Lutschi an der Longe (mal wieder)

Unser spanischer Neuzugang Lucero alias Lutschi hat sich schon ganz gut eingelebt. Das Mähnenwunder kann ganz schnell weglaufen, wenn Faxe, Bonito und ich es ärgern. Außerdem ist es wunderbar wendig, weshalb das Nachlaufen nicht so schnell langweilig wird. Was wir tun, ist aber nicht nur gemein, sondern hilft der Frau auch im Umgang. Wenn nämlich wir ihn nicht erziehen würden, müsste sie das selbst machen, und da kann man sich ja leicht vorstellen, dass da nix Vernünftiges bei rauskommt.

Lutschi hat uns erzählt, dass die Frau weiterhin versucht, ihn zu longieren. Anscheinend gibt sie die Hoffnung nicht auf, dass er entweder sehr schnell ihre Sprache lernt oder sie Körpersprache. Eher lernt der Lutschi chinesisch als sie Körpersprache, aber das ist ja nur meine Meinung. Sie schafft es ja noch nicht mal, sich die drei Kommandos zu merken, die der Lutschi kennt.

Der Lutschi meint, Longieren wäre voll anstrengend, weil er immer sehr schnell vor der Frau weglaufen müsste. Die würde immer total aggressiv die Arme bewegen oder mit der Longe herumfuchteln, so dass er mehrfach auf extrem schweißtreibende Art durchgestartet wäre. Da sie ihn leider dabei am Kopf festhalten würde, wäre das sehr unangenehm, was er erst Recht zum Davonlaufen fände. Er nimmt die Frau also allem Anschein nach Ernst. Ich glaube, der Lutschi muss noch viel lernen 😉

Nun ist er ja nicht sehr helle, aber die Frau bekanntlich noch viel weniger. Deshalb haben wir gemeinsam überlegt, was sich da wohl in Wirklichkeit abgespielt haben könnte. Natürlich ist mir als erstem eingefallen, was das zu bedeuten hat – ich bin halt der Schlaueste auf dem Paddock und anderswo.

Ich kenne ja die legendäre Ungeschicklichkeit der Frau und habe durch geschickte Fragetechnik herausgefunden, dass sich die Frau allem Anschein nach wiederholt in der Longe verheddert und versucht hat, das Chaos mit ausladenden Armbewegungen zu entwirren. Sie hat nämlich die einzigartige Fähigkeit, alles, was ihr in die Finger fällt, im selben Moment in ein Knotenknäuel zu verwandeln. Schubkarre fahren liegt ihr eindeutig mehr als Longieren, das ist nämlich ein Sport für Grobmotoriker. Und wenn sie dann gleichzeitig noch atmen und die Schulter, die zum Pferdekopf zeigt, nach hinten nehmen soll und die andere nach vorn (wegen der Körpersprache), ist sie verloren. Von wegen multitaskingfähig. Ich konnte schon mehrfach beobachten, wie sie in eine Schlaufe ihrer ungeordneten Longe getreten ist und auf mich zugestolpert kam, so dass ich mit einem schnellen Schritt nach außen ausweichen musste. Ich bin ja schließlich ein sensibles Fluchttier und will nicht mit fliegenden Elefanten kollidieren 😉 Der Lutschi sagte, sowas hätte sie bei ihm auch gemacht und er wäre sehr beeindruckt gewesen, als sie mit großer Geschwindigkeit auf ihn zugeschossen sei.

Ich habe ihm dann mal erklärt, wie man sich bei sowas verhält. Zunächst einmal gilt unabdingbar der Grundsatz „Ruhe bewahren“. Die Frau kennt nämlich an der Longe nicht wirklich viele Möglichkeiten der Kommunikation. Eigentlich läuft bei ihr alles auf zwei Kommandos hinaus: Schneller oder langsamer. Darauf kann man eingehen, man muss es aber nicht 😉 Sie kann das nämlich auf die Schnelle gar nicht wechseln, wenn man Blödsinn macht oder sich einfach taub stellt, weil sie ja so mit dem Longenknäuel in ihrer Hand beschäftigt ist. Sie guckt einen dann mit einem Auge kritisch an, was den Lutschi anscheinend total beeindruckt hat, mit dem anderen Auge schielt sie aber auf die verfitzelte Longe in ihrer verkrampften kleinen Hand. Wenn man jetzt ein bisschen vom Kurs abweicht (nur mal so als Idee), kriegt sie das normalerweise gar nicht mit. Und ruck-zuck ist man auf dem Hufschlag und kann da rumquengeln. Was die Frau im Übrigen meist noch nicht einmal bemerkt. Faxe hat es sogar schon mal geschafft, sich an der Longe zu wälzen. Die Frau hat währenddessen laut überlegt, welche ihrer Schultern denn jetzt wohin zeigen müssen. Wir haben sehr gelacht.

Ansonsten behauptet der Lutschi, er wäre auch schon im Gelände gewesen. Mit der Frau. Wie so’n richtiges Reitpferd. Aber davon will er erst in ein paar Tagen erzählen. Wahrscheinlich hat er wieder nicht verstanden, was so um ihn rum passiert und will in der Zwischenzeit darüber nachdenken 😉

Lesetipp: Wie Pferde Menschen longieren, erklärt Herr Pony in der Ponyschule.

Wie Menschen Pferde richtig longieren, steht dagegen bei Christina von Herzenspferd.