Das elfte Gebot: Du sollst nicht am Zügel ziehen

Das spanische Mähnenwunder guckt arglos in der Gegend herum

Kennt ihr „Anlehnung“? Also nicht auf den Zügel legen (wenn man ein Pferd ist) oder sich an selbigem festhalten (wenn man ein Mensch ist), sondern die Sorte Anlehnung, von der Frau Reitlehrerin sagt, dass sie richtig ist? Also ich nicht. Bei uns gibt es das Gebiss, den Zügel und die krampfige kleine Hand der Frau, meiner neuerdings so weichgespülten und lernwilligen Besitzerin. „Das elfte Gebot: Du sollst nicht am Zügel ziehen“ weiterlesen

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Ja und wie geht das jetzt mit der Freiarbeit, und wieso muss man das üben?

Die sogenannte Besitzerin hat einen neuen Spleen. Pünktlich zur Hallensaison hat sie beschlossen, intuitive Freiarbeit zu praktizieren. Intuitiv, weil sie keinen blassen Schimmer davon hat. Zum Glück für sie gibt es Frau Reitlehrerin, die sich mit sowas auskennt. So kann man es Unterricht nennen und wird möglicherweise erst in ein paar Wochen von anderen Einstallern gelyncht, die die Halle auch mal benutzen wollen. Aber egal. Heute ist der große Tag, wo Frau Reitlehrerin die Synapsen der sogenannten Besitzerin mit Fachwissen fluten will. Das spanische Mähnenwunder steht schon parat und bekommt Halfter und Strick angezogen. Die sogenannte Besitzerin steht daneben und vermisst die Freiwilligkeit. Der Lutschi seinerseits vermisst die Jacke mit den Leckerli. Die hat die Frau auf Anweisung von Frau Reitlehrerin über die Bande gehängt. „Ja und wie geht das jetzt mit der Freiarbeit, und wieso muss man das üben?“ weiterlesen

Aufhören, wenn’s am schönsten ist

„Gut gemacht“, strahlt Frau Reitlehrerin, lobt ihren Dieter nach einer besonders gelungenen Traversale, pariert durch und sitzt ab.

Die Pferdeprofis hinter der Bande gucken komisch. Die Reaktionen reichen von „Wie jetzt?“ und „WTF?“ bis zu „Die reitet doch erst eine halbe Stunde, warum hört sie denn jetzt schon auf?“

„Weil sie es kann“, würde ich sagen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde für gewöhnlich nicht gefragt. „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“ weiterlesen

Garrocha für Dummies, Teil 3 – Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten. Und wie geht das nochmal mit der Lenkung?

„Ich bin schon ganz gespannt, wie das einhändige Reiten funktioniert“, vertraut uns die sogenannte Besitzerin an, als sie den Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, für den Reitunterricht fertigmacht. „Wir machen ja jetzt Garrocha von oben!“ Im Gegensatz zu Garrocha von unten , womit sie sich in letzter Zeit beschäftigt hat. Umso länger wird ihr Gesicht, als Frau Reitlehrerin statt der ersehnten Garrocha nur den uncoolen Halsring in der Hand hält. „Garrocha für Dummies, Teil 3 – Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten. Und wie geht das nochmal mit der Lenkung?“ weiterlesen

In der Natur gibt’s das auch nicht

Zwischen den Pferdeohren hindurchfotografiert: Licht- und Schattenspiel im Wald

„Warum tun wir das eigentlich?“, fragt die Frau, während wir Frau Reitlehrerin im Trab umkreisen, auf die besonders eckige Art, die unsere Zirkel auszeichnet.

„Um den Pfridolin zu gymnastizieren“, antwortet Frau Reitlehrerin. „Durch das gleichmäßige Biegen auf beiden Händen wird er geradegerichtet und wir können übermäßigem Verschleiß entgegenwirken. Außerdem trainiert er dabei seine Bauchmuskeln und die Hinterhand gleich mit.“

„Meine auch“, keucht die Frau mit hochrotem Gesicht und hat Fragen. Zum Beispiel: Muss das so anstrengend sein? Und so furchtbar schwer? Warum sieht das bei anderen so einfach aus? Und warum lasse ich mich eigentlich so quälen? „In der Natur laufen Pferde auch nicht stundenlang im Kreis“, fasst sie schließlich ihren Unmut zusammen. „Zum Biegen müsste doch eine Runde genügen. Und dann wieder geradeaus. Überhaupt ist dieses Dressurreiten nicht gut, das gibt’s in der Natur auch nicht.“

„Definiere Natur“, sagt Frau Reitlehrerin.

