin, die Frau, die Sitzlonge und ich (Teil 1)

Else und ich haben jetzt anscheinend so was wie ne Beziehung – jedenfalls hat sie manchmal die Ohren nach vorn, wenn ich in der Nähe bin. Ich finde das romantisch. Letztens hat sie mich sogar angewiehert, als ich wieder zurück aufs Paddock gegangen bin.

Und das kam so: Wir standen alle draußen rum und schliefen sonnten uns, als plötzlich die Frau mit wichtiger Miene und Bestechungsmöhre daherkam. Ich bin ja nicht so und habe mich einfangen lassen, obwohl sie eigentlich gegen unsere Abmachung verstoßen hat, mich erst am späten Nachmittag mit Arbeit zu belästigen. Das neue Geschwisterchen ist ja anscheinend noch nicht in Sicht, also muss ich sie weiter schleppen. Es war aber gar nicht so schlimm, weil Frau Reitlehrerin eine kluge Idee hatte: Wir machen Sitzlonge!

Hört sich verwirrend an, weil die Einzige, die sitzen soll, die Frau ist und die das bekanntlich nicht so gut kann. Das findet sogar die Frau, die sich letztens vom Mann hat filmen lassen. Frau Reitlehrerin grinst breit und ist weit davon entfernt, ihr zu widersprechen. Frau Reitlehrerins Aufgabe ist es, in der Mitte zu stehen und konstruktiv zu meckern. Das kann sie gut. Außerdem muss sie die Longe festhalten, an der ich im Kreis um sie herumlaufe.

Es kam aber alles ganz anders. Die Frau, gestiefelt, gespornt und zum Äußersten bereit, sollte sich erstmal einfach nur so auf mich draufsetzen und die Steigbügel überschlagen. Ach ja, und bitte die Sporen ausziehen, wenns recht ist. Das war ihr zwar nicht recht, aber wenn Frau Reitlehrerin diesen Ton anschlägt, ist Widerspruch zwecklos. Dann führte uns Frau Reitlehrerin im Schritt herum. Die Frau sollte dabei die Augen schließen, sich von meiner Bewegung mitnehmen lassen und einfach nur fühlen. Das fand sie zwar langweilig, fügte sich aber. Ich fands super, vor allem, weil Frau Reitlehrerin dabei an meinem Hals herumgepuschelt hat.

Frau Reitlehrerin wollte dann wissen, was die Frau so alles fühlt. Langeweile, war die ehrliche Antwort. Falsch!, sagte Frau Reitlehrerin, eigentlich sollte die Frau nämlich merken, dass sich ihr Becken im Schritt dreidimensional bewegt. Also nicht diese komische Schiebebewegung, die sie aktiv und mittlerweile ganz automatisch macht, sondern ein passives Mitgehen nach oben, unten und vorne, und zwar in Form einer liegenden Acht.

Aha. Das hatte sich die Frau aber irgendwie anders vorgestellt. Eigentlich wollte sie direkt galoppieren und wild die Arme kreisen und dergleichen. Diese langweiligen kleinen Bewegungen wären doch sicher für Kinder, oder?, fragte sie Frau Reitlehrerin. Die antwortete, Reiten würde zu einem Großteil aus Fühlen bestehen, das müssten viele Erwachsene erst lernen. Besonders die Kopfmenschen, die tagein, tagaus im Büro sitzen. Die Frau sagte nochmal aha, diesmal aber nicht ganz so mürrisch.

Weiter gings: Die Frau sollte ihre Sitzbeinhöcker spüren (das sind diese komischen Knochen, auf denen die Menschen sitzen und die wie Schaukelstuhlkufen geformt sind) und darauf nach vorn und nach hinten schaukeln und dann daraus die mittlere Position finden. Das wäre die Basis für einen guten Sitz, erklärte Frau Reitlehrerin. Damit aber noch nicht genug: Damit die angespannten kurzen Beinchen der Frau lockerer werden, musste sie jetzt auf mir mit den Beinen strampeln wie beim Radfahren. Vorwärts und rückwärts.

*

Das wäre ganz und gar unmöglich, befand die Frau. Dochdoch, versicherte Frau Reitlehrerin, das ginge. Sie müsste halt einfach weitermachen, dann würde es auch leichter werden. Für mich fühlte sich das prima an, weil die Frau langsam lockerer wurde und ich größere Schritte machen konnte. Frau Reitlehrerin fand das toll und wies die Frau sicherheitshalber darauf hin, was da gerade unter ihrem Hintern passiert. Die Frau grummelte, das wäre ihr auch schon aufgefallen und ob sie jetzt immer auf die Art Schritt reiten müsste, das wäre nämlich verdammt anstrengend, sähe uncool aus und ihr würden bald die Beine abfallen.

