Da kann man ja gar nicht hingucken!

Ein sehr hübsches Pferd schaut in die Kamera und streckt die Zunge heraus

„Da kann man ja gar nicht hingucken, so schlecht, wie die reitet!“, giftet die Frau, meine sogenannte Besitzerin. Dann tu‘s doch auch nicht, möchte man ihr sagen, aber sie ist noch nicht fertig: „Und wie die sitzt! Toootal steif und unkoordiniert. Ganz furchtbar.“ Nein, die sogenannte Besitzerin spricht nicht von sich selbst. Hab ich aber auch anfangs gedacht. Aber dann bin ich ja auch hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Langsam kommt die Frau auf Betriebstemperatur: „Und der arme Sunny ist total verspannt und gestresst, weil ihm dauernd im Maul herumgezogen wird. Und Schlauchgeräusche hat er auch.“ Dabei weiß sie erst seit ein paar Tagen, dass Schlauchgeräusche Verspannungen anzeigen. Ihr wisst schon, dieses laute Geräusch, was man manchmal hört. Und es ist definitiv kein Zeichen von Losgelassenheit. Ihre Stimme wird lauter: „Und der läuft so hektisch, dass ich gar nicht hingucken kann und selber angespannt bin. Schon wegen dem Pfridolin, der will nämlich nur noch weg und ich kann so nicht reiten.“ Sie schwankt kurz zwischen Wutanfall oder Tränenausbruch und entscheidet sich dann für beides: „UND ICH KANN SO NICHT REITEN! BUHUHU!“ „Da kann man ja gar nicht hingucken!“ weiterlesen

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Natürlich klassisch. Glaube ich jedenfalls

Zwei Pferde. Eins will das andere zwicken.

„Ach guck, so kann man es auch machen“, denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als sie die neue Einstallerin mit ihrem Pferd in der Reithalle beobachtet. Amadeus ist groß und sportlich, seine Reiterin auch. Die Frau und ich sind ja beide mehr barock veranlagt. Auf den ersten Blick sieht das auch ganz schön aus, was die beiden da so treiben. Amadeus‘ Kopf ist an der Senkrechten, manchmal auch leicht dahinter, und Frau Amadeus ist sitztechnisch so gut, dass sie die Sporen kontrolliert einsetzen kann. Beim zweiten Blick erkennt man, dass Frau Amadeus muskulöse Oberarme und mindestens zehn Kilo in jeder Hand hat, die Anlehnung also nicht ganz so federleicht ist, wie unsere Frau Reitlehrerin das gern hätte. Die Übergänge klappen erst im dritten Anlauf und Amadeus wird im Verlauf der Reiteinheit auch nicht immer besser, sondern immer schlechter, bis er irgendwann müde ist und sich Frau Amadeus durchsetzt. Denn die gezeigte Reiterei hat etwas von einer Diskussion, bei der die Wellen immer höherschlagen, bis schließlich einer gewinnt. Ab dann verkriecht sich Amadeus hinter der Senkrechten. „Ich reite klassisch, da muss das so“, erklärt Frau Amadeus auf Nachfrage. „Natürlich klassisch. Glaube ich jedenfalls“ weiterlesen

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Neues Jahr, neue Vorsätze

„Aber jetzt mache ich das ganz bestimmt“, überlegt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Ganz bestimmt will ich nie mehr was essen und mich mehr bewegen. Und auch malen und ein Musikinstrument lernen.“ Wenn sie sowas sagt, liegt sie für gewöhnlich faul auf dem Sofa oder sitzt gemütlich im gut geheizten Reiterstübchen, wo sie mit glasigem Blick die Wand anstarrt. Noch nicht mal für einen Blick in die Reithalle reicht die Energie. „Ich will nämlich mein künstlerisches Temperament ausleben. Außerdem ist das gut fürs Reiten. Rechte Gehirnhälfte und so“, fährt sie träumerisch fort. „Ich sehe es ganz deutlich vor mir. Schöne Musik. Hach! Und das schöne Reiten fließt einfach so aus mir heraus. Weiche, tänzerische Bewegungen und der Pfridolin und ich sind quasi eins. Wie tanzen, nur besser.“ „Neues Jahr, neue Vorsätze“ weiterlesen

Was soll denn daran so schlimm sein?

Ein Pferd guckt fragend in die Kamera

„Genau so muss es sein“, freut sich die sogenannte Besitzerin und fasst die Zügel noch etwas mehr nach, für ein gutes Gefühl in der Hand. Praktischerweise wird mir dadurch der Hals krummgezogen, was auf Fotos bestimmt sehr dynamisch aussieht. Außerdem kann man sich so gleichzeitig an den Zügeln festhalten, wenn man zu steif zum Aussitzen ist und das Pferd den Rücken nicht hergibt, weil es nicht reell geritten ist. Die Nase ist schon lange und kilometerweit hinter der Senkrechten und meine Reiterin fühlt sich wie einer von den Dressurprofis. „Was soll denn daran so schlimm sein?“ weiterlesen

Läuft bei uns

Ein schwarzes Pferd wird an der Trense geführt, möglicherweise als Handpferd. Im Hintergrund viel Grün und dekorativer Nebel.

