Türchen Nr. 5: Advent, Advent, der Faxe rennt

Kennt ihr Faxe? Faxe ist ein philosophischer Tinker und mein bester Freund. Kennt ihr auch Advent? Das ist, wenn man für die Weihnachtsquadrille übt und jeden Tag ein Türchen am Adventskalender öffnet. Weil Faxe und ich bei der Weihnachtsquadrille mitmachen, ist mein flauschiger Freund im Moment etwas flotter unterwegs als sonst.

Aber davon später mehr, erstmal zu den Gewinnen. Das heutige Türchen des PferdeStärken-Adventskalenders gehört nämlich mir, und das hier könnt ihr gewinnen:

Es gibt ein Flauschi-Halfter in Pink, DER Modefarbe in diesem Winter. Pink ist nämlich das neue Schwarz, sagt Trendscout Faxe. Ihr seht das Prachtstück oben auf dem Foto. Zweifach verstellbar und mit schickem Karo an Hals und Genickstück (außen) und mit weichem Fleece in Pink unterlegt (innen). Faxe hat es selbst ausgesucht und meint, es würde euch bestimmt gefallen. Bitte gewinnt es, damit ich es nicht aus Versehen angezogen kriege! Bisher konnte ich es vor der Frau verstecken, aber wer weiss, wie lang das noch gut geht 😉

Außerdem könnt ihr noch 3 x eine lebenslange Premiumversion der ReiterApp gewinnen – für mehr Durchblick beim Reiten und damit ihr beim nächsten Ausritt nicht so orientierungslos durch die Gegend irrt wie die Frau 😉

Was ihr dafür tun müsst: Diesen Beitrag kommentieren und mir die gewünschte Halftergröße verraten. Oder mich (mit Halftergröße!) über das Kontaktformular weiter unten anschreiben, und zwar bis einschließlich 7.12. Unter allen Teilnehmern werden am 8.12. vier glückliche Gewinner ausgelost (der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen, was auch immer das heißen mag).

Weil es anderen Pferden wesentlich schlechter geht als Faxe und mir, haben wir uns mit anderen Pferdeseiten zur Aktion PferdeStärken zusammengetan und uns diesen Adventskalender ausgedacht. Wir haben Spenden gesammelt und unterstützen damit Equiwent e. V. – Schmiede ohne Grenzen. Equiwent hilft grenzüberschreitend Pferden in Not, vor allem den Arbeitspferden in Rumänien.

Wir bedanken uns bei unseren großartigen Sponsoren Barefoot und der Reitarena Österreich, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Deshalb hier ein kurzer Werbeblock für die, die beides noch nicht kennen: Barefoot-Sättel sind baumlose Sättel, die sich flexibel dem Pferderücken anpassen und eine Wirbelsäulenfreiheit haben, das heisst, die empfindliche Wirbelsäule wird vor Druck geschützt. Ich habe schon gehört, dass die Dinger ganz schön bequem sein sollen und dass einen da nichts einzwängt.

So, und jetzt zum Vergnügen: Bei der Reitarena Austria dreht sich alles um Reiturlaub in Österreich und Südtirol. Wichtig: Alle Betriebe sind qualitätsgeprüft, damit es dort nicht nur den Menschen, sondern auch den Pferden gut geht. Es gibt Angebote für jeden Geschmack und jede Reitweise. Da kann man sicher auch dieses Wanderreiten machen, das der Frau so gefällt. Ja, ich spreche von derselben Frau, die sich zuhause nicht ins Gelände traut. Noch Fragen? 😉

Aber auch andere haben gespendet und geholfen, zum Beispiel die ReiterApp und die Redewerft. Dort kann man Reden und Worte aller Art in Auftrag geben. Ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, dass man da auch schon glückliche Reiterehen eingefädelt und Hochzeiten ausgerichtet hat 😉 Da die Reiterkarriere der Redewerft leider schon früh in einem Schlammbad endete, die Pferdeliebe aber dennoch bestehen blieb, füttert sie bis heute gern befreundete Pferde mit Äpfeln. Ich finde, das macht sie gut. Und nein, natürlich werden keine fremden Pferde ohne Erlaubnis gefüttert, siehe hier.

Dankeschön, ihr seid ganz schön toll!

Ansonsten bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Das ist super, weil man dann Tannenbäume essen kann, und zwar beim Reiten. Unsere Reithalle ist im Dezember immer mit Tannenbäumen geschmückt, und zwar ringsum und in angenehmer Fresshöhe. Man kann sich ganz bequem in allen Gangarten bedienen. Eigentlich schade, dass das nur im Dezember passiert, denn Faxe und ich haben das ganze Jahr über Hunger. Aber man kommt leider nur vom ersten Hufschlag aus dran, und sowohl die Frau wie auch Frau Reitlehrerin finden es suboptimal, wenn ich mich ständig unaufgefordert nach außen stelle. Komisch, sonst wollen sie immer, dass ich kaue und den Unterkiefer entspanne.

Unsere Weihnachtsquadrille macht trotz aller Bemühungen meiner Reiterin Fortschritte. Meine Ex-Freundin Else ist meine Quadrillenpartnerin. Wir beide sind für den dynamischen Teil zuständig, weil wir zwischendurch immer mal was auszudiskutieren haben und die Frau bekanntlich nicht so ganz auf der Höhe ist, wenn es um vernünftiges Reiten ums Reiten geht. Wie man an meiner Mähne sieht, kann sie auch nicht geradeaus gucken, von daher wundern mich ihre Lenkmanöver fast gar nicht mehr 😉

Faxe dagegen bildet die Nachhut und versucht halbherzig, mit Lotta, einer kugeligen Ponydame, Schritt zu halten. Lotta ist Faxe von der Figur her sehr ähnlich, aber wesentlich schneller als er. Zuerst hat er sich noch mehr Mühe gegeben, mit ihr mitzuhalten, aber jetzt vertritt er öffentlich die Theorie, seiner Partnerin würde es an der nötigen inneren Ruhe und vor allem am Geist der Weihnacht fehlen, was auch immer das ist. Also schnauft er wie eine kleine Lokomotive hinter der flotten Lotta her, was ihn aber nicht daran hindert, Else feurige Blicke zuzuwerfen. Weihnachten, das Fest der Liebe. Ich bin mir aber sicher, dass Else nur mich liebt, denn sie hat mir gerade zugezwinkert. Faxe meint, sie hätte in Wirklichkeit nur was im Auge gehabt. Er ist manchmal so unromantisch.