Nein, das wäre nur zum Lockern, erklärte Frau Reitlehrerin. Das sollte die Frau ruhig immer beim anfänglichen Schrittreiten machen. Eigentlich bräuchte nicht nur das Pferd eine Lösungsphase, sondern der Reiter auch. Die Frau guckte wenig begeistert. Aber jetzt erstmal ein
Päuschen mit Beine ausschütteln. Den restlichen Körper bitte gleich mit, denn als nächstes käme der Trab. Prima, dachte die Frau. Endlich Action und Schluss mit der doofen Übung!

Jetzt sollte sie mich antraben und dabei schön locker sitzen bleiben. Ohne sich festzuhalten, wenn möglich. Das sind ja sonst unmögliche Forderungen. Die Frau stellte aber überrascht fest, dass das ging. Ohne Festhalten – der Wahnsinn! Außerdem säße sie irgendwie lockerer auf mir als sonst und das Aussitzen wäre gar nicht so unbequem, teilte sie Frau Reitlehrerin mit. Die betrachtete die Frau und mich wohlgefällig und meinte, nachdem die Frau im Schritt so schön ihre Beine gelockert hätte, kämen als nächstes die Schultern dran. Die Frau sollte doch mal mit dem rechten Arm kreisen. Mit dem linken dürfte sie sich festhalten. Festhalten – prima! Die Frau strahlte und kreiste wie ein Ventilator. Nee, langsamer. Nee, noch langsamer. Nur so ganz kleine Bewegungen aus der Schulter heraus.

Was Frau Reitlehrerin sich aber auch immer ausdenkt 🙂 Die Frau war jedenfalls gefordert. Kreisen, kreisen. Vorwärts und rückwärts. So, und jetzt auch mit dem anderen Arm. Wie, ohne festhalten? Ob Frau Reitlehrerin ganz sicher wäre. Frau Reitlehrerin war nicht ganz sicher, aber doch optimistisch, und siehe da, es klappte. Damit hätte ich ehrlich gesagt auch nicht gerechnet.

Die Frau schwang die Arme. Vorwärts und rückwärts. Und als krönenden Abschluss mit dem einen Arm vorwärts und mit dem anderen Arm rückwärts. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sie das sogar hingekriegt. Und was soll ich sagen – so locker hat sie selten auf mir gesessen! Wenn sie das jetzt noch mit Zügeln in der Hand hinkriegt, kann sie stolz auf sich sein. Auf mich und auf Frau Reitlehrerin aber auch, weil wir ihr das so nett erklären. 🙂

Sitzlonge ist aber auch deshalb toll, weil es gut für meine Beziehung zu Else ist. Faxe sagt, man muss sich zwischendurch auch mal rar machen, dann freuen sich die Mädels, wenn man wieder da ist.

Lesetipp: Petra von der Pferdeflüsterei hat ihrem Sitz die Unabhängigkeit erklärt. Lest mal rein!

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Die Frau ist närrisch

Jetzt geht das wieder los mit diesem Karneval. Die Frau hört im Auto Karnevalslieder, und zwar so laut, dass ich das auf dem Paddock locker mithören kann. Und weil die Frau so ist, wie sie ist, singt sie die nächsten 2 Stunden das jeweils letzte Lied, dass sie auf der Fahrt in den Stall gehört hat. Zu ihrem festen Repertoire zählen Viva Colonia, das Altbierlied (wegen der kulturellen Vielfalt), Mer losse d‘r Dom in Kölle sowie eine Perle der Dichtkunst namens „Hömma samma womma nochma biertrinken gehen, biertrinken gehen, biertrinken gehen?“

Da guckt ihr, was? Hab ich auch zuerst. Aber weil wir Pferde ja so empfänglich für Schwingungen sind (Faxe nennt das ganz banal Körperchemie), gehe ich gern darauf ein und lasse mich von ihrer unvernünftig guten Laune anstecken – auch wenn das bedeutet, dass ich verkleidet werde.

Früher war bei uns im Stall immer Kostümreiten. Ich werde nie vergessen, wie Faxe einmal im Tinkerbell-Kostüm den ersten Preis gewonnen hat. Mit Elfenflügelchen! Er spricht nicht gern darüber, aber damals war er ziemlich stolz auf seinen Gewinn. Die Frau und ich waren in dem Jahr Robin Hood, was aber niemand erkannt hat. Froschgrüne Leggings und ein Kinder-Bogenschieß-Set sind eben kein Kostüm, aber auf mich hört ja keiner. Wenigstens der angeklebte Bart war überzeugend.

Im Jahr darauf hat die Frau ihre Mutter dazu angestiftet, mir ein großes grünes Drachenkostüm zu schneidern – aber ich greife vor.

