„Im Herbst reite ich nicht mehr aus“, verkündet die Frau, meine sogenannte Besitzerin.
„Warum denn nicht?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.
„Weil der Pfridolin sich da ständig erschreckt und komische Sachen macht.“ Düsterer Blick seitens der Frau.
„Zum Lachen?“
„Nein, die andere Sorte komisch. Die, wo man fast runterfällt.“
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„Das ist aber doch schade. Ausreiten ist ein schöner Ausgleich für die Dressurarbeit in der Halle oder auf dem Platz. Die Pferde müssen auch mal geradeaus gehen und den Kopf freibekommen, und man selber möchte das ja auch“, lächelt Frau Reitlehrerin, die eine unerschütterlich positive Einstellung zu fast allem hat.
„Na ja.“ Die sogenannte Besitzerin verzieht das Gesicht. „Wenn die Sonne scheint und wenn kein Wind weht. Und wenn auf der Landstraße keine Autos unterwegs sind. Und keine Trecker. Und wenn der Hund am roten Haus nicht im Garten ist. Und wenn am Wald kein Hochsitz wäre. Und wenn es den Bahnübergang nicht gäbe. Dann würde das sicher Spaß machen.“
„Sonst nicht?“
„Nee. Weil er da nämlich immer wegspringt. An der Landstraße, am roten Haus, am Hochsitz und am Bahnübergang auch. Je-des Mal. Immer. Das ist total unheimlich.“
„Und was macht der Lutschi dann?“ Frau Reitlehrerin weiß, dass die Frau nicht allein ausreitet. Sondern dass meistens das spanische Mähnenwunder namens Lucero mit dem tiefenentspannten Mann darauf mitkommt.
„Nix. Der versucht immer nur, zu fressen. Weil der total unerzogen ist. Ist alles der Mann schuld.“
„Das ist doch gut, damit können wir arbeiten.“
„Mit dem Lutschi? Wieso?“
„Wenn der Pfridolin immer an bestimmten Stellen ein bestimmtes, unentspanntes Verhalten zeigt, dann kann man diese Regelmäßigkeit ja nutzen und ihm ein neues, entspanntes Verhalten antrainieren. Und dass der Lutschi die Ruhe weghat und sich nicht fürchtet, das hilft euch.“
„Davon hab ich bisher nichts gemerkt. Also dass mir das hilft.“ Die Frau runzelt die Stirn.
„Stell dir mal vor, wenn der Lutschi da jedes Mal mitmachen würde und sich der Pfridolin und der Lutschi gegenseitig hochspulen. Das wäre wirklich unentspannt“, lächelt Frau Reitlehrerin.
„Also mir reicht das jetzt schon“, gibt die Frau zu bedenken.
„Deshalb führen wir jetzt eine neue Ausreit-Routine ein“, schlägt Frau Reitlehrerin mit einem strahlenden Lächeln vor und fragt bei der Gelegenheit nach, was denn das Whoa-Training macht.
Whoa ist praktisch mein zweiter Vorname, damit kenne ich mich mittlerweile aus. Die sogenannte Besitzerin hat fleißig geübt und ist nun bereit für neue Herausforderungen. Das findet jedenfalls Frau Reitlehrerin und lobt sie sehr für ihre Motivation.
Die Frau ist mittlerweile auch schon halb überzeugt und fragt vorsichtig nach, wie sich Frau Reitlehrerin das mit den neuen Routinen denn vorstellen würde.
„Ihr müsst ja auf dem Hin- und auf dem Rückweg die Landstraße überqueren. Du könntest als neue Gewohnheit einführen, dass ihr in sicherem Abstand von der Landstraße zehn Sekunden stehenbleibt und die dann erst überquert. Damit hast du dich für den Fall abgesichert, dass es der Pfridolin auf dem Heimweg besonders eilig hat. Wenn du jedes Mal zehn Sekunden wartest, bevor ihr die Straße überquert, stehen die Chancen gut, dass er das auch macht, wenn er auf Autopilot unterwegs ist.“
„Hm. Das könnte sogar klappen.“ Die sogenannte Besitzerin guckt nachdenklich. „Und was ist mit dem Hund am roten Haus? Der versteckt sich immer und springt dann plötzlich am Gartenzaun hoch, um die Pferde zu erschrecken.“
„Da könntest du es genauso machen, aber dieses Mal bekommt der Pfridolin Leckerli oder darf grasen, wenn er in der Nähe des Zaunes warten muss, denn das ist wirklich anspruchsvoll. Aber wenn du das ein paar Mal gemacht hast, wird er Hund und Leckerli gedanklich miteinander verbinden und die Situation nicht mehr ganz so gruselig finden. Vor allem, wenn der Lutschi bei den ersten Übungen zwischen ihm und dem Zaun ist. Für den Lutschi ist es übrigens auch schön, wenn er für seine Abschirm-Dienste etwas Leckeres bekommt.“
„Und beim Hochsitz?“
„Da machst du es genauso. Wenn er den Hochsitz unheimlich findet, darf er dort grasen. Du wirst sehen, dass ihn das schnell überzeugt.“ Frau Reitlehrerin lacht.
„Ja aber der Bahnübergang. Der ist wirklich, wirklich schlimm. Da fährt zwar nur zweimal am Tag ein Güterzug durch, aber das ist krass unheimlich. Da will er immer durchstarten und da kann ich ihn auch verstehen.“ Das Frauchen ist ganz schön empathisch geworden, findet ihr nicht auch? Hach ♥️
Aber Frau Reitlehrerin weiß auch in diesem Worst Case Szenario Rat. „Wenn da ein Zug kommt – den hört man ja schon lange vorher – dann sitzt du ab und stopfst den Pfridolin mit Leckerli voll. Dabei haltet ihr möglichst viel Abstand von den Gleisen und schirmt die Pferde mit eurem Körper ab, indem ihr euch zwischen den Zug und die Pferde stellt. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass der Pfridolin dir nicht auf die Füße steigen kann, wenn er zur Seite springt. Der Mann und der Lutschi machen es genauso und dann ist die Situation schon wesentlich entspannter“, lächelt Frau Reitlehrerin und fasst zusammen: „Das sind sehr schöne Trainingssituationen, wo ihr beide viel lernen könnt.“
Immer diese widerliche positive Einstellung, denkt die Frau, muss aber zugeben, dass es wirkt. Der Berg Probleme ist deutlich geschrumpft und sie plant fast schon gutgelaunt die nächste Trainingssituation. Und ich plane sehr viele zusätzliche Mahlzeiten. Läuft bei uns, oder?
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