Was unsere Ausstattung betrifft, ist laut Frau Reitlehrerin Rot-Weiss angesagt. Also nicht fürs Üben, sondern für die große Show am ersten Weihnachtsfeiertag. Beim Üben dürfen wir alles tragen, was wir unsere Reiterinnen wollen. Alles, das heißt alles außer den Glöckchendingern, die mir beim Anprobieren soviel Spaß gemacht, aber die anderen fast in den Wahnsinn getrieben haben. Schade, denn beim Probelauf bin ich damit so wunderbar beschwingt umhergetanzt, dass Totilas ein Nichts dagegen war. Der Frau wurde es daraufhin ganz anders und sie hat beschlossen, dass ihre schwachen Nerven so ein Gehopse nicht vertragen dass das Glöckchengebimmel die anderen Reiter und Pferde zu sehr irritieren würde. Ich musste habe das eingesehen und bin froh, dass man die Frau (und die anderen Quadrillenreiter) so leicht glücklich machen kann 🙂

Vielleicht ist das der wunderbare Geist der Weihnacht? Es macht nämlich Spaß, andere glücklich zu machen, und deshalb mache ich jetzt mit euch weiter!

Also schnell kommentieren oder das Kontaktformular benutzen, damit ihr eure Adventsgeschenke bekommt! Faxe und ich drücken euch die Hufe <3

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Die Weihnachtsquadrille und der Kamm

Die Frau und ich von hinten.

Else und ich verbringen neuerdings mehr Zeit miteinander, wenn auch gezwungenermaßen. Wegen der Weihnachstquadrille nämlich. Die studieren wir frühzeitig ein, weil Frau Reitlehrerin eine Zeitlang sehr humorlos war, weil letztes Jahr alles schief gegangen ist brav und gewissenhaft wie wir sind.

Kennt ihr Quadrille? Das ist so ähnlich wie Pas de deux, nur mit ganz vielen. Man reitet meist nebeneinander her oder durcheinander durch, und das ganze zu passender Musik. Also organisiertes Chaos. Frau Reitlehrerin hat sich eine komplizierte Choreographie ausgedacht und die Reiter – allen voran die Frau – geben sich wie immer größte Mühe, alles durcheinander und Frau Reitlehrerin zur Verzweiflung zu bringen.

Was mir daran besonders gut gefällt, ist, dass wir feste Partner haben. Ich bin also zumindest für die Dauer der Quadrille nicht mehr Single. Else, meine Ex, muss jetzt neben mir herlaufen. Sie denkt allerdings, es wäre umgekehrt und ich müsste mich nach ihr richten. Lustig, was die Mädels immer so meinen 😉

Faxe ist auch dabei. Nachdem er Else letztens schamlos auf dem Paddock angeflirtet hatte, während ich einen Termin bei Frau Schmied hatte, konzentriert er sich jetzt zur Abwechslung auf Lotta, seine Quadrillenpartnerin. Lotta ist eine Welsh Cob-Stute, also auch eher knubbelig und flauschig. Die beiden können sich bestimmt prima über Essen und Haare unterhalten.

Pferdefreundliche Pflege und Putzzeug *

So, und was ist jetzt mit dem Kamm in der Überschrift? Wie man auf dem Foto sehr schön sehen kann, haben die Frau und ich beide ein Frisurenproblem, aber darum geht es jetzt ausnahmsweise nicht. In der Quadrille ist der Kamm eine Figur, bei der sich alle Reiter und Pferde auf der Mittellinie treffen, aber nur fast. Man sagt auch „gegeneinander aufmarschieren“ dazu. Die eine Hälfte der Quadrillenpaare (also zum Beispiel Else) ist auf der gegenüberliegenden langen Seite, und die andere Hälfte (also zum Beispiel ich) auf der anderen. Auf ein Zeichen hin laufen alle mehr oder weniger koordiniert aufeinander zu und (ganz wichtig!) auf Höhe der Mittellinie geradeaus durcheinander durch. Im Idealfall bewegt man sich auf einer geraden Linie und erreicht gemeinsam mit allen anderen aus der Gruppe die gegenüberliegende lange Seite. Es ist also quasi wie Plätze tauschen.

Worauf man achten muss:
1. Dass man sich nicht gegenseitig über den Haufen reitet.
2. Dass man mit seiner Gruppe halbwegs gleichzeitig die Mittellinie erreicht und den entgegenkommenden Pferden (also Else) soviel Platz lässt, dass sie geradeaus an einem vorbei können.
3. Dass manche Pferde wegen bestimmter figürlicher Besonderheiten mehr Platz als andere brauchen. Else zum Beispiel. Oder Faxe und Lotta, die beiden Kugelblitze.
4. Dass man anderen Pferden nicht so auf den Pelz rückt, dass sie es persönlich nehmen. Ich spreche da aus Erfahrung 😉
6. Und dass man sich vorher darüber einigt, in welcher Richtung es auf der anderen Seite (nach Überquerung der Mittellinie) weitergeht
7. Siehe Erstens.

Viel Spaß beim Üben!

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Neues vom langen Bein

Die arme Frau. Jetzt hat sie die wunderbaren neuen Stiefel, die in etwa so bequem sind wie ein bis zwei Gipsbeine, und trotzdem keinen lockeren Oberschenkel. Wahrscheinlich ist das auch wieder meine Schuld. Ich kenn das schon. Der Mann und ich teilen uns die Schuld an allem, was nicht klappt, vom schlechten Wetter bis zur zu engen Reithose.

Weil die Frau zwischendurch wieder mit den alten Reitstiefeln geritten ist, hatte ich mich schon gefragt, was wohl mit dem neu gekauften langen Bein passiert ist. Vielleicht hat sie es ja in den Schrank gestellt oder in ihrer üblichen Unordnung verschlampt verlegt. Vielleicht ist es auch in Urlaub? Die Frau sagt, im Urlaub hätte sie ein ganz toll langes Bein gehabt. Überhaupt wäre sie im Urlaub toll geritten. Immer dann, wenn grade keiner geguckt hätte. Das wäre bei ihr eigentlich immer so – wenns klappt, guckt keiner. Und wenn jemand zuguckt, klappt natürlich gar nix. Als sie das gesagt hat, hat sie den Mann und Frau Reitlehrerin so komisch von der Seite angeschaut. Aber die beiden kennen sie anscheinend schon länger und tragen es mit Fassung.

Aber man fragt sich schon, wieso nur ein langes Bein und nicht zwei, oder? Also mir ist das natürlich direkt aufgefallen, und ihr wahrscheinlich mittlerweile auch. Na, Hauptsache, das ganze lästige Geld ist erstmal weg, so dass sie in Ruhe auf ein zweites langes Bein sparen kann.

Auf jeden Fall sind ihre Beine mit den neuen Reitstiefeln schön ruhig – kein Rumwackeln mehr, keine hochgezogenen Absätze, die sich in meinen muskulösen Bauch bohren – prima! Das liegt aber nicht etwa daran, dass die Frau ganz plötzlich reiten gelernt hat, sondern es kommt natürlich daher, weil die schicken Dressurstiefel so flexibel und bequem wie Skischuhe sind. Mit Skiern dran.