Kostümreiten kennt ihr, oder? Reiten halt. Mit Kostüm. Gern auch paarweise nebeneinander, mit Karnevalsmusik. Man muss sich das so vorstellen: Ich im Biene-Maja-Kostüm und Else als rosa berüschtes 700 –Kilo-Barbiepony daneben. Hinter uns Konrad, mit lauter Wattebäuschen als Wolke vekleidet, daneben Companero, der Schimmel, zum Kleinen Onkel umgeschminkt. Konrads Reiterin hatte sich mit viel Mühe und Flügelchen zum Engel gestylt. Pippi Langstrumpf daneben war ein schöner Kontrast.

Konrad hat angegeben wie nur was, wie unheimlich schick und elegant sein Kostüm wäre und wie gülden doch das Engelshaar seiner Besitzerin leuchten würde. Mit Straß-Heiligenschein. Aber Konrad ist ja immer so. Entweder er hat gerade bei irgendeinem Turnier ein Stoff-Schleifchen gewonnen und erzählt uns, er wäre ein zweiter Totilas oder er hat ein „maßgefertigtes Spezial-Stirnband“ bekommen. Sein Maß ist in diesem Fall WB (wie Warmblut), weil Rosa auch so eins hat und ihre Besitzerin das erwiesenermaßen im Katalog bestellt hat 😛

Das Kostümreiten hat aber trotzdem Spaß gemacht, weil unsereiner bekanntlich auf schlichte Rhythmen abfährt und kein Ohr für die Texte hat. Die Schwingungen, ihr versteht 😉 Unsere ReiterInnen hatten Spaß und wir auch. Else und ich sogar ein bisschen mehr als erlaubt – und damit wären wir wieder beim Drachenkostüm. Das war im Jahr nach dem Biene-Maja-Kostüm und im Vergleich dazu exorbitant. Ich war begeistert. Hey, ich meine – Drache! Cooler geht’s doch nicht mehr, oder? Also kein Wunder, dass mich Else die ganze Zeit so merkwürdig angeguckt hat.

Die Frau hatte sich extra in ein Prinzessinnenkleid geworfen (mit Krönchen!) und wir fielen schon beim Warmreiten auf. Nun bin ich ja ein ausgesprochen attraktives Pferd und durch das Kostüm konnte man nicht sehen, wie die Frau meine Mähne wieder verunstaltet hatte. Die Mädels waren also hin und weg. Ich wollte hingehen und mich mit ihnen verabreden, sie hat mich aber nicht gelassen. Wer hat sich das eigentlich ausgedacht, dass der Reiter bestimmen darf, was gemacht wird? Na, auf jeden Fall gabs da schon erste, leichte Diskussionen zwischen den einzelnen Reitern und ihren Pferden.

Dann gings los und die Frau und ich nahmen ihren Platz neben Else und ihrer Reiterin ein. Else hatte spontan beschlossen, dass sie Angst vor Drachen hat. Ich wollte ihr beistehen und erklären, dass das nur ein Kostüm ist, aber sie war KOM-PLETT hysterisch und hat alle anderen aufgemischt. Ich konnte da nichts für, ich war halt nur zufällig mit dabei.

Dass ich mit flatterndem Drachenkostüm auf die anderen zugaloppiert bin und sie in die Flucht getrieben habe, ist übrigens nicht wahr, ich habe lediglich Else verfolgt, um sie zu beschützen. Und einzig und allein wegen dieses läppischen Vorfalls dürfen wir nicht mehr beim Kostümreiten mitmachen. Nur, weil Else so ängstlich ist.

Ich weiß aber, wie man damit umgehen muss und habe einen genialen Plan. Dieses Jahr Karneval geh ich nämlich als Schecke. Ich hab schon eine hübsche, schlammige Wälzstelle gefunden 🙂 Und dann sing ich Else so lange Karnevalslieder vor, bis sie mich romantisch findet. Wünscht mir Glück!

Familienzuwachs

Die Frau hat neulich gesagt, es wäre sooo schön, wenn ich ein kleines Brüderchen bekommen würde. Ob sie wohl weiß, dass sie nicht meine richtige Mutter ist? Ich bin mir da manchmal nicht so sicher. Faxe meint, das hätte wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Schwangere wären oft durcheinander, weil das für sie eine aufregende Zeit ist. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist die Frau schon durcheinander, seit wir uns kennen. Und alles andere als schlank 😉 Ich glaube deshalb nicht, dass sie ein Fohlen bekommt. Selbst Elefanten tragen nur 48 Monate.

Ich fände es aber gut, wenn sich unsere kleine Herde vergrößert. Ihr wisst ja, dass ich mir schon lange ein eigenes Haustier wünsche. Am liebsten hätte ich ein Shetty. Das wäre dann meins und es müsste alles tun, was ich will. Bei Haustieren ist das so, ich kenn mich nämlich aus.

