Die praktische Longierhilfe

Longe. Nicht im Bild: die praktische Longierhilfe. Ein Glück.

„Guck mal, ich war einkaufen. Und da hab ich dieses tooootal praktische Teil gekauft“ strahlt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Für wenn’s mal schnell gehen muss.“ Natürlich spricht sie nicht mit mir, sondern mit Hansis Besitzerin, deren Pferd ein paar Boxen weiter wohnt. Ich ahne Schlimmes und versuche, in die mitgebrachte Tüte zu linsen.

„Zeig mal her“, interessiert sich Frau Hansi, die Western reitet und von der sogenannten Besitzerin glühend darum beneidet wird, dass ihr Pferd gehirntot gehorsemanshipped wurde und alles mit sich machen lässt. So brav! Und dieses Western-Zubehör sieht so wunderschön und cool aus! Aber egal, wir wollen jetzt wissen, was in der Tüte ist, die die Frau so geheimnisvoll mit sich herumschleppt. „Die praktische Longierhilfe“ weiterlesen

Der Mann lernt reiten – aber wie!

Faxe und der Mann

Bei mir zuhause gibt’s ja nicht nur die Frau, sondern glücklicherweise auch den Mann. Die Frau – ihr kennt sie – ist ein wenig speziell und hat oft ganz kuriose Ansichten, was meine Erziehung unser Zusammensein betrifft. Das macht aber letztlich ihren Charme aus. Und man hat immer was zu lästern 😉

Natürlich hat sie auch ihre Schwächen, und es sind viele. Aber darauf will ich heute gar nicht herumreiten hinaus. Viel wichtiger ist, dass die Frau total mutig ist, wenn sie will. Und hilfsbereit. Und sie hat einen großen Wortschatz. Das sind alles wichtige Eigenschaften, wenn sie mich mal wieder vor Else beschützen muss, weil ich frech zu ihr war 🙂 Wenn der Mann mit im Stall ist, macht es nochmal soviel Spaß. Er ist nämlich furchtlos und unerschrocken und traut sich sogar, die Frau zu ärgern und ihr zu widersprechen! Und er kann mich super am Hals kratzen.

Außerdem reitet er. Meistens auf Faxe, aber manchmal auch auf mir. Das sieht die Frau mit gemischten Gefühlen. Es ist nämlich so, dass die Frau irgendwie schon immer reitet, aber das mehr schlecht als recht. Sie ist ja nicht ganz so jung, wie sie immer tut – gab es in ihrer Kindheit eigentlich schon Ponies oder hatte sie einen kleinen Dinosaurier? Aber ich schweife ab.

Der Mann reitet noch nicht ganz so lange wie die Frau, aber er stellt sich dabei sehr geschickt an. Das wurmt die Frau unendlich. Sie selbst ist ja sitztechnisch nicht so die Granate und bisher war das immer meine Schuld. Weil ich so unbequem wäre und sie immer meinen Kopf mittragen müsste und überhaupt.

Na ja, und wenn der Mann auf mir rumsitzt und so tut, als würde er reiten, sieht das ganz locker-flockig aus. Der Mann existiert einfach nur und wir verstehen uns dabei ganz prima. Ich muss zwar schon so halbwegs das tun, was er will, aber dann ist es auch gut. Er kennt sich nämlich aus mit Gleichgewicht und locker der Bewegung folgen.

Die Frau ist sehr, sehr neidisch, versucht aber, sich das nicht anmerken zu lassen. Wo sie es immer so schwer hat und beim Reiten aber auch gar nix klappen will. Sie findet auch viele gute Gründe dafür, warum der Mann so ein Naturtalent ist. Das läge nämlich an den langen Beinen. Und dem schmalen Becken. Er hätte da unfaire anatomische Vorteile. Und sie will doch so doll gern schön reiten können. Traversalen oder Pirouetten oder mindestens Wiener Hofreitschule. Und graziös dahinschweben.

Es gibt eine nahezu unfehlbare Methode, um sich unglücklich zu machen: Man muss nur ganz doll irgendwas wollen. Das macht ganz schnell schlechte Laune, zusammengebissene Zähne, zornig mahlende Kiefer (erst bei der Reiterin, dann beim Pferd) und ganz allgemein Stress, Krampf und übelstes Rumgewurkse. Der Mann will sowas nicht. Der weiß gar nicht, was die an der Wiener Hofreitschule so alles treiben und wenn, wäre es ihm auch egal. Der Mann will einfach nur atmen. Und reiten.

Insgeheim vertritt er die These, dass das mit dem Reiten ganz einfach ist – man müsste halt nur tun, was Frau Reitlehrerin sagt und dürfte das Pferd nicht stören. Ich glaube, er hat die Frau sehr, sehr lieb, weil er ihr das bisher noch nicht so deutlich gesagt hat 😉