Linksstellung = Teufelswerk

Linksstellung ist des Teufels. Ich habe so etwas noch nie gemacht und will auch gar nicht erst damit anfangen.

Aber der Reihe nach. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht: Frau Reitlehrerin ist wieder da und ich muss in Linksstellung laufen. Gern auch in Linksbiegung, wir wären ja schließlich auf dem Zirkel, wie Frau Reitlehrerin mit einem schelmischen Lächeln verkündet. Hmpf.

Man darf nämlich endlich wieder Reitunterricht nehmen – jedenfalls bei uns in der Gegend. Einzeln und draußen. Und das, wo die sogenannte Besitzerin alles andere als wetterfest ist. Aber egal, ich hatte mich schon darauf gefreut, Frau Reitlehrerin wiederzusehen, damit die der Frau die Flausen einzeln und nacheinander austreibt. Zuletzt waren wir ja beim intuitiven Reiten gelandet, wobei sich die Hilfengebung der Frau ungefähr an dem orientiert, was ihr die Stimmen in ihrem Kopf gerade eingeflüstert haben.

Frohgemut macht mich die Frau reitfertig und schwingt sich in den Sattel. Nachdem sich herausstellt, dass sie mit verkreuzten Zügeln und ungleichen Bügeln losreiten will, kontrolliert Frau Reitlehrerin sicherheitshalber unsere Ausrüstung.

Man kann sich ja nicht an alles erinnern, mault die Frau beleidigt. Und: Sie wäre schließlich keine zehn mehr. Ja leider, denn dann wärst du wesentlich leichter, denke ich.

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Erstmal schaukeln wir im Schritt herum. Sicherheitshalber auf dem ersten Hufschlag, weil man sich da nicht so leicht verreiten kann. Und dann kam, was kommen musste: Zirkel oder wie dieses achteckige Ding nochmal heißt. Und noch einer, „bitte rund!“ und sicherheitshalber noch einer („Rund heißt ohne Ecken!“). Anschließend aus dem Zirkel wechseln und das Ganze nochmal auf der anderen Hand. Da wurden die Zirkel dann immer kleiner. Von ganz allein. Mysteriös.

Über die natürliche Schiefe haben wir schon gesprochen, oder?, erkundigt sich Frau Reitlehrerin, als wir neben ihr zum Halten durchpariert sind. Die Frau kann ja nicht gleichzeitig zuhören und reiten, weshalb ich in der Reitstunde ziemlich viel Zeit mit Rumstehen neben Frau Reitlehrerin verbringe.

Klar. Natürliche Schiefe. Weiß doch jeder, behauptet meine Reiterin.

Der Pfridolin zum Beispiel ist rechts hohl. Man erkennt das auch daran, dass die Mähne auf die rechte Halsseite fällt. Das bedeutet, dass seine rechte Körperhälfte verkürzt ist und sein linkes Hinterbein weniger arbeitet, weil es am Schwerpunkt vorbei tritt. In der Konsequenz wird die linke Schulter überlastet.

Ist doch klar, lügt die Frau.

Deshalb fallen ihm die Zirkel auf der rechten Hand leichter als auf der linken. Das ist für ihn bequemer, weil er ja sowieso schon rechts hohl ist. Der Linkszirkel fällt ihm dagegen schwer, weil er von Natur aus eher nach rechts guckt. Zudem hast du zuviel Gewicht auf der linken Schulter, weshalb er dazu neigt, den Linkszirkel zu verkleinern.

Dann spar ich mir die Linkszirkel doch einfach, schlägt die Frau vor. Wenn das so unangenehm für ihn ist.

Wo sie recht hat, hat sie recht. Dieses intuitive Reiten hat ja doch seine Vorteile, denke ich mir. Mißstände werden erkannt und elegant umschifft.

Neinneinneinnein, sagt Frau Reitlehrerin. Wir wollen ihn ja gymnastizierend reiten, nicht wahr?

Wollen wir das? Die Frau guckt skeptisch. Das könnte mit Arbeit verbunden sein. Einen Moment hängt mein Glück in der Schwebe, dann erinnert sie sich an Piaffe, Passage und all die anderen Lektionen, die schemenhaft und unerreichbar in ihrer Vorstellungskraft aufblitzen, schüttelt sich und sagt: Aber natürlich wollen wir das! Also mehr Linksstellung?

Ja, und gerne auch Linksbiegung, schlägt Frau Reitlehrerin vor.

Ich bin entsetzt. Ich habe mich gefühlt seit Jahren nicht mehr nach links gebogen und mich in meiner Schiefe sehr komfortabel eingerichtet. Da will ich doch so einen Blödsinn mit Linksstellung und – biegung gar nicht erst anfangen. Also wirklich. Entrüstet gucke ich Frau Reitlehrerin an.

Vielleicht hat er auch eine Blockade, schlägt die daraufhin vor.

Es wäre ehrlich gesagt ja auch kein Wunder, wenn sich die ungeschickte und unbeaufsichtigte Reiterei der Frau solcherart auf meinen zarten Körper niedergeschlagen hätte.

Ja, vielleicht. Und hoffentlich verordnet mir die Osteopathin eine lange, reitfreie Zeit 😉


Bild: Rechtsstellung, Linksstellung – Hauptsache, die Haare schön!

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