Buh, Reiter, sagen die Spaziergänger, die bei uns am Stall vorbeikommen. Buh, Sportreiter, sagen dagegen die Freizeitreiter, die es differenzierter sehen. Buh, Freizeitreiter, sagen die Sportreiter. Und dann geht es nahtlos weiter mit buh, Gangpferdereiter, die Pferde lahmen doch alle oder buh, Reitkünstler, schwungloses Dahergeschlurfe. Oder buh, andere Sorte Reitkünstler, das sind doch sektenähnliche Strukturen und kein Pferd läuft ohne Not in dieser Haltung. Buh, Springreiter, die heizen doch nur über den Parcours beziehungsweise buh Dressurreiter, die haben alle Angst vor dem Springen. Und dann gibt’s noch buh Rennreiter, das ist doch Kinderarbeit und buh, Westernreiter, die Pferde laufen doch alle auf der Vorhand. „Reiter sind doch alle gleich“ weiterlesen
„Nicht die Mutti essen!“
Ich wollte euch ja noch erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, mit dem Mann die Pferde zurückgetauscht hat, so dass sie wieder auf mir rumsitzen kann und das für Reiten hält. Die Frau hat ja diesen ungesunden Dressur-Spleen und will Pi und Pa und Reitkunst und am liebsten alles gleichzeitig. Es darf aber weder anstrengend noch schwierig sein, was das ganze Konzept von vornherein zum Scheitern verurteilt. Zum Ausgleich hat sie immer Leckerli in der Tasche, was eine schöne Charaktereigenschaft ist. Der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, geht jetzt wieder mit dem Mann ins Gelände. Das ist auch schön und vor allem nahrhaft, aber der Mann ist doch wesentlich schwerer als die Frau. Von daher beneide ich den Lutschi nicht um die Schlepperei. „„Nicht die Mutti essen!““ weiterlesen
„Na weil das zum feinen Reiten dazugehört?!“
„Ich weiß gar nicht genau, wie man dem Pfridolin die Kandare anzieht, kannst du mal eben gucken?“
Und ich weiß gar nicht genau, wieso ich noch hier bin. Jetzt fällt es mir ein: Weil ich angebunden bin und den Strick nicht schnell genug aufgeknotet habe.
„Wieso möchtest du dem Pfridolin denn eine Kandare anziehen?“ Das ist Frau Reitlehrerins Stimme. Ein Glück, sie ist gerade noch rechtzeitig gekommen, um mich zu retten.
„Na weil das alle so machen und weil es einfach Zeit dafür ist!“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist es leid. Sie will jetzt endlich Reitkunst treiben oder zumindest hohe Schule reiten und dafür braucht man nun mal eine Kandare. Das weiß doch schließlich jeder. „„Na weil das zum feinen Reiten dazugehört?!““ weiterlesen
Ja warum denn nur?
Warum tritt der Pfridolin nicht gescheit unter? Und warum drückt er den Rücken so weg? Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, rätselt und grübelt. Gefühlt ist sie doch so wunderbar geritten, ganz versammelt und „hinten dran“ war der Pfridolin auch, wie die Reitprofis sagen. Oder vielleicht auch nicht hinten dran, aber dafür waren die Zügel ausreichend kurz, so dass es sich wie Anlehnung angefühlt hat. Und bequem war es auch, also hat sie doch wohl alles richtig gemacht und der Pfridolin ist ordnungsgemäß über den Rücken gegangen.
So viel zum Thema gefühlte Wahrheit. Dann kam der Kontakt zur Realität, und zwar in Form des Mannes, der ihr die Videos von dieser reiterlichen Sternstunde gezeigt hat. Und zack, schlechte Laune. Weil die Frau ja beschlossen hat, dass sie keinen Reitunterricht mehr braucht, weil sie nämlich jetzt reiten kann. Ich lache immer noch. „Ja warum denn nur?“ weiterlesen
Die haben doch alle keine Ahnung!
„Die haben doch alle keine Ahnung!“, verkündet die sogenannte Besitzerin im Brustton der Überzeugung. Und du hast die?, würde ich gern fragen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern. „Die haben doch alle keine Ahnung!“ weiterlesen
„Buh, Sportreiter!“
Buh, Sportreiter, sagt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als wir eierig um Frau Reichundschön herumtraben, die mit ihrem Expensive Edelbert noch einmal die Dressuraufgabe für das nächste Turnier durchgeht. Frau Reichundschön rümpft die vornehme Nase, reitet entspannt die Aufgabe durch, tätschelt dann ihren Edelbert und trabt zum Abschluss locker-flockig leicht. Trotz Sitzprothese und Lackledertrense. „„Buh, Sportreiter!““ weiterlesen
Immer dieser schreckliche Schwung!
„Als erstes muss man den ganzen Schwung wegreiten, damit es bequemer wird“, stellt Frau Reitlehrerin fest. Zwinker, zwonker. Weil sie das natürlich nicht ernst meint. Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, fühlt sich endlich mal verstanden und ernstgenommen und stimmt aus vollem Herzen zu. „Ja, schlimm, dieser Schwung! Tooootaaaaal unbequem ist das.“ Frag mich mal, schließlich hoppelst du auf meinem Rücken rum, denke ich mir.
Frau Reitlehrerin lächelt pädagogisch und erklärt, dass das ein Scherz war.
„Haha, sehr lustig“, muffelt die Frau. Und etwas leiser: „Scheiss-Schwung.“ „Immer dieser schreckliche Schwung!“ weiterlesen
Aufhören, wenn’s am schönsten ist
„Gut gemacht“, strahlt Frau Reitlehrerin, lobt ihren Dieter nach einer besonders gelungenen Traversale, pariert durch und sitzt ab.
Die Pferdeprofis hinter der Bande gucken komisch. Die Reaktionen reichen von „Wie jetzt?“ und „WTF?“ bis zu „Die reitet doch erst eine halbe Stunde, warum hört sie denn jetzt schon auf?“
„Weil sie es kann“, würde ich sagen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde für gewöhnlich nicht gefragt. „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“ weiterlesen
Für euch gelesen: Die Geschichte der französischen Reitweise
Man tut ja eigentlich viel zu wenig für die Bildung. Und wo die sogenannte Besitzerin zwischendurch immer mal von Ledscherté faselt, bin ich lieber vorbereitet und ergründe beizeiten, wie in der französischen Reiterei das Eine mit dem Anderen zusammenhängt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die französische Reitweise Weltkulturerbe ist? Wer hätte das gedacht. Also flugs ins kluge Buch geschaut, um noch mehr Erhellendes zu erfahren. Dort sind übrigens auch viele sehr schöne, sehr künstlerische Zeichnungen. Also schon schick. „Für euch gelesen: Die Geschichte der französischen Reitweise“ weiterlesen
Für euch gelesen: Alte Meister im Licht der Moderne
„Hach, Reitkunst! Soooo schön“, murmelt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hingerissen, als sie das Buchcover zu Gesicht bekommt. „Levade! Hach!“ Und in ihren Augen blitzt es begehrlich, denn zum einen will sie das auch können, zum anderen zumindest ein Buch besitzen, in dem Levaden beschrieben werden. Und andere Lektionen der Hohen Schule auch. Denn, so ihr Gedanke: Von der Theorie zur Praxis ist es ja hoffentlich nicht weit, und so kann sie zumindest unsere Frau Reitlehrerin mit ihrem neuen Wissen beeindrucken. Und viele Fotos sind auch drin. Zack, gekauft. „Für euch gelesen: Alte Meister im Licht der Moderne“ weiterlesen