„Aber ich hab sie doch so lieb!“

Eingedeckte Pferde auf dem Paddock

Warm hier. Die Sonne scheint und ich habe eine dick gefütterte Decke an. Sicherheitshalber mit ebenfalls dick gefüttertem Halsteil, falls ein plötzlicher Blizzard unseren beschaulichen Hof heimsucht. Der Lutschi, was unser spanisches Mähnenwunder ist, trägt ein ähnliches Ensemble, komplett mit dick gefütterter Unterdecke. „Weil er es doch gern warm hat, der kleine Schatz“, flötet die Frau, unsere sogenannte Besitzerin. Ich habe schon mal versuchsweise angefangen, die Decke zu zerbeißen, die zeigt sich aber erstaunlich robust. Das spanische Mähnenwunder verfolgt eine andere Strategie und trinkt erstmal den Wasserbottich leer. Klar, bei den tropischen Temperaturen, die unter der Saunadecke herrschen, ist viel trinken wichtig.

Da kommt die sogenannte Besitzerin schon wieder. „Geht’s euch gut?“, säuselt sie. „Ich frier ja so schnell, das ist sehr unangenehm. Ihr seid ja zum Glück schön warm eingepackt.“

Ja, wir sind jetzt im Saunaclub, denke ich mir und höre nicht weiter zu, weil ich mich erstmal im Matsch wälzen muss. Erfrischend! Wenn ich jetzt noch herausfinde, wie ich die Decke am schnellsten schrotten kann, ist der Tag gerettet. „„Aber ich hab sie doch so lieb!““ weiterlesen

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Aus dem Leben eines Deckenschredders

Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich habs grad sehr eilig. Die Frau will mich eindecken und ich bin dagegen. Es ist viel zu warm. Ich bin doch schließlich nicht so ein Weichei wie das spanische Mähnenwunder, das bei Temperaturen unter zehn Grad zu winseln anfängt. Nein, ich bin ein Kerl wie ein Baum und das Wetter kann mich mal. Außer, wenn es regnet. Oder windig ist. Oder wenn ich Rücken habe. Kommt ja auch mal vor, bei den Gewichten, die ich täglich zu schleppen habe.

Da hinten kommt sie angekeucht. Schaut schon niedlich aus, das kleine Frauchen mit der großen Decke unterm Arm. Ich will aber immer noch nicht eingedeckt werden. Es ist furztrocken, ganz egal, was sie behauptet. Von wegen „Später regnet es und dann freust du dich, wenn du eine Decke anhast.“ Auf solche windigen Versprechungen lasse ich mich nicht ein. Mir ist JETZT warm und ich will JETZT keine Decke. Basta. Außerdem finde ich es ganz reizvoll, kompliziert und rätselhaft zu sein. Ich bin eben ein freier Geist, gefangen in einem hungrigen Pferdekörper. Aber Obacht: Wenn sie mit der Futterschüssel wedelt und in der anderen Hand die Decke hat, heißt es schnell sein 😉 „Aus dem Leben eines Deckenschredders“ weiterlesen

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Herbst

Rosas Decke im Härtetest

Pünktlich zur Paddocksaison fängt der Herbst an. Komisch, wie das immer so auskommt.
Gestern war noch Sommer und wir hatten ganz viel Platz und nicht mehr ganz so viel Gras, heute gibt’s Paddock und Heu, aber so viel, dass Faxe und ich den ganzen Paddock damit dekorieren konnten. Also von daher: coole Sache. Bei Faxe besteht ja immer die Gefahr, dass er aufgrund seiner Tinkerhaftigkeit zum Staubsauger mutiert und alles isst, was er findet. Er sagt dann immer, bei uns könnte man vom Boden essen, es läge ja genug rum 😉 Da kann er sich aber jetzt auf dem Paddock ranhalten und es bleibt immer noch genug für die Frau übrig. Zum Selberessen Aufräumen.

Die Frau ist sich treu geblieben und hat die Gelegenheit genutzt, auf einen Satz mehrere Paddockdecken für mich zu kaufen. Anscheinend hat sie eine Pferdedecken-Flat. Die braucht sie auch, weil mir entweder zu kalt oder zu warm ist – ihr kennt das.

Wir sind jetzt auch alle im Qualitätsmanagement tätig und testen unsere Decken regelmäßig auf Reißfestigkeit. Rosas Lieblingsdecke (ihr seht sie auf dem Foto, und ich soll euch ausrichten, dass die Farbe Berry heisst und total in ist) ist anscheinend ziemlich unverwüstlich. Else hat auch eine Decke in der Farbe. Um ihr zartes, mädchenhaftes Wesen zu betonen, sagt sie. Ja sicher, wenn Else mal grade niemanden durch die Gegend jagt, ist sie wirklich kuschelig und anschmiegsam. Da muss man sich aber beeilen, damit man’s mitkriegt 😉 Ich würde mich auch nicht trauen, sowas zu schreiben, wenn ich nicht genau wüsste, dass Else und ich durch 10.000 Volt getrennt sind 😉

Else und Bonito stehen nämlich auf dem Nachbarpaddock, und Faxe und ich haben ein Paddock nur für uns. Bonito ist neu. Er wohnt erst seit ein paar Wochen bei uns, und in seinem alten Stall war er Herdenchef. Davon merkt man im Moment aber nix, denn die zarte und mädchenhafte Else mobbt ihn. Er hätte die falsche Farbe und man würde sich ja eigentlich gar nicht kennen, meint sie. Da wäre es doch ein bisschen viel verlangt, wenn man so einfach zwangsverpartnert würde. Eigentlich lustig, denn bei Konrad hat sie sich nicht so angestellt. Der hat sie mit seinem gesamten muskelbepackten Körper angelächelt und BAM! war sie hin und weg. Aber jetzt tut sie ganz entrüstet und scheucht Bonito übers Paddock. Der kann ihrer geballten Masse Kraft Anmut nicht wirklich was entgegensetzen und ist beeindruckt. Faxe hat er wohl gesagt, er täte das nur, um ihr Selbstbewußtsein aufzupolieren, aber ich glaube, er lügt. Elses Selbstbewußtsein ist nämlich genauso groß und stark wie Else selbst.

Das war aber nicht immer so. Als sie zu uns kam, kannte sie nur ihre Box und im Sommer mal eine Stunde Einzelweide. Wegen der Verletzungsgefahr und weil sie anscheinend so teuer war, dass ihre früheren Besitzer kein Geld mehr für den Tierarzt übrig hatten. Und jetzt hat sie so viel Spaß – zwar auf Bonitos und meine Kosten, aber wir tun es ja gern irgendwas ist ja immer.

Bonito muss also ganz schön viel laufen, weil Else ihn mobbt. Und wenn ich nicht aufpasse, will Faxe ihn auch jagen. Daran erkennt man, dass ich Chef bin. Nämlich daran, dass ich aufpasse und Faxe abschirme. Der gehört nämlich mir und hat sich nicht mit den Nachbarn zu unterhalten.

Leider ist dieses Chefsein und Aufpassen ganz schön anstrengend – damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin auch ein bisschen entsetzt, wie dynamisch Faxe mit einem Mal ist. So kenne ich ihn gar nicht. Nicht, dass er aus Versehen noch abnimmt 😉 Ich bin auf jeden Fall nach 2 Tagen Chefsein urlaubsreif. Nicht, dass ICH noch abnehme!