Faxe guckt mich immer ganz merkwürdig an, wenn ich davon spreche, und meine Boxennachbarin Else hat mich gefragt, wovon ich nachts träumen würde. Von gar nix, weil man bei ihrem Geschnarche kein Auge zukriegt 😛

Leider weigert sich Faxe nun schon seit einiger Zeit, mir zu gehorchen. Er sagt, ich dürfte nur dann Chef sein, wenn ich ihn vor irgendwas beschützen müsste, sonst nicht. Und der neue Paddock-Kumpel Bonito will auch nicht mehr mein Spielzeug sein, sondern mitreden, wenn es um Freizeitaktivitäten und die räumliche Verteilung auf dem Paddock geht. Na toll. Außer den Fohlen, die wir manchmal beim Ausreiten sehen, will anscheinend keiner auf mich hören.

Auch die Frau nicht. Wie sich nämlich herausgestellt hat, sucht die Frau in Wirklichkeit kein Shetty für mich, sondern ein Reitpferd für sich. Sie hat mich auch gefragt, was ich davon halten würde, und ich fand die Idee ziemlich gut. Die Frau möchte ja so sehr, sehr gern Dressurreiten (ich sage nur Piaffe!), und das ist meistens zwar ganz unterhaltsam und sicherlich auch sehr gesund, aber auch verdammt anstrengend. Ich sage nur Piaffe 😉 Jetzt sucht sie einen Dressurkracher, der sitzbequem ist. Und brav. Und nervenstark und leichtrittig und spottbillig. Und natürlich muss er ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, ein korrektes Gebäude und zusätzlich noch ein hübsches Köpfchen haben. Klar, ne?

Wenn sie so ein Wunderpferd findet, könnte das Wunderpferd die ganze Kringelreiterei erledigen und der Mann und ich gehen währenddessen schön ins Gelände. Und davor und danach ist es meins und muss mir gehorchen.

Die Frau hat sich sogar schon ein paar Pferde angeschaut. So weit, so gut. Zu ihrer Überraschung musste sie dabei feststellen, dass die Vorstellungen von „brav“ und „leichtrittig“ doch sehr stark auseinandergehen. Vor allem, wenn es um junge Pferde geht, die naturgemäß noch nix können und erst mal ihr eigenes Gleichgewicht finden müssen. Für ein älteres, gut ausgebildetes Pferd reicht nämlich das Taschengeld nicht, und zu alt darf es auch nicht sein, weil es ja mindestens die nächsten 30 Jahre bei uns verbringen soll.

Na ja, und „sitzbequem“ sind die Kollegen eigentlich auch. Wenn man sitzen kann. Die Frau jammert immer, dass ich so unbequem wäre und so wunderbar schwungvolle Gänge hätte. Seit sie im Urlaub mal spanische Pferde geritten ist, träumt sie von so Schaukelpferden mit eingebauter Versammlung. Hach, Piaffe! Außerdem hätten diese Tiere so einen wunderbaren Charakter und wären nicht so groß, was gut zu ihren kurzen Beinchen ihrer Figur passen würde. Und es gäbe sie in allen Farben. Was soll denn das schon wieder heißen? Dunkelbraun ist doch wohl die schönste und beste Farbe, die mit jeder Sorte Schlammkruste harmoniert.

Seit sie fremde Pferde ausprobiert und nicht mit ihnen klarkommt, diskutiert die Frau aber nicht mehr so doll mit Frau Reitlehrerin. Vielleicht merkt sie ja selbst, dass ihr zur Dressurqueen noch das ein oder andere fehlt? Und sie weiß es mittlerweile auch wieder zu schätzen, dass ich ja eigentlich doch ganz leichtrittig bin, wenn man mich nur lässt 🙂 Ich bin auf jeden Fall gespannt, wann und ob der Familienzuwachs kommt. Der Mann und ich freuen uns nämlich schon auf entspannte Ausritte. Vielleicht habe ich ja auch richtig Glück und es wird eine Stute? 😉 <3

 

Linktipps zum Thema Pferdekauf:
Augen auf beim Pferdekauf
Der Pferdekauf

Noch 57 Tage bis zum Frühling!

So nett es auf dem Paddock auch ist, eins fehlt: Gras! Und Frühling! Und Stuti. Faxe meint, das wären schon drei Dinge, das ist mir aber egal. Und schließlich: Was weiß so ein haariger Tinker, der zugegebenermaßen mein bester Freund ist, schon von Romantik? Eben 😛

Else sehe ich ja mittlerweile und eher unfreiwillig Tag und Nacht, aber Stuti nur noch ganz selten. Ich gebe zu, unser Verhältnis war zuletzt nicht ganz spannungsfrei, was möglicherweise auch daran liegt, dass ich mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit Rosa, der Haflingerin, und meiner Nachbarin Else getroffen habe. Aber als wir neulich zusammen in der Reithalle waren, war es wie am ersten Tag. Sie hatte nur Augen für mich und wäre mit mir überallhin gegangen, wenn ich nicht gerade an der Longe gewesen wäre. Und das lag nicht nur an meinem rosa Glitzer-Stirnband!