„Ja so Freiheit und draußen halt. Mit Wildpferden.“ „In der Natur gibt’s das auch nicht“ weiterlesen

Reiten mit der Kraft der Gedanken

Reiten mit der Kraft der Gedanken - aber am liebsten gar nicht

„Warum lässt du denn den Pfridolin hier grasen? Und sitzt ohne Sattel und Trense auf ihm?“

Fragen über Fragen, die ich gerade nicht beantworten kann, weil ich endlich mal ungestört zum Grasen komme, OBWOHL die sogenannte Besitzerin dabei ist. Die sitzt, wie man schon vermuten konnte, auf mir rum, aber ausnahmsweise fällt sie mir nicht zur Last. Sorry, schlechtes Wortspiel, musste aber sein.

Wie sich schnell herausstellt, spricht Frau Reitlehrerin auch nicht mit mir, sondern mit der Frau, die irgendwas von „Freestyle“ nuschelt und von „Reiten mit der Kraft meiner Gedanken.“ „Reiten mit der Kraft der Gedanken“ weiterlesen

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Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe

„Du knickst links in der Hüfte ein“, teilt Frau Reitlehrerin sehr entspannt mit, denn das ist keine neue Korrektur und wird von der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, auch nicht sonderlich ernst genommen. Obwohl die Frau den Mann letztens noch genötigt hatte, ihr Klebepunkte aufs Kreuz zu drücken, damit man besser sieht, dass sie ihren Rücken seitlich wie ein Croissant verbiegen kann. Und das Ganze auch noch zu filmen! Offensichtlich fand sie das Resultat nicht dramatisch genug, vielleicht hat sie das Video auch gar nicht angeguckt, vielleicht ist sie aber auch wieder ein Naturtalent und kann alles allein mit der Kraft ihrer Gedanken regeln. Man weiß es einfach nicht. „Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe“ weiterlesen

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„Außen mehr Gas!“

Das spanische Mähnenwunder. Ohne Garrocha.

„Jaaaaaa, cool! Sehr cool! Sehr cool machst du das!“ Die Frau sitzt auf dem spanischen Mähnenwunder und schaukelt um einen anderen langhaarigen Zausel herum, der in der Zirkelmitte steht und alles cool findet, was sie tut. Beziehungsweise sehr cool. „Jetzt musst du mit dem Gebiss arbeiten! Und außen mehr Gas geben!“

Vom Paddock aus kann ich den Reitplatz sehen. Der Mann leistet mir Gesellschaft und gemeinsam bewundern wir den neuen Reitlehrer der Frau. „Nennt mich Jeff“, hat er sich vorgestellt. „Ist mein Künstlername.“ „„Außen mehr Gas!““ weiterlesen

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A-tem-los durch die Reitstunde

„Atmen!“, ruft Frau Reitlehrerin gutgelaunt, während die Frau mit zusammengebissenen Zähnen und angehaltenem Atem auf mir herumschaukelt. „Aaaaaaatmen! Und lächeln!“

„Geht’s noch?!“, knirscht die sogenannte Besitzerin. Die wäre übrigens besser Apnoe-Taucherin als Reiterin geworden, wenn ihr mich fragt. Ich kenne keinen Menschen, der so lang ohne Luft auskommt. Geradezu unheimlich ist das.

„Durch die Nase ein und durch den Mund ausatmen“, flötet Frau Reitlehrerin, während die Frau langsam Blutdruck kriegt und böse Dinge murmelt, die sinngemäß darauf hinauslaufen, dass sie Piaffe reiten will und mit diesem Eso-Scheiß und der ganzen Atmerei nix am Hut hat, jawohl. „A-tem-los durch die Reitstunde“ weiterlesen

Runde Zirkel gibt’s gar nicht

Runde Zirkel gibt’s gar nicht. Oder gerade Linien. Oder sowas wie Vorhand- oder Hinterhandwendung. Wir machen eine mehr oder weniger elegante Mittelhandwendung und das wars dann.

Aber zurück zum Zirkel. Wir haben gerade Besuch von Frau Reitlehrerin und die legt verrückterweise gesteigerten Wert auf runde Zirkel. Überhaupt interessiert sie sich für korrekt gerittene Hufschlagfiguren, denn die hätten ja schließlich einen Sinn. Zum einen Gymnastizierung, durch den ständigen Wechsel von geraden Linien und Biegung, zum anderen könnte man daran gut überprüfen, inwieweit die Lenkung funktioniert.

Weil ja bösartigerweise die Linienführung sowie der Anfangs- und Endpunkt vorgegeben und – und das ist das Schlimmste – allgemein bekannt sind, so dass es jeder sieht, wenn man es nicht richtig macht. Das sagt nicht Frau Reitlehrerin, das knirscht die Frau, meine sogenannte Besitzerin, gerade durch die Zähne. Und nicht nur das, nein, jetzt sieht man auch, wer sein Pferd elegant am Sitz hat und aus demselben heraus reitet (nicht die Frau) und wer sein Pferd wie ein Bobby-Car durch die Gegend bewegt durch Ziehen am Zügel manövriert (die Frau). Kein Wunder also, dass die sich aufregt. „Runde Zirkel gibt’s gar nicht“ weiterlesen

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