Aber die Stiefel sind schon auch schön und machen ein elegant schlankes Bein. Von daher hat sich der Kauf irgendwie auf jeden Fall gelohnt. Und damit es noch schöner wird und vielleicht sogar irgendwann auch mit dem Reiten klappt, hat Frau Reitlehrerin der Frau ein neues inneres Bild zum Üben gegeben. Sie soll sich nämlich vorstellen, sie würde beim Reiten nach oben und unten wachsen. Wie ein Baum. Aber schon eher wie eine Pappel, nicht wie so ne Bonsai-Trauerweide. Als die Frau das zum ersten Mal ausprobiert hat, war es irgendwie ein cooles Gefühl. Sie so mit Körperspannung und ich so mit Körperspannung. Das kenn ich sonst gar nicht von uns. Und alles nur, weil sie an einen Baum gedacht hat. Schon toll, oder? Ich probiere das gerade auch aus und denke an Möhren. Bin gespannt, was passiert 🙂

Die Frau kauft sich ein langes Bein

Das mit dem langen, ruhigen Bein macht der Frau schon länger zu schaffen. Also dass sie keines hat, meine ich natürlich 😉

Zum einen sieht es auf den Videos und Fotos, zu deren Anfertigung sie den Mann nötigt, nicht schön aus, zum anderen klappt’s halt auch mit dem Reiten nicht so gut, wenn man ständig treibt und mit dem Bein herumwackelt. Auch Frau Reitlehrerin meint, es wäre ungünstig, wenn man dauernd den Absatz hochzieht und sich damit den Sitz versaut. Außerdem würden Pferde es ja bekanntlich auch mitbekommen, wenn eine Fliege auf ihnen herumkrabbelt, da müsste man also logischerweise davon ausgehen, dass ihnen ein ständig treibender Schenkel kolossal unangenehm ist (Thema Losgelassenheit und so). Von daher wäre jedes Pferd sensibel am Schenkel. Wenn man es nur lässt.

Habe ich euch schon erzählt, dass Frau Reitlehrerin toll ist? Ja, habe ich schon? Ich dachte, ich hätte es vielleicht vergessen.

Die Frau findet natürlich, dass ihr unruhiger Sitz meine Schuld ist. Ich wäre so unbequem und würde auch nicht vorwärtsgehen. Dabei verschweigt sie aber, dass wir intern mal die Abmachung getroffen hatten, dass ich möglichst langsam auf dem Reitplatz herumeiere, damit sie sich nicht so doll am Zügel festhalten muss und ich bloß keine schwungvollen Gänge entwickele, weil dieser schreckliche Schwung ja so anstrengend zu sitzen ist. (Übrigens habe ich gehört, dass man dafür Bauchmuskeln braucht. )

Mal ganz ehrlich: Warum soll ich mir das Leben schwermachen und freudigen Vorwärtsdrang zeigen, wenn ich doch nur mit dem Zügel im Maul gestört werde? Eben, das macht man ein paarmal und findet dann Alternativen 😉

Frau Reitlehrerin ist glücklicherweise ganz meiner Meinung. Zum einen wäre das Festhalten am Zügel verdammungswürdig, zum anderen würde sich die Frau durch ihre Herumwackelei jegliche Möglichkeit der zielgerichteten, feinen Einwirkung nehmen. Was eigentlich schade ist, denn sie würde so gern Piaffe Passage halbwegs nett reiten können.

Was also tun? Frau Reitlehrerin vertritt die Ansicht, a) die Frau sollte weiter Bauchmuskeltraining machen und b) das Bein sollte locker herunterhängen. Dann sähe es optisch schon mal länger aus. Und jetzt locker nach unten durchfedern. Locker, locker, locker. Das Bein wäre nämlich nicht zum Treiben da, sondern zum Beispiel für die Biegung. Echt jetzt? Die Frau will das nicht glauben. Man müsste doch mit dem Schenkel treiben? Ja schon, aber nicht mit dem hochgezogenen Absatz. Die Frau fühlt sich ertappt, traut sich aber nicht zu widersprechen und setzt stattdessen einen fragenden Blick auf.

Frau Reitlehrerin versteht und erklärt das mit den treibenden Hilfen nochmal ganz genau. Man würde nämlich einmal leicht mit der flachen Wade drücken, bis Pferd und Reiter in der gewünschten Gangart sind. Danach wäre es die Aufgabe des Pferdes, das Tempo beizubehalten. Das hört sich nach Arbeit an. Ich bin kurzfristig entsetzt.

Zur Not hätte die Frau ja eine Gerte dabei, mit der man das Pferd (mich!) mit zunehmender Intensität touchieren könnte. An diesem Punkt ihrer Ausführungen habe ich Frau Reitlehrerin nicht mehr ganz so lieb.

Der Pfridolin wäre ja so ein kluges, sensibles Tier, sagt sie, während sie mich in die Bahnmitte bittet und krault. So ein wunderbares Pferd wäre ich, dass ich dieses System sofort verstehen würde, so dass die Frau schon mit einem leichten Touchieren den gewünschten Effekt hätte. Ich nicke geschmeichelt. Jaja, klug und sensibel, das stimmt schon. Und wenn dafür die ständige Absatzbohrerei in meinem Bauch aufhört, ist es ja eigentlich doch keine so schlechte Idee.

*

Weil die Frau sich weigert, ihre Beine entspannt runterhängen zu lassen, zieht Frau Reitlehrerin ein bisschen daran herum und dreht ihr die Oberschenkel so ein, dass die Beine mit der flachen Wade an mir anliegen. So, und jetzt damit einmal leichten Druck ausüben – fertig. Wie – mehr nicht?, fragt die Frau. Nee, mehr Kraft bräuchte man da nicht. Und wenn der kluge, sensible Pfridolin darauf nicht reagieren würde, könnte die Frau ihn leicht mit der Gerte touchieren und dann – siehe oben. Ich habe genug gehört und setze mich in Bewegung. Die Frau jubelt, Frau Reitlehrerin grinst.

Das hat die Frau sehr beeindruckt. Um aber auf Nummer Sicher zu gehen und weil sie gern shoppen geht, mussten jetzt neue Reitstiefel her, und zwar möglichst hohe und möglichst enge, wegen der schicken Dressuroptik. Die alten Stiefel wären schon oll und ausgeleiert, da wäre es ja kein Wunder, wenn nix klappt und das Bein so furchtbar wackelt.

Jetzt hat die Frau sehr elegante Dressurstiefel, in denen sie ihre Beine nicht bewegen kann – also insofern Ziel erreicht. Leider kann sie damit außer Rumsitzen auch nicht viel tun, geschweige denn Herumlaufen, weil die Stiefel so wunderbar neu und unbequem sind. Aber das würde sie niemals zugeben. Sie sagt dann immer, sie würde die neuen Stiefel schonen 😉

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Irgendwie mehr Sport

Frau Reitlehrerin hatte eine gute und eine schlechte Nachricht für mich. Die gute: Ich habe Bauchmuskeln. Die schlechte: Ich muss sie benutzen. Der Frau geht’s anders, aber ähnlich: Sie hat keine Bauchmuskeln, soll sie aber trotzdem benutzen.