Frau Reitlehrerin hat nämlich die Frau und mich zu Sitzübungen an der Longe vergattert. Also eigentlich nur die Frau, aber ich muss halt auch dabei sein. Das Gute daran ist, dass ich mich dabei mit Stuti treffen kann, die oft zur selben Zeit geritten wird.

Man muss sich das so vorstellen: Ich laufe immer im Kreis um Frau Reitlehrerin rum, während die Frau auf meinem Rücken Turnübungen ausführt, die bei dreijährigen Kindern niedlich aussehen. Bei der Frau denkt man eher was in der Art von „Oha, ein Nilpferd lernt reiten.“ Nein, das war nur ein Scherz. Tatsächlich denkt man: „Boah, dieses Reiten scheint aber ganz schön schwer zu sein, wenn sogar diese gestandene Frau da drüben Schwierigkeiten damit hat.“ Das liegt aber nicht nur an mir, sondern daran, dass Reiten halt wirklich schwierig ist. Obwohl ja tatsächlich ich die meiste Arbeit tue, sind hinsichtlich des Bedienpersonals obendrauf Fähigkeiten wie zum Beispiel Ganzkörperkoordination, Geschicklichkeit und Einfühlungsvermögen gefragt. (Also das, was ich meistens manchmal nicht habe).

Nur mal so als Beispiel: Wieviel Menschen sind denn mit beiden Händen auf den Millimeter gleich geschickt? Ja, ne – da muss man schon ein bisschen üben 🙂 Genauso wie wir Pferde, die die Turnübungen Lektionen sowohl auf der rechten wie auf der linken Hand üben müssen, und zwar bitteschön gleich geschmeidig. (Stichwort Gymnastizierung und Geraderichtung)

Na, also wir auf dem einen Zirkel, die Frau schwitzend und nicht ganz losgelassen am Schulter- und Hüftenkreisen, und Stuti auf dem anderen Zirkel. Jedes Mal, wenn wir uns begegneten, leuchteten ihre Augen. Meine natürlich auch, denn bald ist Frühling und da werde ich immer besonders romantisch <3 Außerdem wohnen wir im Frühling wieder alle zusammen auf einer großen Weide- jedenfalls tagsüber. Nachts bin ich nach wie vor in der Box neben Else und kann mir ihr Geschnarche anhören 🙁

Jetzt im Winter ist Stuti tagsüber auf einem Paddock am anderen Ende der Welt des Stalls, zusammen mit Rosa und anderen Mädels, die sich aber nicht für mich interessieren langweilig sind. Anscheinend ist es auf Dauer doch nicht so nett in einer Stutengruppe. Die meinen immer alles so ernst und wenn’s da mal Ärger gibt, ist Schluss mit lustig.

Wir Wallache Fast-Hengste toben zwar auch ziemlich rum, aber bei uns ist es normalerweise nur Spaß. Da geht dann schon mal ein Halfter oder eine Paddockdecke kaputt, aber meistens nicht mehr. Dafür sind wir immer ausgeglichen und schmutzig. Stuten nicht, die sind anders. Also schon auch schmutzig, aber auf komplizierte Art. Man weiß nicht genau, warum.

Aber Faxe und ich Männer haben eh keine Ahnung und machen grundsätzlich alles falsch. Außerdem sind wir unsensibel und grobmotorisch. Sagt jedenfalls die dicke Else. Ich weiß gar nicht, wie sie auf sowas kommt. Und schon gar nicht, wieso sie mich jetzt beißen will. Es gab doch gerade erst Futter.

Aber so, wie mich Stuti angelächelt hat, rechne ich mir schon Chancen für das Frühjahr aus. Und das trotz meiner grausigen Frisur! Stuti ist schon sehr, sehr nett und möglicherweise kurzsichtig und ich bin gerade sehr verliebt.

Die Frau hat mir zuletzt vor der Weihnachtsquadrille die Mähne verunstaltet und die Zacken sind schon ein bisschen herausgewachsen. Die Mädels stehen ja so auf Wallemähne – bestimmt hab ich bald auch eine und bekomme ein Liebesleben <3 Eine Frage hab ich aber noch: Wie schnell wächst eigentlich so ne Mähne?

Für ein gutes Bauchgefühl

Gestern hatte ich frei, weil die Frau Bauchschmerzen hatte. Ich hatte das auch schon mal und kenn mich also damit aus. Erst wird man im Kreis herumgeführt und dann kommt der Tierarzt, der einen abhört und sich dann den Handschuh des Grauens anzieht und damit Dinge tut, die ihr gar nicht so genau wissen wollt.

