Piepsen im Popo

Seit neuestem hat der Lutschi Piepsen im Popo. Weil ihm nämlich die Frau dauernd Fieber misst. Anscheinend ist das spanische Mähnenwunder besonders zerbrechlich und krankheitsanfällig. Dabei ist der Lutschi intellektuell so simpel gestrickt, dass er eine Bazille noch nicht einmal dann erkennen würde, wenn sie ihm laut schreiend in den Hintern tritt.

Natürlich ist Lucero alias Lutschi nicht mein wirklicher Bruder, obwohl unsere gemeinsame Besitzerin das hartnäckig behauptet. Dann wäre er nämlich wesentlich schlauer. Aber in den seltenen Momenten, in denen der Lutschi nicht gerade isst oder irgendwo reinbeißt, guckt er so dermaßen blöd in der Gegend rum, dass ich mich wirklich frage, ob in seinem großen leeren Kopf gelegentlich auch Informationen transportiert werden oder ob er seine Gehirnzellen nur fürs Mähnenwachstum braucht.

Mein sogenannter kleiner Bruder hat also anscheinend einen Infekt, der ihm selbst gar nicht mal so lästig ist. Wahrscheinlich, weil er nicht schlau genug ist, zu merken, dass irgendwas anders ist als sonst. Aber die Frau hatte halt mal wieder in einem ihrer Wendyhefte einer ihrer Pferdezeitschriften rumgelesen und ihm aus Neugier Fieber gemessen.

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Gestern steht der Lutschi also in seiner Box und stopft sich mit Heu voll, während die Frau um ihn herumtanzt und sich nicht traut, ihm das Fieberthermometer in den Popo zu stecken, weil sie Angst hat, dem edlen Spanier durch diesen medizinischen Eingriff das Lebenslicht auszublasen. Komisch. Bei meinen Wurmkuren ist sie nie so zimperlich.

Wenig später ertönt aus der Nachbarbox ein leises Piepsen, gefolgt vom Aufschrei „38,3!!!!!“ Fast wäre mir die Möhre aus dem Mund gefallen. Anscheinend hat sie das mit dem Fiebermessen hinbekommen, was ja schon mal gut ist. Ich weiß es zu schätzen, wenn sie ihre Tierversuche nicht an mir unternimmt. 38,3 scheint aber so semi als Ergebnis zu sein, weil sie weiterhin aufgeregte Geräusche macht und hektisch auf ihrem Handy herumhackt.

Endlich steht der Mann auf der Stallgasse und guckt fragend. Die Frau ist mittlerweile kurz vorm Nervenzusammenbruch und verkündet dem Mann mit überkippender Stimme, der Lutschi müsse bald sterben und der Tierarzt ginge einfach nicht ans Telefon. Der Mann guckt den Lutschi an. Der Lutschi guckt den Mann an und hofft auf ein Leckerli. Ich gucke den Mann an und lächele mein spezielles Leckerli-Lächeln, bei dem ich die Ohren sehr niedlich nach vorn klappe. Der Mann guckt die Frau an. Die Frau guckt die eilig herbeizitierte Frau Reitlehrerin an. Der schuftige Tierarzt geht nämlich immer noch nicht ans Telefon.

Frau Reitlehrerin ist schon mal beruhigt, dass die Frau das Fieberthermometer ordnungsgemäß die ganze Zeit festgehalten hat, so dass es nicht in den Lutschi reinflutschen konnte (ich glaube, der Lutschi auch). Dann erklärt sie, bei Pferden läge die Normaltemperatur zwischen 37,5 und 38,2 und der Lutschi hätte tatsächlich leichtes Fieber. „Wääääh!“, macht die Frau. Er würde aber voraussichtlich nicht daran sterben, fährt Frau Reitlehrerin fort, weil er ja ansonsten einen fitten Eindruck machen würde. Der Tierarzt sollte ihn untersuchen und abhorchen und voraussichtlich wäre das spanische Mähnenwunder bald wieder auf dem Damm. Solange müsste es aber geschont werden.

Der wenig später eintreffende Tierarzt, der wegen einer Kolik im Nachbarstall war, meint das auch. Er nimmt dem armen (ha!), schwachen (ha!) und leidenden (nochmal ha!) Patienten Blut ab und verordnet Schonung. Paddock und Wiese ja, Sport nein. Lächelnd tätschelt er des invaliden Iberers watteweiche Wampe und reißt noch einen Flachwitz vom Freizeitpferd, das jetzt erstmal Freizeit haben müsste.

Die Frau funkelt ihn böse an und erklärt ihm, der iberische Dickwanst wäre keineswegs ein pummeliges Feld-Wald- und Wiesenfreizeitpferd, sondern ein edles Dressurpferd. Und dick wäre er auch nicht, sondern barock, jawoll. Der Tierdoc zieht die Augenbrauen hoch, lächelt höflich und bespricht mit ihr das weitere Vorgehen – den andalusischen Patienten beobachten, weiterhin Fieber messen und am nächsten Tag nochmal anrufen.

Mit anderen Worten: Der Lutschi hat jetzt Dauersiesta (und Piepsen im Popo). Und ratet mal, wer das ausbaden und die Frau doppelt soviel rumschleppen muss? Genau – euer armer Pfridolin. Und wenn sie gerade nicht auf mir herumreitet oder dem Lutschi Fieber misst, ist die Frau im Internet shoppen und kauft Zusatzfuttermittel, um die schwächlichen Abwehrkräfte des Mähnenwunders zu pimpen. Übrigens: Mein Leckerli-Eimer ist auch schon wieder leer 😉

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Was in eine Stallapotheke gehört und was man bei den häufigsten Notfällen tut, findet ihr hier bei Zügel und Bügel. *
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Eine Antwort auf „Piepsen im Popo“

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