Aussitzen um jeden Preis

„Nö, ich bleib aussitzen“, winkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin ab, als Frau Reitlehrerin sie zum Leichtraben auffordert.

Und warum? Weil irgendwer mal irgendwo gesagt hat, aussitzen wäre das, was die wirklichen Reitprofis und Reitkünstler tun. Anfänger und hoffnungslose Fälle würden leichttraben. Also die Menschengruppen, zu denen die Frau nie im Leben gehören möchte. Von daher hoppelt sie lieber wie ein epileptisches Känguru auf mir herum anstatt sich zivilisiert und halbwegs kontrolliert ins Leichttraben zu begeben. Die unschönen und schmerzhaften Aspekte dabei verdrängt sie, weil sie mal gelesen hat, dass es völlig normal ist, wenn einem beim Reiten alles wehtut. „Aussitzen um jeden Preis“ weiterlesen

Teilen mit:

Reiter sind doch alle gleich

Buh, Reiter, sagen die Spaziergänger, die bei uns am Stall vorbeikommen. Buh, Sportreiter, sagen dagegen die Freizeitreiter, die es differenzierter sehen. Buh, Freizeitreiter, sagen die Sportreiter. Und dann geht es nahtlos weiter mit buh, Gangpferdereiter, die Pferde lahmen doch alle oder buh, Reitkünstler, schwungloses Dahergeschlurfe. Oder buh, andere Sorte Reitkünstler, das sind doch sektenähnliche Strukturen und kein Pferd läuft ohne Not in dieser Haltung. Buh, Springreiter, die heizen doch nur über den Parcours beziehungsweise buh Dressurreiter, die haben alle Angst vor dem Springen. Und dann gibt’s noch buh Rennreiter, das ist doch Kinderarbeit und buh, Westernreiter, die Pferde laufen doch alle auf der Vorhand. „Reiter sind doch alle gleich“ weiterlesen

Hier erschreckt er sich immer!

Ein Pferd wird während eines Ausritts auf der Straße geführt.

„Im Herbst reite ich nicht mehr aus“, verkündet die Frau, meine sogenannte Besitzerin.

„Warum denn nicht?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.

„Weil der Pfridolin sich da ständig erschreckt und komische Sachen macht.“ Düsterer Blick seitens der Frau.

„Zum Lachen?“

„Nein, die andere Sorte komisch. Die, wo man fast runterfällt.“ „Hier erschreckt er sich immer!“ weiterlesen

Teilen mit:

Piaffe. Oder so.

Die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, will ja Reitkunst treiben. Am liebsten, wenn keiner guckt. Weil die Neider und die Unwissenden immer so schlechte Stimmung machen. Also werde ich im Morgengrauen notdürftig geputzt („Sieht ja keiner“), gesattelt und getrenst und in die Reithalle verschleppt geführt. „Piaffe. Oder so.“ weiterlesen

Teilen mit:

The Power of Whoa

Die sogenannte Besitzerin mag nicht mehr ausreiten. Gar kein bisschen. Noch nicht mal die itzi-bitzi-winzige Zehn-Minuten-Runde einmal um den Hof. Anscheinend haben die Beruhigungskräuter aus der Futterkammer ihre Wirkung verloren. Letzte Woche sind wir noch durch die Wälder gebrettert, als gäbe es kein Morgen mehr. Und jetzt? Fehlanzeige. Weil ich möglicherweise letztens zu gut auf uns beide aufgepasst habe. Was soll ich tun, wenn ich nicht gerade Freizeitpferd bin, bin ich Frauchenretter. Und wenn was Gefährliches im Gebüsch lauert, gehe ich kein Risiko ein und bringe uns beide in Sicherheit, ob die Frau das nun will oder nicht. Wenn nichts Gefährliches im Busch lauert, laufe ich allerdings auch schnell wie der Blitz daran vorbei. Ich will ja nicht warten, bis es irgendwann mal gefährlich wird. „The Power of Whoa“ weiterlesen

