Die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, will ja Reitkunst treiben. Am liebsten, wenn keiner guckt. Weil die Neider und die Unwissenden immer so schlechte Stimmung machen. Also werde ich im Morgengrauen notdürftig geputzt („Sieht ja keiner“), gesattelt und getrenst und in die Reithalle verschleppt geführt.
Zu dieser nachtschlafenden Zeit kriege ich die Augen kaum auf geschweige denn die Füße gehoben. Also schlurfe ich im untertourigsten Schleichgang daher. Kurz vor dem Stehenbleiben, eigentlich. Macht aber nix, weil sich die sogenannte Besitzerin nicht einkriegt vor Begeisterung. „Das sind doch halbe Tritte,“ jubelt sie. „Oder nein, PIAFFE!“
Ich bleibe stehen, sie fällt mir um den Hals, kräht: „Oh mein Gott, Piaffe! Ich wusste doch, dass ich das kann!“ und stopft mich mit Leckerchen voll. Läuft bei mir 😊 und ist auch gar nicht anstrengend 😊
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Allmählich kriegt sich die Frau wieder ein und weil ich sie schon länger kenne, wundere ich mich auch nicht, als sie eine Wiederholung verlangt. Ich schlurfe im zuckeligsten Zuckeltrab drei, vier Tritte und bleibe wieder stehen. Meine Reiterin jubelt: „Ich fasse es nicht! Ich kann piaffieren!“
Kannst du nicht und ich kann es auch nicht, würde ich an dieser Stelle gern sagen. Und warum um alles in der Welt muss es unbedingt Piaffe sein? Aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde unterdrückt. Zum Glück hat die Frau aber so laut „ICH KANN PIAFFE, ICH BIN KRASS COOL!“ geblökt, dass Frau Reitlehrerin neugierig um die Ecke kommt.
„Echt? Zeig mal“, lächelt sie.
„Ich kann aber nicht, wenn jemand guckt“, ziert sich die sogenannte Besitzerin.
Ich kann aber, und also zeige ich genau das Geschleiche, für das ich gerade mit Leckerli überhäuft wurde, denn jetzt bin ich auf den Geschmack gekommen. Für so wenig Anstrengung so viele Kekse – Hammer!
„Schon wieder Piaffe, von ganz allein!“, jauchzt die Frau.
Und die Kekse kommen auch von ganz allein. Also alles super, nur Frau Reitlehrerin guckt komisch. „Das war ein sehr schöner Schleichtrab. Langsam, aber nicht versammelt.“
„Gar nicht wahr, das war Piaffe. Der Pfridolin ist voll auf der Stelle getrabt!“ Die sogenannte Besitzerin kriegt Blutdruck. Da kann sie mal was, was die berühmten Leute auch können, und dann ist es auch wieder nicht richtig.
„Piaffe ist so viel mehr als nur Trab auf der Stelle“, lächelt Frau Reitlehrerin pädagogisch. „Piaffe ist das Höchstmaß an Versammlung, das ein Pferd auf dem Boden erreichen kann. Danach kommen nur noch die Schulen über der Erde. Versammlung bedeutet ja, dass der Pfridolin die Hanken beugt, also die großen Gelenke der Hinterhand, und dass er hinten mehr Last aufnimmt. Dadurch senkt sich die Kruppe, der Rücken wird aufgewölbt und der Pfridolin richtet sich in der Vorhand auf, wobei das Genick den höchsten Punkt bildet. Du siehst und fühlst also ein Absenken der Hinterhand und gleichzeitig ein Anheben der Vorhand.“
„Ja eben“, antwortet die Frau bockig. „Wenn man Piaffe reiten kann, dann kann man reiten. Außerdem ist es nicht so unbequem und so unheimlich wie die anderen Sachen, die die Reitprofis so zeigen.“
Hmmm. Frau Reitlehrerin lächelt noch einen Hauch einfühlsamer. „Reiten kann man eigentlich nie. Es gibt immer etwas, was man verbessern oder verfeinern kann.“
Und zack, noch schlechtere Laune. „Woran merkt man denn dann, wann man es so halbwegs kann?“
„Wenn dein Pferd sich bei dem wohl fühlt, was ihr beide tut. Wenn es Spaß an der gemeinsamen Betätigung hat. Ganz platt gesagt, wenn es sich darauf freut, geritten zu werden.“
Das sind ja ganz neue Herausforderungen! Und eigentlich ist es unmöglich. Obwohl…. Bei Frau Reitlehrerin sieht es immer so fluffig und harmonisch und auch irgendwie einfach aus, wenn die mit ihrem Dieter in der Reithalle unterwegs ist. Vielleicht kann man das ja doch lernen? Verzagt und doch hoffnungsvoll blickt die sogenannte Besitzerin Frau Reitlehrerin an. „Zeigst du mir, wie das geht?“
Ist sie nicht putzig? Mein kleiner Mensch. Manchmal bin ich richtig stolz auf sie.
Bild: Keine Piaffe. Nur „oder so“.
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