Die sogenannte Besitzerin mag nicht mehr ausreiten. Gar kein bisschen. Noch nicht mal die itzi-bitzi-winzige Zehn-Minuten-Runde einmal um den Hof. Anscheinend haben die Beruhigungskräuter aus der Futterkammer ihre Wirkung verloren. Letzte Woche sind wir noch durch die Wälder gebrettert, als gäbe es kein Morgen mehr. Und jetzt? Fehlanzeige. Weil ich möglicherweise letztens zu gut auf uns beide aufgepasst habe. Was soll ich tun, wenn ich nicht gerade Freizeitpferd bin, bin ich Frauchenretter. Und wenn was Gefährliches im Gebüsch lauert, gehe ich kein Risiko ein und bringe uns beide in Sicherheit, ob die Frau das nun will oder nicht. Wenn nichts Gefährliches im Busch lauert, laufe ich allerdings auch schnell wie der Blitz daran vorbei. Ich will ja nicht warten, bis es irgendwann mal gefährlich wird. „The Power of Whoa“ weiterlesen
Ist alles der Mann schuld
Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hat es tatsächlich getan und mit dem Mann die Pferde getauscht, ich hoffe, für immer. Das heißt, ich kann jetzt schön chillig mit dem Mann das Gelände erkunden, vor allem in kulinarischer Hinsicht. während das spanische Mähnenwunder mit der sogenannten Besitzerin Unterricht bei unserer one and only Frau Reitlehrerin bekommt. Frau Reitlehrerin wird mir fehlen, aber wenn ich meinen Abschiedsschmerz mit Gras betäube, wird’s gehen. „Ist alles der Mann schuld“ weiterlesen
„Bei modernen Pferden ist das eben so!“
„Der sieht aber toll aus! Was der für Wahnsinnsgänge hat!!“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist schockverliebt. Wer es ihr aktuell angetan hat, ist kein Geringerer als Zorro de Luxe, der neue internationale Dressurkracher.
„Guck doch mal, was der für einen Wahnsinnstrab hat!“ Sie wedelt so lange mit dem Handy vor Frau Reitlehrerins Nase herum, bis die einen prüfenden Blick auf das Wundertier wirft.
„Taktunrein“, ist ihr Kommentar.
„Das ist eine überragende Trabmechanik!“, liest die Frau aus der Bildunterschrift vor. „Du hast ja keine Ahnung!“ „„Bei modernen Pferden ist das eben so!““ weiterlesen
Die Hand muss ruhig sein, aber irgendwie auch nicht. Und wozu ist nochmal das Daumendach gut?
„Warum machst du das eigentlich?“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, steht hinter der Bande und beobachtet Frau Reitlehrerin, die ihren Dieter reitet. Dieter geht lockeren, raumgreifenden Schritt und Frau Reitlehrerins Hände folgen weich der Nickbewegung seines Kopfes und Halses. „Das Gewackel mit den Händen meine ich. Die anderen machen das nicht.“ Die Frau zeigt auf die anderen Reiter, alles amtliche Dressur- und Springcracks und die, die sich dafür halten. Wobei deren Pferde allerdings im Schritt keine Nickbewegung zeigen. Beziehungsweise das nicht können, weil der Zügel das blockiert. „Die Hand soll doch eigentlich ruhig sein, hab ich mal gehört.“ „Die Hand muss ruhig sein, aber irgendwie auch nicht. Und wozu ist nochmal das Daumendach gut?“ weiterlesen
Der Wurm und du. Beziehungsweise ich.