Als nächstes gibt es ein bis zwei Spritzen und dann tuts nicht mehr so weh. Das klappt aber nur, wenn man sofort den Tierarzt ruft und wenn es die richtige Sorte Bauchschmerzen ist. Ein Freund von mir hatte die falsche Sorte Bauchschmerzen und ist daran gestorben. Das war ganz schön traurig 🙁 Na, und wo die Frau jetzt auch Bauchschmerzen hatte, war ich schon ein bisschen besorgt, ob der Mann auch alles richtig macht. Man muss nämlich auch das Stroh aus ihrer Box nehmen, damit sie nichts mehr isst. Das macht man, um den Darm zu entlasten, sagt mein Kumpel Faxe. Faxe ist ein Tinker und weiß fast alles. Und das, was er nicht weiß, fällt ihm spontan ein. Das ist sehr praktisch für fast alles im Leben.

Danach kommt ständig jemand nach einem gucken (falls man nicht ohnehin gerade herumgeführt wird). Und: Jedes Mal, wenn man äppelt, fällt einem wer um den Hals. Beim nächsten Mal ausmisten oder Paddock abäppeln legt sich die Begeisterung aber schlagartig. Versteh einer die Menschen ^^

Danach wird man „angefüttert“. Das heißt, es gibt ungefähr einmal pro Stunde ein winziges Häppchen Futter. Daraufhatte ich mich insgeheim schon ein bisschen gefreut, denn ich finde die Frau neuerdings ziemlich schwer. Eine längere kleine Diät würde ihr gar nicht schaden.

Faxe meinte, sie würde vielleicht ein Fohlen bekommen. Ich war da anderer Ansicht, weil meine Boxennachbarin Else im direkten Vergleich auch dauerhaft dick kräftig ist und bisher noch kein Fohlen hatte. Else trägt Pferdedecken, in die locker zwei normale Pferde passen würden und sieht damit wie ein kleiner Heißluftballon aus. Leider ist sie komplett humorlos und verdammt schnell.

Faxe musste mir Recht geben. Else wäre nicht tragend, sondern halt… nicht schlank. Und das läge daran, dass sie nach eigener Aussage „freche kleine Pferde fressen“ würde. Tsss. Ich bin glücklicherweise nicht klein und demnach nicht in Gefahr.

Heute war war die Frau wieder heil und hatte kein Fohlen dabei. Faxe und ich glauben mittlerweile, dass sie sich einfach nur überfressen hat. Ich hatte ja schon länger den Verdacht, dass sie sich an meinem Kraftfutter vergreift, weil meine Rationen immer kleiner werden. Und wo sie oft so angespannt ist, vergisst sie sicher, ihre Futterzeiten einzuhalten und kriegt dann diese Gier-Attacken. Und wenn man sie dann allein in die Futterkammer lässt … Prost Mahlzeit.

Merke: regelmäßige Mahlzeiten sind wichtig. Vielleicht sollte sie auch dauernd Heu knabbern, so wie Faxe und ich. Wir brauchen nämlich ständig was zwischen den Zähnen, damit wir keine Magengeschwüre kriegen, weil unsereins ja permanent Magensäure produziert. Für so Pummelchen wie Else gibt’s Heunetze, damit sie ihre Knabberration nicht sofort verputzen, sondern länger was davon haben.

Faxe meint, ich könnte ruhig erzählen, dass wir beide auch mal längere Zeit aus dem Heunetz gegessen haben. Das lag in meinem Fall aber nicht daran, dass ich zu dick war, obwohl böse Zungen das gelegentlich behaupten. In Wirklichkeit hatte ich ein Heunetz, weil ich ein besonderes Pferd bin und besonderes Zubehör brauche. Und was zum Spielen und Kopfkratzen. An so nem Heunetz kann man sich nämlich astrein schubbeln. Und außerdem war meins schwarz, was total männlich und ein bißchen böse aussieht 🙂 Leider ist es von ganz allein kaputtgegangen und wurde durch eins in pink ersetzt. Aber das erzähle ich lieber nicht.

Lesetipp: Infos zum Thema Kolik findet Ihr bei Kultreiter, Tipps zum Pferd, dem Pferdespiegel und der Pferdeflüsterei.

Und bei den Pferdefreunden gibt es eine Anleitung für den Bau eines automatischen Weidetors, damit unsereiner rund um die Uhr dosiert Heu essen kann.

 

Die Frau hat’s schwer

Die Frau hat‘s mal wieder schwer. So richtig, richtig schwer. Und keiner versteht sie. Frau Reitlehrerin nicht, der Mann nicht und sowieso niemand auf der Welt.

