Garrocha für Dummies, Teil 2 – Immer noch keine gebrochenen Knochen!

Mit der sogenannten Besitzerin ist es nicht auszuhalten. Sie zappelt herum, als wäre sie an den Stromzaun gekommen. Und hüpft und springt wie ein Dreijähriger. Und warum der Aufriss? Weil Madame endlich eine Garrocha hat und bei Frau Reitlehrerin lernt, wie man sich damit nach Möglichkeit nicht den Schädel einschlägt. Reitstunde kann man das nicht nennen, weil die Frau die Übungen zu Fuß macht. Aus Sicherheitsgründen. Dafür aber mit einer amtlichen Garrocha, was die Aufregung wenigstens teilweise erklärt. Gerade versucht sie sich zu erinnern, was sie schon gelernt hat, und das ist nicht viel. Man nimmt die Garrocha in die rechte Hand, mit einem Untergriff. In der linken Hand sind die Zügel. Also wären sie, wenn sie das mit Pferd üben dürfte, wo sich Frau Reitlehrerin komischerweise verweigert hat. Also links theoretisch die Zügel. Der rechte Arm mit der Garrocha hängt locker herunter. Jetzt kann man Rechtsvolten um die Garrocha herumgaloppieren. Man könnte natürlich auch einfach gehen, aber Galopp sieht lustiger aus. Was wahrscheinlich der Grund ist, warum Frau Reitlehrerin diese Gangart angeordnet hat.

Also Galopp Galopp Galopp und dann die rechte Hand hoch, Linkswendung und dann Linksvolte. Na also. Wie bei den Profis, denkt die Frau und ist sehr zufrieden mit sich.

Immer noch zu Fuß: Handwechsel nach innen – die anspruchsvolle Variante

„Du hast dich schon mal locker gemacht, prima!“, lobt Frau Reitlehrerin, die gerade angekommen ist. „Dann können wir ja direkt mit den Handwechseln nach innen loslegen.“ Also locker und die Frau, das schließt sich gegenseitig aus. Aber Frau Reitlehrerin ist halt eine gute Pädagogin.

Die anspruchsvolle Variante, denkt die Frau und ist sehr stolz auf sich.

Frau Reitlehrerin prüft: Garrocha in der rechten Hand – check. Untergriff- check. Imaginäre Zügel links, in der ordentlich aufgestellten Zügelfaust. „Jetzt nimmst du den rechten Arm nach hinten hoch.“

Die Frau hebt den Arm.

„Nach hinten und hoch“, präzisiert Frau Reitlehrerin.

„Mach ich doch“, schnauft die Frau verärgert.

„Das andere hinten“, lächelt Frau Reitlehrerin unbeeindruckt.

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Nach vielem hin und her ist endlich der rechte Arm (mit Garrocha!) hinten- oben in der Luft.

„Und jetzt“, ordnet Frau Reitlehrerin an, „eine Wendung nach rechts. Und wenn dein unsichtbares Pferd unter der Garrocha durch ist, senkst du den rechten Arm wieder. Die Garrocha ist dann auf deiner linken Seite und dein rechter Arm liegt quer vor deinem Oberkörper.“

Ein leises Plock! verrät, dass die Garrocha die Wendung nicht geschafft hat und auf dem Boden liegt. „Wunderbar, da kannst du das direkt wiederholen“, strahlt Frau Reitlehrerin.

„Wer hätte gedacht, dass dieser blöde Stock so unhandlich ist“, schnauft die Frau verärgert, während sie die Garrocha aufhebt und die Wendung wiederholt. „Und so schwer. Und überhaupt. Und wie lenkt man eigentlich, wenn man nur die linke Hand für die Zügel hat?“

„Das bereiten wir noch vor.“ Frau Reitlehrerin lächelt ihr pädagogisches Lächeln und beobachtet wohlwollend, wie die Frau mit dem langen Stock Achten galoppiert, mit Handwechseln nach innen und nach außen. Ich kann Frau Reitlehrerin verstehen, ich könnte der Frau dabei auch stundenlang zugucken 😀 „Außerdem muss der Pfridolin die Garrocha erst mal von unten kennenlernen.“

Der wer??? Nicht dein Ernst, oder? Vor Schreck wäre mir fast das Heu aus dem Mund gefallen. Reaktionsschnell, wie ich nun mal bin, weiß ich das zu verhindern.

