Wunderheiler unter sich

„Der Klausi guckt so komisch. Und gehustet hat er auch!“

Oje, oje. Klausis Besitzerin hat eine Blitzumfrage gestartet und um Behandlungsvorschläge gebeten. Die Antworten gehen von „Inhalieren lassen und bewegen“ am unteren Ende der Stallgasse über „Globuli und CBD-Öl“ (Mitte) bis zu „Kokosöl und Turmeric-Paste“ am oberen Ende des Stalles. Außerdem werden empfohlen: Tierkommunikation, Bio-Resonanz und Pendeln. Und Quark.

„Wieso Quark?“, fragt Klausis Besitzerin irritiert.

„Zum Kühlen!“, ist die Antwort. Anscheinend ist beim Stille-Post-auf-der-Stallgasse der Husten zur Lahmheit mutiert. Auf die Idee, einfach mal den Tierarzt zu rufen, ist bisher noch keiner gekommen.

„Und was ist Turmeric-Paste?“, will Klausis Besitzerin wissen.

„Ich bin froh, dass du fragst“, strahlt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, die den neuesten Ayurveda-Trend empfohlen hat und auch gleich das Rezept parat hat. Da wäre ich übrigens vorsichtig, ihre selbstgemachten Pferde-Leckerli riechen immer angebrannt und schmecken noch schlimmer. Ich merke es ja rechtzeitig, wenn sie mich vergiften will, das spanische Mähnenwunder dagegen frisst alles, was man ihm anbietet. Von ihm stammt die Info.

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Turmeric-Paste ist der neueste heiße Scheiß, erfahren wir. Man nennt sie auch goldene Paste und sie ist für und gegen alles. Das zeichnet Wundermittel ja aus. Turmeric, zu deutsch Kurkuma, ist die Zauberwurzel, die von Schlaflosigkeit über Pickel bis hin zu Krebs alles heilt. Man muss aber dran glauben, erläutert die sogenannte Besitzerin. So ähnlich wie bei den leckeren Globuli, die weitgehend wirkstofffrei sind. Frau Reitlehrerin hat mal ausgerechnet, dass in Leitungswasser mehr Atome von irgendwas sind als in den Globuli, die uns die Frau in ihrer heißen Globuli-Phase gegeben hat. Jetzt hat sie es mit Ayurveda und Kurkuma. Zumindest ist das Zeug nicht schädlich. Kokosöl, ihr zweiter Favorit, ist im Sommer unser bester Freund, weil sie das auf die Bauchnaht und gewisse empfindliche Stellen schmiert und uns dann da kein Insekt beißen kann.

„Ja und was mache ich jetzt gegen Klausis Husten?“, fragt sich dessen Besitzerin, die sich zwischen den Vorschlägen nur schwer entscheiden kann.

„Frag ihn doch selbst“, schlägt eine angehende Tierkommunikatorin vor, die auf Klausis natürliche Weisheit und seinen Instinkt setzt. Ratz-fatz wird eine Versuchsanordnung aufgebaut, die mit Klausis Hilfe die Lösung für das Problem bringen soll.

„Klausi muss nur noch aussuchen, was gut für ihn ist“, erklärt die TK in Ausbildung.

Schnell stellt sich heraus, dass er Möhren will. Viele Möhren. Klausi ist ja nicht dumm. Aber ob das gegen Husten und Komisch-Gucken hilft?

Zum Glück kommt Frau Reitlehrerin gerade über die Stallgasse geschlendert und weiß Rat: Sie empfiehlt Schleimlöser und einen Tierarzt, damit der Husten nicht chronisch wird.

„Das ist ja sehr prosaisch“, findet Klausis Besitzerin, die doch so gern Wunderheilerin wäre. „Kann ich denn gar nichts selbst machen?“

„Doch, Fieber messen“, ist die Antwort. „Und das Thermometer gut festhalten! Ansonsten hat Klausi Piepsen im Popo.“

Und wo das Ganze jetzt so einen naturwissenschaftlichen Touch bekommt und einem hochmotivierte Pferdebesitzerinnen Fieberthermometer in sensible Regionen bohren wollen, an die ich noch nicht mal meine Mutter gelassen habe, bringe ich mich vorsichtshalber in Sicherheit. Nicht, dass sich die sogenannte Besitzerin noch daran erinnert, dass Klausi und ich letztens toll gespielt und nebeneinander an der Raufe gestanden haben. Da geh ich lieber heimlich husten. Draußen, auf dem Paddock 😉

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