Jaja heißt Leck mich am Arsch

Die Frau, unsere sogenannte Besitzerin, ist neuerdings Zirzensik-Expertin. Wenn man nämlich die Einzige im Stall ist, die bestimmte Übungen macht, ist man dadurch automatisch Experte. Das spanische Mähnenwunder durfte sich ja schon mit dem Kontinent oder wie das heißt beschäftigen, jetzt bin ich dran.

„Sag mal Ja!“, fordert die sogenannte Besitzerin und guckt mich streng an.

Unter uns: Dieses Reiten wird total überbewertet, ich finde Rumstehen und Möhren essen viel angenehmer. Warum die Frau das Zirzensik nennt, ist mir nicht ganz klar. Macht aber nix. Ich gucke niedlich und überlege, wo sie wohl die Möhre versteckt hat.

„Sag mal JA!!“, wiederholt die Frau, diesmal etwas lauter. Witzig, dass sie immer denkt, ich hätte sie akustisch nicht verstanden. Ich sehe aber keinen Grund, von meiner bisherigen Taktik abzuweichen und gucke weiterhin niedlich.

„Ach, ihr übt Stillstehen? Das klappt ja gut!“, ruft Frau Reitlehrerin, die entspannt am Reitplatz vorbeischlendert.

Die Frau knirscht mit den Zähnen, antwortet aber nicht, was ich überraschend pfiffig von ihr finde. Frau Reitlehrerin schüttelt den Kopf, geht aber weiter.

Wusstet ihr, dass es jetzt schon Fliegen gibt? Doch, wirklich. Eine sitzt mir im Ohr. Ich schüttele ebenfalls den Kopf.

„Nein!“, gellt die Zirzensik-Expertin. „Du sollst ja sagen!“

Ja was denn nun? Ich bin verwirrt. Die Fliege ist aber immer noch da. Schüttel, schüttel.

„Nein, nein“, kommentiert die Frau. „Sag ja!“

Ich finde, sie sollte sich langsam mal entscheiden, was sie will.

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„Wird das jetzt noch was oder nicht“, murmelt die Frau und ändert ihre Vorgehensweise, was ich ebenfalls überraschend pfiffig finde. Diesmal verbeugt sie sich mit großer Geste und führt dabei den ausgestreckten Arm nach oben und unten, nachdem sie umständlich eine Möhre aus der Jackentasche gekramt hat. Von Leckerli ist sie nach diversen Experimenten mit dem Lutschi abgekommen, weil bei einer Möhre der Abstand zwischen hungrigem Pferdemaul und saftigen Fingern größer ist als beim kleinen Leckerli. Aber ich schweife ab.

Die Möhre sehen und erjagen ist eins, da bin ich wie ein Tiger. „Brav“, murmelt die Frau und tut so, als hätte sie alles unter Kontrolle. Man braucht auch ein Kommando, fällt ihr dann ein. Stichwort Signalkontrolle und so. Frau Reitlehrerin hatte letztens noch nachdrücklich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, feste Signale zu etablieren. Und darauf zu achten, dass es – im Fall von Stimmkommandos – keine Wörter sind, die man aus Versehen ungewollt benutzt. Wie zum Beispiel „Ja“. Das wäre jetzt wahrscheinlich blöd, denkt die Frau in einem seltenen Augenblick der Selbsterkenntnis. Aber was soll sie nehmen? Sie muss es sich ja auch merken können. Damit wären Wurstbrot, Eloise oder Zackzack ebenfalls vom Tisch. Ach und Weh. Das Leben ist grausam schwer. Und wer ist daran schuld? Ich. Und der Mann, natürlich. Der jetzt zum Reitplatz kommt, um neue Möhren zu liefern, da der Vorrat aus der Jackentasche bei unseren Übungen verbraucht wurde. Mittlerweile klappt das ganz gut. Die Frau wackelt mit dem Karottenarm, ich nicke herzhaft und schnappe mir die Möhre.

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„Das sieht aber gut aus“, äußert er dann auch bewundernd.

Die Frau lächelt bescheiden. „Ich bin halt ein Naturtalent, die Arbeit mit Tieren liegt mir einfach.“

„Jaja“, antwortet der Mann geistesabwesend.

„Jaja heißt Leck mich am Arsch.“ Die Frau ist empört.

Da ist doch die blöde Fliege wieder und beißt mich in die Brust. Ich nicke heftig. Die Fliege haut ab.

Der Mann kichert. Ich weiß gar nicht, was es da zu lachen gibt? Frechheit.

„Ahem.“ Die Dompteuse Frau räuspert sich und guckt streng. Ab jetzt verbeißt sich der Mann das Lachen und bemüht sich um eine diplomatische und hilfsbereite Ausstrahlung. „Ja, mein Schatz?“, erkundigt er sich nach den aktuellen Wünschen seiner Liebsten.

„Also erstens brauche ich mehr Möhren.“ Gute Idee. „Und zweitens brauche ich ein Kommando. Ein ungewöhnliches Wort, das ich mir gut merken kann. Und es darf nicht Ja oder Nein sein.“ Kurze Pause, die sie mit einem scheelen Blick kombiniert. „Oder Jaja.“

Diese kleine Spitze ignoriert der Mann, denn er fürchtet sich nicht vor der Frau. Im Gegensatz zum Lutschi oder mir. Er schlägt vor: „Wie wäre es mit Si und No?“

Die Frau ist begeistert. Viele Möhren später haben wir uns darauf geeinigt, dass ich bei Si mit dem Kopf nicke und bei No selbigen schüttele. Ansonsten steckt sie mir nämlich den Finger ins Ohr. Ich weiß aber noch nicht, ob ich dauerhaft so viele Möhren mag. Äpfel wären auch schön, wegen der Abwechslung. Aber egal. Die Frau ist begeistert und schwebt in anderen Sphären. Sie sieht sich schon bei der nächsten Hop Top Show auftreten. Mindestens.

Jaja 😛

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Eine Antwort auf „Jaja heißt Leck mich am Arsch“

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