Fürchtet euch sehr, die Frau wird Angstcoach!

Fürchtet euch sehr, denn die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hat mal wieder ein neues Leben begonnen. Sie erfindet sich ja ständig neu, wie sie sagt, und gerade tut sie so, als wäre sie Angstcoach. Also wie gesagt, Vorsicht vor der Frau.

„Wir sind ja jetzt Kollegen“, begrüßt sie Frau Reitlehrerin, die entspannt die Stallgasse herunterschlendert.

Das ist Frau Reitlehrerin zwar neu, aber sie lächelt freundlich, mit der ihr eigenen unzerstörbar guten Laune, und erkundigt sich nach Details. Das sind übrigens die zwei Schlüsselqualifikationen für Reitlehrer: freundlich lächeln können und Nerven wie Drahtseile haben.

„Ja, ich bin nämlich jetzt Angst-Coach für Angstreiter“, strahlt die sogenannte Besitzerin. Nix mehr Piaffe und Dressur-Queen, nein, jetzt wird therapeutisch gewerkelt, was das Zeug hält. Und wenn man selbst nicht reiten kann und Angst hat, ist man ja quasi Sachverständige fürs Angstreiten, so ihre Begründung für die überraschende Berufswahl. Praktischerweise kann man sowas im Fernkurs lernen, von Zuhause aus, wie sie erzählt. Und ohne jemals wirklichen Kontakt zu einem Reitschüler oder gar einem Psychologen oder sonstigen Sachverständigen gehabt zu haben.

„Und wie läuft das Coaching dann ab?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.

„Ganz einfach, ich fahre zu meinen Reitschülern und gucke mir an, wie die reiten. Und dann sage ich denen, dass sie keine Angst haben sollen“, erklärt die Frau.

„Das ist ja einfach. Und meinst du, das hilft?“

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Etwas an Frau Reitlehrerins Unterton macht die Frau nachdenklich. „Meinst du, nicht?“, erkundigt sie sich. Aber dann erinnert sie sich an ihren großartigen Business-Plan. „Ich fahre da aber zweigleisig“, erklärt sie stolz. „Und zwar biete ich auch Fernkurse an, per Internet oder WhatsApp. Da können mir die Leute erzählen, dass sie Angst vor ihrem Pferd haben, und dann sage ich ihnen, dass sie das bleiben lassen sollen. Dann machen wir zusammen eine Fern-Meditation und dann sind die geheilt.“

Frau Reitlehrerin hat mit Mühe die Fassung bewahrt. Ihr Lächeln wirkt allmählich gequält. „Und die Probleme, die sie tatsächlich mit ihrem Pferd haben? Was empfiehlst du da?“

„Ach, dafür ist die Reitlehrerin zuständig. Ich kann mich ja nicht um alles kümmern“, erwidert die Frau wegwerfend.

Können vor Lachen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde unterdrückt. Wenn es einen Menschen gibt, der noch weniger Ahnung von Pferden hat als die sogenannte Besitzerin, dann teile ich freiwillig mein Mash mit ihm. Mit anderen Worten: So jemand gibt es nicht.

„Eigentlich mag ich sowieso lieber Fern-Coaching“, erzählt die Frau verträumt weiter. Weil auf Telefonieren oder richtigen echten Kontakt hat sie nicht so viel Lust. Da würde man ja auch viel zu schnell merken, dass sie eigentlich nicht weiß, was sie tut. „Ganz wichtig ist bei mir die Erfolgsgarantie!“

Wenn das mal nicht leichtsinnig von ihr ist. Ich hätte zu Vorkasse und einem schnellen Wohnortwechsel geraten, aber die Frau hat das offensichtlich durchdacht. Sie spricht weiter: „Man muss sich als Kunde aber committen. Wenn’s dann nämlich nicht geklappt hat, hat der Kunde nicht genug mitgemacht. Oder durch seine destruktive Ausstrahlung das Coaching sabotiert. Denn wenn man nicht aus vollem Herzen dabei ist, dann klappt es leider nicht. Oder man war halt nicht wirklich an einer ehrlichen Kommunikation interessiert.“

Das ist ja praktisch. Und möglicherweise nicht so ganz seriös. Frau Reitlehrerin guckt jedenfalls ganz komisch und holt tief Luft. Und dann erklärt sie der Frau ganz freundlich, aber doch deutlich, dass man nicht einfach so hingeht und Leute wegen ihrer Ängste behandelt, ohne hierfür eine RICHTIGE Ausbildung zu haben. Und damit ist kein Online-Kurs gemeint.

Also Vorsicht vor selbsternannten Experten! Wenn es um Ängste beim Reiten geht, ist es als zusätzlicher Bonus günstig, wenn man jemand fragen kann, der sich noch dazu auch mit Pferden auskennt und das möglicherweise sogar gelernt hat. Wirklich gute Reitlehrer können ja nicht nur den Pferden, sondern auch den Menschen in den Kopf kriechen. Die kosten zwar was, aber das tut das Coaching von den selbsternannten Gurus auch 😉

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