Und jetzt? Wird ganz tief in die Kiste mit den guten Vorsätzen gegriffen und festgestellt, dass man ja eigentlich immer schon irgendwie mehr Sport treiben wollte. Außerdem hat die Frau gelesen, dass alle richtig tollen Reiter angeblich nebenbei noch eine andere Sportart betreiben. Sie hat daraus messerscharf gefolgert, dass sie automatisch besser reitet, wenn sie nebenbei was anderes sportelt. Auch wichtig: dass dabei tüchtig Kalorien verbrannt werden. Jetzt, wo die Tage kürzer werden und man immer soviel Hunger hat, spannt nämlich ihr Hosenbund ein wenig. Ich sag ihr das schon lange, aber ich werd hier ja unterdrückt. Gottseidank hat sie es selbst gemerkt 🙂 Einmal hat der Mann den Fehler gemacht und ihre Frage „Bin ich dick?“ spaßeshalber mit „Ja“ beantwortet. Hui, da war was los.

Jetzt beginnt die Suche nach der richtigen Sportart. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Es soll nach Möglichkeit nix kosten, nicht anstrengend sein, aber effektiv, und zusätzlich auch noch Spaß machen. Und Bauchmuskeln.

Langweilige Sit-ups vor dem Fernseher fallen damit schon mal weg. Muckibude? Nee, so viele Muskeln will sie dann doch nicht. Schwimmen? Dauert viel zu lang. Radfahren? Ist fast genauso schlimm. Fussball? Zu anstrengend. Zumba? Zu schwierig. Aikido? Siehe Zumba.

Ich hätte da ja einen Vorschlag: Powermisting. Dem Mann hat es nämlich sichtlich gut getan, dass sich die Frau in der letzten Zeit so oft vor dem Ausmisten gedrückt hat. Er macht einen ziemlich fitten Eindruck, und ich glaube, Bauchmuskeln hat er jetzt auch. Daneben sieht die Frau mit ihrem Waschbärbäuchlein nicht mehr ganz so sportlich aus.

Womit man auch total viele Kalorien verbrennt, ist hügelige Weiden abäppeln, also quasi Extrem-Schubkarren-Schiebing. Auch das hat die Frau schon lange nicht mehr gemacht. Der Mann kann es mittlerweile ziemlich gut und behauptet, es wäre ein Supertraining für die tiefe Bauchmuskulatur.

Ich glaube aber, die allermeisten Kalorien verbraucht man, wenn man versucht, ein unternehmungslustiges Pferd auf der Weide einzufangen. Man hat eine gute Motivation und zusätzlich wird die Lunge schön frei. Wenn es dann noch ein bisschen bergauf, bergab geht, ist das toll zum Abnehmen und gibt vielleicht keine Bauchmuskeln, aber doch zumindest ’ne knackige Hinterhand 😉

Also habe ich gemeinsam mit meiner Vielleicht – bald – nicht – mehr – Ex – Freundin Else (Zitat Else: „Du hast mich heute noch gar nicht geärgert. Ist irgendwas?“ Für Else fand ich das schon sehr romantisch.) ein ausgefuchstes Fitnessprogramm entwickelt. Eigentlich haben wir nichts anderes als sonst gemacht: Ich ärgere Else solange, bis sie mich jagt, aber Fitnessprogramm hört sich cooler an 🙂

Ich kann jetzt also guten Gewissens von mir behaupten, dass ich Gazellen-Gene habe. Oder zumindest wieselflink und wendig bin. Für die Frau reicht‘s jedenfalls. Die hat noch gar nicht versucht, mich zu fangen, und schnauft jetzt schon.

Außerdem hab ich Bauchmuskeln und sie nicht. Ätsch 😛

Alles Kopfsache oder: Mentale Hüftschwünge

Ein schwarzer Tinker, der aussieht, als würde er lachen

Als die Frau letztens so dollen Muskelkater vom Wanderreiten (und ihrer chronischen Selbstüberschätzung) hatte, dass sie sogar die wöchentliche Reitstunde verweigerte, hat sie von Frau Reitlehrerin eine Hausaufgabe bekommen. Visualisieren nämlich. Aha, staunte die Frau. Was genau sie sich denn darunter vorstellen solle.

Vorstellen wäre genau das richtige Wort, sagte Frau Reitlehrerin. Dass man sich vorstellen würde, wie man bestimmte Dinge tut, damit man ein inneres Bild davon parat hätte. Das wäre total super und würde einem helfen, seine Ziele zu erreichen. Die Frau sagt nochmal Aha, und für einen kurzen Moment leuchtet das Wort „Piaffe“ in ihren hoffnungsvollen Augen auf. Direkt danach kamen „Einerwechsel“ und „Passage“. Ja, da guckt ihr, was? Genauso hab ich nämlich auch geguckt.

Frau Reitlehrerin ist glücklicherweise wesentlich diplomatischer. Sie schlug nämlich vor, dass die Frau sich erstmal mit ganz normalen Sachen beschäftigen sollte– einem richtig runden Zirkel, beispielsweise. Oder pillegrade die Mittellinie runterreiten – in allen 3 Grundgangarten. Das soll sie sich ganz detailliert vorstellen. Wie sie auf dem Pferd (also mir) sitzt und jeden einzelnen Schritt, Trabtritt oder Galoppsprung bewusst reitet.

Ich würde sagen: Eine interessante Herausforderung. Zum Beispiel Zirkel: Unsere Zirkel sind in der Regel monströse Ostereier mit 2 Ecken. Im Gegensatz zu dem perfekten Kreis, den man gemeinhin damit verbindet. Wo man den Hufschlag für eine Pferdelänge betritt und sofort wieder verlässt, weil es ja um eine kontinuierliche Biegung geht. Und zum Thema „geradeaus“ möchte ich anmerken, dass allen, die meine krumm und schief geschnittene Mähne kennen, natürlich völlig klar ist, dass wir die Erfinder der Hufschlagfigur „an der nächsten langen Seite jeweils einen Meter nach rechts und links schwanken“ sind.

Aber ich schweife ab. Die Frau soll sich also vorstellen, dass sie sowas richtig reitet. Frau Reitlehrerin erklärt ihr auch, dass das durchaus anspruchsvolle Übungen sind. Das Allerschwierigste von allem wäre, gut Schritt zu reiten – nämlich zum Beispiel in einer leichten Anlehnung (!) taktrein (!) schön geradeaus (!) zu reiten. Das hätte die Frau nicht gedacht. Sie findet nämlich, dass eine Piaffe viel mehr hermacht als Schritt. Schritt = voll langweilig, Piaffe = toll.

