Für Euch gelesen: „Muskulatur verstehen – Training optimieren“

Der Lutschi tut so, als könnte er lesen

Muskulatur verstehen, Training optimieren – ist doch ganz klar, werdet ihr sagen. Wer Muskulatur trainieren will, muss wissen, wie. Egal, ob es die eigenen Muskeln oder die von anderen sind. Nur gut, dass wir hier ein spanisches Mähnenwunder mit Schwabbelbauch Barockpferd haben, dem die Grundprinzipien der sportlichen Ertüchtigung gänzlich fremd sind, weil es den ganzen Tag Siesta macht. Ich habe also gleich mal den Lutschi als Testleser eingespannt, um herauszufinden, wie verständlich und nachvollziehbar das Buch ist.

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Irgendwie mehr Sport

Frau Reitlehrerin hatte eine gute und eine schlechte Nachricht für mich. Die gute: Ich habe Bauchmuskeln. Die schlechte: Ich muss sie benutzen. Der Frau geht’s anders, aber ähnlich: Sie hat keine Bauchmuskeln, soll sie aber trotzdem benutzen.

Und jetzt? Wird ganz tief in die Kiste mit den guten Vorsätzen gegriffen und festgestellt, dass man ja eigentlich immer schon irgendwie mehr Sport treiben wollte. Außerdem hat die Frau gelesen, dass alle richtig tollen Reiter angeblich nebenbei noch eine andere Sportart betreiben. Sie hat daraus messerscharf gefolgert, dass sie automatisch besser reitet, wenn sie nebenbei was anderes sportelt. Auch wichtig: dass dabei tüchtig Kalorien verbrannt werden. Jetzt, wo die Tage kürzer werden und man immer soviel Hunger hat, spannt nämlich ihr Hosenbund ein wenig. Ich sag ihr das schon lange, aber ich werd hier ja unterdrückt. Gottseidank hat sie es selbst gemerkt 🙂 Einmal hat der Mann den Fehler gemacht und ihre Frage „Bin ich dick?“ spaßeshalber mit „Ja“ beantwortet. Hui, da war was los.

Jetzt beginnt die Suche nach der richtigen Sportart. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Es soll nach Möglichkeit nix kosten, nicht anstrengend sein, aber effektiv, und zusätzlich auch noch Spaß machen. Und Bauchmuskeln.

Langweilige Sit-ups vor dem Fernseher fallen damit schon mal weg. Muckibude? Nee, so viele Muskeln will sie dann doch nicht. Schwimmen? Dauert viel zu lang. Radfahren? Ist fast genauso schlimm. Fussball? Zu anstrengend. Zumba? Zu schwierig. Aikido? Siehe Zumba.

Ich hätte da ja einen Vorschlag: Powermisting. Dem Mann hat es nämlich sichtlich gut getan, dass sich die Frau in der letzten Zeit so oft vor dem Ausmisten gedrückt hat. Er macht einen ziemlich fitten Eindruck, und ich glaube, Bauchmuskeln hat er jetzt auch. Daneben sieht die Frau mit ihrem Waschbärbäuchlein nicht mehr ganz so sportlich aus.

Womit man auch total viele Kalorien verbrennt, ist hügelige Weiden abäppeln, also quasi Extrem-Schubkarren-Schiebing. Auch das hat die Frau schon lange nicht mehr gemacht. Der Mann kann es mittlerweile ziemlich gut und behauptet, es wäre ein Supertraining für die tiefe Bauchmuskulatur.

