Für euch gelesen

Cover " Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen - Das Lexikon für Nicht-Reiter"

„Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen“ – da weiß man doch schon alles, oder? Wer sich in dieser Situation wiederfindet, muss nicht verzweifeln, denn Rettung naht! Und zwar in Form dieses Buchs, das Reitersprache in Deutsch übersetzt.

Aber hier erstmal die Eckdaten:

Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen – das Lexikon für Nicht-Reiter
132 Seiten mit Illustrationen
Verlag: BoD – Books on Demand
Taschenbuch 14,00 EUR/ Hardcover 20,00 EUR „Für euch gelesen“ weiterlesen

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Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?

„Nicht schon wieder“, stöhnt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als Frau Reitlehrerin mit ihrer zum Verrücktwerden guten Laune vorschlägt, das anfängliche Schrittreiten vor der Reitstunde durch Warmführen zu ersetzen. Und warum stöhnt sie so? Weil wir das schon mal hatten. Und warum möchte Frau Reitlehrerin das? Ich will es euch erklären. Sobald die sogenannte Besitzerin auf mir rumsitzt und am langen Zügel Schritt reitet, hat sie das Handy in der Hand und schreibt WhatsApps oder guckt Videos, wobei sie häufig kichert. Außer beim Ausreiten, da traut sie sich das nicht. Da hält sie sich an den Zügeln fest und guckt wild in der Gegend herum.

Also kein Fleischtransport mehr, sondern koordiniertes Führen. Ich bin gespannt. Ich meine, schließlich ist die sogenannte Besitzerin dabei 😀

Im Moment leistet Frau Reitlehrerin allerdings noch Überzeugungsarbeit, weil die Frau verstockt dreinblickt und sich weigert, zu kooperieren: „Schließlich heißt es REITstunde und nicht Führstunde!“ „Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?“ weiterlesen

Iiiiiiiiihhhhhhh Pferdemist!

„Aus dem Weg, ich hab gleich Reitstunde“, erklärt die sogenannte Besitzerin wichtig und zieht mich vom Putzplatz weg in Richtung Reithalle. „Fegen muss ich nicht, ich hab ja keine Hufe ausgekratzt.“ Das bleibt keinem verborgen, denn mit jedem Schritt fällt mir ein Klumpen Stallmist aus den Hufen. Was aber egal ist, denn für das Fegen der Wege ist glücklicherweise jemand anders zuständig.

Frohgemut wandern wir dahin und sind schon fast da, als uns eine freundliche Stimme begrüßt. Es ist unsere one and only Frau Reitlehrerin, die meine Möchtegern-Reiterin fragt, ob sie nichts vergessen hat. Kurzer Kontrollblick: Reithelm, Pferd, Sattel, Trense, nö. Die sogenannte Besitzerin ist sich keiner Schuld bewusst. „Iiiiiiiiihhhhhhh Pferdemist!“ weiterlesen

Seitengänge erschreiten

Geradeaus ist auch schön

„Das sieht aber schön aus!“ Und eigentlich auch ganz einfach. Letzteres denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, aber vorsichtshalber nur, während sie Frau Reitlehrerin und ihren Dieter dabei beobachtet, wie die von Schulterherein ins Travers und schließlich ins Renvers wechseln. Ganz leicht und mühelos sieht das aus. Wo doch die sogenannte Besitzerin schon Synapsenklappern kriegt, wenn sie sich an die jeweiligen Hilfen zu erinnern versucht und daran, wie das Pferd für welchen Seitengang gebogen sein muss und in welche Richtung sich das vordere Ende bewegt und wohin das hintere Ende währenddessen geht. „Seitengänge erschreiten“ weiterlesen

Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr

Ein Pferd guckt fragend in die Kamera

„Furchtbar, diese Warterei“, seufzt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Dass der Tierarzt immer so unpünktlich ist!“

Die anderen Reitprofis, die für gewöhnlich dann am besten reiten, wenn sie hinter der Bande stehen und lästern, nicken. Reitprofi Nummer Eins berichtet: „Letzten Sonntag hab ich eine halbe Stunde lang gewartet, un-mög-lich! Dabei hatte der arme Edelbert solche Schmerzen, der konnte gar nicht laufen.“

„Oje, was hatte er denn?“

„Einen Stein im Huf. Der Tierarzt hat den Huf ausgekratzt und dann war es direkt wieder gut.“

„Sonntags im Notdienst?“ „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr“ weiterlesen

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Da kann man ja gar nicht hingucken!

Ein sehr hübsches Pferd schaut in die Kamera und streckt die Zunge heraus

„Da kann man ja gar nicht hingucken, so schlecht, wie die reitet!“, giftet die Frau, meine sogenannte Besitzerin. Dann tu‘s doch auch nicht, möchte man ihr sagen, aber sie ist noch nicht fertig: „Und wie die sitzt! Toootal steif und unkoordiniert. Ganz furchtbar.“ Nein, die sogenannte Besitzerin spricht nicht von sich selbst. Hab ich aber auch anfangs gedacht. Aber dann bin ich ja auch hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Langsam kommt die Frau auf Betriebstemperatur: „Und der arme Sunny ist total verspannt und gestresst, weil ihm dauernd im Maul herumgezogen wird. Und Schlauchgeräusche hat er auch.“ Dabei weiß sie erst seit ein paar Tagen, dass Schlauchgeräusche Verspannungen anzeigen. Ihr wisst schon, dieses laute Geräusch, was man manchmal hört. Und es ist definitiv kein Zeichen von Losgelassenheit. Ihre Stimme wird lauter: „Und der läuft so hektisch, dass ich gar nicht hingucken kann und selber angespannt bin. Schon wegen dem Pfridolin, der will nämlich nur noch weg und ich kann so nicht reiten.“ Sie schwankt kurz zwischen Wutanfall oder Tränenausbruch und entscheidet sich dann für beides: „UND ICH KANN SO NICHT REITEN! BUHUHU!“ „Da kann man ja gar nicht hingucken!“ weiterlesen

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Unterricht beim Meister

„Der Meister kommt zu uns!“ jauchzt die Frau, meine sogenannte Besitzerin.