Aber die sogenannte Besitzerin ist selbst nicht überzeugt. „Der Pfridolin ist so launisch“, wendet sie ein.

Halloooo? Ich bin nicht launisch, ich bin intelligent!

„Vielleicht nimmst du lieber den Lutschi, der ist ruhiger“, schlägt Frau Reitlehrerin vor.

Noch ruhiger als der Lutschi, was bekanntlich unser spanisches Mähnenwunder ist, ist nur ein Stein. Ich denke auch, dass das die besten Voraussetzungen sind, um sich einen dreieinhalb Meter langen Stock um die Ohren wedeln zu lassen, und entspanne mich wieder.

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Es wird ernst: das spanische Mähnenwunder lernt die Garrocha kennen

Da sich die Frau schon mal warmgelaufen hat und die Garrocha eh da liegt, findet Frau Reitlehrerin, dass es nun an der Zeit ist, das spanische Mähnenwunder damit bekanntzumachen.

„Garrocha, Lutschi, Lutschi, Garrocha“, stellt die Frau vor und hält dem Lutschi den langen Stock unter die Nase. Der Lutschi ist nur mäßig beeindruckt.

„Dann leg die Garrocha mal ab und führ den Lutschi im Schritt außen rum“, ordnet Frau Reitlehrerin an, nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass außer uns keiner den Reitplatz benutzen will. Nach ein paar Schrittrunden, die der Lutschi für einen spontanen Imbiss genutzt hat, darf die Frau die Garrocha wieder aufheben. Der Lutschi macht die Augen zu und träumt vom Essen. Frau Reitlehrerin beschließt: „Weil er so entspannt ist, kannst du die Garrocha jetzt neben seinem Körper bewegen und ihn auch mal vorsichtig damit berühren. Wenn du mit Garrocha reitest, ist ihm die Stange ja sehr nah und berührt ihn unter Umständen auch.“

„Auf den Videos, die ich gesehen habe, nicht“, widerspricht die sogenannte Besitzerin. „Da kommt die Garrocha nicht ans Pferd.“

Frau Reitlehrerin und ich sehen uns an. Kennt ihr, oder? So Blicke, wo Kontinente explodieren und Welten erschaffen werden. Frau Reitlehrerin fasst sich wieder und formuliert diplomatisch: „Das sind ja auch Profis. Bei den ersten Versuchen kann es durchaus mal sein, dass die Garrocha aus Versehen ans Pferd kommt.“

Aus Versehen oder aus Blödheit. Wenn die Reiterin nämlich ein Vollhorst ist und zwei linke Hände hat, so wie in unserem Fall, denke ich. Der Lutschi denkt grade gar nix, weil er immer noch im Tiefschlaf ist.

„Naaaaa gut.“ Die sogenannte Besitzerin wedelt gehorsam mit der Garrocha neben, vor und hinter dem Lutschi herum. Schließlich weckt sie ihn auf und führt ihn auf dem zweiten Hufschlag, während sie sie Garrocha mal auf seiner linken, mal auf seiner rechten Seite trägt.

Frau Reitlehrerin ist zufrieden. „Dann können wir uns jetzt mit dem einhändigen Reiten beschäftigen. Und dann…“

„Jaaaaaa?“, giert die Frau.

„… probieren wir das mit der Garrocha von oben aus.“

„JA! Ich habs eben einfach drauf“, denkt die Frau laut. „Schon cool, wenn man so ein Naturtalent ist!“ Und an Frau Reitlehrerin gewandt: „Warum lachst du?“

„Nur ein Husten“, ächzt die, während ihr Lachtränen übers Gesicht laufen. Diplomatie kann sie 😉

Bild: Das spanische Mähnenwunder ohne Garrocha. Muss auch mal sein.

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