Ich habe Glück – ich verstehe sie zwar auch nicht, aber mich findet sie niedlich. Deshalb ist sie in solchen Momenten besonders anschmiegsam. Ich mag sie ja auch und weiß genau, dass sie weiß, dass Liebe durch den Magen geht. Entsprechend viele Leckerlis bekomme ich auch 😉

Es fing (natürlich) wieder im Reitunterricht an. Frau Reitlehrerin stellte fest, dass die Frau im Schulterbereich total verspannt ein wenig fest war und schlug ihr vor, erstmal die Schultern kreisen zu lassen. Ich hätte ihr das ja schon früher gesagt, aber auf mich hört ja keiner. Die Frau kreist also munter drauflos. Ich bekomme in solchen Situationen immer den Zügel auf den Hals gelegt und wandere gemütlich auf dem Hufschlag außen rum. Erstens traut sich kein anderer Reiter in die Bahn, wenn die Frau reitet waren wir zufällig ganz allein in der Halle und zweitens wächst da manchmal was Essbares, was man unauffällig rupfen kann. Tannendeko von Weihnachten zum Beispiel. Oder auf dem Reitplatz Grasbüschel und lecker Hecke.

Die Frau kreist übrigens immer noch. Erst in eine Richtung, dann in die andere. Sieht lustig aus, wenn auch ein wenig verbissen. Jetzt soll sie ganz klitzekleine Kreise mit den Schultern machen und siehe da, allmählich kehrt Lockerheit in den Schultergürtel ein. Während ihre Ärmchen rotieren, schwingt sie bitterböse Reden. Das wäre alles so schwierig und sähe total lächerlich aus, täte auch irgendwie weh und ganz bestimmt gäbe es auch einen einfacheren Weg, den Frau Reitlehrerin ihr aber vorenthalten würde, damit sie, die Frau, sich hier zum Affen machen würde. Nicht, dass sie was gegen Affen hätte, aber ob diese ganze Turnerei wirklich nötig wäre? Andere würden nie turnen. Nie. Schon gar nicht auf dem Pferd.

Die wären aber auch locker, erwidert Frau Reitlehrerin ungerührt. Ob die Frau denn ihre Dehnübungen für die Hüftbeuger gemacht hätte? Die Knie müssten tiefer und das Bein insgesamt länger sein.

Ups, erwischt. Natürlich hat die Frau kein bißchen geübt, will das aber nicht zugeben. Sie behauptet, ihre Beine wären nicht zu verlängern. Sie wäre ausgewachsen und mehr käme da nicht.

Das lässt Frau Reitlehrerin nicht gelten und spricht stattdessen von einem entspannten Oberschenkel, der locker herunterhängt. Die Frau erfindet merkwürdige Hüftschmerzen, die sie vom Üben abgehalten hätten. Um aus dem unangenehmen Gespräch herauszukommen, streckt sie die Beine eifrig nach unten.

Ob das denn auch lockerer ginge, will Frau Reitlehrerin wissen. Die Frau verneint. Sie könnte ja nix dafür, dass das alles so schwierig wäre. Aber wenn ich bequemer wäre und freiwillig piaffieren würde, dann würde sie ganz bestimmt lockerer sitzen.

Ich gucke Frau Reitlehrerin an. Frau Reitlehrerin guckt die Frau an. Die guckt zurück. Also mich guckt sie ja schon die ganze Zeit an, weil sie den Kopf immer so hängen lässt, aber jetzt richtet sich tatsächlich zu ihrer vollen Größe von 1,61 m auf und guckt Frau Reitlehrerin an. Die guckt wieder mich an und wir beide haben den Verdacht, dass die Frau das eventuell ernst meint.

Wieso soll denn der Pfridolin piaffieren?, fragt Frau Reitlehrerin, nur leicht irritiert. Sie und ich, wir kennen die Frau und ihre lustigen Ideen ja schon länger und wissen, dass sie eigentlich trotzdem ok ist.

Pferdefreundlich & fein reiten *

Weil das toll wäre. Hach, Piaffe, seufzt die Frau so sehnsüchtig, so dass Frau Reitlehrerin ihr gar nicht böse sein kann. Sogar ich bin gerührt. Wenn man bedenkt, wie anstrengend Piaffe ist, spricht das ja wohl wirklich für mein gutes Herz. Für einen Moment habe ich sogar überlegt, mal kurz auf der Stelle zu trippeln, um meiner putzigen Besitzerin eine Freude zu machen. So hengstmäßig, mit weit gesenkter Hinterhand und stolzer Aufrichtung. Dann entscheide ich mich dagegen. Man soll die Menschen nicht verwöhnen, die wollen das dann immer, hat mir mein kluger Kumpel Faxe mal gesagt, und weil er den totalen Durchblick hat und (manchmal) Türen öffnen kann, glaube ich ihm.

