How to Handpferd

Die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, verspürt immer noch den unseligen Drang, die Gegend mit 2 PS unsicher zu machen. Erste Versuche in der Halle waren interessant (so sagt man doch, oder? Interessant ist die kleine Schwester von scheisse) und unterhaltsam (für alle außer für die Frau). Also wird Frau Reitlehrerin konsultiert.

Die freut sich, dass die Frau vorübergehend von ihrem Piaffe-Fimmel kuriert ist und erklärt: „Als erstes musst du prüfen, ob die Stimmkommandos gut umgesetzt werden.“

Die sogenannte Besitzerin steht vor ihr in der Reithalle und legt den Kopf fragend schief. Das spanische Mähnenwunder und ich mussten beide mitkommen, um etwaige Vorschläge von Frau Reitlehrerin direkt in die Tat umsetzen zu können. Jetzt stehen wir gesattelt hier rum und schlafen (der Lutschi) beziehungsweise spekulieren auf Leckerli (ich).

Frau Reitlehrerin erklärt weiter: „Die Stimmkommandos für Schritt, Trab und Anhalten müssen immer sofort befolgt werden. Den Galopp lassen wir erstmal weg. Achte darauf, dass du konsequent bist und viel lobst! Für die ersten Schritte ist es am einfachsten, wenn du das ranghöhere Pferd reitest, das ist dann der Pfridolin.“

Endlich wird es mal gewürdigt, dass ich hier die Autoritätsperson bin. Schließlich trage ich auch die Verantwortung dafür, dass der Lutschi und ich die wahnwitzigen Ideen der Frau überleben. Der Lutschi bekommt die Rolle des Wackeldackels zugewiesen, der als Handpferd mitgeht. So weit, so gut. Die sogenannte Besitzerin hievt sich auf meinen Rücken, bekommt den Führstrick vom Lutschi in die Hand gedrückt und Frau Reitlehrerin hilft von unten.

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Boah ey, wird das hier wieder so ein Bootcamp, denke ich erschrocken, aber Frau Reitlehrerin spricht mich freundlich an und würdigt meine Intelligenz, da will ich mal nicht so sein. Beschwichtigt setze ich mich in Bewegung, nachdem ich die unklare Hilfengebung meiner Reiterin und Frau Reitlehrerins Stimmkommando zueinander in Beziehung gesetzt habe. Der Lutschi träumt noch und hat die ganze Action verpasst. Wahrscheinlich auch, weil die sogenannte Besitzerin sonst die ganze Zeit vor sich hinbrabbelt. Da weiß man nie, was davon wichtig ist.

„Lucero, Scheritt“, kommandiert Frau Reitlehrerin und da wird auch der entspannte Siestafreund wach und marschiert im Gleichschritt mit mir mit. Die Frau jauchzt und lässt vor Begeisterung fast den Führstrick los.

Nun wird noch Anhalten geübt. Dafür hat Frau Reitlehrerin in weiser Voraussicht das Wort Whoa installiert, das ansonsten nicht gebraucht werden darf. Und wenn Whoa, dann wird stehengeblieben. In jeder Lebenslage. Und! Man bekommt ein Keksi. So will es das Gesetz. Anhalten klappt also prima. Wieder angehen mit Hilfe von Frau Reitlehrerin auch.

Wie es der Zufall will, hat sie uns beiden auch das Kommando Back für Rückwärts beigebfracht. Quasi als Grundwortschatz 😊 Auch dieses Wort darf sonst niemals ausgesprochen werden, damit es seine Bedeutung nicht verliert. Nicht wie das dauernde Schnalzen, was die Frau quasi automatisch macht und wovon sie gar nicht mitbekommt, dass sie es überhaupt macht. Das kann man prima und komplett folgenlos ignorieren 😛

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Also wird wieder durchpariert und der Lutschi und ich gehen brav auf Kommando „Pfridolin, Lucero, back“ ein paar Schritte rückwärts. „Und wenn du nur ein Pferd mit dem Stimmkommando meinst, sagst du seinen Namen dazu, damit es sich angesprochen fühlt“, schärft Frau Reitlehrerin der sogenannten Besitzerin ein.

Die ist immer noch sprachlos vor Begeisterung und nickt nur glücklich. Ist auch mal ganz schön, wenn da oben Ruhe ist.

„Nun erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad und nehmen die Lenkung dazu“, strahlt Frau Reitlehrerin, die durch geschickten Einsatz ihrer Körpersprache dafür sorgt, dass wir immer noch gemeinschaftlich auf Kurs sind, leicht versetzt allerdings. Ich vorneweg, wie sich das gehört, der Lutschi mit seinem zotteligen Schopf auf Höhe meiner rechten Schulter. Obendrauf die sogenannte Besitzerin als Master of Disaster, das hätte sich nach unserem letzten Experiment doch eigentlich keiner vorstellen können. Überhaupt – wo ist unser Publikum? Erst jetzt stelle ich fest, wie leer es in der Halle ist. Auch die sogenannte Besitzerin merkt es. „Wenn‘s mal klappt, guckt keiner.“ Aber Frau Reitlehrerin guckt und lobt, und da wird die Frau direkt einen Meter größer.

„Jetzt wendest du auf den Zirkel ab. Der Lutschi ist jetzt außen und hat den längeren Weg, da musst du ihn fleißig machen, damit er auf seiner Position bleibt. Erst mit der Stimme, zum Beispiel mit dem Kommando flott oder was einem sonst so einfällt) und wenn das nicht wirkt, mit dem Stöckchen anticken. Und zwar wohldosiert – erst einfach nur berühren und wenn er darauf nicht reagiert, etwas stärker antippen“, erinnert Frau Reitlehrerin.

Mit Gefühl treiben, da war doch was, erinnert sich die sogenannte Besitzerin. Angesichts ihrer prekären Lage als Bändigerin zweier Rosse entscheidet sie sich für den supersoften Ansatz. Reicht aber auch aus. Hoppala. Der Lutschi, der sich bisher schön hat abschleppen lassen, erwacht aus seinem Koma und schwingt die Hufe, allerdings mit dem Temperament einer sehr, sehr alten Schildkröte. Wir sind nun wieder auf gleicher Höhe.

Und jetzt lässt sich die sogenannte Besitzerin entschuldigen. Sie teilt mit, ihr würde der Schädel rauchen und sie müsste die neu gewonnenen Eindrücke erst mal verarbeiten. So endet die Reitstunde harmonisch und jeder hat ein Erfolgserlebnis gehabt. Ich war Chefpony, der Lutschi ist erfolgreich mitgedackelt und die sogenannte Besitzerin war angenehm wortkarg und wurde sehr gelobt. Läuft bei uns 😊

Bild: Ich bin der Ärmste der Armen. Wirklich wahr.

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