Sie argumentiert, Schritt reiten wäre doch echt nix Besonderes, das würde sie ja jeden Tag machen. Frau Reitlehrerin lobt sie dafür. Wie jetzt – Lob?, denkt die Frau. Ja, sagt Frau Reitlehrerin, Lob! Schrittreiten würde so oft unterschätzt, und es wäre super, dass die Frau jeden Tag ganz bewusst Schritt reitet. Sie fragt die Frau, wieviele meiner Beine sie denn beim Schrittreiten spüren würde. Zwei, drei oder alle vier?

Die Frau kann das so spontan nicht beantworten. Ich bin nicht überrascht 🙂 Ich fand es nämlich ehrlich gesagt eine lustige Idee von Frau Reitlehrerin, die Worte „Frau“ und „bewusst reiten“ miteinander zu kombinieren. Beim Schritt reiten quatscht sie nämlich meistens. Wenn sie nicht gerade auf die Uhr guckt 🙂 Faxe sagt, das wäre doch schon mal was. Andere würden beim Reiten telefonieren oder WhatsAppen. Das ist jetzt aber ein schwacher Trost, finde ich. Faxe meint, ich würde ein wenig angespannt wirken. Ich sollte es doch auch mal mit diesen inneren Bildern versuchen. Er hätte ein ganz Schönes, das dürfte ich mitbenutzen. Und ein Lied dazu, zum innerlich Singen. Es heißt „Probier’s doch mal mit Gemütlichkeit“ . Und was soll ich sagen – es wirkt 🙂

Aber zurück zur Frau. Die fragt gerade, wie und warum man das denn bitteschön spüren sollte, das mit den Pferdebeinen. Frau Reitlehrerin meint, es wäre doch praktisch, wenn man als Reiter wüsste, wo sich die Beine seines Pferdes gerade befinden, und fürs feine Reiten unverzichtbar. (Pst, ich weiß, was die Frau jetzt denkt. Feines Reiten = Piaffe? 🙂 Aber dieses Fühlen kriegt die Frau ja noch nicht mal bei ihren eigenen Beinen hin!). Das sieht die Frau ein. Frau Reitlehrerin meint, man müsste das erspüren, und es wäre eine tolle Aufgabe für die Frau.

Die fühlt sich jetzt ganz wichtig und will unbedingt auch mal was merken darauf achten. Prima, lobt Frau Reitlehrerin, geritten würde mit dem Hintern, und ohne Fühlen ginge es nicht. Beziehungsweise ohne inneres Bild, mit Fühlen. Die Frau reitet jetzt also innerlich Schritt auf dem Zirkel und versucht, jede Bewegung mitzubekommen. Gleichzeitig soll sie mich biegen und stellen, und zwar mit ganz leichter Anlehnung und mit beweglichen Fingern, wie beim Klavierspielen.Und bloß nicht zu viel am inneren Zügel machen! Als nächstes könnte die Frau ja den Trab dazu nehmen und dann vielleicht noch ein Galöppchen. Und immer schöne Übergänge reiten, mit Großwerden im Sattel und so.

Aufregend! Die Frau hat Blut geleckt. Ihre Augen glänzen, und als sie hört, dass das eine ganz tolle Übung ist, die man auch sehr schön im Büro machen kann, beschließt sie, ihre persönliche Produktivität in den nächsten zwei Wochen auf ein Minimum zu reduzieren und stattdessen lieber mental die Hüften zu schwingen. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck und einem gelegentlichen Zungenschnalzen.

Länger hält sie eh nicht durch 😉

Ohne Keks kein Hopp

Longe. Nicht im Bild: die praktische Longierhilfe. Ein Glück.

Die Frau will abnehmen und sich mehr bewegen. Ich hingegen habe vor, das bei unserem nächsten gemeinsamen Projekt zu vermeiden. Wir machen nämlich wieder Leckerli essen am Führseil Bodenarbeit, aber dieses Mal mit Frau Reitlehrerin. Ich bin gespannt. Von der Frau weiß ich, dass sie so sinistre und diffuse Ziele verfolgt wie: mindestens Piaffe, wenn nicht gar Levade, Arbeit in den Pilaren, Passage und Schulparade. Frau Reitlehrerin hat sie dann runtergehandelt auf Erhöhung der Motivation, Förderung des Gehorsams und gewichtslose Gymnastizierung. Das hört sich immer noch ambitioniert und anstrengend genug an, aber keine Sorge, ich kenne die Frau ja schon länger 😉

Der große Tag bricht an und wir marschieren zum Reitplatz. Ich, bekleidet mit Knotenhalfter und Longe, sie mit diversen Zubehörteilen und außer Atem, als hätte sie mich nicht nur eben warm geführt, sondern wäre von blutrünstigen Bestien 20 km durch dichtes Unterholz gejagt worden. Frau Reitlehrerin ist schon da und lächelt fein. Nachdem ich – wie es die Höflichkeit verlangt – ausgiebig begrüßt und getätschelt wurde, fragt Frau Reitlehrerin, weshalb die Frau denn die Longierpeitsche mitgebracht hätte. Das weiß die Frau auch nicht so recht. Und die Bogenpeitsche? Die Frau druckst rum. Sie hätte das schon mal auf einem Foto gesehen. Für die Piaffe wäre die doch sicherlich vonnöten. Ah ja, die Piaffe. Frau Reitlehrerin behält die Nerven und erklärt erst mal ganz nett, dass wir mit den Basics anfangen würden. Dafür würden ein schlichtes Knotenhalfter und eine normale Reitgerte völlig ausreichen. Die Frau guckt skeptisch und meckert leise, aber so, dass nur ich sie hören kann. Von wegen Basics, Piaffe wolle sie. Schließlich hätte sie ja schon lange Pferdeerfahrung, und wie man ein Pferd führt, wüsste sie mittlerweile.

Es geht los. Erste Übung: Die Frau soll mich führen und ich soll motiviert mitmarschieren. Wir machen das wie immer: Die Frau latscht mit hängenden Schultern los, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Kurz, bevor ich am Knotenhalfter einen unangenehm starken Zug verspüre, setze ich mich lustlos in Bewegung. Frau Reitlehrerin guckt komisch und lässt uns anhalten. Die Frau bleibt folgsam stehen, ich als Vierbeiner beschließe, einen längeren Bremsweg als sie zu haben und komme ein Stück vor ihr zum Halten. Sie lobt mich. Na also, klappt doch, denke ich zufrieden.

Frau Reitlehrerin sieht es leider anders. Ich dürfte nämlich die Frau nicht überholen und müsste hinter ihrer Schulter bleiben. Wie lästig. Jetzt soll mich die Frau rückwärts auf „meine Position“ dirigieren, ohne sich selbst von der Stelle zu bewegen. Eigentlich hatten wir uns ja intern darauf geeinigt, dass da, wo ich bin, vorne ist.

Die Frau fuchtelt wild mit der Gerte herum und bleibt dabei in dem Knäuel hängen, das sie heimlich aus der einst wohlgeordneten Longe gemacht hat. Ich kenne sie ja und bin deshalb nur mäßig beeindruckt. Frau Reitlehrerin lächelt tapfer und bittet sie, erstmal die Longe zu entknoten und geordnet aufzunehmen. Nein, nicht von der Schlaufe ausgehend, sondern von dem Ende aus, an dem das Pferd hängt. Die Frau hätte es ja vielleicht auch mal mit Pferden zu tun, die nicht ganz so brav wären wie ich. Ich wusste zwar schon immer, dass ich brav bin, aber eine kleine zusätzliche Bestätigung hier und da höre ich ganz gern. Die Frau kämpft mit gefühlten 20 Metern Longe und murmelt unverständlich vor sich hin. Mir fallen die Augen zu.

So, kann weitergehen. Es geht immer noch darum, mich zu bewegen, ohne die eigene Position zu verlassen. Jetzt piaffiert trippelt die Frau auf der Stelle, um mich zum Rückwärtsgehen zu animieren. Ich finde das niedlich und könnte ihr stundenlang dabei zusehen. Frau Reitlehrerin erinnert sie daran, dass sie stehen bleiben sollte und ich mich bewegen. Frau = stehen, Pfridolin = rückwärts. Die Frau behauptet, das wäre ihr von Anfang an klar gewesen und sie hätte sich nicht gerührt. Kein Stück. Frau Reitlehrerin nickt freundlich.

Nächster Versuch: Diesmal nur zwei Schritte auf der Stelle. Fast hätte sie mich auch mit der Gerte getroffen. Ich erwache kurz aus meinem Halbschlaf.

Frau Reitlehrerin möchte mal demonstrieren, wie sie sich das vorstellt. Hui, strahlt die eine Energie aus! Sie muss eigentlich nur etwas denken und ich weiß schon, was sie meint. Jede Bewegung ist koordiniert. Dezent schwingt sie die Longe und ich marschiere folgsam auf meine Position hinter ihrer Schulter. Die Frau ist neidisch.

Als nächstes soll ich im Genick nachgeben. Mit Frau Reitlehrerins Hilfe kriegen wir das hin. So, und jetzt dynamisch im Schritt angehen! Die Frau schlurft los, ich schließe mich irgendwann an. Frau Reitlehrerin erläutert, dass die Frau energisch und aufrecht gehen sollte. Wieder diese lästige aufrechte Haltung! Die Frau strafft die Schultern und bemüht sich, Führungscharisma auszudünsten. Ich bin tatsächlich ein bisschen beeindruckt.

Jetzt wird wieder angehalten. Mir fällt ein, dass ich schon lange kein Leckerli mehr hatte, deshalb bleibe ich hinter ihrer Schulter und gucke erwartungsvoll. Es gibt ein Lob von Frau Reitlehrerin, was ziemlich cool ist, aber halt kein Keks.

Die nächste Übung ist Rückwärtsrichten. Ich stelle mich auf ein längeres Nickerchen ein. Erwartungsgemäß tanzt die Frau auf der Stelle herum und verbindet damit den irrigen Glauben, ich würde das als Signal zum Rückwärtsgehen auffassen. Frau Reitlehrerin möchte aber, dass sie selbst entschlossen rückwärts geht und mich durch ihre Energie mitbewegt. Und durch zartes Longen- und im Bedarfsfall Gertenwedeln.

Die Frau nickt und fängt wieder an, auf der Stelle herumzulaufen. Glücklicherweise merkt sie das selbst und macht jetzt zögerliche, etwa hamstergroße Rückwärtsschritte. Ich döse sicherheitshalber weiter. Frau Reitlehrerin merkt an, dass sie gern größere Schritte hätte. Und von mir eine Reaktion.

Ok. Die Frau guckt entschlossen und gibt alles. Sie macht große Schritte rückwärts und schwingt bedrohlich Longe und Gerte. Ich gehe rückwärts und habe alles richtig gemacht. Die Frau nicht, die muss nämlich das Gertenwedeln dezenter einsetzen und meine Reaktion besser beobachten. Nach mehrmaligem Üben gelingt es ihr, in großen, gleichmäßigen Schritten rückwärtszugehen und dabei zart und zielgerichtet so auf mich einzuwirken, dass wir uns weder in der Longe verheddern noch Frau Reitlehrerin sich das Lachen verbeißen muss.

Und jetzt ein Keks! Ich finde, den hab ich mir redlich verdient. Hilfesuchend sehe ich Frau Reitlehrerin an. Die ist aber überzeugte Nicht-mit-Futter-Belohnerin und kann das ab. Ich seufze. Meine innere Uhr zeigt längst Feierabend und kurz vor Abendessen an.

Aber nein, Frau Reitlehrerin hat Großes mit uns vor: Jetzt soll das Vorwärts- und Rückwärtsgehen auch auf Entfernung geübt werden, aus der seitlichen Longierposition heraus. Ich marschiere brav nebenher und halte auf Stimmkommando an. Rumstehen – meine Lieblingsübung! 🙂 Gibt’s jetzt ein Lecker…? Nein, immer noch nicht. Schade. Vielleicht kann ich durch geschmeidiges Rückwärtsgehen punkten? Und siehe da – ich werde mit Lob und Möhrenstückchen überschüttet und Frau Reitlehrerin entlässt mich in den Feierabend. Den wohlverdienten Feierabend, sollte ich vielleicht ergänzen. Ich hab ja mal wieder die ganze Arbeit allein gemacht.

Die Frau hat sich nämlich nur ungeschickt angestellt, was sie eigentlich dauernd tut und deshalb gut kann. Das ist also nicht anstrengend für sie. Ich dagegen habe mitgedacht, den Unterricht mitgestaltet und bin deswegen toll. Dafür braucht mein Körper halt auch spezielles Aufbaufutter in Form von Leckerchen und Möhren. Ohne Keks kein Hopp 😉

Lächeln und so tun, als wäre es Absicht gewesen

Wir haben ein neues Hobby. Ich sage wir, denn ausnahmsweise macht es mir auch Spaß. Und zwar das Halsringreiten. Das betreibt die Frau neuerdings mit großer Begeisterung.

Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Ein wunderschönes Pferd (ich) läuft gesattelt mit einer quietschenden Reiterin umher. Um den Hals liegt ein Seil mit einem Drahtkern, aus dem ein großes Oval geformt wurde. Ansonsten trägt das athletische Ross ein breites Grinsen und einen Hauch von Nichts.

