Runde Zirkel gibt’s gar nicht

Runde Zirkel gibt’s gar nicht. Oder gerade Linien. Oder sowas wie Vorhand- oder Hinterhandwendung. Wir machen eine mehr oder weniger elegante Mittelhandwendung und das wars dann.

Aber zurück zum Zirkel. Wir haben gerade Besuch von Frau Reitlehrerin und die legt verrückterweise gesteigerten Wert auf runde Zirkel. Überhaupt interessiert sie sich für korrekt gerittene Hufschlagfiguren, denn die hätten ja schließlich einen Sinn. Zum einen Gymnastizierung, durch den ständigen Wechsel von geraden Linien und Biegung, zum anderen könnte man daran gut überprüfen, inwieweit die Lenkung funktioniert.

Weil ja bösartigerweise die Linienführung sowie der Anfangs- und Endpunkt vorgegeben und – und das ist das Schlimmste – allgemein bekannt sind, so dass es jeder sieht, wenn man es nicht richtig macht. Das sagt nicht Frau Reitlehrerin, das knirscht die Frau, meine sogenannte Besitzerin, gerade durch die Zähne. Und nicht nur das, nein, jetzt sieht man auch, wer sein Pferd elegant am Sitz hat und aus demselben heraus reitet (nicht die Frau) und wer sein Pferd wie ein Bobby-Car durch die Gegend bewegt durch Ziehen am Zügel manövriert (die Frau). Kein Wunder also, dass die sich aufregt.

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Jetzt hat sie sich gerade erst daran gewöhnt, dass es ein Leben jenseits des ersten Hufschlags gibt, zack, schon kommt Frau Reitlehrerin mit einem neuen Projekt und will Hufschlagfiguren. Und da hätte sie gerne eine korrekte Linienführung plus anmutiges Lenken ohne Ziehen am Zügel. Wie bei den doofen kleinen Mädchen, die aufs Turnier wollen. Über sowas ist die Frau längst hinaus, jedenfalls in ihrer Vorstellung.

Dressur-Queen will sie sein und Reitkunst treiben und nicht doofe Hufschlagfiguren aus der A-Dressur reiten. A-Dressur, das ist gar nichts, das ist, das ist … für Anfänger. Buh. Wo sie doch Profi ist. Oder zumindest fortgeschritten, aber auf künstlerische Art. Jedenfalls so, dass man es nicht genau beschreiben kann. Unbeschreiblich fortgeschritten also. Und jetzt kommt Frau Reitlehrerin ihr mit so doofen, anspruchslosen Hufschlagfiguren. Pfui Spinne.

Blöd nur, dass die ungeliebten Basics, wie der Name schon sagt, die Basis für alles weitere sind und die ach so anspruchslosen Hufschlagfiguren vorn und hinten nicht klappen. Das ist, ihr ahnt es schon, natürlich allein meine Schuld. Bei uns ist das nämlich so geregelt, dass der Mann und ich an allem schuld sind. Der Lutschi, das unfähige spanische Mähnenwunder, ist die reine Unschuld mit einem Herzen aus Gold, genau wie die Frau selbst.

Umso schlimmer, dass Frau Reitlehrerin jetzt kreative Vorschläge zum weiteren Verlauf der Reitstunde macht und partout Bahnfiguren verlangt. Die Frau soll erstmal Volten reiten und gucken, dass sie da wieder ankommt, wo sie losgeritten ist. Als das so halbwegs klappt, kommt aus der Ecke kehrt dran, dann die lange Seite zurück, wieder aus der Ecke kehrt, wieder die lange Seite, aus der nächsten Ecke kehrt… ihr könnt es euch sicherlich vorstellen. Da ist die Frau auch ganz ordentlich mit Gucken und Maßnehmen beschäftigt. Auf der langen Seite darf ich ein bisschen zulegen, was nach dem Gekringel in den Ecken sehr erfrischend ist. Und auf merkwürdige Art werde ich dabei locker und unternehmungslustig. Und unbequem, beklagt sich die Frau. Jaja, der schreckliche Schwung immer 😛 Frau Reitlehrerin gefällt es jedenfalls.

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Nach einer kurzen Pause geht es dann wieder auf den Zirkel. Die Frau hat mittlerweile auch gar keine Lust mehr, großartig zu protestieren, weil sie es insgeheim sogar ein bisschen cool findet, was sie da so zusammenreitet. Viele Übergänge! Korrekt gerittene Hufschlagfiguren! Frau Reitlehrerin lobt und motiviert nach Kräften, das gefällt uns immer beiden. So begeben wir uns dann auf die Reise ins Land der runden Zirkel, angeleitet von Frau Reitlehrerin. Das Geheimnis ist, verrät sie uns, jeden einzelnen Zirkelpunkt anzupeilen. Und zwar, lächelt sie lieblich, jeweils eine Viertelrunde im Voraus.

Die sogenannte Besitzerin ist entsetzt. Da muss man sich ja konzentrieren! Es bleibt ihr aber nichts anderes übrig als mitzumachen. Frau Reitlehrerin hat ein Einsehen und hilft uns. Sie stellt Tore aus Pylonen an die Zirkelpunkte, und nach vielen Versuchen und noch mehr Pausen haben wir dann endlich eine gleichmäßige Umlaufbahn um Frau Reitlehrerin herum. Und auch eine ebensolche Längsbiegung. Und einen großen Aha-Effekt bei der Frau, die feststellt, dass ihr inneres Bein jetzt richtig gut liegt, weil ich mich hohl mache und elegant um ihr inneres Bein herum biege. Und mit einem Mal wird alles bequemer und die ganze Hilfengebung macht Sinn. Die Frau staunt.

Frau Reitlehrerin und ich nicht, wir wussten das vorher schon 😉

Bild: Im Kreis laufen ist was für Zirkusponies, ganze Kerls können auch geradeaus.

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