Eine Reitbeteiligung für Horsti

„Und dann hat sie den Tierarzt angerufen, stell dir mal vor!“ Neugierig spitze ich die Ohren. Horsti, der pummelige Braune, von dessen Reitbeteiligung gerade die Rede ist, hatte eine unklare Lahmheit. Oder auch nicht, je nachdem, wer gefragt wurde. Schlussendlich hat sich die Reitbeteiligung erdreistet, den Tierarzt zu rufen. Zu einer Behandlung ist es aber nicht gekommen, weil Horstis Besitzerin dazwischen gegrätscht ist und die Reitbeteiligung in eine Ex-Reitbeteiligung verwandelt hat. Jetzt erzählt sie der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, was da im Einzelnen schiefgegangen ist. „Frech, oder?“

Die sogenannte Besitzerin nickt, gibt aber zu bedenken: „Wenn sie den Tierarzt bezahlt, hast du Geld gespart.“

„Da geht es ums Prinzip“, schnauft Frau Horsti böse. „Das ist mein Pferd und was damit passiert, entscheide ich.“

„Aber wenn der Horsti doch lahmt?“

„Der lahmt nur, wenn er arbeiten soll. Auf der Weide ist der ganz prima galoppiert.“

Im Galopp sieht man eine Lahmheit auch nicht halb so gut wie im Trab, und wenn ausreichend Adrenalin im Spiel ist, manchmal auch gar nicht. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und hab eh keine Ahnung.

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Außerdem ist Frau Horsti längst noch nicht fertig. „Es fing schon so komisch an“, erinnert sie sich. „Also zuerst hat sie ihm Futter gekauft, weil er laut der Futterberaterin irgendein Spezialzeugs braucht. Alles Verbrecher, wenn du mich fragst.“

Die Frau, die ja bekanntlich in allen Disziplinen der Pferdewelt ein Naturtalent ist, pflichtet ihr bei. Seit neuestem kennt sie sich nämlich auch mit Pferdefütterung aus. Findet sie jedenfalls. „Genau, die immer mit ihren komischen Empfehlungen. Hmpf.“ Dabei ist sie nur stinkig, weil Horstis Ex-Reitbeteiligung sie nicht um ihren fachkundigen Rat gefragt hat. Geschweige denn Frau Horsti. Frau Horsti ist aber entschuldigt, weil sie erstens ihre Freundin ist und zweitens im Wesentlichen durch Abwesenheit glänzt. Weshalb sie auch Reitbeteiligungen am laufenden Band verschleißt.

„Dann hat angeblich der Sattel nicht gepasst, da war ich aber schon in Kanada“, fährt Frau Horsti fort.

„Ooooooooh Kanada! Das war bestimmt toll“, staunt die sogenannte Besitzerin mit großen Augen.

„Toooootal! Drei Monate sind auch viel zu kurz. Nächstes Mal bleibe ich länger da“, erklärt Frau Horsti mit einem wehmütigen Glanz in den Augen.

Die Frau wird grün vor Neid. „Echt? Wann denn?“, erkundigt sie sich schmallippig.

„Im nächsten Jahr, ich freu mich schon!“

„Wer kümmert sich denn dann um den Horst?“

„Also die Ex-Reitbeteiligung mit Sicherheit nicht“, schnaubt Frau Horsti wütend. „Was die sich alles erlaubt hat! Angeblich hat ja der Sattel nicht gepasst. Also hat die Madame den Sattel vom Sattler kontrollieren und polstern lassen. Natürlich hat sie das auch selbst bezahlt, wo kommen wir denn da hin, wenn ich gar nicht da bin und irgendwelche Rechnungen zahlen soll! Ich bin erst zwei Monate später nach Hause gekommen, da hab ich ja gar nichts von gehabt.“

„Gar nichts“, echot die sogenannte Besitzerin.

Der Horsti aber vielleicht, denke ich mir. Aber Frau Horsti ist gerade richtig in Rage: „Und dann – stell dir vor – hat sie im Stall übernachtet! Vor Horstis Box! Der konnte bestimmt kein Auge zutun. Aufdringlich, oder?“

„Ja, voll. Warum hat sie das denn gemacht?“, wundert sich die Frau, die häuslichen Komfort sehr schätzt und im Traum nicht darauf käme, auf der Stallgasse zu nächtigen.

„Angeblich Verdacht auf Kolik oder so ein Kiki. Was sich so Pferdemädels halt einbilden, um sich wichtig zu tun.“

„Also wirklich. Schlimm ist das. Jetzt brauchst du Arme ja schon wieder eine neue Reitbeteiligung, oder? Weil du so wenig Zeit hast.“

Und weil sich die unverschämten und unfähigen Reitbeteiligungen dauernd um dein Pferd kümmern müssen, weil du selbst es ja nicht tust, denke ich mir, aber da höre ich Schritte auf der Stallgasse.

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Es ist Frau Reitlehrerin, deren geheime Superkraft es ist, überall da aufzutauchen, wo es gerade interessant ist. „Wie geht es denn dem Horsti?“, erkundigt sie sich und teilt mit, dass sich die Reitbeteiligung – „Lia heißt sie, oder?“ – ganz großartig um Horst gekümmert hat, während seine Besitzerin die Welt unsicher gemacht hat.

Hmpf. Das wollte die gar nicht so genau wissen. Kurz angebunden erklärt sie, dass besagte Lisa oder Lia, diese ganzen Namen kann sich ja kein Mensch merken, seit gestern eine Ex-Reitbeteiligung ist. Aus Gründen.

Das findet Frau Reitlehrerin ganz großartig. „Genau so jemand suche ich für meinen Dieter! Eine verantwortungsbewusste Person, die sich gewissenhaft kümmert. Dazu noch hilfsbereit und motiviert! Das ist wie ein Sechser im Lotto!“ Schnell lässt sie sich von Frau Horsti Lias Telefonnummer geben, bevor die den Sechser im Lotto aus ihren Kontakten löscht. Als sie die Stallgasse heruntergeht, hört man ihre Stimme aus der Entfernung: „Hallo Lia, erinnerst du dich noch an mich? …“

Frau Horsti und die sogenannte Besitzerin gucken sich an. Irgendwas ist jetzt komisch, denken beide. Vielleicht kommen sie noch darauf.

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