„Na weil das zum feinen Reiten dazugehört?!“

„Ich weiß gar nicht genau, wie man dem Pfridolin die Kandare anzieht, kannst du mal eben gucken?“

Und ich weiß gar nicht genau, wieso ich noch hier bin. Jetzt fällt es mir ein: Weil ich angebunden bin und den Strick nicht schnell genug aufgeknotet habe.

„Wieso möchtest du dem Pfridolin denn eine Kandare anziehen?“ Das ist Frau Reitlehrerins Stimme. Ein Glück, sie ist gerade noch rechtzeitig gekommen, um mich zu retten.

„Na weil das alle so machen und weil es einfach Zeit dafür ist!“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist es leid. Sie will jetzt endlich Reitkunst treiben oder zumindest hohe Schule reiten und dafür braucht man nun mal eine Kandare. Das weiß doch schließlich jeder.

„Bist du denn schon mal mit Kandare geritten?“

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„Natürlich nicht, das weißt du doch. Aber irgendwann muss ich das ja lernen. Es kann auch nicht sooo schwer sein, sonst würde das nicht jeder machen. Also jeder außer mir.“ In ihrer Stimme schwingt ein deutlicher Vorwurf mit. Auffordernd schlenkert sie mit dem neu gekauften Kandarenzaum, an dem die Gebisse unheilvoll klimpern.

„Wieso denkst du denn, dass du das lernen musst?“ Frau Reitlehrerin staunt.

„Na weil das zum feinen Reiten dazugehört?! Können wir dann bitte endlich anfangen?“ Ich weiß nicht, ob ich das bereits erwähnt habe, aber Geduld ist nicht die Kernkompetenz der sogenannten Besitzerin.

Frau Reitlehrerin atmet einmal tief durch und lächelt ein pädagogisches Lächeln. „Meiner Meinung nach gehört das Reiten mit Kandare nicht zu den Dingen, die jeder tun sollte. Wenn man schon mit Kandare reitet, sollte man auch reiterlich so weit sein, dass man die Kandare eigentlich nicht mehr benötigt und alle Lektionen genauso gut mit Trense reiten kann. Ein kluger Mann** hat gesagt: ‚Die Kandare dient nicht dem feineren Reiten, sie überprüft, ob das Reiten fein genug ist.‘ Und ich finde, da hat er recht. Nicht nur das Pferd muss kandarenreif sein und sich in beginnender Versammlung jederzeit selbst tragen, auch der Reiter muss kandarenreif sein und mit feiner Hand so unauffällig einwirken, dass man es von außen nicht sieht.“

„Auf den Fotos im Internet sieht das aber ganz anders aus“, merkt die Frau an.

„Da hast du leider recht“, seufzt Frau Reitlehrerin. Dann lächelt sie: „Aber wir müssen ja nicht um jeden Preis irgendwie mit Kandare reiten, wir können es uns – und dem Pfridolin – erlauben, fein und schön und handunabhängig zu reiten. Was meinst du: Wie viele von den Reitern, die grob mit der Kandare einwirken, können auch mit Halsring reiten?“

Ich rate mal: nicht unbedingt jeder. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Die sogenannte Besitzerin guckt nachdenklich. Das wusste sie ja gar nicht, dass es so etwas Besonderes ist, mit Halsring zu reiten! Und freiwillig würde sie das auch nie machen, weils halt uncool aussieht. Sondern nur, wenn es Frau Reitlehrerin anordnet, weil es wieder um irgendwas mit Sitz oder Einwirkung geht. Aber vielleicht ist das ja doch etwas, worauf sie stolz sein kann? Nachdenklich hängt sie den hübschen neuen Kandarenzaum weg und holt stattdessen den Halsring.

Mein kleiner Mensch. Manchmal bin ich richtig stolz auf sie.

Bild: Keine Kandare.

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** = Das war Martin Plewa. Guter Spruch, oder?

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