Ich glaube aber, die allermeisten Kalorien verbraucht man, wenn man versucht, ein unternehmungslustiges Pferd auf der Weide einzufangen. Man hat eine gute Motivation und zusätzlich wird die Lunge schön frei. Wenn es dann noch ein bisschen bergauf, bergab geht, ist das toll zum Abnehmen und gibt vielleicht keine Bauchmuskeln, aber doch zumindest ’ne knackige Hinterhand 😉

Also habe ich gemeinsam mit meiner Vielleicht – bald – nicht – mehr – Ex – Freundin Else (Zitat Else: „Du hast mich heute noch gar nicht geärgert. Ist irgendwas?“ Für Else fand ich das schon sehr romantisch.) ein ausgefuchstes Fitnessprogramm entwickelt. Eigentlich haben wir nichts anderes als sonst gemacht: Ich ärgere Else solange, bis sie mich jagt, aber Fitnessprogramm hört sich cooler an 🙂

Ich kann jetzt also guten Gewissens von mir behaupten, dass ich Gazellen-Gene habe. Oder zumindest wieselflink und wendig bin. Für die Frau reicht‘s jedenfalls. Die hat noch gar nicht versucht, mich zu fangen, und schnauft jetzt schon.

Außerdem hab ich Bauchmuskeln und sie nicht. Ätsch 😛

Moppelalarm

Wir sind jetzt alle bei den Weight Watchers 🙁 Unfreiwillig, versteht sich 🙁

Alles fing damit an, dass sich unsere Besitzerinnen und Besitzer auf irgendsoeine Info-Veranstaltung begaben und um 180 Grad gedreht komplett gehirngewaschen vollkommen geläutert zurückgekehrt sind. Zu unserem nicht geringen Entsetzen wurden wir allesamt zum Abnehmen und Sport treiben vergattert.

Vor allem bei den adipösen Bewegungsallergikern Haflingern (außer Rosa natürlich, der Streberin) und Tinkern wurde das Projekt “Moppelalarm“ mit großem Unmut aufgenommen, und es wurden sogar Stimmen laut, die unsere Reiterinnen und Reiter zu gleichem Tun aufforderten. Ich habe ja bisher immer nur die kleine dicke Frau rumgeschleppt und einmal den Mann. Ui, war der schwer. Noch schwerer als die Frau, was ich mir bis dato gar nicht vorstellen konnte. Aber ich schweife ab. Was ich sagen will, ist, dass mir der Vergleich fehlt. Ich denke aber, dass es ihr sicherlich nicht schaden kann, wenn sie auch ein paar Kilo abnimmt. Vielleicht hätte sie dann auch mehr Körperspannung als ein sehr krankes, nasses Handtuch, wer weiß? 😉

Zum Thema Bewegung (oder vielmehr „Bewegung, Bewegung, Bewegung“, wie die Frau das nennt) muss sie sich keine Vorwürfe machen. Nö, wirklich nicht. Ich armer Schatz muss ja jeden Tag turnen, es könnte aber für meinen Geschmack öfter ins Gelände und weniger auf den Platz gehen. In der Halle sind wir nicht so oft, weil da ein Spiegel ist, in dem die Frau sehen kann, wie schlecht sie reitet es an der frischen Luft gesünder ist.

Bei den anderen Menschen gibt es allerdings welche, die selber auch ein bisschen bequem sind und immer einen guten Grund haben, warum sie ihr Pferd grade nicht bewegen können, wollen oder müssen. „Der steht doch den ganzen Tag draußen und bewegt sich selbst“, zum Beispiel. Ja, aber nur von einem Grashalm zum nächsten. Da muss die Lunge nicht sonderlich bei arbeiten, und die Muskulatur genauso wenig 😉 Oder es ist zu heiß, zu kalt, zu nass oder zu trocken. Da frag ich mich dann schon, wozu man überhaupt ein Pferd hat? Immer wieder gern kommt auch der Spruch: “Ich bin Freizeitreiter!“, was anscheinend als Begründung dafür ausreichen soll, wenn man sein Pferd nur einmal pro Woche bewegt. Ums Feld jückeln ist zwar eine schöne Freizeitbeschäftigung für Mensch und Tier, ersetzt aber keine sinnvolle Gymnastizierung, geschweige denn eine Ausbildung. Ich selber bin ja stinkendfaul und weiß eigentlich gar nicht, warum ich hier sowas an die große Glocke hänge, aber vielleicht will ich auch nur, dass es den anderen nicht besser geht als mir und sie genauso viel tun müssen wie ich 😉

Turnstunde für Steifftiere

Ich wälze mich im Sand. Das ist irgendwie auch Turnen. auch

Bei uns wird jetzt geturnt. Ich hoffe, die Frau verletzt sich nicht. Sie hat doch so gar keine Körperkontrolle, wie leicht tut man sich da weh.

