Ups, falsch abgebogen. Heute: halbe Zirkel reiten

Ich mag Frau Reitlehrerins Optimismus. Doch, wirklich. Wenn sie mit strahlendem Lächeln sagt: „Und jetzt auf den Zirkel geritten“ und dann tatsächlich damit rechnet, dass wir einen halbwegs runden Kreis zustande bringen, dann könnte ich sie knutschen. Wobei runde Zirkel ja schon ein Widerspruch in sich sind, gell.

Aber Frau Reitlehrerin gibt nicht so leicht auf. Sie beobachtet, wie wir an der kurzen Seite durch die Ecken schaukeln und dann nach außen abdriften, bevor sie feststellt: „Ups, falsch abgebogen. Heute kümmern wir uns mal um die Schultern vom Pfridolin.“

Die Frau, sehr erstaunt: „Aber da sitze ich ja gar nicht drauf. Wie soll ich die denn kontrollieren?“

Und das von unserer kleinen Dressur-Queen, die von Schulterherein und anderen Seitengängen träumt. Aber da kommt sie vielleicht noch selber drauf, ne.

*

Frau Reitlehrerin, freundlich lächelnd: „Mit deinen äußeren Hilfen. Mit dem verwahrenden äußeren Schenkel und mit dem äußeren Zügel. Den inneren brauchst du ja eigentlich nicht, um eine Wendung zu reiten. Und was ist so ein Zirkel anderes als eine permanente Wendung?“

Ach. Verrückt. Damit hat die Frau nun nicht gerechnet.

Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig. „Wenn der Pfridolin dir so nach außen wegdriftet, kommt zuviel Gewicht auf die äußere Schulter. Das wollen wir nicht.“

Dazu hatte die Frau sich bisher wenig Gedanken gemacht, aber wenn Frau Reitlehrerin sagt, wir wollen das nicht, dann ist das wahrscheinlich auch so. „Warum nicht?“, fragt sie sicherheitshalber nach.

„Weil wir gern ein gerade gerichtetes Pferd haben wollen, das mit den Hinterbeinen in die Spur der Vorderbeine fußt, und zwar sowohl auf geraden wie auf gebogenen Linien. Dann sind beide Schultern gleichmäßig belastet beziehungsweise die Vorhand wird gleichmäßig entlastet, je mehr Last der Pfridolin auf der Hinterhand aufnimmt.“ Also für mich hört sich das sehr stark nach Arbeit an. Ich bin entsetzt. Aber Frau Reitlehrerin spricht weiter: „Das ist aus vielen Gründen praktisch und dient nicht zuletzt der Gymnastizierung und Gesunderhaltung. Nicht gerade gerichtete Pferde verschleißen schnell auf dem überlasteten Vorderbein.“

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Oh. Ach so. Na dann hat sich ja anscheinend jemand was dabei gedacht.

„Und was mache ich jetzt mit seinen Schultern?“, fragt meine Reiterin, der sich das Ganze noch nicht so wirklich erschlossen hat.

„Du begrenzt ihn vermehrt mit dem äußeren Zügel. Und du wendest bei X ab und reitest auf den Punkt C zu. Und dann wieder auf die Zirkellinie, ohne Handwechsel.“

Die Frau guckt komisch. Also begleitet uns Frau Reitlehrerin im Schritt und erklärt den Weg. So erfahren wir, dass ich halbe Zirkel gehen soll. Der Zirkel wird einfach halbiert und leider müssen wir das im Trab machen, wo sich dann herausstellt, dass die Übung relativ anstrengend ist, weil ich über außen, in angedeuteter Konterstellung, abwenden muss und so die äußere Schulter leicht wird, aber das zugehörige Hinterbein ordentlich Last aufnehmen muss. Ich bin Freizeitpferd, ich DARF gar keinen Sport treiben! Aber Frau Reitlehrerin guckt streng, also mache ich weiter mit. So, wie die Frau auf meinem Rücken schnauft, ist eh gleich Pause 😉

Und siehe da, schon stehe ich wieder bei Frau Reitlehrerin in der Zirkelmitte, während die erklärt: „Beim Wenden in Konterstellung verlagert der Pfridolin sein Gewicht von der äußeren auf die innere Schulter und positioniert dabei seine Schulter vor seine Hinterhand. Er richtet sich also für einen kurzen Moment gerade und belastet seine beiden Hinterbeine gleichmäßig. Das ist ein schönes Krafttraining für ihn, und dir verhilft die Übung zu runderen Zirkeln.“

Die Frau guckt skeptisch, deshalb probieren wir es direkt aus und stellen fest: Frau Reitlehrerin hatte recht, in Wirklichkeit bin ich ein Dressur-Star und kein Freizeitpferd. Runde Zirkel kann ich jedenfalls. Davon ist die sogenannte Besitzerin mindestens genauso überrascht wie ich.

„So fühlt es sich an, wenn der Pfridolin beide Hinterbeine gleichmäßig benutzt“, lächelt Frau Reitlehrerin.

„Cool. Und was machen wir als nächstes? Piaffe?“, fragt die sogenannte Besitzerin.

Ich glaube nicht 😛


Bild: Auch heute gibts keine Piaffe. Leider nein, leider garnicht.

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