Das sieht aber unordentlich aus!

Hansi ist umgezogen. Der hat zuletzt bei uns am Hof gewohnt. Aber nur vorübergehend, hat seine Besitzerin gesagt. Weil im eigentlichen Wunschstall – nennen wir ihn Hansihausen – gerade nichts frei war. Das hat sich nun geändert und Hansi ist nach Hansihausen gezogen. Und weil Neugier ihr zweiter Vorname ist, muss die Frau, meine sogenannte Besitzerin, Hansis neues Domizil dringend besichtigen. Denn, so ihr Gedanke, nachher verpasst sie was und das wäre doch fürchterlich.

Also auf nach Hansihausen! Dort angekommen, trifft sie als erstes den Mann der Stallbesitzerin, der ihr den Hof gern zeigt. Die Frau hat nämlich ordnungsgemäß einen Besichtigungstermin vereinbart und sich als Interessentin auf Stallsuche ausgegeben. Manchmal tut sie das, weil es so ein aufregendes Gefühl ist, wie sie sagt. Ich persönlich finde, sie hat einen aufregenden Dachschaden, aber ich bin ja hier nur das Pferd und hab eh keine Ahnung 😛

Also besagter Herr von Hansihausen veranstaltet eine Führung, kann aber keine organisatorischen oder sonstigen Fragen beantworten. Dafür wäre seine Frau zuständig. „Die schneidet den Pferden gerade die Mähne, da drüben!“

„Mähne schneiden, wie schön“, freut sich die Frau. „Da haben wir ja viel gemeinsam.“ Wenn sie mir aufs Haupthaar guckt, kriegt sie ja auch regelmäßig so ein Zucken in der Hand und greift nach der Schere. Leider geht das Zucken davon nicht weg, weshalb meine Haarschnitte immer sehr individuell ausfallen.

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Da drüben steht ein mächtiger Schimmel. Frau Hansihausen turnt auf einem Höckerchen herum und kürzt ihm gerade den Schopf.
Gesellig stellt sich die Frau dazu, bewundert Frau Hansihausens Coiffeur-Künste und fragt ihr dann Löcher in den Bauch. Unter anderem erfährt sie, dass Frau Hansihausen großen Wert auf Ordnung legt. „Ordnung ist das halbe Leben“, doziert sie. Schnipp. Für die sogenannte Besitzerin ist Ordnung Neuland, aber sie lauscht fasziniert weiter Frau Hansihausens Ausführungen.

„Alle Spinde müssen offen und aufgeräumt sein, damit ich mich darin zurechtfinde. Schließlich muss ich die Pferde ja versorgen.“ Schnipp. „Ich kümmere mich um ALLES.“

Moment mal. Alle Spinde offen und die Stallbesitzerin fühlt sich darin wie zuhause? Die Frau staunt und fragt ungewöhnlich diplomatisch nach: „Aber haben denn die Pferde keine Besitzer, die sich um sie kümmern?“

„Doch, aber die haben alle keine Ahnung.“ Schnipp. „Und machen das nicht vernünftig. Sehen sie, der Amigo hier,“ – schnipp – „der hatte die Mähne krumm und schief. Und den Schopf soooo lang. Das geht doch nicht.“ Schnipp.

„Dann ist das gar nicht Ihr Pferd?“, fragt die Frau, in der ein schrecklicher Verdacht keimt.

„Natürlich nicht!“ Frau Hansihausen bewundert Amigos Pottschnitt. „Sehen Sie, so muss das aussehen!“

Die Frau hat genug gesehen. Sie bedankt sich hastig und verabschiedet sich womöglich noch hastiger.

„Warten Sie, das sieht aber unordentlich aus!“ Schnipp. Frau Hansihausen verfolgt sie mit der Schere bis zum Parkplatz. “Sie haben da was!“ Schnipp.

Und das hat die sogenannte Besitzerin so beeindruckt, dass ich mir zum ersten Mal seit Jahren die Haare wachsen lassen darf. Wie son Mähnenwunder.

Damit ich mich rein optisch von Pottschnitt-Hansi abhebe, den wir gelegentlich beim Ausreiten treffen. Es ist doch alles für irgendwas gut.

Bild: Unordentlich und stolz darauf 😛

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