Frau Reitlehrerin hat nämlich beschlossen, dass die Frau, die ja bekanntlich ein Bewegungswunder ist, zumindest ein rudimentäres Körpergefühl entwickeln sollte, das heißt, sie sollte im Ansatz wissen, wo sich ihre Körperteile gerade aufhalten, und zwar nicht nur beim
Auf-dem-Sofa-sitzen, nein, auch beim Reiten. Auf einem sich bewegenden Pferd. Eventuell sogar im Trab und Galopp 🙂

Sie behauptet immer, das käme vom Büro. Sie würde den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und am PC und gleichzeitig telefonieren und dann wäre man halt so steif wie sie. Komisch nur, dass andere Reiterinnen, die auch im Büro arbeiten, nicht ganz soviel Eigendynamik in ihren Armen und Beinen haben. Das sind übrigens die, die nicht die ganze Zeit an den Zügeln rumzuppeln und die Beine einfach nur ruhig runterbaumeln lassen 😉

Faxe sagt, die Dinosaurier hatten zwei Gehirne – eins im Kopf und eins im Schwanz. Weil die ihren Körper ansonsten gar nicht hätten bewegen können. Vielleicht wäre das ja was für die Frau – ein Extragehirn für die Arme und eins für die Beine ?

Bis es soweit ist, wird aber geturnt. Glücklicherweise macht sie das meiste ohne mich und ich muss nur bei wenigen Übungen mithelfen, zum Beispiel beim Radfahren. Dabei sitzt sie auf mir drauf und strampelt mit den Beinen wie beim Radfahren, vorwärts und rückwärts. Die anderen Pferde haben vielleicht geguckt, als sie das gesehen haben. Peinlich, sag ich euch. Jetzt hab ich ja glücklicherweise ein weißes Bein und bin erstmal vom Turnunterricht befreit 🙂

 

Ferien oder: Ein Haflinger namens Rosa

Ein Haflinger namens Rosa

Die Frau macht Urlaubsvertretung für eine Freundin und darf deren Pony reiten. Das ist gut, weil ich jetzt mehr frei habe. Und weil die Frau denkt, ich wäre eifersüchtig und mir deshalb mehr Möhren gibt.

Die Frau ist in letzter Zeit ganz jeck darauf, andere Pferde zu reiten, und Rosa liebt sie schon allein wegen ihres Namens. Sie will sich nämlich beweisen, dass es nicht an ihr liegt, wenn es bei uns beiden nicht klappt. Wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt Seit ihrem letzten Buch über positives Denken meint sie nämlich, sie könnte reiten 😉

Die Frau ist also eifrig um das rosa Urlaubsvertretungspony bemüht und reitet täglich darauf herum es täglich. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. In letzter Zeit weniger gut bis gar nicht, weil Rosa, die Haflingerstute (das musste doch irgendwie nicht sein, dass die so heißt, oder?) sich zunehmend schlechter an das korrekte Reiten ihrer Besitzerin erinnert. Bei der Frau kommt sie nämlich mit ihren kleinen Ungenauigkeiten und Mogeleien durch. Die merkt das gar nicht, wenn Rosa (dieser Name!) schummelt.

Rosa ist eigentlich ein weit ausgebildetes und sportliches Pony und wird von ihrer Besitzerin sehr fein und gut geritten. Seitengänge zum Beispiel sind mit minimalen Hilfen abrufbar. Wenn es denn die richtigen sind. Tja.

