Dicke Tränen kullern. Die sogenannte Besitzerin und ich haben Reitunterricht – sie mehr als ich, ich kann ja schon alles – und jetzt weint sie Krokodilstränen. Das ist mal eine Abwechslung zu sonst, wo sie immer Piaffe reiten will, rasend schnell Blutdruck kriegt und mit Frau Reitlehrerin diskutiert. Es muss also etwas wirklich Schlimmes vorgefallen sein. „Buhuhu – warum macht mein Körper nicht das, was ich will?“ weiterlesen
Störende Körperteile einfach abschneiden
„Das Bein ist lang und locker“, sagt Frau Reitlehrerin und guckt auffordernd. Die sogenannte Besitzerin zieht sich davon aber nix an und wackelt weiter enthemmt mit ihren Stampferchen, während sie so tut, als würde sie meinen Trab aussitzen.
„Denk ans rückwärts Radfahren“, schlägt Frau Reitlehrerin als Alternative vor, aber auch das fruchtet nicht. Erstens ist die Frau heute körperlich eh nicht in Höchstform – wann ist sie das überhaupt, fragt man sich – und zweitens mental auch nicht. Wie so oft. Aber nicht verzagen, Frau Reitlehrerin fragen, die hat nämlich noch das ein oder andere As im Ärmel.
Die Frau währenddessen so: Wackel Wackel Wackel. Mir wird schon ganz schlecht von diesem dauernden Geschwanke. Frau Reitlehrerin lässt uns durchparieren zum Schritt und fordert: „Stell dir vor, du hättest gar keine Beine.“
Boah, jetzt geht das wieder los mit diesen bescheuerten inneren Bildern, denkt die Frau und erwidert: „Kann ich nicht.“ „Störende Körperteile einfach abschneiden“ weiterlesen
Die Frau hat Gefühle
Neulich im Reitunterricht: „Das Bein ist lang und locker“, formuliert Frau Reitlehrerin einfach mal so, als Zielvorgabe.
Natürlich ist das Bein alles andere als lang und locker, aber die Frau, meine sogenannte Besitzerin, denkt nicht daran, irgendwas daran zu ändern. Stattdessen presst sie die Oberschenkel womöglich noch fester an den Sattel. Die Absätze weiter hochziehen ist anatomisch unmöglich.
„Lass deine Beine einfach locker herabhängen“, versucht es Frau Reitlehrerin weiter.
„Tu ich doch. Die hängen ganz entspannt“, lügt die Frau. „Die Frau hat Gefühle“ weiterlesen
Das Skelett und die Energie oder auch: Ellenbogen ran!
Neulich im Reitunterricht:
„Die Zügelfäuste ausdrehen und aufrecht hinstellen, du schiebst ja keinen Einkaufswagen!“, korrigiert Frau Reitlehrerin.
Wie kann die das nur sehen, wenn ich ganz am anderen Ende der Reithalle bin, fragt sich die Frau und behauptet: „Hab ich doch, die sind tippitoppi aufrecht!“ Weitere Gedanken, die ihr durch ihren Kopf gehen, sind: Wenn ich mal was richtig mache, kriegt es natürlich keiner mit. Am besten reite ich sowieso, wenn keiner guckt. Menno.
„Sind sie nicht“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Dann würden deine Ellenbogen am Körper anliegen.“
Immer diese Meckerei, das stört total meinen Flow, denkt die Frau. Laut sagt sie: „Das tun sie doch“, während ihre Arme wie Tassenhenkel vom Körper abstehen. „Das Skelett und die Energie oder auch: Ellenbogen ran!“ weiterlesen
Der verwahrende Schenkel, das unbekannte Wesen
„Guck mal, Seitengänge!“, jauchzt die sogenannte Besitzerin, als wir auf dem Zirkel um Frau Reitlehrerin herum schrägeln. „Im Trab und im Galopp!“
„Fehlender äußerer Schenkel“, diagnostiziert Frau Reitlehrerin. „Du reitest ja auf dem Zirkel , um den Pfridolin zu biegen.“
Tue ich das? Ist der Frau zwar neu, aber sie nickt sicherheitshalber.
„Und da biegst du den Pfridolin um den inneren Schenkel.“
„Ganz genau“, strahlt die Frau.
„Und damit er mit der Hinterhand nicht ausweicht – was du für Seitengänge hältst -, benutzt du deinen äußeren Schenkel.“
„Aha.“ Und auf ihrer Stirn steht die Frage: Und was mache ich damit?
„Du legst ihn verwahrend zurück. Und immer, wenn die Hinterhand nach außen ausweichen möchte, übst du Druck aus. Nicht viel, nur als Erinnerung.“
„Verwahrend ist ein blödes Wort“, findet die Frau. „Verwahren, das heißt doch, dass man etwas aufbewahrt.“
„Oder gut darauf aufpasst“, findet Frau Reitlehrerin. „In diesem Fall passt der verwahrende äußere Schenkel auf die Hinterhand auf.“
„Ach so, ja. Und auf was genau passt der da auf?“, fragt die sogenannte Besitzerin, für die alles, was länger als fünf Sekunden zurückliegt, grauer Nebel ist. „Der verwahrende Schenkel, das unbekannte Wesen“ weiterlesen