„Warum machst du das eigentlich?“ Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, steht hinter der Bande und beobachtet Frau Reitlehrerin, die ihren Dieter reitet. Dieter geht lockeren, raumgreifenden Schritt und Frau Reitlehrerins Hände folgen weich der Nickbewegung seines Kopfes und Halses. „Das Gewackel mit den Händen meine ich. Die anderen machen das nicht.“ Die Frau zeigt auf die anderen Reiter, alles amtliche Dressur- und Springcracks und die, die sich dafür halten. Wobei deren Pferde allerdings im Schritt keine Nickbewegung zeigen. Beziehungsweise das nicht können, weil der Zügel das blockiert. „Die Hand soll doch eigentlich ruhig sein, hab ich mal gehört.“
Und außerdem siehts blöd aus, dieses Vor und Zurück. Und viel cooler, wenn mans nicht macht, denkt sie nämlich. Sie ist aber immerhin schlau genug, erst mal zu fragen, wozu das denn gut sein soll. So viel hat sie mittlerweile schon gelernt. Mein kleiner Mensch ♥️ Da war das Geld für den Reitunterricht doch eine sinnvolle Investition. Im Moment ist aber kein Unterricht, da belästigt sie Frau Reitlehrerin im Privatleben.
Die ist durch und durch Pädagogin und ich glaube, sie frühstückt Heiligenscheine. Frau Reitlehrerin also erklärt. „Die Reiterhand muss ruhig sein und darf das Pferd nicht im Maul stören, aber gleichzeitig muss sie sich bewegen und weich der Bewegung des Pferdekopfs folgen. Egon von Neindorff, ein alter Reitmeister, hat gesagt: Die Hand steht still und sie bewegt sich doch: still zum Maul hin und bewegt für das Auge!.“
Die Frau guckt komisch.
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Frau Reitlehrerin übersetzt: „Deine Hände und deine Arme haben eine weiche, aber elastische Verbindung zum Pferdemaul, so dass du den Pfridolin nicht mit der Hand im Maul störst. Durch die angewinkelten Ellbogen und die aufgestellten Zügelfäuste mit dem Daumendach ist gewährleistet, dass die Bewegung des Pferdemauls bis zu deinen Schultern und noch weiter durch deinen Körper schwingt.“
Die Frau guckt immer noch komisch.
„Der Pfridolin – oder in meinem Fall der Dieter – bleibt ja nicht stehen, der bewegt sich. Also bewegt sich sein Kopf auch. Im Schritt macht er die stärkste Nickbewegung, da muss ich seiner Bewegung besonders stark folgen. Also: bewegt sich das Pferdemaul, muss sich auch die Hand bewegen, um zu ihm still zu stehen und es nicht zu stören.“
Im Kopf der Frau rattert es. Sie bewegt sich und gleichzeitig steht sie still – verrückt. Um das zu verarbeiten, fragt sie weiter. „Und dieses Daumendach – das ist ja überhaupt ein blödes Wort. Wozu ist das eigentlich gut?“
„Dadurch bleibt das Handgelenk locker. Nur in dieser Position ist der Daumenmuskel locker und sorgt dafür, dass das Daumengrundgelenk nicht festgestellt wird. Wenn du den Daumenmuskel anspannst, wird ganz automatisch das Handgelenk fest und die Schulter blockiert, so dass du der Bewegung des Pferdemauls nicht mehr weich folgen kannst.“
„Schon doll, wie kleine Dinge so große Auswirkungen haben können und wie in so einem Körper alles zusammenhängt“, staunt die Frau. „Und wie lernt man das?“
„Das kannst du ganz prima zuhause als Trockenübung machen“, schlägt Frau Reitlehrerin vor. „Ihr braucht ein Paar Zügel, in die ein Gebiss verschnallt ist, und dann nimmt der Mann das Gebiss in seine Hände und spielt das Pferd und du bist die Reiterin, nimmst die Zügel vorschriftsmäßig auf und gehst hinter ihm her, wobei du versuchst, ihn nicht im Maul zu stören.“
Da werden mit einem Mal Erinnerungen wach. „Genau wie im Workshop Feine Hilfen!“, ruft die Frau und Frau Reitlehrerin lächelt fein, hatte sie der sogenannten Besitzerin doch genau diesen Kurs ans Herz gelegt 😉 „Und immer schön ans Daumendach denken, du wirst sehen, das hilft dir.“
Die Frau bedankt sich (auch das ist neu – gutes Frauchen!) und düst hoch motiviert nach Hause. Und die anderen Reitprofis vor und hinter der Bande gucken zumindest nachdenklich. Und wer weiß, vielleicht packt der ein oder andere nachher noch ein Paar Zügel mit Gebiss dran ein, um zuhause seiner Feinmotorik auf die Sprünge zu helfen.
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