Obdachlos

Wir sind jetzt obdachlos, der Lutschi und ich und die anderen Wallache. Wer ihn nicht kennt: Der Lutschi ist unser spanisches Mähnenwunder, das beide Gehirnzellen fürs Mähnenwachstum benötigt. Nutzt ihm aber auch nix, weil er jetzt draußen schlafen muss. Wie die nackten Wilden aus dem Offenstall.

Das muss man sich mal vorstellen: Adieu, schöne Box! Adieu, kuscheliges Strohbett, wo einen keiner ärgern kann. Tschüs, Privatshäre! Hallo große Wildnis mit unheimlichen E-Bikes und freilaufenden Hunden. Und hallo andere Pferde, die sofort zurückärgern und einen sogar jagen können, wenn man nicht spontan ihrer Meinung ist.

Da war das Leben in der Box einfacher. Da war man tagsüber draußen auf dem Gruppenpaddock, aber nachts eben drinnen im Einzelzimmer mit Housekeeping und Room Service und keiner konnte einem was tun, keiner konnte einem das Futter wegnehmen und ganz wichtig: man konnte ungestraft alle nerven. Damals, als das Leben noch einfach war. Ich meine, wer kommt denn schon darauf, dass die sich das merken und einem irgendwann die Rechnung präsentieren?

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Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Wusstet ihr, dass es Fahrradanhänger gibt? Und dass die teuflisch schnell sind, wenn die an so einem E-Bike dranhängen? Aber dabei tückisch und leise. Ich weiß es jetzt. Leider, muss ich sagen. Auf diese Erkenntnis hätte ich gern verzichtet. Da steht man nichtsahnend in der Wildnis und gönnt sich ein Häppchen Gras und passt vielleicht mal eine Sekunde nicht auf und schon hat sich wieder so ein Ding angeschlichen. Und zack, Herzinfarkt. Oder Nahtoderlebnis, je nach Modell. Weide ist nix für Leute mit schwachen Nerven, das kann ich euch sagen.

Dann gibt es da noch viele, viele Spaziergänger, die einen anstarren. Wenn man Glück hat, nur von außen. Es soll aber schon vorgekommen sein, dass die unterm Zaun durch in die Weide eingebrochen sind. Also so krass verbrechermäßig. Ich meine, das ist doch unsere Weide. Der einzige Halt. Das letzte bisschen Zivilisation. Das können sie einem doch nicht einfach wegnehmen! Zum Glück sind Pferdebesitzer bei sowas sehr schlecht gelaunt und können sich auch ausreichend deutlich artikulieren. Die meisten haben auch eine schöne, laute Stimme 😊

Manche Spaziergänger haben auch Hunde. Da gibt es mehrere Sorten: Die angeleinten, die draußen bleiben. Die sind ok. Dann gibt’s da noch die unangeleinten, die draußen bleiben. Auch ok. Und natürlich die unangeleinten, die auf die Weide laufen, da ins Gras kacken und vielleicht noch uns Pferde jagen. Auf die hat sich zum Glück der Lutschi spezialisiert. Der weiß in seiner monumentalen Unschuld gar nicht, dass Hunde einem schon mal nach dem Leben trachten. Er rennt da einfach zutraulich hin, was die meisten Hund emotional nicht so gut verarbeiten können und dann ihrerseits die Flucht ergreifen. Allein dabei zuzugucken ist nervenaufreibend.

Also Zusammenfassung: Dieses Draußen ist sehr aufregend, mental und körperlich. Dauernd ist irgendein Wetter, worauf man sich einstellen muss. Warm, kalt, nass, trocken, ihr macht euch keine Vorstellung. Einziger Lichtblick: Gras. Man muss ja gucken, dass man bei Kräften bleibt.

Und wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss mich ums zweite bis fünfte Frühstück kümmern. Dann Brunch, Mittagsbuffet, mehrere Nachmittagssnacks, Vorspeise, Abendessen, Dessert, Nachtmahl, Mitternachtsimbiss und nächtliches Häppchen, wenn man mal nicht schlafen kann. Ess-Dressur halt😊

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