„Der Knutschbär mag das Freispringen so gern, total schön!“, schwärmt Frau Knutschbär den Reitprofis hinter der Bande vor. Zum Beweis schleppt sie mehrere Stangen, Sprungständer und ein Cavaletti in die Reithalle und verteilt die da. Dann holt sie Knutschbär aus der Box, der angesichts der Hindernisse große Augen macht und erstmal Hackengas gibt.
„Da seht ihr, wie sehr er sich freut. Er ist schon ganz aufgeregt“, meldet Frau Knutschbär.
Knutschbär, der mit bürgerlichem Namen Chacco Lacco heißt – wegen der Holsteiner Springabstammung – kriegt derweil hektische Flecken und beginnt zu schwitzen. Frau Knutschbär lässt ihn weitergaloppieren und versucht, ihn von unten über die Sprünge zu manövrieren. Was meistens nicht klappt, weil Knutschbär Runde für Runde an den Hindernissen vorbeirennt. Frau Knutschbär lässt sich dadurch aber nicht irritieren und wedelt weiter mit der Longierpeitsche. „Er hat ja so viel Spaß“, ruft sie.
Man kann ihr auch gar nicht böse sein, denn sie liebt ihren Knutschbär sehr und will nur das Beste für ihn. Leider hat ihr aktueller Trainer Freispringen verordnet, damit Knutschbär mehr Routine bekommt. Außerdem soll Knutschbär mehr Höhe machen. Nach Möglichkeit, ohne dass ihm Frau Knutschbär währenddessen im Kreuz hockt, die findet das nämlich gruselig. Knutschbär auch, aber weil er doch so toll springbetont gezogen ist, glaubt man ihm das nicht und stellt ihm immer höhere Sprünge in den Weg.
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Zum Glück hat Frau Knutschbär keine gescheite Sprunggasse gebaut. So kann Knutschbär an den unheimlichen und unpassend aufgebauten Sprüngen vorbeilaufen, während er eine Panikattacke nach der anderen schiebt. Gesprungen wird eher wenig, dafür nimmt die Anzahl der Fluchtversuche und auch das Tempo zu. „Aber er mag das so gern“, beteuert Frau Knutschbär.
Als nächstes ist Frau Reitlehrerin mit ihrem Dieter in der Halle. Dieter ist eigentlich dressurbegabt, genießt aber bei Frau Reitlehrerin eine vielseitige Ausbildung und kann also auch springen.
Als erstes baut Frau Reitlehrerin eine Sprunggasse auf, indem sie weitere Sprungständer so platziert, dass daraus eine Gasse an der langen Seite wird. Die Sprungständer verbindet sie mit Flatterband, was nicht optimal ist, aber im Zweifelsfall zerreißt, so dass sich Dieter nicht daran verletzen kann. In diese Gasse stellt sie das Cavaletti und zwei niedrige Sprünge, deren Abstände sie sorgfältig ausmisst. Dieter ist schon aufgewärmt, weil er vorher auf dem Reitplatz longiert wurde. Die berühmte Lösungsphase hat also stattgefunden und Streber-Dieter galoppiert locker durch die Sprunggasse, wobei er die Sprünge souverän und ökonomisch überwindet. Nach jedem Durchgang bekommt er ein Leckerli und darf einmal entspannen und durchschnaufen. Nach wenigen Runden ist auch schon wieder Schluss, „damit er die Freude daran nicht verliert.“
„Ja aber – die Sprünge waren doch pippi-niedrig!“ „Der musste sich ja gar nicht anstrengen!“ „Da war gar kein Tempo drin, keine Dynamik!“, meckern die Reitprofis hinter der Bande.
„Nein, nur ein Pferd, das losgelassen und mit guter Bascule springt“, lächelt Frau Reitlehrerin.
Bascule muss ich vielleicht erklären, das heißt, dass das Pferd nicht wie ein Hirsch hüpft, sondern über dem Sprung den Rücken aufwölbt. Was ja in der Reiterei sehr wichtig ist.
Knutschbär sieht mittlerweile aus wie aus dem Wasser gezogen und wird von seiner Besitzerin im Kreis geführt. „Gell, das hat dir wieder gutgetan! So viel Spaß hast du gehabt! Da führ ich dich gern eine Stunde trocken. Der Dieter hätte bestimmt auch gern weitergemacht“, bemerkt sie zu Frau Reitlehrerin, die ihr Pferd im Rahmen des Cool down ebenfalls Schritt führt.
„Wir hören auf, wenn’s am schönsten ist. Wenn wir warten, bis die Pferde nicht mehr können, sind sie beim nächsten Mal nicht mehr motiviert. Das funktioniert übrigens bei Pferden genauso wie bei Menschen“, antwortet Frau Reitlehrerin sehr entspannt und lässt Frau Knutschbär sprachlos stehen.
Bild: Felix Wolf, Pixabay
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