Auf der Suche nach dem OMMMM

Die Frau hat Olympia geguckt und „will das jetzt auch“, wie sie dem Mann erklärt. Praktischerweise ist gleich Reitstunde, so dass auch Frau Reitlehrerin über die neue Zielsetzung informiert wird. Frau Reitlehrerin ist eine große Diplomatin und verzieht keine Miene, als die Frau mit wichtigem Gesichtsausdruck, gestiefelt, gespornt und herausgeputzt an ihr vorbeimarschiert, um sich an der Aufsteighilfe auf meinen Rücken und in den vom Mann liebevoll geputzten Sattel zu hieven. Sogar einen neuen Reithelm mit Glitzer hat sie, „weil sowas im Sport alle tragen“. Oben angekommen, setzt sie sich zurecht, was bedeutet, dass sie sich nicht zwischen Stuhl- und Spaltsitz entscheiden kann und permanent zwischen beiden wechselt. Rumms, werden die Zügel aufgenommen. Ähnlich liebevoll gestaltet sich die Hilfengebung zum Anreiten, was Frau Reitlehrerin dazu veranlasst, noch einmal die Hierarchie der Hilfen anzusprechen.

„Weiß ich doch, die Hilfen werden in einer bestimmten Reihenfolge gegeben“, winkt die Frau ab und rät: „Erst das innere Bild, dann die Atmung, das Becken, dann das Bein und zuletzt die Hand?“

„Ganz genau“, lobt Frau Reitlehrerin.

Worauf sich die Frau reckt und laut nach Luft schnappt. Ich habe genug gehört und setze mich in Bewegung. Die sogenannte Besitzerin sitzt währenddessen stocksteif und hyperventilierend auf mir herum und denkt an Piaffen. „Auf der Suche nach dem OMMMM“ weiterlesen

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Für euch getestet: OsteoDressage Onlinekurs Seitengänge – Biomechanik und klassische Reitlehre

Die Frau – ihr kennt sie – lechzt nach komplizierten Lektionen. Am liebsten Pi und Pa, aber da verweigert sich Frau Reitlehrerin, solange die Basics nicht stimmen. Gottseidank, sag ich da nur. Ich bin ja von Haus aus Freizeitpferd und DARF gar nicht arbeiten. Ok, sagt die Frau da nur. Wie – ok? Einfach so, ok? Aber sie lächelt nur schief und will nichts verraten. Bis, ja bis sie dann mit dem großen Geheimnis rausrückt: sie hat einen Onlinekurs Seitengänge gekauft. Schön für sie, da ist sie erstmal sinnvoll beschäftigt, denke ich mir. Vier lange Videos, die wollen ja in Ruhe besichtigt werden. Was mir erst hinterher aufgegangen ist: es gibt in jedem Teil praktische Übungen, für die mal wieder ich herhalten muss. Sauber. Das haben sich die OsteoDressage-Damen fein ausgedacht. Wobei: die erklären das schon alles sehr pferdefreundlich. Also schrägeln wir munter durch die Reitbahn und die Frau, unbedarft, wie sie ist, hält sich für die Traversalenkönigin schlechthin. Hoffentlich verrät ihr niemand, dass es in Wirklichkeit Schenkelweichen ist, was wir da treiben. Aber Hauptsache seitwärts, gell. „Für euch getestet: OsteoDressage Onlinekurs Seitengänge – Biomechanik und klassische Reitlehre“ weiterlesen

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Der Aluhut

Der Lutschi mit einem Aluhut auf dem Kopf

Neulich auf dem Reitplatz.

„Was hast du da eigentlich auf dem Kopf?“, fragt Frau Reitlehrerin meine sogenannte Besitzerin.

Ich kann es ihr verraten: Es ist ein Aluhut. Zum Schutz gegen schädliche Einflüsterungen hat sich die Frau Alufolie um den Reithelm gewickelt.

„Meinen Kopfschutz“, erwidert sie hoheitsvoll.

„Sieht interessant aus“, lächelt Frau Reitlehrerin diplomatisch.

Unter uns: Interessant ist die kleine Schwester von scheiße, aber ich bin ja hier nur das Pferd und hab eh keine Ahnung.

„Und hilft auch! Auf diesen Quatsch mit innerer Schenkel, äußerer Zügel fall ich nicht mehr rein. Alles Fake News. Ich reite jetzt mit der Kraft meiner eigenen Gedanken. Und vor allem vertikal!“, schmettert ihr die Frau entgegen. „Der Aluhut“ weiterlesen

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Die Frau will Spo-ho-horen

Nachdenklicher Blick

Einmal so reiten wie die im Fernsehen oder auf den tollen Videos, das wär‘s doch. Warum klappt das bei allen anderen, nur bei ihr nicht? Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, betreibt Ursachenforschung und kommt schnell darauf, was ihr dazu noch fehlt: Die Sporen. Klar, oder? Alle reiten mit Sporen. Nur sie darf das nicht.

