Für euch gelesen: Longieren als Dialog mit dem Pferd – vielseitiges Longentraining am Kappzaum

Ich weiß nicht wie, aber unsere one and only Frau Reitlehrerin hat es tatsächlich geschafft, der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, zwei Dinge in den Kopf zu setzen. Das eine: Sie will sich mehr bewegen, das andere: und dabei am Feintuning arbeiten. Es ist möglicherweise das feine Reiten, was sie da anstrebt, wir wollen es jedenfalls stark hoffen, vor allem für mich 😛

Außerdem findet sie es rasend spannend, wenn Frau Reitlehrerin ihren Dieter am Kappzaum longiert und der in schöner Selbsthaltung läuft, ganz ohne Ausbinder. Das würde sie zu gern auch können. Weil sie sich aber vor Frau Reitlehrerin nicht die Blöße geben und ihren Neid zeigen will, hat sie sich – überraschend listig, wie ich finde – einfach ein kluges Buch übers Longieren zugelegt.

Hier die Eckdaten:
Longieren als Dialog mit dem Pferd – vielseitiges Longentraining am Kappzaum
Katharina Möller
Cadmos Verlag
128 Seiten mit vielen Fotos/ 17 x 1.3 x 24 cm/ 19,99 EUR

Es geht auch schon gleich gut los. Katharina Möller – dem ein oder anderen auch bekannt als Frau Dressage aus dem Ausbilderduo OsteoDressage – erklärt, dass Longieren Kommunikation mit dem Körper ist. Die Prinzipien der Hilfengebung werden gutgelaunt und verständlich dargestellt und irgendwann dämmert es der sogenannten Besitzerin, dass es hier um Longieren aus der Körpermitte geht. Denn die Botschaften der einzelnen Körperteile müssen ja zusammenpassen, und das wichtigste Element ist nun mal der Körper und seine Drehung.

Neben dem großen Wert der Körpersprache legt Frau Möller den Fokus auf die zugrundeliegende mentale Absicht, die muss nämlich klar sein. Eijeijei. Körpersprache! Denken! Das sind unbekannte Größen für die Frau, trotz der aufopferungsvollen Bemühungen von Frau Reitlehrerin und mir. Dieser fremde Kontinent wird nun von Frau Möller verständlich erklärt, die – genau wie Frau Reitlehrerin – viel mit inneren Bildern arbeitet und kommunikativ mindestens genauso gut ist. So dass sogar die sogenannte Besitzerin aufmerkt und tatsächlich das ein oder andere für sich annehmen kann, weil es ja die berühmte Frau Möller geschrieben hat.

Es folgen Trockenübungen ohne Pferd, bei denen die staunende Frau unter anderem erfährt, dass es wichtig ist, mit der Longierpeitsche genau den Punkt zu treffen, den man angepeilt hat. Wegen der feinen Hilfengebung, gell. Frau Möller hat da ein ganz ausgeklügeltes System der feinen Peitschensignale entwickelt, das aber gut verständlich ist. Letztlich dient die Longierpeitsche ja nicht zum Schlagen, sondern zum Zeigen, wie ein verlängerter Arm halt. Und deshalb ist es wichtig, dass man kontrolliert und genau zeigen kann, was man möchte. Eine schöne Übung wäre es zum Beispiel, mit dem Peitschenschlag Getränkedosen – oder was auch immer – zu treffen, die auf der Bande stehen. Ha ha, murmelt die Frau, nimmt sich aber vor, bei nächster Gelegenheit Zielübungen wie ein Cowboy zu machen. Lucky Luke würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, WIE SEHR man danebentreffen kann, wenn sich das andere Ende der Peitsche in einer der beiden linken Hände der Frau befindet. Weiterhin erfährt man, dass es unterschiedlich lange Longierpeitschen gibt und dass Frau Möller drei Stück in unterschiedlichen Längen in Gebrauch hat. Wie lang und wozu genau müsst ihr schon selbst nachlesen, ich kann ja hier nicht alles verraten.

Die Frau macht große Augen und einen Einkaufszettel, ich weiß aber noch nicht, was ich davon halten soll 😛

Als nächstes geht es um die gemeinsamen Prinzipien des Longierens und des klassischen Reitens. Ganz oben steht form follows function – im Gegensatz zum Baucherismus, der kurz erläutert wird. Außerdem werden so Sachen wie Takt, Zwanglosigkeit, Losgelassenheit und die sagenumwobene Anlehnung erklärt und vor allem, wie man sie erreicht. So ganz nebenbei erfährt man auch, wie man mit aufregenden Situationen umgeht und daraus gestärkt hervorgeht (das gilt für Mensch und Pferd).

Wie ihr seht, setzt sich dieses Buch mal eben im Vorbeigehen mit vielen wichtigen Themen der Reiterei auseinander. Wer vertiefende Lektüre wünscht, bekommt sie im Anhang empfohlen. Auch schön: Die Abläufe beim Longieren als Dialog werden zusätzlich aus osteopathischer Sicht geschildert. Das ist Claudia Weingands Part, auch bekannt als Frau Osteo von OsteoDressage.

Und dann kommen wir auch schon zu den konkreten Übungen – natürlich erst nach dem Warmführen, wo auch ganz en passant die Hufpumpe erklärt wird. Und anderes mehr, ich kann ja hier nicht alles vorwegnehmen.Über die Basisübung geht es zum Anhalten und den Möglichkeiten, die Hand zu wechseln. Es folgen Übergänge und Tempo-Unterschiede, Seitwärtsbewegungen und das Rückwärtsrichten. Natürlich wird auch der Einsatz von Cavaletti besprochen, wie man es schafft, dass sich das Pferd in der Longiereinheit bewegungstechnisch verbessert und – mein persönliches Highlight – wie man Schlangenlinien longiert. Wir erinnern uns: die sogenannte Besitzerin wollte sich ja schließlich mehr bewegen.

Aber Frau Möller schreibt nicht nur über Sachen, die gut klappen, ganz im Gegenteil. Wenn‘s mal nicht so läuft, wie es sollte, bekommt man ganz viel Hilfe und Lösungsvorschläge. Weil es bei dieser Art des Longierens um Kommunikation geht, muss man eventuell auch an seinem Mindset arbeiten – wie zum Beispiel die sognannte Besitzerin. Aber da auch sie OsteoDressage-Fan ist, besteht Hoffnung 😉
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Pro: In diesem Buch steckt unfassbar viel Pferdewissen, gut lesbar aufbereitet. Man merkt, dass Katharina Möller eine begeisterte Ausbilderin ist, die wirklich gern und gut erklärt! Mir gefällt vor allem die pferdegerechte Einstellung, die durch sie gelebt wird und die einem einfach nur guttut.

Contra: Da fällt mir gerade gar nichts ein.

Fazit: Kaufempfehlung! Wirklich gut angelegte 19,99 EUR!!!

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