Hütchenspiele

Als wir letztens in die Reithalle gekommen sind, wollte ich direkt wieder umdrehen. Die war nämlich voll! Überall standen diese komischen Plastik-Nupsis rum, die so leicht umfallen und so schwer kaputt gehen. Schlimm, wenn die Leute nicht hinter sich aufräumen, hab ich mir gedacht und auf dem Absatz kehrtgemacht. Fast hätte es geklappt und die Frau wäre mitgekommen, aber dann hat uns Frau Reitlehrerin aufgehalten. Wir wären schon richtig und sollten uns auch gern schon mal warm machen.

Also bei aller Liebe und obwohl es Frau Reitlehrerin war, die das sagte, aber mir wurde da ganz anders. Die sogenannte Besitzerin, die sich zu dem Zeitpunkt umständlich auf meinen Rücken hievte, warf, oben angekommen, sachkundige Blicke auf den bunten Sondermüll und vertraute Frau Reitlehrerin an, dass das bestimmt Vorübungen für Working Equitation wären. Sie hätte da mal Videos gesehen und sie würde es ganz deutlich spüren, dass sie dazu berufen wäre. Nix mehr mit Dressur-Queen oder Wiener Hofreitschule oder gar Ingrid Klimke beim Geländeritt. Nein, die Frau hat jetzt andere bunte Bilder, die ihr im Kopf herumspuken, nämlich Kringel und olé und so. Frau Reitlehrerin lächelt nur fein und arrangiert die bunten Hütchen um, so dass nur noch vier übrig sind. Ich weiß aber nicht, ob das gut oder schlecht ist. „Hütchenspiele“ weiterlesen

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Übergänge from Hell oder Ein Ruck im Maul, schon steht der Gaul

Ein schwarzes Pferd guckt freundlich in die Kamera

Beschwingt trabe ich um Frau Reitlehrerin herum, die in der Zirkelmitte steht. Die sogenannte Besitzerin sitzt halbwegs manierlich auf mir herum und stört nicht allzu sehr. Dann kommt’s: „Und jetzt ein Übergang zum Schritt.“

„Huch“, macht die sogenannte Besitzerin. Und zack, schlechte Laune. Bei ihr und bei mir, denn ich weiß jetzt schon, dass sie gleich am Zügel ziehen wird. Ihr ist das noch nicht klar, denn sie denkt langsamer als ich.

Das sieht dann ungefähr so aus: Ach du Scheisse. Übergang zum Schritt. Jetzt rattern die kleinen Rädchen in dem, was sie scherzhaft ihr Gehirn nennt. Das heißt, wir müssen irgendwie langsamer werden. Ach nein, durchparieren heißt das. Also bremsen. Frau Reitlehrerin guckt so komisch. Was die wohl wieder hat? Egal. Ich zieh mal ein bisschen am Zügel. Geht ja nicht anders. Na also, Schritt. Gekonnt ist gekonnt.

„Übergänge reiten ist mit das Wichtigste in der Reiterei“, beginnt Frau Reitlehrerin eine längere Rede, wird aber sofort von der Frau unterbrochen: „Übergänge reiten ist gar nicht schwer, das macht man ja ständig.“

„Damit meine ich korrekte Übergänge, denn wir wollen ja unabhängig von der Hand reiten“, lächelt Frau Reitlehrerin diplomatisch.

Wollen wir das? Ist der Frau zwar neu, aber sie nickt sicherheitshalber. „Übergänge from Hell oder Ein Ruck im Maul, schon steht der Gaul“ weiterlesen

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Wenn Reiten einfach wäre, würde es Radfahren heißen

Zwei spielende Pferde

Die sogenannte Besitzerin seufzt. Wie eine kleine Trauerweide sitzt sie auf dem spanischen Mähnenwunder herum, das sich auf diese Sitzhilfe keinen rechten Reim machen kann. Andererseits fällt ihm das bei vielen Dingen schwer, so what?

„Einatmen, aufrichten und antraben“, ruft Frau Reitlehrerin aus der Bahnmitte, aber die Frau äußert nur ein mattes „Naaaain“ und „Ich kann grad nicht“.

„Was ist los?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.

Nach vielem Ach und Weh rückt die Frau damit raus, dass sie eigentlich gar nicht reiten kann. Das ist für Frau Reitlehrerin und mich keine große Überraschung. Neu ist, dass sich Frau Ich- will- Piaffe- und-bin-die Allergrößte-hier endlich zu dieser Selbsterkenntnis durchgerungen hat. Meistens ist sie die Tollste, Schönste und Beste und alle anderen sind schuld, wenn mal was nicht klappt. Fragt den Mann und mich, wir kennen uns damit aus. „Wenn Reiten einfach wäre, würde es Radfahren heißen“ weiterlesen

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Für euch gelesen: Mein Leben mit den Pferden

Für euch getestet: Mein Leben mit den Pferden

„Ach schön! Guckt mal, wie die da liegen!“ Begeistert zeigt die sogenannte Besitzerin auf ein Buchcover. Vorsichtig schleichen das spanische Mähnenwunder und ich näher – man kennt sie ja, nicht, dass das nachher noch in Arbeit ausartet.