„Und was will er da?“, erkundigt sich der Mann, der uns vor einiger Zeit zugelaufen und komischerweise immer noch da ist.

„Na, mir Unterricht geben natürlich!“ Die sogenannte Besitzerin hat nämlich was Falsches gegessen und davon anscheinend komische Visionen bekommen. Eine davon ist es, beim Meister des spirituellen Reitens Unterricht zu nehmen, den sie bislang nur heimlich und aus der Ferne bewundern konnte. Sie spricht weiter: „Weil ich doch jetzt zum Inner Circle dazugehöre, zu den Auserwählten, mit denen er persönlich spricht. Die anderen können ihn nur im Internet bewundern. Die Armen.“

Arm ist wohl in erster Linie die sogenannte Besitzerin, denn die Erleuchtung durch den Seelenformer, wie ihn seine AnhängerInnen nennen, kostet eine Kleinigkeit. Dafür kriegt man aber auch was geboten: Die Aura des Meisters und seines Mediums, das für ihn mit denen spricht, die nicht auserwählt sind, bestimmt jede Menge Weisheit und Erleuchtung und schließlich die Vermittlung der spirituellen Reitkunst, die der Meister von seinen Vorfahren mündlich überliefert bekommen hat. „Unterricht beim Meister“ weiterlesen

Schlangenlinie – einfach oder kompliziert?

„Und was reiten wir jetzt Tolles?“, mault meine Reiterin. Wir haben Reitstunde und Frau Reitlehrerin hat etwas Besonderes versprochen, für all die guten Vorsätze, die aus der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, herauswollen. Und da macht man sich als Reiterin natürlich Vorstellungen. Von Piaffe, Pilaren möglicherweise, aber zumindest von einem mittelgroßen Symphonie-Orchester als Begleitung für all das Künstlerische, was die sogenannte Besitzerin auf die nichtsahnende Menschheit loslassen will. Und was gibt es nun tatsächlich? Ein paar Pylonen. „Ich kann dir auch noch Dualgassen und Cavaletti aufbauen“, strahlt Frau Reitlehrerin, „aber vielleicht erst nach dem Aufwärmen.“ „Schlangenlinie – einfach oder kompliziert?“ weiterlesen

Natürlich klassisch. Glaube ich jedenfalls

Zwei Pferde. Eins will das andere zwicken.

„Ach guck, so kann man es auch machen“, denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als sie die neue Einstallerin mit ihrem Pferd in der Reithalle beobachtet. Amadeus ist groß und sportlich, seine Reiterin auch. Die Frau und ich sind ja beide mehr barock veranlagt. Auf den ersten Blick sieht das auch ganz schön aus, was die beiden da so treiben. Amadeus‘ Kopf ist an der Senkrechten, manchmal auch leicht dahinter, und Frau Amadeus ist sitztechnisch so gut, dass sie die Sporen kontrolliert einsetzen kann. Beim zweiten Blick erkennt man, dass Frau Amadeus muskulöse Oberarme und mindestens zehn Kilo in jeder Hand hat, die Anlehnung also nicht ganz so federleicht ist, wie unsere Frau Reitlehrerin das gern hätte. Die Übergänge klappen erst im dritten Anlauf und Amadeus wird im Verlauf der Reiteinheit auch nicht immer besser, sondern immer schlechter, bis er irgendwann müde ist und sich Frau Amadeus durchsetzt. Denn die gezeigte Reiterei hat etwas von einer Diskussion, bei der die Wellen immer höherschlagen, bis schließlich einer gewinnt. Ab dann verkriecht sich Amadeus hinter der Senkrechten. „Ich reite klassisch, da muss das so“, erklärt Frau Amadeus auf Nachfrage. „Natürlich klassisch. Glaube ich jedenfalls“ weiterlesen

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Neues Jahr, neue Vorsätze

„Aber jetzt mache ich das ganz bestimmt“, überlegt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Ganz bestimmt will ich nie mehr was essen und mich mehr bewegen. Und auch malen und ein Musikinstrument lernen.“ Wenn sie sowas sagt, liegt sie für gewöhnlich faul auf dem Sofa oder sitzt gemütlich im gut geheizten Reiterstübchen, wo sie mit glasigem Blick die Wand anstarrt. Noch nicht mal für einen Blick in die Reithalle reicht die Energie. „Ich will nämlich mein künstlerisches Temperament ausleben. Außerdem ist das gut fürs Reiten. Rechte Gehirnhälfte und so“, fährt sie träumerisch fort. „Ich sehe es ganz deutlich vor mir. Schöne Musik. Hach! Und das schöne Reiten fließt einfach so aus mir heraus. Weiche, tänzerische Bewegungen und der Pfridolin und ich sind quasi eins. Wie tanzen, nur besser.“ „Neues Jahr, neue Vorsätze“ weiterlesen