Jetzt ist ja bald wieder dieses Weihnachten. Man erkennt es daran, dass die sogenannte Besitzerin noch verpeilter ist als sonst. Ständig murmelt sie von Geschenken, die sie gekauft hat und von Geschenken, die sie noch kaufen muss, vor allem für die Leute, mit denen sie sich nichts schenken will.
Zum Glück wird dieses Jahr nicht gebacken. Ich erinnere mich noch an die Leckerli-Experimente im vergangenen Jahr, wo es verschiedene Sorten gab, und zwar unterschiedliche Formen, aber alle mit dem gleichen Räucher-Aroma. Der Mann hat aus Versehen welche gegessen und möglicherweise ist das der Grund, warum die Hexenküche dieses Jahr geschlossen bleibt.
Aber der Wahnsinn geht natürlich weiter, er sucht sich nur ein anderes Ventil. Sie bastelt jetzt nämlich. Man darf das aber nicht laut sagen, dann kriegt man gleich Ärger mit ihrer sensiblen Künstlerseele, die sich auf diese Art ausdrücken will. Also streiche basteln, setze kreativer Schaffensprozess. Auch wenn das Ergebnis aussieht wie ein krummer Tannenzweig mit einem Lappen dran, so ist es doch eine ernstzunehmende künstlerische Auseinandersetzung mit den Szenarien Weihnachten und Wolle. Und auf einer anderen Ebene mit den Themenbereichen Wärme und Nächstenliebe, weil irgendwer kriegt das ja verehrt und derjenige hat sich gefälligst darüber zu freuen.
Manchmal sitzt sie auch bei uns auf der Stallgasse und hantiert mit sehr viel Wolle und sehr langen Stricknadeln. Dabei murmelt sie Dinge wie „drölfzigtausend Maschen aufnehmen“ „hundertvierzig Zentimeter Rückenlänge“ und guckt uns kritisch an. Meint ihr, wir sind in Gefahr?
Aber dann denke ich mir, dass sie ihre wolligen Ambitionen bestimmt am Mann auslässt, weil der ja zum Glück mehr mit ihr zu tun hat als wir. Was eigentlich gemein ist, weil der Mann nett ist und uns immer Kekse mitbringt. Und wenn ihn die Frau wollig einkleidet und das handwerklich so abläuft, wie wir sie kennen, dann tut er mir schon ein bisschen leid. Kunst kommt bekanntlich von Können, und sie kann es nun mal nicht, das ist bei der Reitkunst genau dasselbe wie bei der Strickkunst.
Ich bedauere den Mann aber nicht lange, denn ich habe einen vollen Terminplan. Da steht aktuell Essen und Wälzen drin, Reihenfolge beliebig. Und wenn ihr mich dann entschuldigen würdet, ihr seht ja, ich bin voll im Stress.
Habt ein schönes Weihnachtsfest, lasst es euch gut gehen und stay tuned. Ich glaube nämlich, mit der sogenannten Besitzerin wird es im nächsten Jahr auch nicht besser 😀