Und stellen fest, ja, sie hat recht. Das Cover ist wirklich wunderschön und der Herr Valoo und die Frau Röckener liegen ganz herzallerliebst beisammen im Gras. Und gearbeitet wird woanders. Hier geht es nämlich in erster Linie darum, ein gutes Verhältnis zum Partner Pferd aufzubauen, damit man die wunderbaren Ideen aus dem Buch auch umsetzen kann. Was nicht heißen soll, dass das immer einfach ist, aber mit Geduld und Spucke (und leider ohne Leckerli) kriegt man schon vieles hin. „Für euch gelesen: Mein Leben mit den Pferden“ weiterlesen

Der verwahrende Schenkel, das unbekannte Wesen

Zwei Pferde mit Bad Hair Day

„Guck mal, Seitengänge!“, jauchzt die sogenannte Besitzerin, als wir auf dem Zirkel um Frau Reitlehrerin herum schrägeln. „Im Trab und im Galopp!“

„Fehlender äußerer Schenkel“, diagnostiziert Frau Reitlehrerin. „Du reitest ja auf dem Zirkel , um den Pfridolin zu biegen.“

Tue ich das? Ist der Frau zwar neu, aber sie nickt sicherheitshalber.

„Und da biegst du den Pfridolin um den inneren Schenkel.“

„Ganz genau“, strahlt die Frau.

„Und damit er mit der Hinterhand nicht ausweicht – was du für Seitengänge hältst -, benutzt du deinen äußeren Schenkel.“

„Aha.“ Und auf ihrer Stirn steht die Frage: Und was mache ich damit?

„Du legst ihn verwahrend zurück. Und immer, wenn die Hinterhand nach außen ausweichen möchte, übst du Druck aus. Nicht viel, nur als Erinnerung.“

„Verwahrend ist ein blödes Wort“, findet die Frau. „Verwahren, das heißt doch, dass man etwas aufbewahrt.“

„Oder gut darauf aufpasst“, findet Frau Reitlehrerin. „In diesem Fall passt der verwahrende äußere Schenkel auf die Hinterhand auf.“

„Ach so, ja. Und auf was genau passt der da auf?“, fragt die sogenannte Besitzerin, für die alles, was länger als fünf Sekunden zurückliegt, grauer Nebel ist. „Der verwahrende Schenkel, das unbekannte Wesen“ weiterlesen

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Für euch gelesen: Reiten nur mit Sitzhilfe

Ein Pferd liest ein Buch mit dem Titel "Reiten nur mit Sitzhilfe"

Die Frau bestellt ja gern Sachen im Internet. Manchmal, weil sie ihr gefallen, manchmal – und das kommt häufiger vor – weil sie sich etwas davon verspricht. Zum Beispiel, dass sie dadurch Reiten lernt. Genauer: Reiten nur mit Sitzhilfe. Frau Reitlehrerin spricht im Unterricht oft davon, dass es erstrebenswert wäre, das Pferd am Sitz zu haben, und das will die Frau jetzt auch. Praktischerweise gibt es ein Buch, das genau so heißt: Reiten nur mit Sitzhilfe. Zack, gekauft.

Das war einfach. Der schwierigere Teil kommt jetzt: Das Lesen (ja, es sind auch Bilder darin) und das Verstehen. Wobei man der Autorin keinen Vorwurf machen kann, wenn bei der Frau der Groschen nicht fällt. Denn mal ehrlich: wie lang versucht Frau Reitlehrerin schon, der Frau das Reiten beizubringen? Eben. „Für euch gelesen: Reiten nur mit Sitzhilfe“ weiterlesen

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Linksstellung = Teufelswerk

Zwei Pferde spielen miteinander

Linksstellung ist des Teufels. Ich habe so etwas noch nie gemacht und will auch gar nicht erst damit anfangen.

Aber der Reihe nach. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht: Frau Reitlehrerin ist wieder da und ich muss in Linksstellung laufen. Gern auch in Linksbiegung, wir wären ja schließlich auf dem Zirkel, wie Frau Reitlehrerin mit einem schelmischen Lächeln verkündet. Hmpf.