Ist alles der Mann schuld

Ein schwarzes Pferd lächelt hoffnungsvoll in die Kamera

Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hat es tatsächlich getan und mit dem Mann die Pferde getauscht, ich hoffe, für immer. Das heißt, ich kann jetzt schön chillig mit dem Mann das Gelände erkunden, vor allem in kulinarischer Hinsicht. während das spanische Mähnenwunder mit der sogenannten Besitzerin Unterricht bei unserer one and only Frau Reitlehrerin bekommt. Frau Reitlehrerin wird mir fehlen, aber wenn ich meinen Abschiedsschmerz mit Gras betäube, wird’s gehen. „Ist alles der Mann schuld“ weiterlesen

Teilen mit:

„Bei modernen Pferden ist das eben so!“

Ein schwarzes Pferd zeigt Trab mit exaltierter Vorderhandaktion.

„Der sieht aber toll aus! Was der für Wahnsinnsgänge hat!!“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist schockverliebt. Wer es ihr aktuell angetan hat, ist kein Geringerer als Zorro de Luxe, der neue internationale Dressurkracher.

„Guck doch mal, was der für einen Wahnsinnstrab hat!“ Sie wedelt so lange mit dem Handy vor Frau Reitlehrerins Nase herum, bis die einen prüfenden Blick auf das Wundertier wirft.

„Taktunrein“, ist ihr Kommentar.

„Das ist eine überragende Trabmechanik!“, liest die Frau aus der Bildunterschrift vor. „Du hast ja keine Ahnung!“ „„Bei modernen Pferden ist das eben so!““ weiterlesen

Die Hand muss ruhig sein, aber irgendwie auch nicht. Und wozu ist nochmal das Daumendach gut?

„Warum machst du das eigentlich?“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, steht hinter der Bande und beobachtet Frau Reitlehrerin, die ihren Dieter reitet. Dieter geht lockeren, raumgreifenden Schritt und Frau Reitlehrerins Hände folgen weich der Nickbewegung seines Kopfes und Halses. „Das Gewackel mit den Händen meine ich. Die anderen machen das nicht.“ Die Frau zeigt auf die anderen Reiter, alles amtliche Dressur- und Springcracks und die, die sich dafür halten. Wobei deren Pferde allerdings im Schritt keine Nickbewegung zeigen. Beziehungsweise das nicht können, weil der Zügel das blockiert. „Die Hand soll doch eigentlich ruhig sein, hab ich mal gehört.“ „Die Hand muss ruhig sein, aber irgendwie auch nicht. Und wozu ist nochmal das Daumendach gut?“ weiterlesen

Teilen mit:

Der Wurm und du. Beziehungsweise ich.

Süße Pferdeöhrchen, von hinten gesehen

Heute wurde ich Opfer eines unqualifizierten medizinischen Eingriffs und ich prangere das an. Da steht man glücklich und entspannt auf dem Paddock und guckt in der Gegend herum und wer erscheint mit einem Futtereimer und einem scheinheiligen Lächeln? Jawohl, die Frau, unsere sogenannte Besitzerin. Spätestens da hätte ich weglaufen sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. „Der Wurm und du. Beziehungsweise ich.“ weiterlesen

Aus der fünften Dimension

Ein Schimmel gähnt. Es sieht aus, als würde er lachen

„Der Pfridolin kriegt jetzt mehr Harmonie und bessere Schwingungen“, verkündet die Frau, meine sogenannte Besitzerin, stolz. Frau Reitlehrerin nickt freundlich. „Das hört sich gut an! Wie machst du das denn?“

Immer diese Zweifler! „Ich bezahle, und dann machen andere das“, erwidert die Frau hoheitsvoll. „Jedenfalls im Moment noch.“

„Interessant“, findet Frau Reitlehrerin. „Und was machen die da so?“

„Irgendwas Energetisches“, ist die vage Antwort. „Aus der fünften Dimension“ weiterlesen

Teilen mit: