180 Grad im Schatten oder: Kann Schimmel werden

Warm warm warm. Mir ist ja so warm, das glaubt ihr nicht. Dunkelbraun ist ja sonst die tollste Fellfarbe überhaupt, weil es nämlich meine ist – Stuti und Else dürfen sie aber gern mitbenutzen 🙂 Jetzt im Moment hätte ich aber doch lieber keinen Pelzmantel an (wobei das sicher doof aussieht) oder einfach eine andere Farbe.

Weiß zum Beispiel. Oder hellbeige-schmutzfarben, was eigentlich dasselbe ist. Oder so cool grau-metallic wie mein spanischer Konkurrent Mitbewerber Companero. Mit grau-metallic kann man bei jedem Wetter angeben und wird nicht müde. Tolle Sache, das. Schätze, das macht mehr Spaß als nassgeschwitzt und genervt auf der Wiese rumhopsen, aber nicht aufhören können, weil man wegen der Temperaturen grade auf 180 ist.

Es ist auch mindestens 180 Grad im Schatten 🙁 Ist so Wetter nicht verboten? Ich dürfte bestimmt nicht so viele Pferde ärgern wie es das Wetter grade tut. Aber bei mir ist die Frau ja immer superstreng. Allen anderen lässt sie die tollsten Sachen durchgehen 🙁

Aber wenn ich erst silber-metallic bin, wird sie sich wundern, jawohl. Von Companero weiß ich, dass es klappt. Er war früher auch ganz dunkel und ist immer heller geworden. Er hat mehrere Fellwechsel dafür gebraucht, aber ich bin ja viel schlauer als er. Bei mir reicht bestimmt einer 🙂

Überhaupt, dieser ganze Fellwechsel. Was das für eine Arbeit macht! Und die Menschen jammern, als ob sie die Einzigen wären, die damit was zu tun hätten. Typisch. Wer muss sich denn immer merken, ob die Tage länger oder kürzer werden und sich das Fell entsprechend wachsen lassen? Naaa? Und jetzt auch noch die Konzentration auf die Wunschfarbe.

Ihr sagt der Frau aber nix, ja? Ich möchte ihr dummes Gesicht als Erster sehen.

Mach dat Hü mal ei

Pferde auf der Weide

Ich bin ja gern berühmt, so ist das nicht. Aber wenn Spaziergänger an unserer Koppel verbeikommen und die Mutter zu ihren Kindern sagt: „Mach dat Hü mal ei“, dann ist irgendwo eine Grenze überschritten. Zunächst mal grammatikalisch und dann überhaupt.

Zuallererst bin ich kein Hü, sondern fast ein Hengst, und zweitens lass ich mich nicht von wildfremden Menschen anfassen. Ich möchte vorher um Erlaubnis gefragt werden, und da bin ich sehr wählerisch. Der Tierarzt zum Beispiel darf noch so sehr betteln, den lass ich nicht 😉 Und wenn, dann schon gar nicht im Gesicht. Ich glaube, Mutti würde auch nicht wollen, dass ihr wildfremde Leute im Gesicht rumstreicheln, warum sollte das dann für meinereinen das Höchste der Gefühle sein? 😉

Die Mutter hat es aber nicht verstanden oder es ist ihr egal. Sie nötigt das Kind, unter dem Zaun durchzukrabbeln, um näher an die Pferdchen zu kommen. Das macht es sehr geschickt, das muss ihm der Neid lassen. Es ist fast so gelenkig wie Faxe, wenn er unter dem Zaun durchfressen will 🙂

Und jetzt? Och nö. Es will uns immer noch anfassen. Von vorn, von hinten, von überall. Ich will aber immer noch nicht 😉

Lebensmüde ist es auch: Faxe hat ganz verträumt nach einer Fliege getreten und es nur knapp verfehlt. Das hat es aber gar nicht gemerkt.

Jetzt hat es eine tolle Idee. Es rupft vom Rand Grünzeug ab – sieht ein bisschen wie giftiges Jakobskreuzkraut aus – und will Else damit füttern. In ihrer Gier beißt sie ihm fast die Finger ab, worauf das Kind erschrocken alles fallen lässt und zur Mutter zurückläuft. Da hat Else aber nochmal Glück gehabt.

Das Kind aber auch. Ich will nicht wissen, was Elses Besitzerin mit ihm gemacht hätte 😉 Und die Frau erst. Die ist extrem allergisch gegen Spaziergänger, die fremde Pferde füttern, weil die Pferde davon krank werden und sterben können. Sie sagt, es gäbe sogar Leute, die Pferde mit Grünschnitt von zuhause füttern und sich dann wundern, wenn die das nicht überleben. Und schließlich würde es sich nicht gehören. Sie würde ja auch keine fremden Kinder füttern. Und auf unserer Weide hätte keiner was verloren außer uns, jawohl. Und was an ei-machen erforderlich wäre, würde sie schon selber hinkriegen.

Da muss ich ihr allerdings Recht geben. Seit sie dieses Buch über Pferdemassage gelesen hat, übt sie tüchtig, ich glaube, am Mann 😉 Der hat in der ersten Zeit immer so verzerrt gelächelt, aber anscheinend seit einiger Zeit keine Rückenschmerzen mehr.

Ich finde, sie macht das mittlerweile ganz ordentlich. Jetzt muss sie nur noch lernen, mir mit den Zähnen den Widerrist zu beknabbern 🙂