Man darf nämlich endlich wieder Reitunterricht nehmen – jedenfalls bei uns in der Gegend. Einzeln und draußen. Und das, wo die sogenannte Besitzerin alles andere als wetterfest ist. Aber egal, ich hatte mich schon darauf gefreut, Frau Reitlehrerin wiederzusehen, damit die der Frau die Flausen einzeln und nacheinander austreibt. Zuletzt waren wir ja beim intuitiven Reiten gelandet, wobei sich die Hilfengebung der Frau ungefähr an dem orientiert, was ihr die Stimmen in ihrem Kopf gerade eingeflüstert haben. „Linksstellung = Teufelswerk“ weiterlesen

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Alte Meister oder alte Schwurbler?

„Also so, wie die das reitet, ist es aber nicht klassisch!“ Mit zusammengekniffenen Augen beobachtet die Frau, wie mein Kumpel Heinzi von einer Bereiterin nach allen Regeln der Kunst malträtiert wird. Vorn wird festgehalten, hinten mit den Sporen gebohrt.

Der Mann guckt fragend und sie erklärt: „Hand ohne Bein, Bein ohne Hand heißt es ja so schön. Das macht die ja gar nicht.“

„Das ist ein Zitat von Baucher, das ist ja wohl kaum ein Klassiker. Die Aussage an sich macht Sinn, aber ich würde Baucher nicht als alten Meister bezeichnen“, mischt sich Frau Reitlehrerin ein, die zufällig vorbeikommt.

„Wieso nicht? Der ist schon lange tot und hat eine Reitlehre geschrieben. Das ist ja wohl genau das, was einen alten Meister ausmacht“, empört sich die sogenannte Besitzerin. „Alte Meister oder alte Schwurbler?“ weiterlesen

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Für euch getestet: OsteoDressage Onlinekurs Trainingsplanung und Exterieur

Die sogenannte Besitzerin hält sich ja gern für ein Naturtalent und kommt damit teilweise auch durch. Hauptsächlich, weil sie keinen Widerspruch dagegen zulässt und jeden in Grund und Boden quatscht, der das Gegenteil behauptet. Nur blöd, wenn man insgeheim das Bedürfnis nach hochwertigem Input hat, aber aus welchen Gründen auch immer den gewünschten Unterricht nicht bekommt. Oder man einfach in der falschen Weltgegend wohnt. Was also tun? Richtig, Onlinekurse gucken!

Mit Seitengängen und Trainingstherapie kennt sich die Frau ja ihrer Meinung nach aus. Was also fehlt? Genau, Trainingsplanung. Unter besonderer Berücksichtigung des jeweiligen Exterieurs, versteht sich. Nicht so stumpf 0815-Training, nein, es darf schon individuell sein. Auf die zarten Körper vom spanischen Mähnenwunder und von mir maßgeschneidert. „Für euch getestet: OsteoDressage Onlinekurs Trainingsplanung und Exterieur“ weiterlesen

Du musst es füüüüüüüüühlen. Füüüüüüüüüüüühlst du es?

Auf der Flucht

Wir haben jetzt eine Klangschale. Eine Müslischale hat jeder, aber wir haben eine Klangschale. Ommmm. Damit wir mehr zur Ruhe kommen, brauchen wir die, hat die Frau gesagt. Als sie angefangen hat, damit rumzugongen, konnten das spanische Mähnenwunder und ich drei Tage lang nicht schlafen. Aber egal, die sogenannte Besitzerin ist seit neuestem hochsensibel und hat Kontakt zu anderen Welten, die so rein gar nichts mit der langweiligen Realität zu tun haben. Und dabei ist sie nicht allein. Nein, Frau Horsti, ihre beste Freundin, ist auf dem gleichen Trip.

„Mein Krafttier ist ja das Reh“, hat die ihr kürzlich anvertraut, und da war die Frau doch ein klein wenig beleidigt, weil auch ihr die höheren Mächte ein Reh als Krafttier zugeordnet haben. Komisch, keiner hat den Nacktmull oder die Blindschleiche. „Mein Krafttier ist ja der Ochsenfrosch, weil die coolen Tiere alle schon weg waren“ – wie hört sich das denn an. Also haben sich die beiden übergewichtigen Rehlein auf unentschieden geeinigt und sind halt jetzt unterschiedliche Rehe. Wie Ernie und Bert – beides Plüschpuppen, aber eben unterschiedliche. Das von der Frau ist weiß, weil ihr das besonders mystisch vorkommt. Sie ist nämlich nebenbei Schamanin in Ausbildung, da braucht man sowas. Und Zauberkräuter, mit denen sie mystisch herumwedelt. Die riechen zwar genau wie Faxes Hustenkräuter, aber egal. „Du musst es füüüüüüüüühlen. Füüüüüüüüüüüühlst du es?“ weiterlesen

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