Nach diesem emotionalen Moment schlucken wir alle kurz und Frau Reitlehrerin meint gerührt, dass sie das gut verstehen könnte. Piaffe würde sich wirklich genial anfühlen. Aber wenn die Frau sowas reiten wolle, müsste sie leider auch korrekt sitzen. Die schnieft und will sich absichern. Ob es denn beim Reitenlernen wirklich keine Abkürzung gäbe. Es wäre soo soo soo schwer und ihr Körper würde sich gegen sie verschwören.

Leider nicht, ist die Antwort. Wenn man reiten will, geht das nur über den korrekten Sitz. Und den kann ja nicht Frau Reitlehrerin von unten einnehmen, sondern die Frau muss das für sich selbst lösen. Jammern nützt da nix. Die Frau seufzt nochmal und behauptet, ab sofort würde sie wirklich IMMER ihre Gymnastikübungen machen. Und darauf achten, dass sie im Büro und überhaupt immer eine gute Haltung hat, damit ihr der aufrechte Gang und das alles irgendwann zur Gewohnheit wird.

Ich bin gespannt…

* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll ist 🙂

Erst kommt Silvester und dann die Diät

Ein schwarzer Tinker, der aussieht, als würde er lachen

Als der Mann und die Frau sich kennengelernt haben, wäre es um ein Haar auch schon wieder vorbei gewesen. Wegen Silvester. Silvester kennt ihr – da ist es immer furchtbar laut und hell am Himmel. Das ist noch schlimmer als Pferdezahnarzt und ein bißchen so wie Treibjagd, weil es irgendwie gar kein Ende nimmt. Mein bester Freund Faxe sagt allerdings, an so einer Silvesterrakete sterben nicht ganz so viele wie bei einer Treibjagd, und da hat er wahrscheinlich Recht. Die Frau findet vernünftigerweise beides blöd: Treibjagd und Silvesterknallerei.

Als der Mann noch ganz neu bei uns in der Herde war und das erste gemeinsame Silvester anstand, kam er ganz stolz mit einem Bündel Silvesterraketen an, woraufhin ihm die Frau zur Begrüßung fast den Kopf abgerissen hätte. Er dachte anscheinend, Silvesterraketen gehören zum Brunft – und Imponiergehabe bei Menschen. Glücklicherweise hat er gleich verstanden, warum die Frau das doof findet. Laut genug hat sie ja gesprochen 🙂

Ihm war nämlich sofort klar, warum Fluchttiere, die eingesperrt gehalten werden, mit der Knallerei Probleme haben. Faxe sagt, er hätte auch schon von Pferden gehört, die an Silvester in Panik durch Weidezäune gegangen wären und die das nicht überlebt hätten. Ich wollte aber nicht, dass er die Geschichte weitererzählt, weil ich mich da schon gegruselt habe. Na, egal. Der Mann hat also Glück gehabt und durfte bleiben. Eigentlich haben wir ja alle Glück gehabt, weil sich herausgestellt hat, dass er nett ist und schön locker, wenn er auf dem Pferd sitzt. Die Frau ist deshalb ziemlich neidisch auf ihn 😀

Pferdewissen & Lesestoff *

Silvester haben wir also zum Glück weitgehend knallerfrei überstanden, jetzt können die guten Vorsätze kommen. Die Frau nimmt sich nämlich jedes Jahr etwas völlig Utopisches vor, damit sie die restlichen 364 Tage des Jahres ein schlechtes Gewissen haben kann. Ich meine, es ist doch völlig klar, dass sie es nicht schafft, weniger zu essen. Ich kenne sie schließlich 🙂

Erfahrungsgemäß ist sie am 1.1. total motiviert und fühlt sich wie ein Fitness-Guru. Das geht ungefähr bis zum frühen Nachmittag so. Spätestens am Abend ist sie ausgehungert und fällt über mein Kraftfutter her. Ich kriege nämlich seit ihrer Diät-Ankündigung keines mehr. Das kann doch kein Zufall sein!

Andererseits: Wie soll sie abnehmen, wenn sie kein Heunetz bekommt? Faxe und ich haben da leider einschlägige Erfahrungen, weil wir zwischendurch auch schon mal diäten mussten. Aber der Mann macht der Frau einfach kein Heunetz fertig. Ich glaube sogar, er füttert sie heimlich, weil er Angst vor ihr hat. Wenn die Frau Hunger hat, ist sie nämlich genauso humorlos wie meine Boxennachbarin Else. Die quiekt und hüpft auch immer rum, bloß weil man sie einmal ganz kurz in den Hintern zwickt.

Faxe und ich haben daraufhin auch gute Vorsätze gefasst: Wir wollen mehr essen, um für künftige Diätprogramme gewappnet zu sein. Außerdem lassen wir uns die Haare wachsen und lernen Mädchen kennen, weil das romantisch ist. Gut, ne? Und was macht ihr so?

* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll ist 🙂