Halsringreiten kommt anscheinend aus dem Westernreiten und ist irgendwie nützlich, wenn man ohne Kopfstück reiten will. Gelenkt wird mit dem Sitz und dem impulsartigen Anlegen des Halsrings an den Pferdehals. So kann man prima vorwärts, rückwärts und sogar reitwärts reiten. Wenn man’s kann.

Frau Reitlehrerin sagt, man könnte sogar ohne Zügel und nur über das Bein Stellung und Biegung abfragen. Das glaubt die Frau natürlich nicht und ist erstmal vollkommen damit ausgelastet, auf mir rumzusitzen und Beifahrer zu sein. An den Zügeln festhalten geht ja nicht, weil keine mehr da sind.

OK, Frau Reitlehrerin hat ihr zwar erlaubt, mir für den Anfang eine Trense anzuziehen, die Zügel wurden aber verknotet und sie darf sie nicht anfassen. Außer natürlich, wenn ich ganz, ganz wild werde, was aber sehr unwahrscheinlich ist. Ich bin ja nicht nur schön und klug, sondern auch sehr nett. Und davon abgesehen ein bescheidenes kleines Kerlchen.

Weil ich so nett bin, laufe ich wie ein Kirmespony auf dem Hufschlag außenrum. So muss die Frau nicht lenken und kann sich heimlich am Sattel festhalten. Außer Frau Reitlehrerin ist kein anderer auf dem Platz, was die Frau sehr zu beruhigen scheint. Als sie zu Anfang festgestellt hat, dass ich wirklich brav auf das vereinbarte Signal durchpariere und sogar rückwärts gehe, wenn sie es möchte, hat sie beschlossen, dass Halsringreiten genial ist. Sie kommt sich dann so cool westernmäßig vor und ist total stolz auf uns. Und wenn eine Parade gut klappt, glaubt sie sogar, wie könnte reiten 😉

Gemeinerweise hat Frau Reitlehrerin jetzt damit angefangen, uns irgendwelche Hütchen hinzustellen, damit sie sehen kann, wie (und ob) die Frau mich lenkt. Manchmal muss ich durch ein ganz breites Hütchentor durch, das kriegen wir meistens gut hin. Spannender wird es, wenn einzelne Hütchen aufgestellt werden und die Frau nach Ansage rechts oder links daran vorbei reiten muss. Da muss ich oft raten.

Die Frau hat beschlossen, dass das alles sehr schwierig ist, sie aber keine Möglichkeit hat, mir die Schuld für misslungene Lenkmanöver in die Schuhe beziehungsweise Hufe zu schieben. Von daher übt sie nicht nur lenken, sondern auch souverän lächeln und vor allem so zu tun, als wäre der körmelige Zick-Zack-Kurs gewollt gewesen. Sie lächelt neuerdings sehr viel. Notgedrungen. So kenne ich sie gar nicht 😉

Es kommt ja nicht oft vor, dass die Frau und ich etwas zusammen tun, das uns beiden so richtig, richtig viel Spaß macht. Außer essen, massieren (beziehungsweise massiert werden) und Reitunterricht fällt mir da auf die Schnelle nix ein. Reitunterricht auch nur deshalb, weil Frau Reitlehrerin total nett ist (sogar zu der Frau!) und noch dazu auf meiner Seite – ihr kennt sie ja. Natürlich war das mit dem Halsring ihre Idee. Frau Reitlehrerin ist toll, oder?

Zudem ist mein neues Lieblingszubehör in dezenten Brauntönen gehalten, was wohltuend fürs Auge ist. Böse Menschen haben der Frau zwar erzählt, dass es Halsringe in allen Farben gibt – auch in Pink –, aber sie hat soviel Spaß mit dem vorhandenen Exemplar, dass mir das hoffentlich bestimmt erspart bleibt 🙂

Angst vor der Anlehnung

Es gibt ja wirklich tolle Wörter – Möhre zum Beispiel, oder Feierabend. Auch Leckerchen oder Braaav hört sich (in meinen Ohren zumindest) sehr gut an.

Anlehnung klingt erstmal auch schön – nach Kuscheln und Vertrauen und so. Tatsächlich ist es ja auch so, dass man sich irgendwo anlehnt und darauf vertraut, dass die Wand nicht umfällt. Oder das andere Pferd, mit dem man gerade Fellpflege betreibt. Zum Beispiel 😉

Beim Reiten hat das Wort Anlehnung eine zusätzliche Bedeutung – es bezeichnet die Verbindung zwischen meinem Maul und der kleinen krampfigen Hand der Frau. Ich finde das total unlogisch. Tatsächlich lehnt sich ja keiner von uns beiden irgendwo an, sondern die Frau hält sich schlicht und ergreifend an den Zügeln fest. So. Das musste jetzt mal gesagt werden.

Was die Frau kann, kann ich aber auch. Ich stütze einfach meinen Kopf und Hals auf dem Gebiss ab. Solange sie ungefähr 100 kg in der Hand hat, kommt sie wenigstens nicht auf irgendwelche dummen Ideen in Richtung zierliche Dressurlektionen. Außerdem bekommt sie so einen strammen Bizeps und kann sich auf dem Bau was dazuverdienen.

Frau Reitlehrerin kriegt dann immer die Krise. Nein, die Frau darf sich nicht an den Zügeln festhalten. Kein Stück. Gar nie nicht. Auch kein Itzi-Bitzi-Bisschen. Das macht die Frau ganz traurig, weil sie anscheinend weder Bauch- noch Rückenmuskeln, geschweige denn Körperspannung, hat und ohne Haltegriff oder Lehne nicht aufrecht sitzen kann. Zumindest nicht, wenn ich mich bewege.

Ich selbst darf mich im Übrigen nicht auf dem Zügel abstützen, sondern muss in anmutiger Selbsthaltung daherschweben. Ich bin dann auch immer traurig, weil diese Art der Fortbewegung natürlich anstrengender ist als wenn die Frau meinen Kopf für mich trägt.

Die Frau bereut es in solchen Momenten sehr, dass sie überhaupt mit dem Reiten angefangen und dann auch noch den Ehrgeiz entwickelt hat, es richtig zu machen, so in biomechanischer Hinsicht und überhaupt. Minigolf wäre doch auch ein schöner Sport, findet sie. Frau Reitlehrerin erwidert, beim Minigolf gäbe es so gut wie keine Pferde und praktisch keine pinken Satteldecken. Die Frau macht ein langes Gesicht und will doch weitermachen mit Reiten.