In der nächsten Reitstunde konfrontiert sie Frau Reitlehrerin mit ihrem allerneuesten Herzenswunsch. Und wie sie es sich schon gedacht hat, ist die dagegen. War ja irgendwie klar. Frau Reitlehrerin reitet selbst nie mit Sporen. Wahrscheinlich hat sie noch nicht mal welche. Und sie soll jetzt darunter leiden. „Die Frau will Spo-ho-horen“ weiterlesen

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Immer diese blöden Beine

Kann nur atmen, wenn sie sich konzentriert: Die Frau

Die Frau – ihr kennt sie – ist Handwerkerin. Was man mit den Händen machen kann, wird auch mit den Händen gemacht. Alles andere sowieso. Vor allem beim Reiten.

Stellen und Biegen zum Beispiel. Zumindest das, was sie dafür hält. Sie ist ja manchmal schon sehr niedlich in ihrem Realitätsverlust 😉

„Erst das Bein und dann die Hand“, bemerkt Frau Reitlehrerin gerade.

„Mach ich doch“, lügt die Frau, die gerade heftig am Zügel rumzuppelt.

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„Achtung, da reit ich immer lang!“

Ja, so ist sie, meine sogenannte Besitzerin. Flexibel wie eine Bahnschwelle und mindestens genauso beweglich.
Es fängt schon damit an, dass alles immer in der gleichen Reihenfolge gemacht werden muss. Bei der kleinsten Abweichung von der täglichen Routine wird sie komplett wuschig.

Zum Beispiel gehen wir zu Beginn der Reitstunde immer zwanzig Minuten Schritt. Auf dem zweiten Hufschlag. Ganze Bahn.
Immer.

Ich weiß ja nicht, wie das bei euch so ist, aber mir schalten sich die Synapsen schon ab, wenn ich die Reithalle nur von weitem sehe.
Während die Frau den zweiten Hufschlag dadurch markiert, dass sie eine Bob-Bahn in den ansonsten makellosen Sand fräst, guckt sie streng geradeaus.

Aufmerksamkeit ist wichtig und Reiten eine ernste Angelegenheit, vor allem, wenn man so profilneurotisch ist wie sie. Wenn es einen Pokal für die langweiligste Aufwärmeinheit ever gäbe, würde sie ihn gewinnen. Jeden Tag aufs Neue.

Und Gnade Gott dem armen Wurm, der so leichtsinnig ist und es wagt, ihren immergleichen Weg zu kreuzen. Schließlich reitet sie da IMMER lang, das dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben.
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Keine Piaffe

Ein liegendes Pferd, das lächelt

Keine Piaffe. Noch nicht mal ein Trippeln auf der Stelle. Keine graziösen Traversalen oder Serienwechsel. Und dann noch dieser unbequeme Trab. Warum ist dieses Reiten bloß so scheißschwierig?, fragt sich die Frau stellvertretend für alle Mitleidenden und schiebt eine schwere Sinnkrise. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, kommt auch noch Frau Reitlehrerin dazu.
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Hau sie welche, die Sau!

Eine Reiterin mit Sporen

Waldini kennt ihr ja schon. Das ist der, für den die Welt meistens auf dem Kopf steht, weil ihn seine Besitzerin, die ich liebevoll auf den Namen Frau Rollkur getauft habe, genauso reitet. Bei ihrem garstigen Tun wird sie von ihrer Bereiterin unterstützt, die Waldini regelmäßig reitet, „um ihn weiter zu fördern“. Wobei auch sie Waldinis Nase nicht weiter runterziehen kann als bis zur Brust. Komischerweise treten die Hinterbeine dabei aber nicht weiter unter. Verrückt.
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Valegros Schwippschwager

Ein trabendes Pferd

Bei uns im Stall ist ein neues Pferd. Waldini heisst er und ist ein Turnierpferd. Das sagt jedenfalls seine Besitzerin. Ihren Namen kann ich mir nicht merken, weshalb ich sie der Einfachheit halber Frau Rollkur nenne. Waldini ist immer in seiner Box, seit er einmal auf der Weide einen Freudenausbruch hatte und beim Bocken aus Versehen ein Hufeisen verlor. Frau Rollkur war nämlich gar nicht darüber erfreut, dass der Schmied nicht sofort und auf der Stelle Zeit für sie hatte (in dem Punkt ähnelt sie der Frau. Die nimmt auch immer alles persönlich.).
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