Heute wurde ich Opfer eines unqualifizierten medizinischen Eingriffs und ich prangere das an. Da steht man glücklich und entspannt auf dem Paddock und guckt in der Gegend herum und wer erscheint mit einem Futtereimer und einem scheinheiligen Lächeln? Jawohl, die Frau, unsere sogenannte Besitzerin. Spätestens da hätte ich weglaufen sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. „Der Wurm und du. Beziehungsweise ich.“ weiterlesen
Aus der fünften Dimension
„Der Pfridolin kriegt jetzt mehr Harmonie und bessere Schwingungen“, verkündet die Frau, meine sogenannte Besitzerin, stolz. Frau Reitlehrerin nickt freundlich. „Das hört sich gut an! Wie machst du das denn?“
Immer diese Zweifler! „Ich bezahle, und dann machen andere das“, erwidert die Frau hoheitsvoll. „Jedenfalls im Moment noch.“
„Interessant“, findet Frau Reitlehrerin. „Und was machen die da so?“
„Irgendwas Energetisches“, ist die vage Antwort. „Aus der fünften Dimension“ weiterlesen
Wir wandern weiter – fast schon Handarbeit
Die hohe Schule lässt grüßen. Von fern. Sehr fern. Aber immerhin, die sogenannte Besitzerin macht Fortschritte bei der geführten Schrittarbeit. So nennt es Frau Reitlehrerin, um das Ganze für die Frau interessanter zu gestalten. Die meutert ja schnell, wenn sie eine Aktivität für uncool hält. Ach, was sage ich, ihr kennt sie ja. Wir haben mit dem korrekten Angehen und Anhalten angefangen – also sie, ich kann das ja schon – und gerade arbeiten wir uns durch die Hufschlagfiguren. Ganze Bahn ist natürlich am einfachsten, dann kommt lustigerweise die einfache Schlangenlinie (weil Frau Reitlehrerin da mal besonderen Wert drauf gelegt hat) und sogar die Zirkel werden vom Boden aus rund, wenn man beizeiten den nächsten Zirkelpunkt anpeilt. Frau Reitlehrerin ist sehr zufrieden und schlägt vor, jetzt doch zu anspruchsvolleren Aufgaben überzugehen.
„Piaffe?“, fragt die sogenannte Besitzerin und ihre Augen leuchten. „Wir wandern weiter – fast schon Handarbeit“ weiterlesen
Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?
„Nicht schon wieder“, stöhnt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als Frau Reitlehrerin mit ihrer zum Verrücktwerden guten Laune vorschlägt, das anfängliche Schrittreiten vor der Reitstunde durch Warmführen zu ersetzen. Und warum stöhnt sie so? Weil wir das schon mal hatten. Und warum möchte Frau Reitlehrerin das? Ich will es euch erklären. Sobald die sogenannte Besitzerin auf mir rumsitzt und am langen Zügel Schritt reitet, hat sie das Handy in der Hand und schreibt WhatsApps oder guckt Videos, wobei sie häufig kichert. Außer beim Ausreiten, da traut sie sich das nicht. Da hält sie sich an den Zügeln fest und guckt wild in der Gegend herum.
Also kein Fleischtransport mehr, sondern koordiniertes Führen. Ich bin gespannt. Ich meine, schließlich ist die sogenannte Besitzerin dabei 😀
Im Moment leistet Frau Reitlehrerin allerdings noch Überzeugungsarbeit, weil die Frau verstockt dreinblickt und sich weigert, zu kooperieren: „Schließlich heißt es REITstunde und nicht Führstunde!“ „Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?“ weiterlesen
Seitengänge erschreiten
„Das sieht aber schön aus!“ Und eigentlich auch ganz einfach. Letzteres denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, aber vorsichtshalber nur, während sie Frau Reitlehrerin und ihren Dieter dabei beobachtet, wie die von Schulterherein ins Travers und schließlich ins Renvers wechseln. Ganz leicht und mühelos sieht das aus. Wo doch die sogenannte Besitzerin schon Synapsenklappern kriegt, wenn sie sich an die jeweiligen Hilfen zu erinnern versucht und daran, wie das Pferd für welchen Seitengang gebogen sein muss und in welche Richtung sich das vordere Ende bewegt und wohin das hintere Ende währenddessen geht. „Seitengänge erschreiten“ weiterlesen
Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr
„Furchtbar, diese Warterei“, seufzt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Dass der Tierarzt immer so unpünktlich ist!“
Die anderen Reitprofis, die für gewöhnlich dann am besten reiten, wenn sie hinter der Bande stehen und lästern, nicken. Reitprofi Nummer Eins berichtet: „Letzten Sonntag hab ich eine halbe Stunde lang gewartet, un-mög-lich! Dabei hatte der arme Edelbert solche Schmerzen, der konnte gar nicht laufen.“
„Oje, was hatte er denn?“
„Einen Stein im Huf. Der Tierarzt hat den Huf ausgekratzt und dann war es direkt wieder gut.“
„Sonntags im Notdienst?“ „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr“ weiterlesen