Aus dem Leben eines Deckenschredders

Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich habs grad sehr eilig. Die Frau will mich eindecken und ich bin dagegen. Es ist viel zu warm. Ich bin doch schließlich nicht so ein Weichei wie das spanische Mähnenwunder, das bei Temperaturen unter zehn Grad zu winseln anfängt. Nein, ich bin ein Kerl wie ein Baum und das Wetter kann mich mal. Außer, wenn es regnet. Oder windig ist. Oder wenn ich Rücken habe. Kommt ja auch mal vor, bei den Gewichten, die ich täglich zu schleppen habe.

Da hinten kommt sie angekeucht. Schaut schon niedlich aus, das kleine Frauchen mit der großen Decke unterm Arm. Ich will aber immer noch nicht eingedeckt werden. Es ist furztrocken, ganz egal, was sie behauptet. Von wegen „Später regnet es und dann freust du dich, wenn du eine Decke anhast.“ Auf solche windigen Versprechungen lasse ich mich nicht ein. Mir ist JETZT warm und ich will JETZT keine Decke. Basta. Außerdem finde ich es ganz reizvoll, kompliziert und rätselhaft zu sein. Ich bin eben ein freier Geist, gefangen in einem hungrigen Pferdekörper. Aber Obacht: Wenn sie mit der Futterschüssel wedelt und in der anderen Hand die Decke hat, heißt es schnell sein 😉

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Da bin ich anders als das spanische Mähnenwunder, das seine Decken-Kollektion heiß und innig liebt und stumpf nach Schema F eingedeckt werden will. Bei Temperaturen unter zehn Grad nimmt das spanische Weichei gern eine ungefütterte Decke, bei Wind darf es auch die 50 Gramm-Decke sein. Unter fünf Grad sowieso die 50 Gramm-Decke. Und wenn die Temperaturen tatsächlich mal um den Gefrierpunkt liegen oder – Gott bewahre – darunter sinken sollten, ist Holland in Not. Dann bitte dick gefüttert mit Halsteil, fürs Saunafeeling. Und zur Not noch eine Unterdecke.

Für mich ist das nix. Mir ist das zu schematisch und überhaupt zu unflexibel. Und wenn es nicht regnet, will ich keine Decke, so einfach ist das. Falls mich die Frau doch mal erwischen und gegen meinen Willen eindecken sollte – sie ist manchmal listig und arbeitet mit Tricks – schreddere ich auch schon mal spontan den verhassten Lappen, den sie mir mit so viel List und Tücke und der Futterschüssel in der Hand umgebunden hat. Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen und weil ich es kann.

Wenn es dann doch mal regnet und ich nass werde, bin ich natürlich schlechtgelaunt. Klar, wer wäre das nicht. Ist alles die Frau schuld. Die hätte mich ja gefälligst sekundengenau eindecken können. Ist das denn zu viel verlangt? Aber was solls, mit mir kann man es ja machen. Ich gehöre der Frau, ich erwarte also nichts mehr vom Leben.

Wobei die Pferdedecken-Industrie ja mitgedacht hat. Wenn das Wetter gar garstig ist und doch mal der Super-GAU eintritt und mir kaltes Regenwasser über den zarten Körper läuft, dann hab ich Rücken, dann will ich eine Decke und dann heißt es: Naaaaain, ein nasses Pferd kann man nicht eindecken. Kann man doch. Genau für solche Weltuntergangsszenarien, wo die Frau im Vorfeld in jeglicher Hinsicht versagt hat, gibt es Decken mit Fleece-Futter. Und wenn man dann warm und trocken ist und einem keiner die Decke auszieht, schreddert man die einfach. Problem gelöst.

Aber noch ist mir warm. Ich glaube, der Frau auch. Die läuft nicht mehr ganz so schnell hinter mir her 😛

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