Da vorn raschelt es unheimlich. Sicherheitshalber bleibe ich stehen. Auf meinem Rücken hält die Frau, meine sogenannte Besitzerin, die Luft an und macht große Augen. Fragt nicht, woher ich das weiß, wir Pferde wissen sowas einfach. Komischerweise trägt das nicht zu meiner Beruhigung bei. Meine Idee war es schließlich nicht, bei windigem Herbstwetter auszureiten, wo ständig irgendwas wackelt und knattert und die wilden Tiere im Laub rascheln. Davon hat die sogenannte Besitzerin natürlich keine Ahnung. Die sitzt nur auf mir rum und zetert, wenn ich stehenbleibe. Wenn ich durchstarte, ist es aber auch irgendwie nicht richtig. Mit anderen Worten: Ich bin hier derjenige, der sich um die basic Sicherheitsmaßnahmen kümmert und für unser Überleben zuständig ist. „Läuft bei uns“ weiterlesen

„Trau dich, Fehler zu machen!“

„Und jetzt antraben und aussitzen“, sagt Frau Reitlehrerin mit einem freundlichen Lächeln und zack, schlechte Laune. Bei der sogenannten Besitzerin, nicht bei mir. Ich bin ein kleiner Sonnenschein und meistens gut gelaunt. Anders als meine Reiterin, die verspannt wie ein querschnittsgelähmter Frosch auf mir draufsitzt. „Mach ich nicht“, meutert sie. „„Trau dich, Fehler zu machen!““ weiterlesen

Der Wald ist schließlich für alle da

Zwischen den Pferdeohren hindurchfotografiert: Licht- und Schattenspiel im Wald

„Der Wald ist schließlich für alle da!“, ruft uns die Spaziergängerin böse nach, als meine Reiterin sie – für unsere Verhältnisse untypisch freundlich – darauf aufmerksam macht, dass wir alle uns auf einem Reitweg befinden, aber nur vier davon, nämlich der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, und ich nebst reitendem Personal – dahin gehören. „Der Wald ist schließlich für alle da“ weiterlesen

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Ganz schlimm ist das

„Furchtbar, wie die Box wieder aussieht! Ganz schlimm ist das!“ Die sogenannte Besitzerin hat Blutdruck. Fassungslos zählt sie nach: „Zwei, nein, drei Äppelhaufen! Und in sowas muss der arme Lutschi-Bub nachher schlafen. Ganz, ganz schlimm ist das.“ Natürlich geht es wieder mal um den Lucero, unser spanisches Mähnenwunder, und nicht um meine Box, wo sogar vier Haufen drin liegen. Eigentlich erstaunlich, wo ich doch kaum was zu essen bekomme. Aber ich schweife ab. „Ganz schlimm ist das“ weiterlesen

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„Mir ist schließlich auch warm!“

Die Sonne brennt. Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, stöhnt leise, flucht etwas lauter und schleppt den Sattel zum Putzplatz, wo ich leider immer noch herumstehe, weil ich den Anbindeknoten nicht rechtzeitig aufbekommen habe. Schnell wird gesattelt, noch schneller Gamaschen, Trense und das stylische Fliegenhäubchen an mir befestigt. Aber irgendwas fehlt, denkt die sogenannte Besitzerin. Ach ja, richtig. Sonnenmilch! Rasch Schnell noch Arme und Nacken mit Lichtschutzfaktor Drölfzigtausend eincremen und los geht’s. „„Mir ist schließlich auch warm!““ weiterlesen

Dieses innen und außen macht mich noch ganz verrückt!

„Dieses innen und außen macht mich noch ganz verrückt!“, stöhnt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. Wir haben mal wieder Reitstunde und Frau Reitlehrerin hat meine Reiterin und mich aufgefordert, auf der linken Hand auf den Zirkel zu gehen. Und dabei soll die sogenannte Besitzerin die Innenstellung nicht durch Ziehen am inneren Zügel erreichen, was im Übrigen sehr unangenehm ist. Sondern durch einfühlsame Einwirkung mit dem inneren Schenkel (momentan der linke), worauf ich mich entsprechend hohl mache und sie mich also an den äußeren Zügel herantreibt, vorausgesetzt, da ist gerade eine angenehme äußere Hand, die Führung anbietet 😉 Wenn sie jetzt noch passend in der Bewegung sitzt, nämlich im Drehsitz, geht ihr äußerer Schenkel (der rechte) leicht hinter den Gurt und wirkt dort verwahrend. Und dann hätten wir tatsächlich einen richtig runden Zirkel.

Aber ich schweife ab. Denn jetzt möchte Frau Reitlehrerin gern, dass ich in Konterstellung gehe, und zack! schlechte Laune. Weil jetzt möglicherweise innen außen ist und außen innen. Und richtet sich das jetzt danach, wo die Bande ist oder eher nicht? Und mit diesem ganzen rechts und links darf man der Frau auch nicht kommen, da kann die nämlich nicht mit umgehen. „Dieses innen und außen macht mich noch ganz verrückt!“ weiterlesen