Wenn die Frau Rosa reitet, sieht das… hm… anders aus. Am ersten Tag ging es noch. Da lief Rosa artig mit fleißiger Hinterhand und schöner Aufrichtung, auf Wunsch auch in Dehnungshaltung. Davon ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Das Bäuchlein hängt nach unten durch und die Hinterbeine schlurfen traurig durch den Sand. Zum Ausgleich sind Hals- und Rückenmuskulatur aktiv – der Unterhals wird rausgedrückt und der Rücken ist weg 😛 Rosa läuft also momentan wie ein schwangerer Hirsch durch die Gegend. Weil sie so sitzbequem ist, merkt die Frau das gar nicht. Sie thront stolz wie Oskar obendrauf und findet sich toll.

Mit anderen Worten: Sie kann jetzt auf neue Art nicht reiten 🙂 Zuerst war es nämlich immer meine Schuld, wenn irgendwas nicht geklappt hat. Dann gab es regelmäßig im Urlaub Exkursionen in andere Reitstile, so dass wir nun beide – ich wiederhole: BEIDE – wissen, dass sie insgesamt nicht englisch reiten kann, nicht Western und auch nicht klassisch – barock. Ach so, und tölten kann sie natürlich auch nicht. Sobald sie in einer weiteren Reitweise gescheitert ist, lasse ich es euch natürlich sofort wissen 😛

Let’s Dance

Pferdekopf im Profil, mit Trense. Die Zügel baumeln.

Die Frau hatte letztens wieder Reitunterricht. Natürlich war ich mit dabei, um sie auf ihre Fehler hinzuweisen. Das ist eine Absprache zwischen Frau Reitlehrerin und mir. Ich sage sofort Bescheid, wenn was nicht stimmt, und dann wird erklärt und ich habe solange Pause.

Ich habe oft Pause 🙂

Dieses Mal ging es um die Zügelführung. Man sollte meinen, die Frau hätte noch nie was in der Hand gehalten, so doof wie sie sich anstellt. Entweder rutscht ihr der Zügel sofort aus den Fingern, weil sie sich auf was anderes konzentriert, z. B. atmen – nein, wir sind nicht multitaskingfähig – , oder ihre Hände verkrampfen zu kleinen Eisenfäustchen.

Frau Reitlehrerin sprach von einer weich geschlossenen Faust und einer elastischen Verbindung. Auch von Kommunikation sprach sie viel. Leider sprechen die Hände der Frau einen seltenen chinesischen Dialekt, ich werde daraus nämlich nicht so recht schlau 😉

Frau Reitlehrerin erwähnte auch Tanzen. Wow, Tanzen. In Gedanken sah ich uns schon leichtfüßig durchs Dressurviereck schweben, quasi wie von Zauberhand bewegt. Ich, groß, stark, männlich, kraftvoll und doch elegant, und sie fein und dezent in Sitz und Hilfengebung. So tangomäßig. Oder sonstwie feurig 😉 Dann wurde ich wach. War wohl während einer dieser dauernden Pausen kurz weggedöst. Aber grundsätzlich ein tolles Konzept, oder? Wäre da nicht die Frau 😉

Mir fiel nämlich ein, dass sie auf der Stallgasse von ihrer Zeit beim Kinderballett gesprochen hatte. Anscheinend stellte sie bei den jährlichen Aufführungen immer einen kleinen Fliegenpilz dar, der irgendwo hinten in der Ecke sitzt. Sicher wegen ihrer sehr speziellen Ungeschicklichkeit Begabung 😉 Und dabei ist es eigentlich auch geblieben.

Immerhin, sie bemüht sich. Sehr sogar. Um eine aufrechte Haltung, geschmeidigere Bewegungen und manchmal auch um Körperspannung. Sie macht es, so gut sie kann und sie bezahlt Frau Reitlehrerin dafür, dass sie auf mich aufpasst und mit ihr schimpft sie nett korrigiert.

Und mal ganz ehrlich: Wäre sie das totale Sporttalent, müsste ich ganz sicher auch viiieel mehr arbeiten. Vielleicht sogar auf Turniere gehen, wie son richtiges Sportpferd. Da ist es doch so, wie es ist, viel schöner 🙂 Wir passen eigentlich schon ganz gut zusammen, sie und ich.

OK, gibt’s halt keinen Tango. Versuchen wir stattdessen Gangnam Style 🙂