In der nächsten Reitstunde verfällt sie dann ins andere Extrem. Ich bekomme eine Westerntrense an und sie reitet mit komplett durchhängenden Zügeln, damit sie mich nicht im Maul stört. Das ist erstmal sehr pferdefreundlich gedacht, aber leider nicht hilfreich. Ich laufe nämlich wie ein rückenkranker Hirsch daher, da kann auch die inzwischen dezent braune Schabracke nix mehr retten. Die Frau will im Übrigen jetzt nur noch Schritt gehen und galoppieren, weil mein Trab sagenhaft unbequem ist, wenn ich den Rücken so wegdrücke 😉

Frau Reitlehrerin meckert sehr (auf konstruktive Art natürlich) und spricht davon, dem Pferd – also mir – mit dieser sagenumwobenen Anlehnung, unter der sich die Frau beim besten Willen nix vorstellen kann, einen Rahmen zu geben, damit ich den Rücken aufwölben kann. Was total gut für mich wäre und auch bequemer für die Frau. Die Frau merkt auf. Bequem ist gut. Gesund erst recht.

Frau Reitlehrerin erklärt weiter, das Ganze hätte mit Balance zu tun und Körperspannung. Schon wieder Körperspannung! Die Frau fühlt sich verfolgt. Es wäre auch wichtig, dass die Frau und ich beide im Becken abkippen, damit die Hinterbeine sich dorthin begeben, wo sie hin müssen, nämlich in Richtung unseres gemeinsamen Schwerpunkts. Guck an, da hat die Frau aber gestaunt, was sie alles mit ihrem Körper tun muss 😉 Und tatsächlich sollte sie bei diesem Unterfangen nicht mehr als das Gewicht der Zügel in der Hand halten. An dieser Stelle hätte sie beinahe wieder gemeutert und wäre um ein Haar doch zum Minigolf gefahren.

Frau Reitlehrerin hat sie beruhigt und dann mal kurz in die Zügel gegriffen und der Frau so demonstriert, wie sich das mit der Anlehnung anfühlen soll. Nämlich wie eine ganz nette, ganz leichte, gleichmäßige Verbindung, die aber (wichtige Info!) vom Pferd ausgeht.

Aha. Großes Staunen.

Frau Reitlehrerin erklärt weiter: Ein bißchen wie ein Vertrauen einflößender Händedruck, wobei „Druck“ schon zuviel ist. Man fühlt sich einfach. Und – ganz wichtig – die Anlehnung darf nie erzwungen werden. Die Hand ist einfach da und hält freundlichen, gleichmäßigen Kontakt. Wenn man sich die Hand gibt, gäbe es Menschen, die dem anderen die Hand zusammenquetschen. So nicht. Und dann gäbe es die, bei denen sich die Hand wie ein labberiger toter Fisch anfühlt und wo es ganz eklig ist. So auch nicht. Das Mittelding, das sich gut anfühlt, das wäre es. Aha, staunte die Frau. Ich glaube, sie kennt nicht viele Menschen, die ihr die Hand geben wollen 😉 Ist ja auch schwierig mit zwei linken Händen.

Die Frau guckt jetzt jedenfalls sehr nachdenklich und macht Trockenübungen mit einem Paar Zügeln, das der Mann am anderen Ende in der Hand hält. Ich glaube, er hat sie sehr lieb 😉

Lesetipp: Herzenspferd über die Anlehnung – wie sie sich anfühlt und wie man sie sich erarbeitet

Wasser marsch!

Jetzt bin ich ganz sicher: Die Frau hat es auf mich abgesehen. Sie hatte nämlich die irrwitzige Idee, auf mir im Regen rumreiten zu wollen mich bei Regen reiten zu wollen. Das ist doch bestimmt verboten, oder?

Was sage ich, Regen – eine Sintflut war es. Ein nasser Weltuntergang. Die Niagara-Fälle höchstpersönlich. Faxe sagt, er hätte nur darauf gewartet, dass Noah mit der Arche um die Ecke käme. Noah kenn ich, das ist ein Mini-Shetty bei uns im Stall, aber was ist eine Arche?

Keine Zeit zum Nachdenken, die Frau war nicht zu bremsen in ihrem blinden Aktionismus. Sie sattelte und trenste mich, während der Regen nur so aufs Stalldach prasselte, und meinte mit einem schelmischen Augenzwinkern, wir könnten dann wohl loslegen. Meinen entsetzten Blick quittierte sie mit einem Kichern. Immerhin bekam ich ein klitzekleines Regendeckchen übergezogen. Aber nicht aus Sorge um mein Wohlergehen, nein. Es ging nur darum, dass der Sattel nicht nass wird. Sie selbst hüllte sich in ihren geräumigsten Regenmantel und zerrte mich vor die Tür. Mein Hinweis, ich wäre eigentlich gar nicht wasserfest und auch sehr sensibel, wurde geflissentlich ignoriert.

Wir machten uns also auf den endlosen Weg in die Reithalle. Das sind bestimmt mindestens 500 Meter! Wenn es hart auf hart käme, könnte ich gar nicht so weit schwimmen. Dann müsste die Frau mich retten, so Baywatch-mäßig. Ich will aber nicht von ihr beatmet werden, lieber von jemand, der hübsch und nett ist 😉

Unterwegs kam uns Treibholz entgegen. Kleine Flöße und Boote mit Tieren darauf auch 🙁 Das war ihr aber alles egal, sie kannte kein Erbarmen. So kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben freudig (!) in die Reithalle GETRABT bin. Da seht ihr mal, was eine grausame Besitzerin aus einem machen kann.

So richtig schön war es in der Halle dann auch nicht, weil sie sich zügig auf meinen Rücken (und in den trockenen Sattel) geschwungen hat und partout Kringel reiten wollte. Ich meine natürlich, an Stellung und Biegung arbeiten, auf großen und kleinen gebogenen Linien 😉 Es wurden dann aber doch nur misslungene und insgesamt sehr unschöne Kringel in verschiedenen Größen, wobei sie es sich mit der Lenkung ziemlich einfach gemacht hat.

Frau, Frau, Frau! Am inneren Zügel ziehen ist keine korrekte Hilfengebung! Schon mal was von innerer Schenkel, äußerer Zügel gehört? Und am Zügel ZIEHEN geht ja nun mal gar nicht – die Hand bewegt sich nach vorn, seitwärts oder auch nach oben, aber niemals rückwärts. Wieder nicht aufgepasst, gell? Gottseidank war Frau Reitlehrerin nicht anwesend, sonst hätte sie einen Abriss bekommen, der sich gewaschen hat.

Zum Glück hält der Arbeitseifer der Frau nie lange an, so dass wir nach nicht allzu langer Zeit wieder durch den Schütteregen in Richtung Box und Abendessen marschierten. Und da hatte die arme Frau doch tatsächlich das Pech, in eine richtig, richtig tiefe Pfütze reinzupatschen, durch die ich nicht gehen wollte. Ich gebe zu, ich hatte darauf spekuliert, dass sie vorgehen würde, um mir zu zeigen, dass ich mich anstelle und dass das Wasser gar nicht tief ist. Jetzt sucht sie nach trockenen Schuhen zum Wechseln 🙂